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Mittwochs-Nachdenk-Input

Wolken gibt es wieder am Himmel! Was habe ich sie vermisst im Sommer. Ich mag Wolken, vor allem, wenn ich sie im Wasser liegend betrachten kann, am Morgen oder am Abend, wenn die einzigen Momente des Tages sind, an dem ich verstehe, was mit dem Wort „pfirsichblüt“ als Farbe gemeint ist. Da fällt mir ein, dass Goethe sein Werk über die Farben als wichtiger betrachtet hat als seine literarischen Werke. Erstaunlich, oder? Die Forschung kommt erst langsam drauf, dass auch Goethe in seiner Farbenlehre Erkenntnisse formuliert, die genauso richtig sind wie das, was wir heute naturwissenschaftlich denken. Auch wenn wir vieles nicht wiegen, messen, belegen können, müssen wir uns doch eingestehen, dass es Dinge gibt, die wir einfach nicht erklären können. Noch nicht. Warum also lehnen wir alles ab, wofür es noch keine Nachweismöglichkeiten gibt? Schauen wir doch eher, was wir lernen können von Menschen, die Dinge wahrnehmen, die wir mit unseren irdischen Sinnen nicht wahrnehmen können. Machen wir unsere Erkenntnistore ruhig weit auf und hören auf die Kinder, die so vieles noch sehen und erleben können, was wir alle konnten, ehe es uns abtrainiert wurde, weil es „keine Zwerge und Engel“ gibt. Ist das so? Wirklich? Ich glaube nicht.

Derzeit höre ich von einigen Menschen, die ein Sabbatical machen, dass sie die Frage bewegt, wie man das Jahr am besten verbringt. Die einen wollen möglichst viel erleben und erfahren und brechen sich direkt in der zweiten Woche kompliziert das Bein und müssen alle Reisepläne auf Eis legen. Andere sagen, sie haben Angst vor sich selbst. Angst, zu erleben, dass sie die Zeit nicht füllen können. Auf die Frage, warum denn alles vollgestopft werden soll mit blindem Aktionismus, hörte ich: „ich muss das Jahr doch ausnutzen“. Wir haben verlernt, zu leben. Wir haben verlernt, dass Zeit nicht existiert. Wir haben aufgehört, hinzulauschen, hinzublicken, wahrzunehmen und den Zauber des Moments zu erleben. Vor dem Wohnzimmerfenster blühen leuchtend orange die Ringelblumen. Wie herrlich ist eine einzelne Blüte, was für ein Wunder und welche Wirkstoffe! Allein dieser Anblick kann mich so vieles lehren. Dazu muss ich nicht einen Meter verreisen. Nicht blind umherhetzen. Nur wahrnehmen und mich einladen lassen von dieser Blüte, vor die Pflanze zu treten, sie anzuschauen, mir ihre Geschichte erzählen zu lassen und zu staunen, wie dieses Orange leuchtet, wenn die Dunkelheit schon am frühen Nachmittag kommt. Das betrachte ich als gelebte Zeit, wenn ich mich beschenken lassen kann von der Kraft der Momente. Vom Duft einer Blume. Ihrer Farbe. Und ihrer Schönheit, die kein Mensch so herstellen kann wie die Künstlerin Natur. Und wenn ich dann in der Betrachtung der Pflanze meinen Tee trinke, glaube ich fast, die Zwerge in meinem Garten senden mir ihren Laternengruß.

Allen Momente des Innehaltens. Momente des Entdeckens und Dankens und der leisen Freude über die wunderbare Natur. Allen einen Merkurtag voller Wunder.

 

Naturschönheit

Zur Schönheit führt dein Werk:
denn Schönheit strömt zuletzt durch alle Offenbarung ein,
die uns umgibt.
Aus Menschen-Schmerzlichkeiten
hinauf zu immer höhern Harmonien
entbindest du das schwindelnde Gefühl,
bis es vereint
mit dem Zusammenklang
unübersehbarer Verkünder Gottes, und seiner nie gefassten Herrlichkeit der Seligkeit …
Aus Schönheit kommt, zur Schönheit führt dein Werk.
Christian Morgenstern
 
Danke an Manuela für dieses Foto.

Dienstags-Nachdenk-Input

Unsere Welt ist in einem tiefgreifenden Wandel. Wir spüren das alle, jeden Tag. Uns kommt die Zeit beschleunigt vor, was nicht an der Zeit liegt, sondern an unserer Art, sie zu atomisieren, indem wir vieles versuchen gleichzeitig zu tun, was das Gehirn nicht kann. Wir wollen das Beste für die Kinder und bauen immer mehr Krippen, Schulküchen und erfinden immer neue Medikamente, die Kinder zu funktionsfähigen Zombies machen, anstatt Eltern zu stärken, Erziehung als die beste und schwierigste Aufgabe annehmen zu können. Wir überlegen uns, wie wir Arbeit an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer anpassen können, anstatt alle zu ermutigen, ihren Anteil am Wohl der gesamten Weltengemeinschaft zu übernehmen, indem jeder das arbeitet, wozu ihn sein Herz und seine Talente tragen. Der eine backt wunderbares Brot, der andere arrangiert Blumen zauberhaft, der Dritte möchte Menschen etwas lehren und der vierte einen Ozeanriesen steuern. Mehr Mut dazu! Wir wollen billige Nahrung für alle, ohne zu bedenken, dass auf einer winzigen, hauchdünnen Humusschicht, die überhaupt Nahrung wachsen lässt, kein Platz für giftige Chemikalien ist, sondern Mutter Erde allen bereitwillig gibt, die sie respektieren. Wir pflegen Egozentrik und Gier, dass es zum Verzweifeln ist und auf der anderen Seite blühen berührende Begegnungen, Herzensangelegenheiten, wirken Menschen Wunder in allen Bereichen. Öffnen wir die Augen und Herzen für die Schönheit, werden wir wach für alles, was schadet.

Dies ist der einzige Ort, an dem wir leben können. Dies ist die einzige Welt, die wir haben. Das ist der Planet, auf dem unsere Urururenkel noch leben möchten. Hören wir endlich auf den einzigen Wegweiser, den wir besitzen: unser Herz. Benutzen wir unseren Verstand, um den Planeten zu retten, um Menschen zu unterstützen, Menschen zu sein, um die Natur sich erholen zu lassen. Lernen wir staunen, lernen wir beten, lernen wir segnen. Lernen wir, wie leben geht. Leben, das so genannt werden kann, weil es auf Respekt, Wertschätzung, Achtung und Wahrnehmung basiert. Heißen wir alle Kinder willkommen, die mit ihren ungeahnten neuen Gaben diesen Planeten zu ihrem machen möchten. Ehren wir die Weisheit des Alters. Reichen wir einander Hände. Hände, die bereit sind zu geben, zu schützen, zu umarmen, Brotteig zu kneten, Kuchen zu backen und Äpfel zu schneiden. Denken wir an die Ansprache des Indianerhäuptlings, der gesagt hat: Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig. Unser globales Dorf kennt nur noch eine Erde und ein Volk.

Allen einen mutigen Marstag.

Montags-Nachdenk-Input

Was für ein Wochenende. Sehr spannende Kurstage liegen hinter uns, in denen wir uns mit Schizophrenie, Manie, Depression, bipolaren Störungen und Störungen der Impulskontrolle im „Arbeitsteil“ befasst und im Therapieteil die Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers kennen gelernt haben. Wir haben Pizza gefuttert, Schmorgurken, herrlichen Cashewnusskuchen und Pfirsichquark, die letzten süßen Trauben direkt vom Stock geerntet, uns durch Milliarden Grippeviren gekämpft, Regen erlebt und das tolle Gefühl, wenn man nachts im obersten Raum eines Hauses direkt an einem riesigen Glasfenster liegt, oben die Sterne sieht und unten im Garten, ganz tief und weit weg, leuchtet in einem riesigen Häuschen eine dicke Kerze und sendet ihre Lichterbotschaft in die Welt.

Wie immer sind an so intensiven Seminarwochenenden die Küchengespräche wichtig. Wir Glückspilze! Dieses Mal war Barbara Lampe da, die wunderbare Heileurythmistin, die uns morgens einen so schönen Kanon beigebracht hat: Jedes Land dieser Erde ist meinem Volk heilig aus der Ansprache des Indianerhäuptlings Seattle und Dr. Milan Meder, der eine Kinderklinik leitet und gegen die starke Medikamentierung von ADHS-Kindern kämpft. So sitzen wir dann rund um den riesigen Küchentisch in Vaihingen, die Kerzen brennen, draußen legt die Nacht ihrem schwarzen Samtvorhang über alles und wir reden uns die Köpfe heiß, erzählen von unterschiedlichsten Lebensentwürfen, Träumen, Hoffnungen, Herausforderungen und knabbern Nüsse, die wir langsam knacken, während der Duft der Orangen im Raum hängt, die wir genießen. So entstehen Weggemeinschaften. Lernen die einen von den anderen und jeder von allen. Das ist eine Lernatmosphäre, wie sie nur bei Kursen entsteht, wo Menschen auch gemeinsam schlafen, essen, kochen und lernen.

Diese Woche am Donnerstag werden wir uns im Vortrag mit dem „Guten Leben“ befassen, wer mit dabei sein will ab 19.30 Uhr möge sich gern bei mir anmelden. Und gerade senkt sich wieder eine Nacht über alles. 2 Stunden Autobahnfahrt liegen hinter mir nach dem Seminarvormittag. Ich bin so tief dankbar für die gute letzte Woche, dieses großartige und so dichte Lernwochenende und die Tatsache, dass ich nächste Woche das Glück habe, einige Patienten zu sehen, mit ihnen zu arbeiten und mit dazu beitragen zu dürfen, dass Menschen ihre Ressourcen entdecken und feststellen, dass sie sehr wohl ihre Krisen gut bewältigen können. So wachsen wir miteinander. Im Lernen, im Tun, im Entdecken. Ist das nicht einfach nur Segen?

Allen einen guten Start in die neue Woche.

Abends, wenn es dunkel wird

Abends, wenn es dunkel wird,
und die Fledermaus schon schwirrt,
ziehn wir mit Laternen aus
in den Garten hinterm Haus.
Und im Auf- und Niederwallen
lassen wir das Lied erschallen:
„Laterne, Laterne, Sonne Mond und Sterne.“

Danke an Theresa für das feine Vollmondfoto aus Portugal!

Freitags- und Wochenend-Nachdenk-Input

Ein zusammengefasster Nachdenkinput, weil ich heute Abend schon unterwegs bin nach Vaihingen, um ab morgen die Kursteilnehmer im Lehrgang Heilpraktiker, beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie (so heißt das wirklich) zu unterrichten. Ich bin dann gern am Abend schon in der Akademie, dann beginnt der Tag in Ruhe und nicht auf der Autobahn.

Was war das am Mittwoch für ein wunderbarer Abend in der GlücksWERKstatt. Das Thema war „Mein Lieblingsgedicht“ und wir waren alle tief berührt von den wunderschönen Texten, die jeder mitgebracht hat. In einer zweiten Runde zogen wir Gedichte blind aus einem Stapel und stellten schnell fest, dass wir genau „die Richtigen“ ausgewählt hatten. Abgerundet wurde dieser sehr, sehr intensive Abend durch die Vorstellung des „Rilke-Projekt“, bei dem verschiedene Künstler und Musiker Gedichte von Rainer Maria Rilke vertont und eingesprochen haben, von Ben Becker bis Peter Maffay.

Freudige Dinge werfen ihre Schatten voraus. Ich bin gespannt auf den Vortrag am Donnerstag über „Das gute Leben“ – wer sich dafür interessiert, sei herzlich eingeladen, bitte wegen der Plätze anmelden, der Vortrag startet um 19.30 Uhr in der Praxis (10 Euro Unkostenbeitrag).

Am nächsten Wochenende dann geht der Cardeakurs zu Ende. Zwei Jahre Ausbildungszeit sind absolviert und im Rückblick merkt man erstmal, wie unglaublich schnell zwei Jahre vorbeigehen. Ist das erste Ausbildungsjahr noch gemütlich, hat das zweite durch die Doppeltage ein ganz anderes Tempo, außerdem sind diese Wochenenden immer unglaublich bewegend durch die wunderbare Aufstellungsarbeit. Die Absolventen stellen ihre Abschlussarbeiten vor und das ist immer großartig. So vieles von der Person, die die Arbeit schreibt, wird sichtbar. Das, was zwei Jahre lang durchgearbeitet wurde, blüht auf und zeigt sich in seiner Kraft und Schönheit. Wenn man Menschen zwei Jahre durch so einen intensiven Schulungsweg begleiten darf, ist das auch immer ein erstaunlicher Moment, wenn sie dann „fertig“ sind und in ihre Arbeit mit dem Gelernten gehen.

Die Nachfolger, die jetzt ins zweite Jahr kommen, stehen in den Startlöchern und werden dann ab Februar aufstellen.

Nach wie vor meine herzliche Bitte: Was wünscht ihr euch an Kursen, Ausbildungen, Themen? Ich nehme alle eure Anregungen und Ideen von Herzen gern entgegen und mit in unsere Klausurtagung, in der wir über all diese Fragen intensiv beraten werden. Danke allen!

Euch ein paar wunderschöne Tage!

 

Freuden und Leiden

Die Freuden können wir in der Gegenwart,
Die Leiden aber erst in der Zukunft schätzen.
Die ersteren sind Geschenke des guten Gesetzes,
Die letzteren aber sind die Lehrer der Weisheit.

Rudolf Steiner

Danke an Theresa für das Foto vom Camino in Portugal

Donnerstags-Nachdenk-Input

Am Dienstagabend gab es in der Alten Synagoge in Kitzingen den Vortrag zum Thema Einsamkeit. Es war ein wunderschöner Abend gemeinsam mit vielen Menschen, die das Gefühl von Einsamkeit kennen und gern etwas dagegen unternehmen möchten. Ich hoffe, dass ich viele Anregungen vermitteln konnte. Ich habe mich sehr gefreut, danach doch einige Grüppchen im Gespräch zu erleben. Die Vortragsabende in der Synagoge sind getragen von der guten Atmosphäre dort und dem großartigen Vertrauensverhältnis, das zwischen den Zuhörenden und mir seit einigen Jahren wachsen darf. Der Kreis wird größer und ich bin dafür von Herzen dankbar. Am 22. Januar werde ich das nächste Mal in diesem Rahmen sprechen dürfen. Für mich berührende, besondere und wertvolle Abende.

Ich würde gern eure Schwarmintelligenz etwas fragen: Was wünscht ihr euch denn an Vortragsthemen und Kursen? Wo habt ihr Bedarf nach mehr Wissen, Können, Ausbau von Potentialen? Braucht ihr mehr im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und wenn ja, in welcher Form? Oder mehr im Bereich Fortbildung, berufliche Qualifikation? Auch da ist die Frage nach der Form. Viele von euch möchten kürzere Einheiten haben über fünf, sechs Wochenenden, die sich dann modular zu etwas Größerem zusammenbauen lassen. Was ist eure Meinung dazu? Gern auch direkt privat an mich, ich sammle gerade Ideen. In den nächsten Wochen werden wir hier ebenfalls in eine Klausurtagung gehen und unser Angebot auf Herz und Nieren prüfen. Da würde ich eure Ansichten und Wünsche gern mitnehmen und ihnen Raum in unseren Herzen geben. Ich danke euch sehr für euer Feedback.

Allen einen frohen Jupitertag.

Seele, sei still

Ich sprach zu meiner Seele, sei still und warte, ohne zu hoffen,

Denn Hoffen wäre auf Falsches gerichtet: Warte, ohne zu lieben,

Denn Liebe wäre auf Falsches gerichtet: da ist noch der Glaube,

Doch Glaube und Liebe und Hoffen sind alle im Warten.

Warte, ohne zu denken, denn zum Denken bist du nicht reif,

Geraune fließenden Wassers, Wetterleuchten im Winter,

Der ungesehene wilde Thymian und die Waldbeere,

Das Lachen im Garten, Echo der Ekstase

Nicht verloren, aber fordernd, weisend auf die Agonie

Von Tod und Geburt.

T.S. Eliot, aus East Coker

Danke an Theresa für das Foto aus Afrika!

Mittwochs-Nachdenk-Input

Schon wieder Wochenteilungstag! Letzte Woche am Mittwoch fuhren wir zur Klausurtagung ins Kloster Schöntal! Manchmal staune ich, wie schnell die Tage verfliegen. Sie sind gefüllt mit spannenden Terminen. Zum Beispiel heute (Dienstag)Abend ist um 19.30 Uhr in der Alten Synagoge Kitzingen der Vortrag zum Thema „Einsamkeit“, gern noch dazukommen, und am morgigen Mittwochabendfindet im Rahmen der GlücksWERKstatt unser Austausch zum Thema „Lieblingsgedicht/e“ statt. Wir werden reihum hören, welche Texte zu euren Favoriten gehören und vielleicht auch, warum sie euch so am Herzen liegen.

In den Pausen zwischen einzelnen Gesprächsterminen und Veranstaltungen denke ich über den Vortrag für nächste Woche nach „Vom guten Leben“. Was ist denn ein gutes Leben? Welche Leben könnten wir denn als gelungen bezeichnen und gibt es Kriterien für dieses gute Leben? Was kann man tun, um „gut zu leben“? Ich bin gespannt, was letztlich als Vortrag entstehen will. Bitte für diesen Vortrag am Donnerstag, 15. 11., 19.30 Uhr in der Praxis anmelden.

So nach und nach kommen die Weihnachtsvorbereitungen an ein Ende. Ich gehöre zu den Menschen, die ihre Weihnachtspost schon Anfang Dezember aufgeben, weil einiges ins Ausland geht und ich nicht möchte, dass Postboten am 24. 12. keuchend irgendwo bemüht sein müssen, zu spät aufgegebene Päckchen noch abzuliefern. Lieber rechtzeitig und entspannt. Praktisch, einige Menschen haben auch Anfang oder Mitte Dezember Geburtstag und dann ist das alles gleich in einem Paket drin, macht Sinn.

Ich sammle das ganze Jahr über Geschenke. Wann immer ich mal irgendwo hinkomme, schaue ich, was es dort gibt und wer sich darüber freuen wird. Ich weiß jetzt schon, wer sich über die Räuberlinsen aus dem Kloster Schöntal und eine dort geweihte Marienkerze freuen wird. Noch ist mir kein guter Text für die Weihnachtskarte eingefallen, aber da ich die Weihnachtspost ohnehin zum Großteil vermaile, ist das auch noch nicht schlimm.

Wer ein gutes Werk tun möchte, kann heute gleich zweifach tätig werden. Heute steht für eine liebe Klientin ein sehr, sehr schweres Gespräch an zur Behandlung ihres schwerkranken Jungen. Wer mag, schickt ihr einfach liebe unterstützende Gedanken, damit das Beste für das Kind herauskommen kann. Und wir brauchen alle guten Wünsche und Gebete für einen Familienpapa, der einen Hirntumor hat. Er ist gutartig, aber leider immer wieder schnell nachwachsend. Und heute, kurz nach einer sehr schweren OP, gab es Komplikationen. Nehmen wir die beiden, ihre Familien und Freunde, aber auch alle Menschen, die in irgendeiner Weise Unterstützung brauchen, mit in unser Herz und, wo das nötig ist, auch in unser Handeln hinein.

Allen einen feinen Merkurtag.

 

 

 

 

Was zu vermeiden ist

Ganz besonders sollte man jedoch die Verdrießlichen meiden, die alles bejammern und denen jeder Anlass hochwillkommen ist zum Lamentieren.

Seneca

Danke an Steffi für das atemberaubende Foto von heute Vormittag!

Dienstags-Nachdenk-Input

Der Geist ist beschäftigt mit dem morgigen Vortrag über Einsamkeit 19.30 Uhr, Alte Synagoge Kitzingen. Noch nie war ich so knapp mit Vorbereitungen wie dieses Mal. Ich bin nicht dazu gekommen und der heutige Tag ist nicht dazu angetan, da viel zu bewegen. Ich bin gespannt. Im Kopf bin ich seit Wochen mit diesem Thema befasst, aber ich muss es noch in eine vortragsfähige Form bringen. Welche der vielen Fakten werde ich nehmen? Was hat Aussagekraft, was ist hilfreich? Welche Menschen kommen, aus welchen Gründen tun sie das und was erwarten und wünschen sie sich von so einem Abend? Solche Fragen wollen bedacht werden.

Themen entstehen entweder aus dem, was mir die Klienten oder Schüler rückmelden, oder dem, was ich so allgemein höre. Was wird Menschen in einem halben Jahr bewegen? Der Planungsrahmen für Veranstaltungen dieser Art liegt zwischen einem Vierteljahr und 15 Monaten. Der Planungsrahmen für Kurse im Haus bei drei Jahren, denn Termine anderer Institutionen müssen abgeglichen und eingetaktet werden, damit die Abstände zwischen den Kursen einigermaßen passen. Ferien werfen Planungen durcheinander und vor allem Veränderungen. Wenn irgendwo sich etwas verschiebt, geht die krasse Umterminiererei los. Ein Horror. Das Jahr hat nun mal nur 52 Wochenenden, viele sind Feiertage oder Ferienzeit, also auch nicht belegbar, dann wird es je nach Anzahl der Veranstaltungen eng. Solche Fragen bedenkt kaum jemand, der damit nichts zu tun hat. Deshalb höre ich oft: Verleg das doch einfach. – Genau das geht nicht bei drei Jahren Vorlaufzeit, an einer Institution sind es sogar vier, deren Termine ich berücksichtigen muss. Schulen mit 60 Dozenten können nicht aus der Hüfte heraus Termine legen, wie es irgendjemandem in den Kram passt oder Rücksichten nehmen. Es braucht mehr Verbindlichkeit in Zusagen, mehr Ja zu dem, was man tut, weniger Halbheiten und „mach ich, wenn ich Lust hab, sonst nicht“. Verlässlichkeit ist ein gesunderhaltender Faktor im menschlichen Dazwischen wie vieles andere auch, was wir mal als Kultur gepflegt haben, heute aber nicht mehr. So verlieren wir Stück für Stück viele unserer Hilfssicherheiten im Leben (Sicherheiten gibt es kaum), wird das Leben unberechenbarer und damit auch schwieriger. Vorbeugen ist einfach: Tu, was du tust. Und wenn du Ja sagst, meine Ja.

Allen einen spannenden Marstag.

Vögel sitzen und träumen

Der Nachtwind hat in den Bäumen
Sein Rauschen eingestellt,
Die Vögel sitzen und träumen
Am Aste traut gesellt.

Die ferne schmächtige Quelle,
Weil alles andre ruht,
Lässt hörbar nun Welle auf Welle
Hinflüstern ihre Flut.

Und wenn die Nähe verklungen,
Dann kommen an die Reih
Die leisen Erinnerungen
Und weinen fern vorbei.

Dass alles vorübersterbe,
Ist alt und allbekannt;
Doch diese Wehmut, die herbe,
Hat niemand noch gebannt.

Nikolaus Lenau

Danke an Theresa für das Frühlingsfoto aus dem Veitshöchheimer Hofgarten.

Montags-Nachdenk-Input

Heute ist der neue Rogerskurs gestartet. Wie schön, wenn sich Menschen zusammenfinden, um Authentizität, Empathie und Wertschätzung zu erfahren, zu erleben und zu erarbeiten, wie dies in unsere tägliche Arbeit einfließen kann. Der Kurs wird von Therapeuten aller Arten belegt, denn sprechen müssen alle Therapeuten mit ihren Klienten/Patienten, aber auch von Chefs, die ihre Mitarbeiter auf gute Weise führen möchten und er wird auch gern zur Selbsterfahrung genutzt. Wer noch mit einsteigen will, hat am 16. Dezember Gelegenheit dazu. Wir haben dann noch fünf Kurstage vor uns.

Die Woche wird spannend. Am Dienstag geht es um 19.30 Uhr in der Alten Synagoge in Kitzingen im Rahmen der VHS-Vorträge um das Thema „Einsamkeit“. Einsam fühlen wir uns alle hin und wieder, aber Einsamkeit ist heute ein ganz anderes Phänomen von der Menge der Betroffenen und der Schwere der Wahrnehmung her. Wir haben Kontakte, aber keine Freundschaften, pflegen unsere „Connections“, aber nicht die Begegnung von Herz zu Herz. Soziale Isolation ist ein großes Thema. Wer sich dafür interessiert – einfach vorbeikommen.

Am Mittwoch ist hier im Haus bei uns wieder GlücksWERKstatt und ihr habt euch das Thema Gedichte gewünscht. Ich werde ein paar Sätze zu Gedichten sagen, aber der Schwerpunkt liegt auf dem Austausch – was ist DEIN persönliches Lieblingsgedicht oder was sind deine Favoriten? Wer Lust hat, kann gern mit dazu kommen, bitte Bescheid geben wegen der Plätze. Mitzubringen ist gute Laune, Neugier auf „noch’n Gedicht“ und das eigene Lieblingsgedicht oder die meist geliebten, wenn es mehrere sind (was bei den meisten Menschen der Fall sein dürfte). Erlaubt ist, was gefällt. Vielfalt erwünscht.

Ansonsten hoffe ich darauf, diese Woche innerlich mit dem Thema ein bisschen weiterzugehen, das im Kloster Schöntal angeregt wurde und wo ich dann passend wenigstens wieder mal die erste Hälfte des Films „Die stille Revolution“ dazu angeschaut habe, um das Thema auch von der Businessseite aus anzugehen. Ich werde drei Tage in Vaihingen an der Akademie für Kurse sein und gedenke, die Abende/Nächte gut zum Nachdenken zu nutzen. „Wo und wie finde ich den Geist?“ – das ist die Frage. Gemeint ist damit, sich bewusst zu werden, was wir heute in unserer Welt unter Geist verstehen. Dazu passt unsere derzeit intensivere Beschäftigung wegen der Kursvorbereitung zu der im Januar startenden Reihe „LebensKUNSTseminar“ mit einem der Unterthemen Tugenden und Werte. Geistes-Gegenwart, geist-reich, geistige Klarheit, Erkenntnis und ihre Wirkung auf den Alltag – all das sind Schlagworte, die mich derzeit innerlich stark bewegen und viele Fragen hochwirbeln. Wäre ich Hilde Domin, würde ich sagen: Wer es könnte, die Welt hochwerfen, damit der Wind hindurchfährt. So ist das Nach-Denken, das Bewegen in Herz und Sinn, etwas, das schwer fällt neben dem normalen Alltag her. Da braucht es sehr bewusst die Entscheidung, sich ab und an innerliche Auszeiten zu nehmen, damit Gedanken bis zum Ende durchdacht werden können, ohne Ablenkung, ohne Flucht vor Erkenntnisschwere in Arbeit oder irgendwelchen Alltagskrempel. Ich glaube, dass das ein wichtiges Thema unserer Zeit ist: Geistes-Gegenwart zu erfahren, denn das ist es, was ich dauernd bei den Menschen, mit denen ich arbeite, erleben darf – die Sehnsucht nach der Wiederanbindung an etwas, das größer ist als wir selbst. Wir nennen das „religio“, wieder anbinden. Wo können wir unsere Sehnsucht anbinden, unter welchen Schutz und Schirm unser Menschsein stellen? Spannend. Mal sehen, wie wir das dann letztlich in den LebensKUNSTseminaren umsetzen werden.

Allen einen gelungenen Start in diese neue Woche. Mögen wir gut behütet durch die Tage kommen.