Author page: Christine Krokauer

Sommermorgen

An einem Sommermorgen

 

An einem Sommermorgen

da nimm den Wanderstab,

es fallen deine Sorgen

wie Nebel von dir ab.

Des Himmels heitre Bläue

lacht dir ins Herz hinein

und schließt, wie Gottes Treue,

mit seinem Dach dich ein.

Rings Blüten nur und Triebe

und Halme von Segen schwer,

dir ist, als zöge die Liebe

des Weges nebenher.

So heimisch alles klingt

als wie im Vaterhaus,

und über die Lerchen schwingt

die Seele sich hinaus.

Theodor Fontane, 1819–1899

Die herrliche Artischockenblüte hat Manuela fotografiert. Vielen Dank!

Mittwochs-Nachdenk-Input

Aussichten – manche sind schön, andere werden „wenig rosig“ genannt. Uns Menschen sind Aussichten wichtig, denn sie sind zum einen mit Hoffnung verknüpft (die Aussichten stehen gut) oder mit Weite (Fern-, Übersicht). Nachdem nun in den meisten Bundesländern Ferien sind und dieses Jahr vieles anders sein sollte, aber nicht ist, werden wir mit anderen Aussichten konfrontiert. Wer jetzt vielleicht landschaftlich noch tolle Aussichten hat und genießt, kehrt vielleicht heim und hat unerwünschte Mitbringsel, die zu schlechteren Aussichten für viele führen könnten.

Vernunft wäre das Gebot der Stunde. Ich kann verstehen, dass Menschen gern reisen und der tiefe Wunsch nach Erholung vorhanden ist. Viele haben weder Garten noch Park oder Möglichkeiten, aufs Land in der Nähe zu fahren. Dass da die Sehnsucht nach der Ferne groß ist, ist nachvollziehbar. Es ist die Frage, ob wir gerade als Kollektiv im Moment richtig handeln oder manches falsch eingeschätzt haben könnten. Bislang hielt ich die wirtschaftlichen Folgen für den Herbst für beachtenswert, nun kommen andere Fragestellungen erneut in den Blick.

Allen Urlaubern gönne ich jede Feriensekunde, jeden Strandmoment, jede Auszeit. Ich würde mir wünschen, dass eine erneute Beschäftigung mit der Pandemie an sich anstatt mit ihren leider noch ins Haus stehenden Folgen nicht notwendig wird. Die Frage ist, was wir aus den Frühjahrserfahrungen gelernt haben und Viren richtig einschätzen, denn sie sind fix in der Anpassung und Veränderung, das unterscheidet sie von manchen Menschen.

In der Praxis werde ich jeden Tag mit den Folgen der Pandemie konfrontiert. Es gibt ein Vorher und ein Nachher, aber kein Zurück. Das vergessen wir gerade ein wenig. Ich sehe das jeden Tag und es ist tiefgreifend.

Allen Urlaubern schöne Ferien mit Erholung in dem Rahmen, der möglich ist. Allen, die nicht wegfahren können – machen wir das Beste daraus. Auf Schusters Rappen durch die eigene Heimat zu gehen zeigt uns oft, weshalb Menschen aus anderen Regionen bei uns Ferien machen. Wir haben viel zu entdecken, das direkt vor unserer Türe liegt. Jenen, die durcharbeiten – Danke. Es macht Sinn in diesem Jahr, die Welt mit neuem Blick zu betrachten und mit den veränderten Koordinaten unseres Systems umzugehen.

Ob uns das gefällt oder nicht, besteht die Kunst im Leben oft darin, die Dinge zu nehmen, wie sie sind und zu versuchen, damit klarzukommen. Es wird wieder viel mehr die eigene Kreativität, die Kraft unserer Phantasie gefragt und die Fähigkeit, die den Menschen auszeichnet – Menschlichkeit. 2020 brauchen wir dazu eine gehörige Portion Besinnung darauf, wie wir uns selbst gut aufstellen, uns körperlich und vor allem mental gut versorgen, um für die nächsten Monate gut gerüstet zu sein. Nutzt die Ferienzeiten dazu. Wann, wenn nicht jetzt? Und wer, wenn nicht du?

Einen schönen Wochenteilungstag allen.

Die Morgenstimmung hat Theresa 2019 irgendwo auf dem Jakobsweg eingefangen. Danke dafür.

Dienstags-Nachdenk-Input

Sommerzeit ist Erntezeit. So mancher wird vom Erntesegen etwas überrascht. Manche Jahre sind für bestimmte Pflanzen nicht gut, es wächst wenig. Unser Quittenbaum trug letztes Jahr Unmengen, der Apfelbaum gar nichts, dieses Jahr ächzt der Apfelbaum unter seiner Last. So langsam hole ich den Dörrautomaten hervor, damit wir im Winter ausreichend Apfelringe am Start haben. Dafür bin ich so dankbar, dass wir solche Dinge selbst im Garten haben.

Jetzt ist auch wieder die Zeit der freundlichen Anfragen, ob man eine Zucchini wolle. Die hat dann meist die Größe, um eine Fußballmannschaft zu verjagen. So werden Zucchini, seit sie bei uns heimisch wurden, überall versteckt. In Salaten, in Kuchen, in Muffins, in Lasagne. Überall findet man etwas, das bei genauerer Betrachtung durchaus mal eine 50 Zentimeter-Zucchini gewesen sein könnte. Ich mag gern Zucchini, denn sie sind relativ geschmacksneutral und drängeln sich nicht in die erste Reihe. So gefühlt eine pro Woche von 15 Zentimetern Länge und doppelter Bratwurstdicke jedenfalls.

Schwemme – das Wort taucht dann wieder auf. Es bezeichnet ein Übermaß. Mir gefällt das Wort Fülle viel besser. Im Erntekorb die Fülle feiern, das hat was. Alles im Garten hat seine Zeit. Die Johannisbeeren sind ebenso wie die Stachelbeeren durch, jetzt reifen die Brombeeren heran und werden uns sehr erfreuen. August ist Saftkochzeit bei uns und dazu brauchen wir die Brombeeren sehr notwendig. Sie ergeben so einen herrlichen Saft. Dann folgen hoffentlich die Holunderbeeren, damit wir im Winter gewappnet sind und die letzte Verarbeitung vor den Schlehen wird Quitten gewidmet sein, deren feines Aroma Ende Oktober die letzten Wespen vor das Küchenfenster lockt.

Dieses Mitleben im Jahresrhythmus finde ich wichtig. Wir lernen daran wie nebenher, dass alles zu einer bestimmten Zeit gesät, gepflanzt werden will, reift und geerntet werden kann. Es hat alles eine große Ordnung, spannt einen Bogen zwischen Werden und Vergehen. Uns fehlt das Miterleben des Jahreskreises enorm, denn wir wären insgesamt wesentlich stabiler und besser aufgestellt, wenn wir uns eingewoben fühlten in diesen Atemzyklus der Erde. So erleben wir uns oft wie abgetrennt. Gehen wir ruhig mit dem Jahr. Essen wir jetzt die Brombeeren. Die Zwetschgen und frühen Äpfel.

Allen eine frohe Erntezeit und guten Genuss.

Sigrid hat die Zucchini im Garten fotografiert. Danke dafür!

Blumen und Straßen

Die Normalität ist eine gepflasterte Straße. Man kann gut darauf gehen, doch es wachsen keine Blumen auf ihr.

Vincent van Gogh

Wenig Maler hatten so ein Verhältnis zu Sonnenblumen wie Vincent van Gogh und daher ehren wir ihn mit Sigrids wunderschönem Foto, Danke!

Montags-Nachdenk-Input

Not-wendige Wandlung. Auf welches Jahr würde es besser passen, oder? Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass immer mehr Menschen verstehen, was Wandlung meint. In einem alten Kirchenlied heißt es „Ändert den Sinn“. In den Heilungsgeschichten des Neuen Testaments lesen wird „Steh auf, nimm dein Bett und wandle“. Darüber denke ich seit Jahren nach und lese es so: Jesus geht nicht hin und „macht etwas“. Er sagt: „Steh auf“. Für jemanden, der bettlägerig ist, ist das eine erstaunliche Ansage. Ich interpretiere das so: Wenn dir etwas wichtig ist zu tun, dann musst du auch aufstehen und handeln. Bleibst du liegen, lässt du geschehen, auch eine Entscheidung. Aber für das, was wir wahrhaftig wichtig, was wesentlich ist, wirst du nicht umhin können als aufzustehen, einzutreten dafür, Flagge zu zeigen. Und es ist die erste Ansage des Satzes. Für mich bedeutet es: Es ist stets deine Entscheidung, ob du für etwas auf/einstehen willst oder nicht. Aber wenn Veränderung geschehen soll, musst du aufstehen. Und zwar alleine. Denn du musst begreifen, dass die Verantwortung für dein Denken, Fühlen und Wollen ganz bei dir alleine liegt. Stand by your man.

„Nimm dein Bett“ – wenn wir das wörtlich nehmen, wäre es in meinem Fall ein massives Holzbett, 2 Meter auf 2 Meter, plus Matratzen und allem, was dazu gehört. Die Vorstellung, das „mal schnell zu nehmen“, hat was. Ich übersetze das so: „Es riecht nach Arbeit.“ Da ist also was zu tun, von alleine wird’s nicht laufen. Herrlich! Es zeigt klar auf: Veränderung ist mit Arbeit verbunden und nicht zu knapp. Und es könnte so richtig anstrengend sein.

„Und wandle“ – wandeln hat viele Bedeutungen. Im antiken Griechenland gab es die Wandelhallen, die Menschen gingen dort philosophierend umher, den Umstand nutzend, dass gleichmäßiges Dahinschreiten eine echte Denkhilfe ist. Ich bin Langsamlerner, ich lerne immer laufend und nutze das Prinzip des „in Fleisch und Blut“-Übergehens wörtlich. Die Peripatetiker wandelten und kamen zu guten Erkenntnissen. Also könnte es in Bezug auf unsere Fragestellung bedeuten: Mach dich auf den Weg der Veränderung! Wandeln bedeutet aber auch wirklich ver-wandeln. Aus etwas Negativem etwas Positives generieren. Verändern. Beides: gehend verändern. Procedere heißt voranschreiten – Heilung als Prozess. In einem einzigen Satz zusammengefasst, genial.

Was mir daran auffällt: Das ist eine klare Ansage. Die bräuchte es oft, wo Flauschiges gern das Auge täuscht. Es ist eine knappe Gebrauchsanleitung für das Leben insgesamt. Und es ist eine Aussage in größtmöglicher Freiheit – Jesus verlangt nicht, dass jemand etwas tut. Er stellt es dem Menschen vollkommen frei, aufzustehen oder es bleiben zu lassen. Er vertraut dem Menschen, den er anspricht, dass er die für ihn richtige Entscheidung trifft.

Wann immer mir dieser Satz in den Sinn kommt, begeistert er mich.

Allen einen guten Start in eine neue Woche, in der wir aufstehen (zu uns stehen, uns über uns klar werden), unser Bett nehmen (bereit sind, an uns zu arbeiten) und wandeln!

Das wunderschöne Foto hat Ursula gemacht, Dankeschön.

Wandeln

Wandlung ist so notwendig wie die Erneuerung der Blätter im Frühling.

Vincent van Gogh

Manuela hat die Blätter fotografiert. Vielen Dank!

Wochenend-Nachdenk-Input

Das letzte Kurswochenende vor den Sommerferien in Bayern steht an. Die angehenden Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie (so der volle „Name“) werden den Kurs abschließen und fein lernen bis zur Prüfung. Die angehenden Cardea-Therapeuten haben einen neuen Kursteil über den Zusammenhang zwischen Psyche und Körper, Mind-Body-Medicine. Da gibt es viele Zusammenhänge, denn wenn wir körperlich nicht fit sind, sind wir es mental auch nicht und umgekehrt. Unsere Lebensführung steht dem oft entgegen. Die meisten Menschen haben nicht mal ansatzweise eine Ahnung, dass viele Depressionen und Verstimmungen ihren Ursprung in Leber, Galle und Darm haben. Man kann Körper, Seele und Geist nicht trennen.

Unsere Facharbeiten schreiten voran. Am Sonntag ist kein Kurs, da werde ich mich an die Korrekturen meiner Arbeit setzen und hoffen, dass ich keine allzu großen Fehler übersehe. Wenn das geschafft ist, geht es los mit dem Zusammenschreiben des Lernstoffs für die schriftliche und mündliche Prüfung. Am Freitag kamen die Prüfungstermine. Irgendwie sind die sehr bald :-), jetzt hat alles ein konkretes Datum, bis wann der Lernstoff drin sein muss. Für mich als ewiger Leser, Rausschreiber und Zusammenschreiber ist das immer wieder ein Akt, mich vorzubereiten. Ich schreibe, verdichte und erst dann geht es ans Lernen. Ich beneide manchmal Menschen, die was anschauen und merken es sich oder hören es und wissen Bescheid. Bei mir geht das nie. So bleibt man sich selbst immer wieder im Leben ein großes Fragezeichen. Ehrlich gesagt – das finde ich schon spannend.

Viele berichten mir, dass sie nun doch in Urlaub reisen. Man weiß ja nie, sagen sie, was kommt. Nun – das wissen wir nicht mal für die nächsten drei Minuten. Reisen scheint ein tiefes Bedürfnis der Menschen zu sein, aber es geht ihnen meist gar nicht um das Entdecken fremder Kulturen, Kunst, Bauwerke, das Üben anderer Sprachen oder den Genuss unbekannter Speisen, dem Lauschen ungehörter Klänge und das Eintauchen in die Bilderwelt der Gastgeber! Es geht um Handtuch auf Liege, um All-inclusive-Buffetsy. Oder sie erschrecken Kühe (!) oder meinen, ihre Hinterlassenschaften an unberührten Orten sei eine Ehre für das derart verletzte Land. Da bliebe mancher lieber daheim, anstatt dass er heilige Orte entweiht, Tiere in ihrer ohnehin kaum vorhandenen Ruhe stört oder sonstwie schmarotzend unterwegs ist.

Wie viele haben denn die Riemenschneidermadonnen in unserer Gegend gesehen oder sind die Rhön durchwandert, den Steigerwald mit seinen zauberschönen Ecken oder das Taubertal? Instant-Ferien. Kurzeindruck. Nix Land und Leute.

Vielleicht wird uns in diesem doch eingeschränkten Reisejahr wieder ins Bewusstsein getragen, was Heimat sein könnte. Im Sinne von „lerne die Welt kennen, in der du lebst und andere Urlaub machen“. Mit dem Rad, der Bahn, auf Schusters Rappen. Die Vorstellung, mit Massen in einem Flieger abtransportiert zu werden, am Urlaubsort ausgespuckt, in Hotels kaserniert und dann das Land nicht kennenlernen, weil mein Ziel eine Liege am Hotelpool ist, ist mir reichlich fremd. Mir reicht mein Kneipp-Gießrohr vollkommen, denn jetzt beginnt bald die Verarbeitungsphase der Sommerernte. Das Gefühl eines gefüllten Vorrats kann kein Urlaub toppen, denn an meinen Säften habe ich täglich über Monate Freude (es reicht meistens für ein Jahr komplett), wo gibt es das sonst!

Allen ein schönes letztes Wochenende vor dem Beginn der Sommerpause. Wer nicht verreist, möge sich nicht grämen. Nichts bleibt, wie es ist. Und wer weiß, was nun zu entdecken ist in diesen Sommertagen.

Herzlichst Danke an Steffi für das sonnenwarme Foto.

Für Männer mittleren Alters

Lavendel, Minze, Salbei, Majoran, / die Ringelblum‘, die mit der Sonn‘ entschläft / und weinend mit ihr aufsteht: Das sind Blumen / aus Sommers Mitte, die man geben muss / den Männern mittlern Alters.

William Shakespeare, Das Wintermärchen IV, 3./Perdita

Den Lavendel jedenfalls hat Sigrid schon mal aufs Beste festgehalten. Danke!

Freitags-Nachdenk-Input

Gestern bekam ich ein Päckchen (ich liebe es!), ganz unerwartet. Mit köstlichem selbstgemachtem Gebäck. Einfach so, ganz liebevoll verpackt und die Post hat es ausnahmsweise weder gerührt noch geschüttelt, alles war unversehrt. Diese „einfach so“-Momente des Lebens bringen Sonnenschein in unser Herz. Sie freuen den, der das Päckchen packt und den, der es bekommt. Dazu muss es nicht immer ein Päckchen sein.

Wir freuen uns über liebe Grüße auf einer selbst bemalten Postkarte, in einem handgeschriebenen Brief und auch in einer liebevollen Mail, wenn sie unerwartet eintrudeln. Sie zeigen: jemand denkt gerade liebevoll an uns und wir sind es diesem Menschen wert, dass er sich einer Mühe unterzieht und uns das wissen lässt.

Meine Klienten, denen es oft wirklich schlecht geht und die sich auch entsprechend fühlen, bekommen die Aufgabe, sich ein „Freuerle“ im Tag zu suchen. Jeden Tag, ohne Pause. Und zwar eines, das NICHT für sie selbst ist, sondern für einen anderen Menschen. Es ist ganz egal, aus was diese Freude besteht. Ganz sicher nicht aus materiellen Gaben, sondern der Nachbarin im Haus den Wasserkasten hochtragen. Mindestens drei Leute freundlich grüßen. Jemandem einen Kaffee bezahlen, den man gar nicht kennt (oder mindestens einen zahlen in Geschäften, wo das geht, für Menschen, die sich keinen an diesem Tag leisten können). Danach dürfen sie sich ein „Freuerle“ geben, meistens in Form einer guten Tasse Tee aus ihrer Lieblingsschale.

Winzige Dinge verändern die Welt und bringen Glück. Wir meinen oft, das Glück werde frei Haus geliefert und sei so groß, dass es für den Rest des Lebens reicht. Finde den Fehler! Glück sind diese vielen kleinen Momente, in denen wir anderen einfach von Herz zu Herz begegnen. Ihnen damit ein Stück ihrer Würde wiedergeben. Nichts erwarten. Etwas geben freut uns sehr, wenn wir sehen, dass der Beschenkte angenehm überrascht ist. Und wenn es ein Smiley am PC des Bürokollegen ist, das wir „anonym“ hinhängen und uns innerlich wegkugeln, weil er ewig überlegt, wer das hingehängt hat.

Werdet zum Detektiv der Freude! Virginia Satir, die große Familientherapeutin, wünschte sich als Kind nichts mehr, als „Familiendetektivin“ zu werden, um herauszufinden, was Familien zerstört. Ich mochte das Wort sofort. Detektiv der Freude sein finde ich mindestens so spannend. Auf der Pirsch sein im Auftrag der Begeisterung, der Freundlichkeit, der Fröhlichkeit, der Leichtigkeit und letztlich der Liebe, die nicht fordert, nur ist. Deshalb heute zum Venustag der Woche eine freudige herzliche Umarmung an alle und die Einladung, eure Momente der Freude heute einfach mal zu teilen. Wir haben in den letzten Monaten so viel Virenpanik erlebt. Wie wäre es also heute mal mit einem Lächelvirus und einer hohen Ansteckungsrate der Freude?

Fröhlich auf der Leine trocknen derzeit Schafgarben, Pfefferminze, Melisse, Salbei, griechischer Bergtee und Johanniskraut.

Vom Nutzen des Unkrauts

Gegen das, was man im Überfluss hat, wird man gleichgültig; daher kommt es, dass viele hundert Pflanzen und Kräuter für wertlose Unkräuter gehalten werden, anstatt dass man sie beachtet, bewundert und gebraucht.

Sebastian Kneipp

Wenn die Menschen das ‚Unkraut‘ nicht nur ausreißen, sondern einfach aufessen würden, wären sie es nicht nur los, sondern auch noch gesund.

Johann Künzle

Heute konnte ich mich nicht für ein Zitat entscheiden. Also einfach mal zwei.

So trocknen derzeit viele „Unkräuter“ bei uns daheim. Ein Geschenk der Natur, das uns im Winter mit Sicherheit nottun wird. Auch Lavendel trocknet gerade (vielleicht ein wenig unklug, ihn direkt neben meinem Schreibtisch aufzuhängen, er hat schon so seine Wirkungen). Bald wird er abgerebelt und landet dann in Schalen und Säckchen und wird Sommerfeeling verströmen. Ist das nicht herrlich, was die Natur uns gibt?

Donnerstags-Nachdenk-Input

Dr. Edward Bach hat sich sein Leben lang mit Pflanzen und ihrer Heilwirkung befasst und die Bachblüten entwickelt. Pflanzen sind Wunderkünstler, ein Kosmos an Vielfalt, Formen, Farben. Sie belegen, dass sie auf kargstem Boden wachsen, unter dem Eis und in der größten Hitze. Sie verbringen als Samen jahrelang im Boden, bis es in der Wüste regnet und verwandeln sie in ein Blütenmeer. Grabbeigaben aus der Antike keimen und zeigen, welche Getreide damals angebaut wurden. Pflanzen sind Heimat unzähliger Tier- und Vogelarten, für Pilze und Meister der Kommunikation untereinander. Im Grunde haben sie das Internet erfunden, denn wenn ein Borkenkäfer an einem Baum nagt, weiß das binnen Sekundenbruchteilen der gesamte Wald und kann sich schützen, weil der betroffene Baum sofort die Information über die Verbindungen der Pilzgeflechte und der Duftstoffe, die er aussendet, weiterleitet. Pflanzen können töten und retten. Es sind mächtige Wesen, vor denen unsere Altvorderen noch den nötigen Respekt hatten, den Hut zogen (vor dem Holunder, dem Eingang zu den anderen Welten) und nie auf die Idee gekommen wären, bestimmte Bäume zu fällen. Mir gefällt Bachs Bild vom Krankenhaus der Zukunft, denn in diesem Zitat verweist er auf den Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Seele.

Zu Beginn der Pandemie dachte ich, dass wir nun wieder Respekt bekommen vor der Kraft der Natur, denn wir wissen aus Erfahrung, dass die Natur das bietet, was gebraucht wird. Im März blühte so viel Thymian im Garten wie noch nie, was uns verwunderte am Anfang, doch als die Pandemie kam, wussten wir, weshalb. Thymian ist ein bewährtes Hustenmittel und hat hohe desinfizierende Kraft. Jetzt wuchern die Schafgarben – erntet sie sorgsam (und lasst genug stehen zum Aussamen!!!) und trocknet die Pflanzen. Im Herbst und im Winter werden wir sie sehr brauchen, denn aus Schafgarbe kann man einen wunderbaren Tee zur Stärkung von Leber und Galle bereiten und damit auch Leberwickel machen, mein Lieblingshelfer für depressive Klienten.

Nach dem Mittagessen (was oft nicht geht, dann eben am Abend zum Schlafengehen) einen Baumwolllappen in frisch gekochten Schafgarbentee tauchen, auswringen und so warm es vertragen wird auf die Leber (pi mal Daumen rechter Oberbauch unter den Rippen, bei der Größe vieler Lebern passt das allemal) legen, ein Tuch darüber und mit einem weiteren Tuch abdecken. 20 Minuten liegen lassen und 20 Minuten nachruhen. Wer das abends macht, legt seine Auflage einfach nach 20 Minuten weg. Da wir aus unserer Nahrung die Bitterstoffe weggezüchtet und unsere Lebensführung stark zum Schlechten verändert haben, braucht unsere Leber Hilfe. In der traditionellen chinesischen Medizin gilt sie als „General der Gefühle“, wir haben Sprichworte wie „dir ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen“.

Wir werden in naher Zukunft darauf angewiesen sein, uns wieder gut selbst zu helfen. Uns zu erinnern an die Schatzkisten-Apotheke von Mutter Natur. Die alten Regeln zur Seelenhygiene wieder herauszukramen. Uns an der Schlichtheit eines frisch gebackenen Brots zu erfreuen. Es wird zunehmend wichtig werden, dass wir wieder eine tiefe Übung in der Kunst des Lebens und der Kunst des Sterbens (ars vivendi und ars moriendi) entwickeln. Wir werden erkennen, dass Gesundheit an erster Stelle steht und wir selbst dafür zuständig sind. Gesundheit ist kein fixer Zustand, sondern eine tägliche Balanceübung zwischen Körper, Seele und Geist.

Alle drei Bereiche befinden sich bei vielen Menschen in einem unerfreulichen Zustand. Sie behandeln den Körper schlechter als ihr Auto. Die Seele wird beim „Seelenklempner“ abgegeben, der die „lockeren Schrauben anziehen“ soll (überlegen wir mal, welches Bild hinter solchen Aussagen, die ich täglich höre, steckt – der Mensch und die Seele als Maschine, die man reparieren muss), möglichst schnell, schmerzfrei und aufwandslos. Und der Geist? Ich sehe Wohnungen, da gibt es eine riesige Fernsehwand, aber keine Bücher. Keine Musik. Keine Kunst. Gegessen wird aus Fertigschalen, die man in der Mikrowelle wärmt, mit dem Esslöffel, damit man wenig spülen muss. In ganz schwarzen Momenten denke ich – wenn ein so geartetes Abendland untergeht, wäre das schlecht? „Decline and fall“ (nicht nur des römischen Reiches) durch Dekadenz.

Erinnern wir uns an unseren Auftrag auf dieser Erde! Wir haben einen Körper, unsere Seele und unseren Geist bekommen, damit wir damit Gutes tun, unser Bestes in die Welt geben, froh dem Ganzen dienen können. Kein Gärtner würde sein Handwerkszeug verkommen lassen. Jeder Koch schleift seine Messer liebevoll, bevor er das Gemüse schneidet. Nur wir „Normalos“ meinen, mit null Aufwand ein gutes Leben führen zu können. Das kann ich nur, wenn vor mir Menschen waren, die fleißig geschafft haben, damit ich nix tun muss. Befriedigend ist das allerdings nicht, denn wir wollen selbst gestalten und wirken. Ein ererbtes Vermögen ist kein „verdientes“, das merken wir.

Also – sammelt Schafgarben, ehe sie verblüht sind. Über Kopf gebündelt aufhängen und im Winter freudig nutzen. Schaut mal, was momentan draußen alles aufgetischt ist! Allen einen fröhlichen Jupitertag.

Wie ihr seht – unser Garten ist eine wilde Wüste im Moment. Und in fünf Wochen schaut es darin ganz anders aus, denn dann zieht gartentechnisch fast der Herbst ein.

Willkommener Zufluchtsort

Das Krankenhaus der Zukunft wird sich durch Schönheit und einen positiven Geist auszeichnen und dem Patienten ein willkommener Zufluchtsort sein, wo er nicht nur von seiner Krankheit befreit, sondern auch motiviert wird, fortan den Weisungen seiner Seele größere Bedeutung beizumessen als in der Vergangenheit.

Dr. Edward Bach, 1932

Auch so ein Blick in die unglaublich schöne Natur ist pure Medizin. Danke an Anne für das Foto.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Wir waren gestern überrascht über die Reaktionen zu unserem Post. Das freut uns. Aromatherapie ist eine wunderbare Ergänzung zum sonstigen Angebot in unserer Praxis SelenGarten. Wir bilden uns stetig fort, manches ist offenbar nur nicht so spektakulär. Wir halten es für not-wendig, uns selbst immer wieder auf den Weg zu machen und herauszufordern. Wir können schlecht von unseren Schülern im LebensRaum erwarten, dass sie tüchtig lernen und große Mengen Stoff bewältigen, wenn wir das selbst nicht vorleben. Das ist eine Frage der Authentizität.

Genau darum ging es gestern am Abend in einer spannenden Gesprächsrunde. Was ist Authentizität? Für uns ist das ein unverhandelbarer Wert. Wir verstehen darunter, dass wir leben, was wir sagen, sind, was wir sind und auf Rollenspiele verzichten. Wir sind Menschen mit Stärken und Schwächen, die manchmal richtig Mist machen und ab und an was Gutes hinbekommen. Wir versuchen, jeden Tag zu nehmen wie er kommt und mit dem umzugehen, was an der Reihe ist.

Wir haben eine Vision, der wir unerschütterlich folgen und verfehlen auch mal Ziele, die wir uns setzen oder erreichen sie. Wir haben erkannt, dass wir niemals fertig, sondern stets Werdende sind. Dass wir hoffen und bangen, verzweifeln, wütend werden, uns auf- und abregen. Es gibt Dinge, die uns tödlich nerven und die wir auch gegenseitig meganervig finden. Das gehört auch dazu, die Erkenntnis, dass Partner sich verändern oder eben nicht. Dass Wachstum nicht immer parallel läuft, sondern man es auch mal aushalten muss, dass der andere dazu gerade weder Kapazitäten noch Lust hat oder mit Siebenmeilenstiefeln vorausrast und man steht staunend da. Dass die Blickwinkel verschieden sind, auch wenn die Grundpositionen passen. Dass wir absolut unterschiedlich an Aufgaben herangehen und dass das auch sehr gut so ist. All das sind Prozesse, die Menschen formen und zu denen authentische Menschen auch Ja sagen können.

Öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken ist nicht authentisch. Wenn wir Klienten zeigen, wie sie Meditation in ihren Tag einbauen können, dann deshalb, weil wir den Nutzen selbst täglich erleben und manchmal auch schwänzen, also bestens wissen, wie schwierig das ist. Wenn wir über Gelassenheit sprechen, haben wir das als tägliche Übung auf dem Zettel. Wenn wir etwas sagen, haben wir es überlegt, erfahren, probiert, sind gescheitert, haben wieder angefangen, manches Jahre liegen gelassen und verstanden: jetzt passt es.

Wir öffnen Räume, aber verteilen keine Landkarten, wie man sie durchschreitet mit Wegenetz und sicherer Fahrkarte. Wir halten Angst und Ungewissheit aus, damit der Mensch, der sie mitgebracht hat, ausruhen, Kraft schöpfen und neue Wege entdecken kann.

All das verstehen wir unter authentischem Sein. Es ist nichts „Bonfortionöses“, Großartiges, glänzend Lackiertes, sondern das tägliche Ringen, bei sich zu bleiben, man selbst zu werden, denn Menschwerdung gehört zum Schwersten, was wir entwickeln können.

Dazu verlassen wir regelmäßig unsere Komfortzone, weil wir im tiefsten Herzen nämlich durchaus gewillt sind, Abenteuer zu erleben. Die Magic Zone beginnt weit entfernt vom Alltagstrott. Wie heißt es so schön in der Werbung? Come in and find out.

Allen einen wunderbaren Wochenteilungstag.

Das abkühlende Foto hat Annemarie in der Schellenberg-Eishöhle gemacht. Danke dafür!

Freier atmen können

Alle Menschen werden die Wahrnehmungen machen, dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, freier atmet und sich körperlich leichter und geistig heiterer fühlt.

Jean-Jacques Rousseau

Die Erfahrung macht Annemarie hoffentlich auch, die gerade in diesen beeindruckenden Gesteinsformationen klettert.