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Freitags-Nachdenk-Input

So, das Haus ist wieder sauber. Manchmal ist es eine größere Aktion, wenn viel aufzuräumen ist. Die im Sommer geernteten Kräuter waren durchgetrocknet, ich habe alles abgerebelt und in Gläsern verstaut. Damit haben wir den gesamten Winter über Tee aus dem eigenen Garten. Zwar ist der griechische Bergtee nicht so prachtvoll wie in Griechenland, aber er schmeckt prima und tut gut. Auch Lavendelberge sind trocken und viele Säckchen sind gefüllt, die allesamt an Weihnachten in die Pakete an die Familienmitglieder gehen, die sich freuen und den letztjährigen Lavendel entsorgen können.

Das erste Mal versuche ich Quittenfruchtleder. Dem Dörrautomaten sei Dank! Aus den letzten Ladungen Quitten für Saft (es hat 60 Flaschen Saft ergeben, die Ernte meines Prachtbaums) habe ich das entsaftete Mus püriert und auf Folien gestrichen. Seit Tagen trocknet es auf sachter Temperatur vor sich hin. Mit meinen Pfirsichen habe ich das auch gemacht und es kamen hauchdünne Plättchen dabei heraus, die auf der Zunge in einem fantastischen Geschmack nach sonnenreifem Pfirsich schmelzen. Die Quitten sind ein bisschen dicker aufgetragen und sie sind viel kratziger als die weichen Pfirsiche. Aprikosen haben wir getrocknet, ein liebes Geschenk, die Früchte waren sonnenwarm, als ich sie bekam. So verschwindet die letzte Ernte nach und nach in Dosen, Gläsern, Flaschen. All die Brösel, die heute beim Abrebeln entstanden sind, sind beim Hausputz mitverschwunden, es ist wieder schön und frisch alles. So mag ich das gern.

Jetzt kann das Wochenende kommen, das dieses Mal im Heilpraktikerunterricht das heftigste Thema überhaupt hat – Suizidalität. Gut, dass wir est nächste Woche November haben und die Sonne noch scheint. Samstag werden die angehenden Cardeatherapeuten eine wunderbare Technik aus dem 11. Jahrhundert kennen- und anwenden lernen und am Sonntag haben wir schon den Start der 2. Ausbildungshälfte im Kurs für den inneren Schulungsweg der Therapeuten. Da sind wir ganz tief eingestiegen in die Wesensglieder des Menschen, aber auch in die Menschheitsgeschichte, um ein grundlegendes Wissen anzulegen darüber, was den Menschen ausmacht. Sonst müssten Fragen wie „wo komme ich her, wo gehe ich hin“ offen bleiben und genau das sind aber die Fragen, die die Menschen zu uns führt.

Dankbar bin ich für die Praxisarbeit in dieser Woche. Was für eine Vielfalt an Sorgen und Nöten habe ich gesehen. Und wie viel Bewegung, Neu-Sicht, Stärkung von Herz und Mut war möglich! Oft genügen wenige Stunden und man hat wieder Kraft, kann Dinge neu angehen und ärgert sich fast, warum man so lange gewartet hat – nur Mut. Einfach hinschauen. Wo die Angst ist, da geht es lang, lautet ein alter Therapeutenspruch.

Wer sich auf einen spannenden Weg zu gelingender Kommunikation, Wertschätzung, Empathie und Authentizität machen möchte, ist herzlich eingeladen zu unserem Rogers-Kurs. Er startet am 4. November und es ist ein Sonntag im Monat, mehr Infos auf der Seite unter Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers. Der Kurs ist offen für alle, die das therapeutisch einsetzen möchten und alle, die gern mehr über sich selbst und ihre Art, mit anderen umzugehen, lernen möchten. Wir haben noch zwei Plätze frei!

Allen einen wunderbaren Freitag, dieser Tag ist Venus gewidmet.

Novembernebel

 

Novembernebel

In meinem Kopf

In meiner Seele

Novembernebel

Undurchdringlich

Schemenhaft

Gedanken ruhen

Ruhen aus

Ideen bleiben noch undurchsichtig

Absichten unklar

Die Sinne ergeben sich in einem erholsamen Schlaf

In Erwartung auf die Aussicht

Wenn sich der Nebel verzieht

Novembernebel

In meinem Kopf

In meiner Seele

Margot Bickel

Donnerstags-Nachdenk-Input

Etwas geht um. Es geistert durch die Menschenherzen und raubt dort etwas, was wir kaum mehr draußen finden: Selbstwert. Es ist überall, es frisst sich durch alle Schichten, jedes Alter und ist unaufhaltsam. An die Stelle des Selbstwertes setzt es Egoismus und weil ja ein Platzhalter da ist, bemerken die Menschen den Verlust des Selbstwerts oft eine ganze Weile nicht.

Da belegen wir so feine Selbstoptimierungsseminare, schwätzen Sätze nach wie „ich sorge gut für mich“ oder „ich achte gut auf mich“ und wundern uns kein bisschen über Paketstapel mit sinnfreien Produkten, die wir online shoppen, um innere Leere zu stopfen oder schneiden unsere Haut kaputt, um genau diese Leere durch „ich spüre mich“ zu ersetzen, lesen Bücher über das Glück, haben viele Freunde und was sonst noch, aber im Herzen ist es still. Leer. Keiner daheim.

Was ist das also? Als Herkules versuchte, die Hydra zu töten, stellte er fest, dass für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue wuchsen und die Hydra zudem auch einen unsterblichen Kopf hatte. So ähnlich geht es uns, wenn wir statt „Selbst“ „Ego“ meinen und füttern, was das Zeug hält, aber niemals satt werden, weil das Ego dauernd neue Forderungen in den Raum stellt, uns wie verrückt auf Trab bringt, aber es nicht satt wird, nicht warm wird, nicht still wird.

Martin Buber hat geschrieben „Der Mensch wird am Du zum Ich“ und da steckt viel Erkenntnis drin. Wer permanent um sich selbst als die Sonne des Universums kreist, erschafft vielleicht ein eigenes Universum, aber er wird nicht in Herzenskontakt kommen. Wir brauchen das Gegenüber, den anderen Menschen, seine Nähe, seine Worte, seine Erkenntnisse, um im Austausch zu stehen, um zu erleben, dass Geben oft mehr Freude bereitet als Nehmen, um zu begreifen, dass alle Menschen einsam wären, wenn sie sich nicht die Hand zum gemeinsamen Tun reichen würden. Dazu müssen wir den Blick vom Display heben. Ärmel aufkrempeln. Arbeit und Not sehen und etwas tun. Uns bewegen. Und erfahren – gemeinsam bewältigte Probleme schweißen zusammen. Fair ausgetragene Konflikte lassen uns die Menschenwürde. Offene Augen und wacher Sinn zeigen uns nicht nur, was schief geht auf der Welt, sondern auch ihre Schönheit. Offene Hände sind eine Einladung zum Kontakt. Reichen wir sie oder nehmen wir sie an. Und erfahren im Tun, dass wir wertvoll sind. Dass wir verstehen, dass Selbstwert entsteht, indem man sich selbst ernst nimmt, sich selbst die Würde gibt, sich selbst achtet, damit man „seinen Nächsten lieben kann wie sich selbst.“ Denn erst dann kann man genau das. Dann sind wir wieder vollständig, weil Menschen eben nur fliegen können, wenn sie sich umarmen, wie wir nicht nur seit dem Film „Wie im Himmel“ wissen.

Allen einen freudigen Jupiterdonnerstag.

 

 

Blätterfall

Der Herbstwald raschelt um mich her.
Ein unabsehbar Blättermeer
Entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
Mitklagen will den großen Schmerz:
Sei stark, sei stark und schweige!

Du lerne lächeln, wenn das Laub
Dem leichteren Wind ein leichter Raub
Hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
Das Schwert, womit der Geist der Zeit
Sich selber überwindet.

Christian Morgenstern, 1871 – 1914

Danke an Steffen für das Foto aus dem Herbstwald!

Mittwochs-Nachdenk-Input

Jetzt geht die hochluxuriöse Zeit wieder an. Morgens, wenn wir schwimmen, ist es stockfinster. Solange die Temperaturen über 3 Grad plus sind, ist ab 6.30 Uhr das Außenbecken offen. Und das ist echt der Hit. Im krassen Solewasser kann man ja bestens auf dem Wasser liegen, ohne sich auch nur minimalst rühren zu müssen. Das Wasser nebelt wie verrückt, weil es so warm ist (einziger Nachteil). Am Rand des Beckens die uralten Thujen, die ihre Häupter noch verschlafen zusammenstecken und vor sich hinmurmeln im leichten Morgenwind. Am Himmel die Sterne. Großer Wagen, Gürtel des Orion, Vollmond – perfekt sichtbar. DAS sind die vier Minuten am Morgen, die ich als Extremluxus des Tages betrachte. Wenn die übliche Schwimmrunde geschafft ist, gibt es die paar Minuten rumhängen als Belohnung. Im Sommer guckt man halt in den blauen Sonnenhimmel um die Uhrzeit, das ist oberlangweilig (sorry). Jetzt aber – das größte Märchenbuch der Welt ist aufgeschlagen, man kann die Sterne leuchten sehen, funkeln, zwischenrein bewegen sich die Flieger nach Frankfurt und von Frankfurt und ich überlege, wo sie hinfliegen. Man schwebt fast über den Wassern und hat es muckelig warm (naja, deshalb vier Minuten, ich will ja keinen Hitzschlag haben). Toll. DAS ist es, warum mir Schwimmen im Winter extrem gut gefällt.

Allen einen Wochenteilungstag mit genug Vollmond zum Schauen, Sternen zum Träumen und ausreichend warmem Wasser. Wenn schon nicht als Regen von oben.

 

Dienstags-Nachdenk-Input

Wolken ziehen auf. Gut, dass die Quitten abgeerntet sind und vom Wind nicht mehr von den Zweigen gerissen werden können. Es wird noch ein paar Tage in Anspruch nehmen, die Fülle zu verarbeiten. Köstlicher Duft zieht durchs Haus. Was für ein Geschenk der Natur Quitten sind.

So ein Aufstellungswochenende wirkt bei mir einige Zeit nach. Was man bei Aufstellungen für Einblicke in Lebensentwürfe, Schicksale, Irrungen und Wirrungen erhält, ist unglaublich und zeigt, wie tief jedes einzelne Leben verwurzelt ist mit der Geschichte der Vorfahren, mit Abweichungen vom geraden Lebensweg, mit Missverständnissen, Verletzungen, Annahmen. Wir glauben zu wissen, was andere Menschen denken und fühlen, über uns denken, uns gegenüber fühlen. Wir wissen es nur, wenn wir sie offen und ehrlich fragen und offene und ehrliche Antworten bekommen. Stürzen wir uns weniger in Vermutungen und fragen einfach. Reichen wir viel schneller, früher und loslassender die verzeihende Hand, damit Schicksalsfäden sich nicht verhaken und verwursteln. Menschen machen Fehler. Alle Menschen machen Fehler. Aber geben wir uns auch schneller die Chance, die Fehler zu erkennen, indem wir sie kommunizieren und tradieren wir sie nicht über mehrere Generationen hinweg. So sind Menschen viel freier, weil sie nicht das Drama ihrer Kindheit, oft genug das Drama der Kindheit der Eltern und Großeltern, immer wieder aufführen müssen, bis eines Tages jemand den Mut findet und hinschaut. Genau schaut. Mit wachem Kopf, offenem Herzen und Armen. Dann geschieht Erkenntnis, Ankommen, ganz werden dürfen.

Allen einen tatkräftigen Dienstag.

Danke an Theresa für das Foto einiger Kacheln in Portugal!

Seltsam

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Hermann Hesse

Danke an Theresa für dieses unglaublich tolle Foto.

Montags-Nachdenk-Input

Was für ein erstaunliches Wochenende! Wie immer, wenn wir Aufstellungen haben, geschieht so unglaublich viel. Drei Menschen haben heute ihre tiefen inneren Anliegen aufgestellt. Drei Welten. Drei Einblicke in einen eigenständigen Kosmos. Drei Fragestellungen. Und doch geht es sehr oft um die Frage des Selbstrespekts, der Wertschätzung, darum, was Eltern  ihren Kindern mitgeben können und was nicht, was Menschen brauchen, um nicht mehr länger Sklaven ihrer Erinnerungen zu sein, die ihnen etwas vortäuschen können, was nicht wirklich so gewesen ist, sondern das, was unser Gehirn daraus gemacht hat.

Wie schön, wenn sich Dinge anfangen zu bewegen. Wenn Einsichten möglich sind, weil man „in den Schuhen eines anderen steht“, wenn sich das Feld öffnet und plötzlich alles still und Licht und Liebe wird. Das sind Gnadenmomente, die es dann gilt, in den Alltag „zu übersetzen“, in gangbare Schritte zu transponieren, die helfen sollen, das Leben wieder auf ein neues, gutes Gleis zu stellen, damit die nächsten Entwicklungsschritte gegangen werden können. Manchmal muss sich ein jahrzehntelanger Stau erst auflösen, damit die Bahn des Lebens wieder frei wird.

Wer bei solchen Arbeiten mit dabei war, kennt die Kraft der Gnade und erfährt am eigenen Leib, was es bewirkt, wenn das System in einen ganz freilassenden, liebevollen und schützenden Rahmen gestellt wird. Wenn hingeschaut wird, wo verdrängt worden ist. Wenn sprechen darf, was mundtot gemacht worden ist. Wer ein Thema, sei es beruflich oder privat, in einem sehr geschützten Rahmen aufstellen mag, kann das in diesem Jahr nur noch an einem einzigen Termin tun un das ist am 18. 11. um 14 Uhr, alle anderen Aufstellungstermine 2018 sind vergeben. Anmeldungen für den 10. 2. 2019 werden schon angenommen. Herzlich willkommen! Einfach Mail senden.

Allen eine gute, erfüllte und liebevolle neue Woche.

Ich ließ meinen Engel …

Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, –
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt…

Rainer Maria Rilke, 22.2.1898, Berlin-Wilmersdorf

Danke an Christoph für den Engel in der Praxis und das Foto davon!

Wochenend-Nachdenk-Input

Aufstellungen werden am Sonntag auf dem Programm stehen und am Samstag der letzte intensive Übungstag der angehenden Cardea-Therapeuten. Im November schließen sie ihre zweijährige Ausbildung ab. Anfangs erscheint das sehr lange und wenn man kurz vor dem Ende steht, stellt man fest, dass es flugs vorbei war.

Immer wieder ist die Diskussion, ob man Ausbildungen auch kürzer machen kann. Nein. Fortbildungen können kürzer sein, aber Ausbildungen nicht. Sie vermitteln nämlich nicht nur Handwerkszeug für die künftige Arbeit, sondern sind auch persönlichkeitsbildend und nach wie vor wächst Gras nicht schneller, wenn man daran zieht. Auch wenn das manche nervt, aber es bleibt bei den zwei Jahren, weil es im Grunde ein Minimum ist.

Eine gute Kräuterfrau erhielt in alten Zeiten neun Jahre Ausbildung bei einer weisen alten Kräuterfrau und sie befasste sich jeweils ein ganzes Jahr mit einem einzigen Kraut, neun insgesamt. Es wurde ihr mit Sicherheit keinen Tag langweilig damit und die neun Jahre waren bestens investierte Zeit. Druiden lernten mindestens 20 Jahre, damit auch die sittliche Reife gewährleistet war, um selbst Könige beraten zu können.

Wissen und Weisheit erwirbt man in keinem Wochenendkurs, sondern in langer Erfahrung in und mit dem Leben und im Verfeinern dessen, was man als Handwerkszeug grundlegend gelernt hat. Erst mit den Jahren macht man das zu seinem eigenen, gelingt der Übergang zu angewandtem Handwerk und Kunst. Dann können wir auch in tiefer Ruhe und vollkommen achtsam aufstellen, wahrnehmen, Räume öffnen. So entsteht innerer Frieden und können die nächsten möglichen Schritte erfahrbar gemacht werden. So darf es sein.

Allen ein wunderschönes Wochenende.

Auf dem Weg sein

Und es gehen die Menschen hin, zu bestaunen die Höhen der Berge, die ungeheuren Fluten des Meeres, die breit dahinfließenden Ströme, die Weite des Ozeans und die Bahnen der Gestirne und vergessen darüber sich selbst.

Francesco Petrarcra, 1304–1374

Danke an Theresa für das Foto von Porto, das sie aufgenommen hat, als die diesen Sommer von Porto bis Santiago di Compostela den Jakobsweg gelaufen ist.

Freitags-Nachdenk-Input

Alexander von Schönburg befasst sich in seinem höchst lesenswerten Buch „Die Kunst des lässigen Anstands“ mit etwas, was ich sehr schätze: Tugenden. Tugend klingt so altbacken und vorgestrig und meint doch nichts anderes als Ethik, Werte, innere Haltungen, die das Leben überschaubarer und lebenswerter machen. Tugenden können niemals out sein. Allerdings ist festzustellen (und das wussten schon antike Autoren zu beklagen), dass das kein allzu weit verbreitetes Phänomen ist.

Wir brauchen Tugenden im Alltag, damit er funktioniert. Wir müssen uns auf gewisse Dinge verlassen können, damit unser Leben rund läuft. Und die Voraussetzung dafür ist, dass wir selbst uns an Regeln halten, Werte haben, die nicht verhandelbar sind wie Menschenrechte, wie Meinungsfreiheit und vieles mehr. Das sind Errungenschaften, die wir nicht aufgeben dürfen und doch agieren wir sehr oft wider besseres inneres Wissen.

Am Mittwochabend hörte ich in einem Vortrag von Dr. Stefan Schmidt-Troschke, der lange Jahre in einer Kinderklinik in Herdecke gearbeitet hat, wie wichtig klare Richtlinien und Rhythmus in der Kindererziehung sind, wie Leitplanken brauchen die Kinder solche klaren Ausrichtungen, damit sie sich orientieren und in der Pubertät die Leitplanken auch mal durchbrechen können, um sich als Erwachsene eigene zu machen. Es braucht Klarheit, es braucht Ehrlichkeit, es braucht gutes Benehmen. Wir alle erwarten, dass unser Gegenüber sich ordentlich benimmt, uns keinen Schaden zufügt, uns mit Respekt und Wertschätzung behandelt. Ich kann es nur mit Gandhi sagen: „Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt wünschst.“

Allen einen wunderbaren Venus-Freitag.

Blätterfall

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,

Als welkten in den Himmeln ferne Gärten;

Sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde

Aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.

Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen

Unendlich sanft in seinen Händen hält.

            Rainer Maria Rilke

 

Danke an Sigrid für das Foto, das sie auf dem Weg zur Arbeit entlang des Residenzgartens in Würzburg aufgenommen hat

Donnerstags-Nachdenk-Input

Hand kaputt. Fast jedenfalls. Der Grund ist der jährliche – Quittenernte. Rund 250 Kilo trägt der Baum in diesem Jahr, das erste Mal und das bei dem Hitzesommer. Allerdings merke ich das beim Verarbeiten. Quitten sind ja nie so wirklich weich zum gut verschaffen. Manches Mal wünschte ich mir schon ein Beil. Trotz Gießen ohne Ende sind sie in diesem Jahr wirklich pickelhart. Ich hab nicht mal ein Fünftel verschafft und überlege schon, wie ich meinen Handteller schütze, wenn ich mich mit voller Kanne auf das Messer stütze. Der Lohn für eine Stunde Quitten kleinhacken – nicht mal 2,5 Liter Saft. Und warum tut man sich das an?

Ganz einfach. Wenn die Quitte gewaschen und der Flaum abgerieben wird, steigt ein betörender Geruch auf. Kocht man sie, stehen nicht nur die Wespen vor dem Fenster Schlange (dumm gelaufen. In diesem Jahr gab es Fliegengitter). Füllt man den Saft ab, sieht man eine betörende Farbe, die man sonst niemals in der Küche sieht – so eine feine Röte spielt im Glas. Der Saft so dick wie Sirup (obwohl mit Minimalzuckermenge gekocht). Er tropft in die Flasche, zum Fließen ist er fast zu dick. Und wenn dann im Winter wirklich jeder Knochen schmerzt und die Flasche mit dem goldroten Glück wird geöffnet – kein Saft ist besser als der. Würden wir nicht so schrecklich gern Saft trinken, wären wir mit Sicherheit am Geleekochen. Vielleicht reicht es ja auch dieses Jahr für ein paar Gläser, denn Quittengelee – ungelogen! Frisches Toastbrot, wenig Butter, Quittengelee. Der Himmel ist offen!

Und wenn ich nach dem Hacken noch genug Nerven habe, schau ich, dass ich Quittenbrot mache. Das braucht halt alles wirklich viel Zeit und davon ist im Herbst nicht allzuviel vorhanden, aber wenn es klappt, wird es die feinen Würfel wieder geben. Ich lese im Katalog, dass 100 Gramm Quittenwürfel 8 Euro kosten. Jep. Wundert mich nicht.

250 Kilo. Wow. Und das nach nur neun Jahren Warten, der Baum war fix, wie froh ich bin! Wenn wir dann mal ernsthafte Mengen ernten, wird die Presse wieder spannend. Wie angenehm – Quitten waschen, reinwerfen, Saft nur noch kochen zum Haltbarmachen, das ist in einem Tag gelutscht, egal, wie viele Quitten es sind. So sind es viele, viele Tage, aber für 250 Kilo wirft keiner seine Presse an, nur mit anderem gemischt. Aber ich streichel ja nicht den Sommer über jede Quitte einzeln, damit sie ja lang am Baum bleibt, damit ich hinterher nicht genau diese Kandidaten in der Flasche habe.

Ach ja. Gibt es Faszinierenderes als Rosengewächse??? Freude herrscht und Dankbarkeit. Also, falls meine Hand aufhört zu schmerzen.