Monthly Archives: Mai 2024

Katharsis

3715 Meter hoch erhebt sich auf Teneriffa der Pico del Teide, Spaniens höchster Berg. Viele Geschichten und Sagen ranken sich um ihn. In jungen Jahren waren meine Eltern dort und schwärmten lebenslang von diesem Berg, sie brachten bestickte Tischdecken von Teneriffas Teide mit.

Berggipfel haben etwas Magisches, wie auch Gipfel im Leben etwas Magisches haben. Manchmal sind es auch Höhepunkte im Negativen. Wir haben in unserem Sprachgebrauch einen Begriff nicht mehr in Gebrauch, der in meiner Kindheit gängig war. Wenn jemand von uns so krank war, dass es auf Messers Schneide stand, sprach der Hausarzt von der „Katharsis“, die es nun zu überstehen galt. Als ich ihn fragte, was das sei, erklärte er es so: „Manchmal muss sich ein Mensch entscheiden, ob er gesund werden mag oder nicht. Das ist die Katharsis, wenn er vom lieben Gott gefragt wird: Willst du nach Hause kommen oder noch ein bisschen hierbleiben? Und weil das so eine schwere Frage ist, muss man da ganz ruhig bleiben im Außen und darf nur vorsichtig die Menschen im Auge haben und die Entscheidung so nehmen, wie sie ausfällt.“

Oft denke ich an dieses Wort Katharsis, wenn Menschen an schweren Entscheidungspunkten im Leben stehen. Werden sie das aushalten, weil sie noch nicht fertig sind mit dem Leben oder gehen sie zurück in die geistige Welt?

 

Allen einen guten Start in die kurze Woche!

 

Tanja hat dieses wunderschöne Teide-Foto von Teneriffa geschickt. Ich danke dir!

Mohn

Papaver – Mohnblüte. Wenn der Wind sanft über die Blüten streicht, sieht das für mich so aus: Papaver-Palaver.

Danke an Manuela für das tolle Bild!

Vorbereitungen treffen

Heute ist Küchentag, weil sich die Familie zu Pfingsten bei uns trifft. Also wird gebacken und gekocht. Klugerweise habe ich für den Sonntag erst zum Kaffee eingeladen, damit nur für den Kinderbesuch und uns selbst gekocht werden muss. Wir werden den ersten Rhabarberkuchen haben, logischerweise gibt es Erdbeerkuchen und Käsekuchen, dann ist für jeden was dabei. Die Tortenfraktion sind wir als ehemalige Caféhausbetreiber-Kinder nicht. Mir ist jeder schiefe handgemachte Kuchen tausendmal lieber als perfekte Torten, die hatten wir bis zum Abwinken.

An solchen Tagen denke ich oft, wie krass Festtage bei uns gelaufen sind. In der Gastronomie waren das die Horrortage des Jahres. Alle Gäste wollten feiern, wir sind gerannt wie gedopt, damit alle zufrieden sind. Feiertage gab es in der Familie nie, da stand man extra früh auf, weil viel vorzubereiten war, die Tage gingen bis Mitternacht, da fiel dann jeder todmüde ins Bett. Als Gastronomenkind wird man entweder selbst Gastronom oder flieht den Bereich weitmöglichst. Bis heute bin ich froh, dass ich den Widerstand gegen die Hotelfachschule, was der Wunsch des Vaters gewesen war, durchgehalten habe. Ich hätte das mit Sicherheit gut gemacht und den Betrieb weiterführen können, doch mein Herzblut hatte es nicht und dann kann eine Arbeit auch nicht gut werden.

Wie froh bin ich über das, was ich machen darf. Wie gut, dass wir heute nicht mehr unbedingt Betriebe weiterführen oder in Berufsfeldern bleiben müssen, die wir nicht wollen. Freiheit, das Leben in manchen Bereichen wählen zu können, ist ein unbezahlbares Gut.

 

Allen frohe Pfingsttage.

 

Die Tischdeko ergibt sich von selbst. Herrlich.

Weltenlicht

Mein Selbst, es drohet zu entfliehen,

Vom Weltenlichte mächtig angezogen.

Nun trete du mein Ahnen

In deine Rechte kräftig ein,

Ersetze mir des Denkens Macht,

Das in der Sinne Schein

Sich selbst verlieren will.

Der Wochenspruch für die neue Woche aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Ihr seid die Besten

Danke! Es hat mich sehr berührt gestern, eure Rückmeldungen zum Tagespost zu lesen. Bisher schaut es gut aus, die Neuralgie hat sich beruhigt. Ich bin mit Schmerzmitteln üblicher Art (die helfen nichts bei solchen Schmerzen) durchgekommen und froh, den Sprung in die nächste Medikamentenkategorie nicht machen zu müssen. Der Gamechanger war eine Gabe von Chamomilla D 30. Auf der Suche nach Schmerzmitteln fiel mit das Glas in die Hand aus Zahnungszeiten der Kinder. Ich habe einfach ein paar Globuli genommen und mir nichts dabei gedacht. Erst als die schmerzberuhigtere Zeit länger war, begann ich das zu beobachten. Bei der erneuten Wurzelbehandlung diese Woche habe ich das sofort dazu genommen. Das ist deshalb spannend, weil sich genau vor einer Woche der Deutsche Ärztetag (117 zu 97 Stimmen übrigens) letzten Freitag dafür ausgesprochen hat, Homöopathie aus der Gebührenordnung für Ärzte zu streichen und letztlich auch den Verkauf homöopathischer Arzneimittel in Apotheken.

Damit wird ein alter Kampf zementiert – der zwischen Schul- und Alternativmedizin. Es braucht beides für mich. Die Fähigkeit der Schulmedizin in akuten Fällen, im OP-Bereich, in der Forschung und vielem mehr und die Erfahrungsmedizin wie TCM, traditionelle europäische Medizin wie Hildegardmedizin, Homöopathie, anthroposophische Medizin und vieles mehr. Beides ergänzt sich, macht Hand in Hand arbeiten Sinn. Es gibt keine „gute und böse Medizin“, nur Menschen, die verantwortungsbewusst und achtsam in dem einen oder dem anderen Bereich arbeiten. Miteinander, nicht gegeneinander.

 

Immortellen – unscheinbar und höchst effizient bei blauen Flecken als Hydrolat. Man muss nur wissen, was man wie nutzen kann. Machen wir uns einfach alle wieder fit in der Kenntnis unserer Heilpflanzen (die oft auch Nahrungsmittel sind!).

 

Der beste Arzt

Der beste Arzt ist die Natur, denn sie heilt nicht nur viele Leiden, sondern spricht auch nie schlecht von einem Kollegen.

 

Ferdinand Sauerbruch

 

Muskatellersalbei ist ein uraltes mächtiges Heilkraut und eine Lieblingsfutterquelle für die Biene des Jahres 2024, die schwarze Holzbiene.

Neuralgische Punkte

Es gibt Dinge, vor denen habe ich Respekt, um nicht zu sagen die Hosen voll. Vor über 30 Jahren quälte mich über Jahre eine Trigeminusneuralgie, das ist der Nerv im Gesicht, der mit drei Ästen Ober- und Unterkiefer sowie die Augenpartie betrifft. Die Schmerzen sind mit Verlaub beachtlich. Der Auslöser damals war die Behandlung von zu vielen Zähnen auf einmal. Wertschätzung für den damaligen Zahnarzt – seine Kronen halten unfassbar gut. Unter einer war jetzt eine Entzündung, die vor vier Wochen behandelt wurde. Drei Wurzelkanäle wurden versorgt, das Provisorium kam drauf. Nach einer Woche brach es, es wurde neu gemacht und schon auf dem Weg aus der Praxis begannen die Schmerzen. Binnen drei Tagen war das Neuralgiegeschehen voll aktiv, das (mit Mühe gelöschte) Schmerzgedächtnis entrollte sein Wissen von damals. Seit Sonntag lassen die Schmerzen so nach, dass es ohne Schmerzmittel geht. Während ich diese Zeilen schreibe, steigt die Nervosität. Die Wurzeln werden nochmal behandelt, dann wieder vier Wochen Provisorium und ich weiß nicht, wie der Nerv, der sich gerade beruhigt, auf den erneuten langen Mundauf-Auftritt reagiert. On verra, heißt es. Nachtrag: Alles gestern gut gelaufen. Nur das Provisorium muss nochmal runter. Es ist ein bisschen zu hoch. Hoffen wir weiter.

 

In Gedanken sitze ich an diesem von Stephanie fotografierten Ort und übe mich in Entspannung. Danke für das feine Foto! Bei meiner Zahnärztin schaue ich nachher auch auf einen See. Mit Fischen. Ich kenne sie bis zur letzten Schuppe. Schmerz macht durchaus wach.

Aus Pflegenden werden Co-Therapeuten

Florence Nightingale wurde am 12. 4. 1820 geboren. Die berühmte Krankenschwester war der Auffassung, dass das Wissen der Pflegenden neben dem der Ärzte eigenständig sei. Ihr Geburtstag ist der Internationale Tag der Pflege. Im Nachklang gab es gestern in der Reihe „Anthroposophische Medizin im Dialog“ (veranstaltet vom Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland) einen Austausch zwischen Carola Riehm, Pflegedienstleitung der Filderklinik, Dr. Philipp Busche, dem Chefarzt für Innere Medizin an der Klinik Arlesheim und Birgit Neugebauer vom Graduiertenkolleg der Uni Witten-Herdecke und Pflegedienstmitarbeiterin. Die Runde stand unter der Frage: Wie kann man Pflege als co-therapeutischen Beruf mit Zukunft neu denken?

1,3 Millionen professionell Pflegende gibt es in Deutschland, 500.000 davon im Krankenhaus. Nicht einmal die Hälfte arbeitet Vollzeit, 7 Jahre ist die Verweildauer in diesem Beruf, begann Philipp Busche. Auf der einen Seite haben wir eine riesige Zahl an pflegebedüftigen Menschen (Tendenz steil ansteigend), auf der anderen das Problem des Personalmangels aufgrund Schichtarbeit, Überlastung durch Dokumentation, Druck, wenig Anerkennung und fehlende finanzielle Wertschätzung.

Werden aus Pflegenden auf Augenhöhe agierende Co-Therapeut:innen, wäre vieles möglich. Mehr Eigenständigkeit und damit einhergehend Verantwortung für das Pflegepersonal, der Weg über die direkte pflegende Arbeit am Bett und über ein Studium, vergleichbar den Hebammen, mehr Studien über die Wirksamkeit von Pflege und die Idee von Hospital at Home, Versorgung der Patienten im heimischen Umfeld – das waren Themen des Lunchseminars.

Als zu Hause pflegende Person erlebe ich manche Herausforderung, weiß, was das an persönlichem und fachlichem Einsatz bedeutet und was Menschen in der Pflege leisten. Wie der Alltag der Pflegekräfte ausschaut, die Tag für Tag 24 Stunden rund um die Uhr in diversen Einrichtungen arbeiten, kann sich kaum jemand vorstellen. Wie wesentlich die Erfahrungsmedizin hier ist und was es heißt, diese Erfahrungen wissenschaftlich zu erfassen und zu prüfen, ist ein wesentliches Zukunftsprojekt.

Es war spannend, bei diesem Austausch dabei zu sein und zu erleben, wie viel Herzblut in der Arbeit steckt, welche Bandbreite Pflege hat und haben kann. Ein Thema, dem sich jeder stellen muss und sich bestmögliche Versorgung wünscht. Dass dem so ist, dazu darf man Pflegende stärken und ermutigen.

 

Das Heilersymbol im Garten von Haus Duldeck auf dem Goetheanum-Gelände.

Ein neues Wesen annehmen

Alles, was durch liebevolle Hände geht, nimmt ein neues Wesen an.

Fund auf der Speisekarte der Klinik Arlesheim vor vielen Jahren. Im Garten der Klinik steht das Holzhaus, in dem Klinikgründerin Ita Wegman lebte und wirkte, heute ist dort das Ita-Wegman-Archiv daheim. Im Garten der Klinik entsteht derzeit der Holzneubau – ein beeindruckendes Projekt, das für die Patientinnen und Patienten neue Maßstäbe setzen wird.

Sternenkinder

Die Woche hat erst angefangen, und doch haben sich zwei Familien gemeldet, in denen eine Schwangerschaft vorzeitig geendet ist und sich die Paare von ihren Kindern verabschieden mussten. Sternenkinder waren lange ein Tabuthema. Darüber wurde nicht gesprochen, dabei gab es das immer schon, dass Schwangerschaften vorzeitig endeten und die werdende Mutter eine Fehlgeburt erleiden musste. Schon das Wort ist schmerzhaft in dem Zusammenhang. Oft liegen irgendwelche Erkrankungen beim Kind vor, weshalb Mutter Natur diese Entscheidung getroffen hat. Das macht die Sache nicht einfacher, es bietet nur eine Erklärung.

Es ist wichtig, der Trauer Raum zu geben und dem Kind seinen Platz in der Familie, auch wenn es nun nicht darin aufwachsen wird. Der Körper der Frau braucht nun Zeit. Es gehört Mut dazu, es irgendwann erneut zu versuchen, um ein gesundes Kind im Arm halten zu können.

Das Thema ist schmerzbeladen. Paare, die alles versuchen, um schwanger zu werden, Paare, für die die Schwangerschaft ein Alptraum ist, Sternenkinder, die manchmal im Bild festgehalten werden, damit Erinnerung greifbarer wird. Selbsthilfegruppen, Gesprächskreise – all das gibt es. Es ist dennoch vor allem der gemeinsame Weg zweier Menschen, das zu verarbeiten und sich gegenseitig zu stützen.

Allen, die gerade schwanger sind – von Herzen eine gute Zeit. Allen, die sich gerade verabschieden müssen – fühlt euch getragen von unfassbar vielen Frauen, die das erleben mussten und wissen, wie sich das anfühlt. Nehmt euch alle Zeit der Welt, den Raum, den ihr braucht, den Abstand und die Ruhe, um das zu verarbeiten und den Mut zu entwickeln, weiterzugehen.

 

Gabi hat das Foto gemacht. Danke dir dafür!

 

Mut machen

Andrea hat einen Blumenstrauß mit einer Karte aus dem Mutkartenset der Holunderelfe verziert. Danke für dein Bild! Das Kartenset gibt es ebenso wie ein wunderschönes Kartenset zum Thema Selbstfürsorge auf der Seite der Holunderelfe. Zum Verschenken und selbst freuen.

Liegestuhl

Eigentlich sollte das ein ruhiges Wochenende werden, ohne Seminare. Da fangen wir im Garten an einer Ecke an. „Die grüne Hölle“ wird ihrem Namen auch 2024 gerecht. Egal. Eine Ecke sieht gut aus. Für zwei Tage.

Das Sommerheft der Holunderelfe ist kurz vor der Drucklegung – da standen Korrekturen und Schlussprüfungen an. Jemand braucht Hilfe beim Gestalten einer Abschlussarbeit, packen wir am Samstag mit rein.

Der Bruder hat für eine Woche einen Pflegerollstuhl zum Testen. Vom anderen Handling der Räder abgesehen ist das eine tolle Sache – er kann gekippt werden bis zur Liegeposition und hat damit Rücken und Steißbein entlastet und die Beine oben, das ist total klasse. Nach erster Angst, dass er kippt, hat er schnell verstanden, dass das im Grunde eine feine Sache ist. Dampfnudeln mit Vanillesoße waren für seine Stimmung auch hilfreich. Wenn er klarkommt, wäre das aus Entlastungsgründen für den Rücken eine echte Verbesserung. Und für das immer mehr heilende Knie wird es eine Neoprenschutzkompresse geben – damit die riesige Narbenfläche nicht mehr wie Pergamentpapier reißen kann. Fazit des Wochenendes: Irgendwas ist immer. Auf jeden Fall nicht langweilig.

 

Spannend, wenn der Roll- zum Liegestuhl wird.

Weltenoffenbarung

Es ist erstanden aus der Eigenheit

Mein Selbst und findet sich

Als Weltenoffenbarung

In Zeit- und Raumeskräften;

Die Welt, sie zeigt mir überall

Als göttlich Urbild

Des eignen Abbilds Wahrheit.

Der Wochenspruch für diese Woche aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Rosenliebe

Das Aufblühen der Rosen erstaunt mich jedes Jahr. Kaum sind die Blätter da, tauchen die ersten Knospen auf und mit einem Mal blüht es. Ich habe jede Menge gefüllter Rosen, die meisten davon sind weiß bis pink, zwei gelbe sind im hinteren Garten und eine weiße sowie eine, die im Jahreslauf die Farbe von Zartrosa bis Lachs verändert. Mein Großvater, den ich nie kennen gelernt habe, war offenbar ein großer Rosenfan mit einem von ihm sehr gehegten Rosengarten gewesen, seine Liebe galt Edelrosen. Meine Liebe gilt den gefüllten Duftrosen, von denen dieses Jahr einige von den gerade auch aufgeblühten Schwertlilien  und der Katzenminze begleitet werden. Alte Bauerngärten mit ihrer Mischung aus Nützlichem und Schönen begeistern mich. So viel Weisheit steckt in der Mischung, die nicht nur optisch schön ist, sondern auch gesundheitserhaltende Aspekte birgt. Vieles vom alten Wissen ist vergessen und wird nun wieder hochgeholt. Das ist so schön zu sehen. Auch in der Stadt freuen mich die bunten Beete jedes Mal, sind oft richtige Künstler am Werk gewesen, die auf trockenem Boden Meisterwerke schaffen. Danke für jede Pflanze, denn sie ist Leben.

Allen ein wunderschönes Muttertagswochenende.

Das ist das feine Exemplar, das im Jahreslauf die Farbe wechseln kann.