Monthly Archives: Mai 2024

Lernen in der Lebensschule

Immer wieder höre ich in der Praxis: „Ich konnte keine höhere Schule besuchen, das ist schlimm.“ Wer definiert „höhere Schule“? Bin ich ein klügerer Mensch, nur weil ich 13 Jahre eine Schulbank gedrückt, fünf Jahre an einer Universität, also offiziell 18 Jahre im Bildungssystem verbracht habe und das zeichnet mich dann als klugen Kopf aus? Ist ein handwerklich begabter Mensch, der sich durch Ausbildung, Gesellen- und Meisterzeit durcharbeitet, etwa weniger wert? Warum finden wir als Kinder Müllmänner super und wenn unser Kind einen Beruf in der Abfallbeseitigung ergreifen will, können wir es nicht fassen?

Bildung ist eine feine Sache. Sie ist nicht an eine Schule gebunden. Ich glaube, dass wir nicht anhand von in Schulen überlebten Jahren und Unibesuchen darauf schließen können, ob Menschen gut auf Leben oder gar Welt vorbereitet sind. Die Lebensschule (Danke an Beate für dieses tolle Wort!) ist der wichtigere Weg, sie bildet Charakter, Menschlichkeit und vielleicht Weisheit aus.

Wissen kann man erwerben bis ins hohe Alter, das ist eine Wahl, die ich treffen kann. Herzensbildung ist nicht abhängig vom Schulsystem. Die wichtigsten Fächer wären nach meiner Auffassung: Wertschätzung, Glück, Würde, Achtsamkeit, Freude entwickeln, Kunst der Kommunikation, Herausforderungen gut bewältigen können, Resilienz und Salutogenese, Bewegung, Musik, Kunst aller Art! Plus das Angebot, aus dem unglaublichen Feld des Lernens zu wählen, was einen interessiert. Ein Sprachgenie wird nicht lebensunfähig, wenn Physik ihm fremd bleibt, ein Computerspezialist muss nicht unbedingt kochen können. Folgen wir unseren Interessen auf der Basis einer Menschen-Herzens-Bildung mit Werten, können wir Meister werden. Den Rest erledigt die Lebensschule, in die wir alle jeden Tag eingeladen sind.

 

Einen wissbegierigen Freitag allen.

 

Das feine Foto heute stammt von Stephanie. Danke dir!

Juni-Gedanken

Ihr Lieben,

 

 

„… ich möchte Sie bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben … Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben können. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antworten hinein …“

 

Rainer Maria Rilke. Briefe an einen jungen Dichter

 

Einem ungeduldigen aufstrebenden Dichter riet Rainer Maria Rilke, er möge Geduld haben und die Fragen lieben, die ihn gerade quälen, um eines Tages in die Antworten hineinzuleben. Häufig erlebe ich, dass Menschen gar keine Frage haben, die sie umtreibt. Dann bleiben die entscheidenden Fragen im Raum still, vielleicht in diesem Moment ungesehen: „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist meine Aufgabe in diesem Leben?“

Novalis fand eine spannende Antwort auf die Frage, wohin wir gehen: „immer nach Hause“. Menschen haben neben ihrem Körper eine Seele und einen Geist. Seele und Geist kehren nach dem Ableben vielleicht in ein Zuhause zurück, das nicht auf diesem Planeten zu finden ist, an den Ort, an dem wir uns nachts aufhalten, wenn wir uns körperlich erholen.

Wir müssen nicht unbedingt EINEM GROSSEN Auftrag folgen, das setzt Menschen sehr unter Druck, DEN EINEN zu finden, dem alle Kraft zu gelten hat. Seinen Alltag gut bewältigen, seine Arbeit froh erledigen, Partnerschaft oder Freundschaft leben, Kinder großziehen – all das sind essentielle Aufträge, die wir im Leben haben. Nicht jeder muss etwas erfinden, ein Weltproblem lösen oder denken, sein Leben habe nur dann Sinn, wenn die Welt ihn kennt. In seinem Umfeld gut zu stehen, zu wirken, sein Leben gern zu leben, am Morgen mit Dankbarkeit erwachen, um seinem Tagewerk nachzugehen, sich an den Wundern der Natur erfreuen – all das im Sinne von Laotse, der im Tao te King schreibt: „Alles Große ist einfach“.

Warum basieren die alten Systeme, die sich mit Heilung befassen, oft auf dem Atem? Weil wir 25920 Mal am Tag atmen und uns verbinden können mit dem, was Leben auszeichnet: Ein- und Ausatmen ist: Etwas zu sich nehmen und loslassen, Rhythmus, Verbindung und Abgrenzung, Boden und Himmel zugleich spüren. Das reine Sein ist Zweck genug, wir werden nicht geliebt, weil wir xy leisten, sondern weil wir existieren und deshalb geliebt werden können und lieben dürfen. Ist das nicht wundervoll?

Im Juni erleben wir das oft intensiv in Anbetracht der Natur – die großen Atemprozesse, die Gestaltungskraft liegen klar vor unseren Augen. Alles breitet sich aus, entfaltet Blatt und Blüte, Insektentanz im Holunder, Rosenpracht und Farbenwunder, bevor die Sommerhitze ausbleicht und träger macht. Alles ist lebendig, atmet und zeigt: Hier bin ich! Feiere das Leben!

Feiern wir das Leben. Lauschen wir achtsam den Fragen, die aus unseren Herzenstiefen aufsteigen, folgen wir der Freude und dem Lebensstrom. Dann wachsen und reifen wir Antworten auf Fragen entgegen, die uns vielleicht noch nicht bewusst waren.

 

Eure Herzwerker

Christine und Christoph Krokauer

 

Unsere Termine im Juni

Am 4. Juni werden wir uns um 19.30 Uhr im Großen Saal der Alten Synagoge in Kitzingen mit dem sehr spannenden VHS-Vortragsthema der menschlichen Temperamente befassen. Wie können wir sie erkennen und dadurch auch besser mit anderen umgehen? Einfach kommen, an der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben.

 

Am 8. und 9. Juni haben wir die Ehre, die ersten Nautilus-Coaches mit ihren Abschlussarbeiten zu erleben und in ihre neuen Arbeitsfelder zu entsenden. Wir freuen uns sehr und sind von Herzen stolz auf euch! Möge eure Arbeit für die Menschen eine Hilfe sein! Ihr habt einen fulminanten Ritt hingelegt!

 

Am Mittwoch, 12. und 19. Juni, 19 bis 20.30 Uhr geht es in einem Seminar an der VHS Marktheidenfeld im Alten Rathaus um das Thema „Ruhe im Karton. Stille ins Leben einladen“. Für dieses Seminar bitte schnellstmöglich bei der VHS Marktheidenfeld anmelden, hier ist der Link: https://www.vhs-marktheidenfeld.de/kurssuche/kurs/Ruhe-im-Karton-Stille-einladen/241-4603

Nichts wünschen wir uns manchmal mehr als Stille. Einfach nichts mehr hören, sehen oder tun müssen, bei sich ankommen. Doch wenn wir ein wenig Verschnaufzeit haben, bemerken wir eher die ungetanen Dinge, putzen Fenster, reparieren das Fahrrad, schneiden die Hecke, weil wir denken, dass so eine halbe Stunde nicht reicht, um still zu werden. Stille entsteht, indem wir sie einladen. Im Kloster meditieren mag leichter fallen, doch im Alltag Inseln der Stille zu installieren ist viel effizienter, denn damit schaffen wir uns Trittsteine der Ruhe, die uns dabei unterstützen, uns nicht von jedem Chaos mitreißen zu lassen. Wir schauen gemeinsam auf unsere Lebensbereiche und überlegen, wie wir dort mehr Ruhe hineinbringen können. Viele einfache Übungen werden wir anschauen und ausprobieren, die bewährt sind, wenn wir unseren „monkey mind“, den unruhigen Affengeist einladen, Tempo rauszunehmen. Liebe, Mitgefühl, Freude und Gleichmut sind wunderbare Begriffe, die wir an diesen beiden Abenden mit Leben füllen wollen. Eine kleine Oase im Alltag schaffen ist unser Plan für dieses Seminar.

 

Die Nautilus-Teilnehmer des 2. Kurses haben mit einem Seminartag ihren Block über Integrale Arbeit nach Ken Wilber begonnen und reisen weiter im Ausbildungsteil rund um Kommunikation!

 

Am 15. 6. haben wir von 9 bis 16 Uhr Online-Kurstag zum Thema „Gelingende Kommunikation“ Der Seminartag ist für alle offen, hier geht es zur Anmeldung: https://elopage.com/s/SeelenGarten-Krokauer/np-s10

 

Am Dienstag, 25. Juni, geht es im VHS-Vortrag im Großen Saal der Alten Synagoge ab 19.30 Uhr um das Thema „Kleine Alltagsroutinen als machtvolle Helfer – Kleinvieh macht viel Mist!“

Im Alltag unterschätzen wir häufig die Kraft kleinster Alltagsroutinen, dabei besitzen sie aufgrund des Compoundeffekts massiven Einfluss auf unser Leben. Was versteht man unter dem Compoundeffekt, wie kann man solche kleinen Routinen entwickeln und wie gelingt es, sie im Alltag zum Bestandteil werden zu lassen? Warum wirken kleine Dinge oft mehr als manche große Hauruck-Aktionen? Wir schauen uns an diesem Abend an, wie und warum der Compoundeffekt greift, wie Routinen entwickelt werden können und weshalb uns das gut voranbringen kann. Ein Abend für Alle, die langfristig gut durchstarten wollen und dazu wirksame Mittel und Wege suchen. Ohne Anmeldung, an der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben.

 

Aufstellungen

Die nächsten Möglichkeiten mit dem Team: 14. Juli (alle Termine vergeben), 8. September und 24. November. Aufstellungen in der Praxis mit Kissen, Brett und Zetteln etc. sind jederzeit möglich, gern bei mir melden für einen Termin. Bitte auch gern voranmelden für Aufstellungen mit dem Team!

 

Nautilus – Potentialentfaltung. Bist du bereit, dein Leben neu zu justieren?

Hurra, ein Grund zum Feiern! Der erste Teilnehmerkreis schließt das Nautilusprojekt am 9. Juni ab und verlässt die Homebase als Cardea-Coaches®! Die zweite Gruppe hat drei Viertel des ersten Kursjahrs vollendet und wird am 21. September die letzte Lektion bearbeiten – wir freuen uns über und mit euch!

Du hast Lust auf eine absolut tiefgreifende Erfahrung? Dann hier einige Infos:

Warum das Nautilusprojekt?

Die Zukunft wird spannend. Wir sind der Meinung, je besser du dich selbst gut regulieren und einmitten kannst, desto weniger Sorge hast du vor der Zukunft. Wissen hilft, nicht das lexikalische, sondern das um deine Persönlichkeit und wie du damit in der Welt stehst.

Für wen?

Für alle, die gestalten und lebendig sein wollen, Ideen umsetzen, Gemeinschaft schätzen und diesen Planeten für einen wunderbaren Ort halten.

Wie läuft der Kurs ab?

Ein Jahr lang jede Woche eine Online-Wochenlektion und einen gemeinsamen monatlichen Live-Online-Kurstag. Ein Jahr lang triffst du dich mit deinen Buddys, vertiefst mit Übungen das Gelernte, erfährst jede Menge über dich, die Kunst gelingender Kommunikation und findest Menschen, auf die du dich verlassen kannst. Nach dem Jahr entscheidest du – nehme ich noch 8 Seminartage im zweiten Jahr mit spannenden Themen dazu? Vertiefe ich die Inhalte und gehe in die therapeutische Ausbildung oder mache den Coach? Infos, Termine, Kosten und was sonst noch wichtig ist, hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/nautilus/

 

Friday Wissens-Night

Alle Vorträge der Reihe stehen zur Verfügung. Themenwünsche für neue Vorträge nehmen wir gern entgegen und setzen sie um. Hier lang bitte: https://elopage.com/s/SeelenGarten-Krokauer?block_63157_group_id=15742

 

15 Jahre Praxis und Lehrtätigkeit!

2024 ist ein besonderes Jahr – wir feiern 15 Jahre Praxis und Lehrtätigkeit. DANKE für euer Vertrauen. Wir freuen uns, wenn Praxis und Schule weiter wachsen und ihr uns weiterempfehlt an andere! Danke!

 

Unterstützung schenken – Seelchen helfen

Das Seelchen ist ein Gutschein für eine Coachingstunde. Hier findest du das Seelchen: Klienteninformation – Seelengarten (seelengarten-krokauer.de). Wer es bekommt, gibt einfach an, von wem er das Seelchen hat, es wird erst nach dem Stattfinden der Stunde berechnet.

 

Neues aus der Praxis

Pfingstferien sind manchmal ruhig, weil viele Bayern die Wochen zum Verreisen nutzen. Davon war in diesem Jahr nicht viel zu spüren. Danke für euer Vertrauen! Was für Themen: Krasse Umbrüche, Unzufriedenheit im beruflichen Kontext, Trennungsthemen, Krisen und Katastrophen aller Art – mutig, da genau hinzuschauen, um freier in die Zukunft zu gehen. Wann immer du dich entscheidest, deine Themen anzugehen, ist genau der richtige Zeitpunkt. Also trau dich gern, wir schauen miteinander, welche Wege möglich sind.

 

Neues aus dem Coaching

Kleine feine Seminare mit Teams machen mir viel Freude. Coaching ist oft im Einzelsetting, Teams sind eine andere Hausnummer, die mir viel Freude macht. Gruppendynamiken sind spannend und wie man aus einer Gemeinschaft Weggefährten in die Zukunft macht, ist eine hervorragende Aufgabe! Ebenso gern coache ich Einzelmenschen auf ihrem Weg – oft im beruflichen Bereich und Zeiten von Überlastung und Neuorientierung. Herrlich! Melde dich, meldet euch gern, wenn Support gewünscht wird.

 

Terminvereinbarungen für die Praxis/Coaching

Termine vereinbaren geht am einfachsten per Mail, einfach anschreiben und ich melde mich schnellstmöglich zurück. Die Mailadresse: christine@seelengarten-krokauer.de Herzliche Einladung! Ansonsten bitte gern auf den AB sprechen, DANKE.

Termine gibt es von Montag bis Freitag ausschließlich nach Vereinbarung!

 

 

Foto: Stephanie Heger

Zeit nutzen

Heute ist bei uns Feiertag, nicht überall ist das so. Ich nutze den für Liegengebliebenes im Büro, was manchmal wirklich hilfreich ist. Die Pfingstferien hier enden und dann geht es für die Schulkinder in die letzte Etappe des Schuljahres bis zu den Sommerferien.

Derzeit geht es vielen Menschen nicht gut, wollen depressive Episoden, die der Frühling wegwehen sollte, nicht weichen, tauchen plötzlich Beziehungsprobleme und Krisen anderer Art auf. Wie mutig, sich dann diese Themen anzuschauen, Wege zu erarbeiten, mit den Fragen umzugehen und in die Antworten hineinzuleben, wie Rilke einst dem jungen Dichter schrieb, er möge die Fragen leben, um dann eines Tages in die Antworten hineinzuwachsen.

Wir brauchen oft Geduld, bis aus Problemen Lösungen werden, Wachstums- und Dehnprozesse müssen ruhig und angemessen vonstatten gehen, damit daraus später kein brüchiger Boden wird für das Haus der Zukunft. Aus überstandenen Herausforderungen werden oft sehr, sehr stabile Zukunftsanker.

 

Allen mit Feiertag einen feinen Auftakt in ein vielleicht langes Wochenende, allen anderen einen freundlichen Jupitertag.

 

Auszeiten sind wichtig, Feiertage können das manchmal im Kleinen leisten. Die kleine Meerjungfrau scheint auch nachzudenken. Danke an Theresa für das Foto!

Sommerkündend

Vergessend meine Willenseigenheit,

Erfüllet Weltenwärme sommerkündend

Mir Geist und Seelenwesen;

Im Licht mich zu verlieren

Gebietet mir das Geistesschauen,

Und kraftvoll kündet Ahnung mir:

Verliere dich, um dich zu finden.

Wochenspruch ab dem 1. Juni aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner

Maikes Foto hat auch was Sommerkündendes, vor allem freuen sich damit alle Bergmenschen auf hoffentlich tolle Touren in diesem Jahr. Danke für dein Foto!

Vorbilder

Gestern kam die Frage auf, ob Vorbilder noch zeitgemäß seien und was man damit anfangen soll. Eine spannende Frage. Ich weiß nicht, ob das zeitgemäß ist, mich interessiert eher, ob ein Vorbild für einen Menschen eine Hilfe sein kann oder eben nicht. In meiner Kindheit und Jugend waren Vorbilder etwas Normales. Jeder hatte Menschen, die er toll fand und sich wünschte, einmal so zu werden wie sie. Oft waren das Sportler, Erfinder oder andere Idole, Menschen, die in irgendeinem Bereich etwas geschafft hatten, was sehr schwer war. Wir wollten nicht diese Menschen werden, sondern auch etwas schaffen, was schwer ist. Die Vorbilder dienten uns als eine Art Rankgerüst – daran konnten wir uns ein wenig orientieren und festhalten jenseits der Eltern und Werte ausfindig machen, die uns vielleicht bisher in der Erziehung fremd geblieben waren.

Bis heute inspirieren mich Menschen unterschiedlichster Art, seien sie real oder fiktiv. Mein erstes Idol war Albert Schweitzer, über dessen Krankenhaus in Lambarene ich alles verschlang, was man finden konnte, gefolgt von Christian Barnaard, dessen Pressekonferenz nach der ersten Herztransplantation ich im Fernsehen sehen durfte. Sauerbruch war dann der nächste Held, bis ich in der Bücherei Frederic Vesters „Denken, lernen, vergessen“ fand und fortan von Hirnforschung begeistert war. An Friedrich dem Großen rührte mich die Tatsache, dass er trotz Dauerkrieg gegen Maria Theresia lieber Flöte spielen wollte und viele mehr.

Bis heute inspirieren mich Menschen, weil sie mutig neue Wege gehen, ihren Kopf zum Vor(aus)denken nutzen. Seit über 20 Jahren steht dieses Foto der Ärztin Dr. Ita Wegman auf meinem Schreibtisch. Sie entwickelte mit Rudolf Steiner die Grundlagen der anthroposophische Medizin mit ihrem „Willen und dem Mut zum Heilen“. Ihr Leben war spannend und voller Hindernisse – bis heute ist es mir eine Stärkung zu sehen, mit welcher Klarheit sie auf ihrem Lebenspfad geblieben ist mit der Haltung von „und dennoch“ – dieses Memo brauche ich immer wieder.

Vielleicht sind Vorbilder/Inspirationsquellen im Zeitalter des Influencertums nicht zeitgemäß. Hilfreich durchaus.

 

Allen einen wunderschönen Wochenteilungstag.

Naturschauspiele der krassen Art

Ein Anblick zum Staunen – die Kraft der Wolken, die Wassermassen, die auf die Erde hinabstürzen. All das spielt sich derzeit draußen ab, gestern von Stephanie fotografiert (die dann sehr nass wurde). Danke für dein Foto!

Gedanken zu „etwas Großes“

Ein freies Herz und ein ruhiges Gewissen nennt Theresa von Avila „etwas sehr Großes“. Oft genug sind wir nicht freien Herzens, weil wir uns irgendwelchen Dingen beugen, uns verleugnen, gegen unsere innere Stimme handeln. Ein freies Herz haben bedeutet, authentisch sein zu können, was in einer Demokratie einfacher sein kann. Es bedeutet, jemanden zu lieben ohne Wenn und Aber. Für etwas einstehen, sich ein Herz fassen im Sinne von mutig auf seinem Weg vorangehen, auch wenn es ein einsamer sein mag, einfach, weil er der einzig möglich ist.

Wie wichtig unser Herz ist, merken wir erst, wenn es stolpert oder seinen Dienst nicht mehr tut. In der Medizin galt das Herz lange als Pumpe, doch es hat ein eigenes Gehirn, sein eigenes Gedächtnis, kann durch Emotionen gestärkt werden oder sogar physisch wie gebrochen sein. Es hat nicht nur Kammern für das Blut, sondern Räume der Erinnerung an geliebte Menschen, Räume für alle, mit denen wir verbunden sind und noch leere Räume für die Menschen, die wir noch im Leben lieben und mögen werden.

Das ruhige Gewissen, das ein sanftes Ruhekissen ist – ich glaube, wir alle haben kein ruhiges Gewissen, denn jeden Tag machen wir eine Menge Dinge, die nicht gut sind. Wir handeln gegen unsere Überzeugungen, können längst nicht mehr alle Konsequenzen unseres Handelns überblicken und richten ungewollt Schaden an durch Äußerungen oder etwas nicht wahrnehmen.

Nehmen wir den Druck raus – wir sind übend, lernend und dürfen immer wieder neu anfangen. Mit jedem besseren Wissen können wir anders handeln und auch das ist eine Kunst.

 

Heute einen herzlichen und mutigen Tag mit ausreichend reinem Gewissen allen.

 

Wie anders ist die Welt auf nicht farbigen Fotos. Das Auge geht dann viel tiefer in Details. Danke an Theresa für das spannende Venedigfoto.

 

Etwas Großes

Es ist etwas sehr Großes, ein freies Herz und ein ruhiges Gewissen zu haben.

Theresa von Avila, 1515–1582

Dieter hat dieses Kreuzgangfoto geschickt. Danke dafür!

Kein Mittelmaß

Am Wochenende gab es eine heftige Diskussion. Im Raum stand diese Behauptung: „Menschen wollen nur noch Mittelmaß. Die denken nicht mehr, wollen einfache Sachen, die sie verstehen und basta. Also greifen wir sie einfach da ab. Keine tiefen Infos, keine Grabearbeit in der Seele, Wellness ist dran, für mehr haben sie keine Lust.“ Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Sekundenbruchteilen von „ruhig und friedlich“ auf „brandgefählicher Ausraster in Sicht“ komme. Vielleicht, weil diese Aussage wirklich oft zutrifft, ich das jedoch nicht wahrhaben mag.

Ich bin in vielem für einen gesunden, stabilen Mittelweg zwischen Extremen. Was ich nicht mag, ist das Stillstehen bei Erreichen einer Mittelmäßigkeit. Ich schätze es, wenn sich Menschen in Themen tief hineinfuchsen, es zur Meisterschaft in ihrem Fach bringen. Eine handwerklich großartige Arbeit begeistert mich ebenso wie das Können eines Musikers, der die Seele eines Stücks lebendig werden lässt oder Kochkunst, wenn das Gericht nicht nur schmeckt, sondern auch dem Auge Freude bereitet. Ich liebe es, wenn Menschen in dem aufgehen, was sie tun und darin immer besser werden. Exzellenz wurde das einst genannt, Kunstfertigkeit oder Meisterschaft.

Dahinter stecken Arbeit, Ausdauer und viel Liebe, Leidenschaft und Leidensfähigkeit, denn es bedeutet oft mehr Lernen, mehr Aushalten von Frustrationen, weil es dauert, bis etwas leicht ausschaut.

Ich glaube, dass in Therapie und Coaching Meisterschaft durchaus im wahrsten Sinn des Wortes not-wendig ist. Diese erreicht man durch Lernen, Lernen, Lernen, Beobachten und Üben. Menschen wahrhaft begleiten gelingt in meiner Wahrnehmung nicht durch Mittelmaß. Wellness ist total okay – es hat für mich aber mit Therapie und Coaching nichts zu tun. Das darf auch schön, leicht, lässig, anregend und lebendig sein, keine Frage. Aber auf anderem geistigen Boden als seicht.

Klares Ja zu Meisterschaft/Exzellenz/Qualität. Auf der Basis von Humor, profunder Sachkenntnis, klarem Verstandestraining (einst Denken genannt), Erfahrung, Mut, Freundlichkeit und stets weiter ausgebautem Wissen (was irgendwann vielleicht Weisheit werden darf) und der Erkenntnis, dass wir getragen werden von etwas, das größer ist als wir selbst und so auch Gnade immer wieder eine Rolle spielt, entsteht gute Arbeit. Sie hat mit Handwerk zu tun (auch Management kommt von manus agere!), mit Üben und irgendwann mit immer sicherer werdendem Können. Nein, mit Mittelmaß mag ich nicht zufrieden sein müssen. Egal, ob das alle anderen anders sehen, ich biete kein seichtes Wellnessprogramm.

 

Allen einen frohen Start in die (bei uns in Bayern) um einen Tag kürzere Woche nach Pfingsten.

 

Welche wasserfreundliche Fee hat diesen Mantel um die Pflanze gezaubert? Stephanie hat ihn entdeckt. Danke für dein Bild.

 

Der Sinne Macht

Es wächst der Sinne Macht

Im Bunde mit der Götter Schaffen,

Sie drückt des Denkens Kraft

Zur Traumes Dumpfheit mir herab.

Wenn göttlich Wesen

Sich meiner Seele einen will,

Muss menschlich Denken

Im Traumessein sich still bescheiden.

Der Wochenspruch für diese Woche aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Die wachsende Macht der Sinne erleben wir im Sommer sehr intensiv – Anblicke wie der auf Maikes Foto ziehen unsere Achtsamkeit schlichtweg nach Außen und das Denken darf sich still bescheiden. Danke für dein Foto.

Wallung

Was war gestern los? Nicht nur, dass dauernd Sirenen, Martinshorn plus Rettungshubschrauber unterwegs waren – wir drei waren platt, als hätten wir den Stadtmarathon (viel Glück allen, die dieses Wochenende in Würzburg starten) zweifach gelaufen. Kopfschmerzen, Müdigkeit und ein Gefühl, als wate man durch heißen Schlick.

Die letzten Wochen waren ein Ritt aus vielerlei Gründen, doch das erklärt nur teilweise unsere Erschöpfung. Wir stellten fest, dass wir damit nicht die Einzigen waren, jeder berichtete gestern von außergewöhnlicher Müdigkeit. Ich vermute, das hat mit dem Wetter zu tun. Seit den Polarlichtern fällt mir bei Klienten eine Zunahme an Gereiztheit und Müdigkeit auf – gestern kam das dann auch bei uns an, wir sind da relativ unempfindlich, was Wetter und Mondphasen betrifft.

Umso schöner, dass wir uns auf heute besonders freuen, den Seminartag-Startschuss im Nautilus-Projekt ins nächste große Thema: Integrale Arbeit nach Ken Wilber. Wir erarbeiten uns das integrale Denken und befassen uns die nächsten Wochen mit der Frage der Quadranten, was Holons sind, wie wir alle Bereiche stärken können und schauen das Modell der Inner Voices an, ehe der Abschnitt „Gelingende Kommunikation“ beginnt. Das sind spannende Aussichten.

 

Allen ein gutes Wochenende, mit vielen Möglichkeiten, Dinge zu tun, die Freude bereiten und viel Austausch mit lieben Menschen!

Lebendiger Wald

DAS ist reine Erholung – das Plätschern des Wassers entspannt die Nerven, die Grüntöne tun den Augen wohl und die Monoterpene in der Luft, die die Nadelbäume als Kommunikationsmittel nutzen, stärken das Immunsystem. Stephanie hat also beim Fotografieren jede Menge Bonuspunkte gesammelt. Dankeschön!

Heute mal persönlich

Was ist wirklich wichtig? In der Arbeit mit Menschen geht es jeden Tag um diese Frage. Wie erkennen wir, was „Unseres“ ist? Oft kommt die Frage: „Wie finde ich den Sinn meines Lebens?“ Sinn ist mit unseren Werten eng verbunden. Manchmal ist die pragmatische Antwort auf die Sinnfrage die: Der Sinn findet dich.

Ich habe nach dem Abitur bei einer Tageszeitung eine Ausbildung zur Redakteurin gemacht. Politik und Feuilleton fand ich großartig, also habe ich Politische Wissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Am Ende des Studiums war das zweite Kind unterwegs und wir starteten unsere Selbstständigkeit mit dem Erfassen von Dissertationen und anderen Texten, die meisten hatten damals noch keinen Computer. Dann ging es mit Verlagslektorat weiter und der Betreuung von Autoren, was ich Jahrzehnte gemacht habe, während die Kinder groß wurden.

Durch den Kinderarzt lernte ich die Anthroposophie kennen und machte eine intensive Ausbildung in Waldorfpädagogik. Zwischendurch war ich im Leitungsteam eines Naturkaufhauses, das alles bot von Naturkosmetik über Waschmittel bis Bekleidung und baute eine Filiale in einer anderen Stadt erfolgreich auf. Dann begegnete mir die Biographiearbeit, die Ausbildung zum anthroposophischen Familien- und Sozialberater und ich setzte den Heilpraktiker für Psychotherapie drauf. Ich erkannte – dann muss man auch Therapie gründlich lernen, was ich mit Ideodynamisch-Systemischer Psychotherapie tat, dem folgten zahllose Fort- und Weiterbildungen bis heute.

Seit Jahren arbeite ich nun in der Therapie und im Coaching von Menschen, Teams (vor allem in Kindergärten, an Schulen unf mittelständischen Betrieben). Eine intensive Coachingausbildung schloss sich an. Seit 2009 unterrichte ich leidenschaftlich gern, erst an diversen Instituten, dann in meiner eigenen Schule bis heute. Seit März 2023 lebt nach dem Tod der Eltern mein schwerstbehinderter Bruder als Pflegefall bei uns.

Ich habe nie aufgehört zu lernen und zu studieren. Ich hoffe sehr, dass diese Begeisterung noch lange anhält. Immer fand sich die nächste Tür von allein. Rückblickend war es ein unglaublich spannender und vielfältiger Weg, weil ich alles bis heute mache: Schreiben, Verbundenheit mit Biowelt, Anthroposophie, Buddhismus, den ich im Studium kennenlernen durfte, Arbeit mit Menschen in vielerlei Lebenslagen und Bereichen.

Alles macht Sinn. Und überall durfte ich Erfahrungen sammeln, die in mein tägliches Tun einfließen. Wenn wir offen sind, wach und bereit, kommen die Aufgaben. Manche waren anfangs viel zu viel und schwer, doch habe ich die Erfahrung gemacht – es braucht den Mut, daran zu wachsen und manchmal auch den Mut zu sagen: Das ist nicht meins. Weg damit.

Das Leben ist eine großartige Sache. Spannend, oft genug meganervig, stressig und weiß der Geier was alles. Egal – es ist jeden Tag total lebendig. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und wen ich in Zukunft begleiten darf.

 

Allen einen liebevollen Venustag.