Uncategorized

Pflege ist Kunst

Krankenpflege ist keine Ferienarbeit. Sie ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden soll, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung wie das Werk eines Malers oder Bildhauers. Denn was bedeutet die Arbeit an toter Leinwand oder kaltem Marmor im Vergleich zu der am lebendigen Körper, dem Tempel für den Geist Gottes?

Florence Nightingale, 1820–1910

Auf dem Weg ins Allgäu begleitete uns ein Wolkenengel ein gutes Stück.

Die Fachakademie ruft

Herzliche Einladung am Wochenende zu einem besonderen Event: Der Primavera-Fachakademie. Der Themenbogen ist breit gespannt; Neuigkeiten aus der Forschung über Anwendung ätherischer Öle im Pflegealltag, bei Fastenanwendungen, bei Darmflorafehlbesiedlung, im Praxisalltag im Bereich Psyche und Hebamme, Aromatherapie für Kinder in Übergangsphasen, Unterstützung bei Alltagsthemen. Dazu kommen wissenschaftlichen Herausforderungen wie Erforschung von Riechen und Schmecken, die Sinne, die in der Pandemie oft sehr gelitten haben, Riechtraining bei Verlust des Geruchssinns, Einsatz ätherischer Öle bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs und vieles mehr.

Ich freue mich unglaublich, dass ich mit als Referentin bei diesem wichtigen Kongress dabei sein darf, der dieses Jahr als Stream kommt, so dass ihr das alles bequem von daheim aus anschauen könnt. Ich werde über die in unserer Praxis sehr beliebten Riechsticks und Roll-ons berichten, von meinen Erfahrungen mit diesen individuellen Helfern im Praxisalltag und dem, was mir die Klienten froh darüber berichten.

Wer mit dabei sein mag, kann sich hier anmelden, am Samstag geht es los bis Sonntagmittag: https://akademie.primaveralife.com/online/primavera-fachakademie-2021

 

Lasst euch entführen in die Zauberwelt der Düfte. Oder testest es bei einem eurer nächsten Termine aus und baut euch einen Riechstick zusammen – wie ihr seht, ist die Auswahl in meinem geheimen Riechschrank nicht klein, so dass jeder durchaus „seine Mischung“ finden kann.

Wonach riecht es hier?

Sei mir gegrüßt, mein Sauerkraut,

holdselig sind deine Gerüche.

Heinrich Heine, Deutschland. Ein Wintermärchen

Riechen ist für uns Menschen untrennbar mit Erinnerung verbunden. Bei Heine war es das Sauerkraut, das er offenbar mochte. Im Winter riecht es im Garten von Primavera anders als im Sommer, aber allein das Licht und der Zauber dieses prachtvollen Gartens machen diesen Ort zu einem wunderbaren.

Begegnung mit mir selbst

Marie von Ebner-Eschenbach hat etwas beobachtet, was wir aus unserem eigenen Leben kennen: Wenn Menschen in die Überforderung kommen, treten oft erstaunliche Dinge zutage – sie wachsen über sich hinaus, bewältigen Herausforderungen auf eine Weise, die man nie für möglich gehalten hätte oder umgekehrt, starke Menschen können auch zusammenbrechen und aufgeben, sich und andere, weil ihre Kraft aufgezehrt ist.

Wie gehen wir mit Schicksalsschlägen um? Ich glaube, dass wir das im Vorfeld bei vielem nicht wissen können. Wie würden wir reagieren, wenn wir vom Arzt hören: „Besorgen Sie Ihre Angelegenheiten, Sie haben vielleicht noch drei Monate.“, oder wenn geliebte Menschen sterben, das über alles geherzte Haustier eingeschläfert werden muss, wir Haus und Hof aus welchen Gründen auch immer verlieren? Niemand kann das wissen, wie wir dann reagieren, damit umgehen und auf welche Weise wir das tun.

Etwas Wichtiges haben solche Überlegungen durchaus: Sie zeigen uns etwas auf, was wir in unserer Gesellschaft ganz weit weg schieben und was die letzten Monate jedoch stärker ins Blickfeld gerückt haben, das „Memento mori“. Bedenke, dass du sterblich bist. Im Mittelalter gab es den Dance macabre, den Totentanz, oft an Kirchenmauern aufgemalt als Sinnbild, dass der Tod alle gleich behandelt, egal, ob Kaiser oder Bettelmann. Wir leben heute oft so, als wäre der Tod weit weg, dabei geht er vom Moment unserer Geburt an neben uns und wartet geduldig auf die Stunde, die für uns vorgesehen ist. Der Tod erinnert uns an die Kostbarkeit jedes gelebten Moments.

Wie würden wir leben, wenn wir das memento mori bewusster hätten? Wie würden deine Entscheidungen heute ausfallen, wenn du wüsstest, wie begrenzt die Lebenszeit vielleicht noch ist? Was würdest du tun, wenn dir klar wäre, dass es darauf ankommt, zu tun, was du liebst und gut darin zu sein und nicht, um für den nächsten Urlaub was zu haben? Welche Menschen bedeuten dir etwas und du tust gut daran, diese Beziehungen zu pflegen und ihnen zu danken für das, was sie für dich bedeuten?

In den letzten 10 Monaten haben wir innerhalb der Familie viel mitgemacht, was man mit schwerkranken, alten und behinderten Menschen so erleben kann. Wir begleiten die Eltern und sehen täglich, wie krass das sein kann, wenn Fähigkeiten verschwinden, Kräfte rasant weniger werden, der Wille nicht mehr ausreicht, das Gehirn seine Fähigkeit verliert, bewusst Entscheidungen zu treffen. Und wir sehen, was geschieht, wenn man nicht loslassen kann, sich nicht vertrauensvoll in die Hände von helfenden Menschen begeben kann, weil „ich das selbst noch machen kann“.

Ja, es ist eine Gratwanderung zwischen „ich kann es noch“ und „kannst du mir helfen?“ Es ist nicht schlimm, sich helfen zu lassen, es ist schlimm, sich das nicht eingestehen zu können und darauf zu bestehen, dass Dinge so erledigt werden, wie sie es gewohnt sind und übersehen, dass andere Menschen auch noch ihr Leben haben, es denen vielleicht nicht wichtig ist, dass man Unterhosen von allen Seiten bügelt (sic!). Da prallen Welten aufeinander.

Es ist ein Jahr der extremen Herausforderungen und Reibungen bisher. Und wie es in den letzten Jahren auch schon zu beobachten war – je mehr das Jahr sich dem Ende zuneigt, desto mehr verschlechtern sich die Dinge, wird der Tonfall härter, krasser und die Herausforderungen explodieren.

Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Wir pendeln zwischen Verantwortung und Genervtsein, Überforderung und dem Wunsch, nicht ans Telefon zu gehen. Vielen geht es so mit ihren Familien, es wird nur so gern überpinselt von „bei uns ist das kein Thema, das haben wir super gelöst“. Manchmal ist es wirklich so, das setzt voraus, dass die Senioren weise im Vorfeld schon gehandelt haben und erkennen, wann Versorgung durch andere Menschen nötig ist und das dann auch annehmen können. Schön, wenn es funktioniert.

Das tut es bei uns nicht und bei vielen anderen auch nicht. Gute Allgemeinlösungen gibt es nicht. Wir halten es so: Wir stellen uns den täglichen Herausforderungen und lösen die Fragen, wenn sie da sind, damit wir nicht in ungesunde Szenarien verfallen. Und machen uns bewusst, dass wir neben diesen Themen und Herausforderungen unsere Berufsalltage haben, unsere eigene Familie und Beziehung. Klar laufen manche Dinge auf totaler Sparflamme, wenn die Prioritäten woanders liegen,  Leben ist jedoch stets mehr als nur Bürde und Last. Es ist auch der Zauber eines Moments, ein Witz, der erzählt wird, ein gutes Lied, das irgendwo läuft.

Oder was mir heute Morgen im Nieselregen geschenkt wurde: Zwei Rettungswagen hielten lautstark am Straßenrand unter der alten Mainbrücke, der Nieselregen kroch ungemütlich in die Kleider, der Wind pfiff oben auf der Brücke, unzählige Schulkinder rannten, um pünktlich anzukommen, viele andere liefen hastig zur Arbeit mit Kaffeebechern in der Hand. Eine sehr alte Frau schob ihren Rollator vor sich her. Sie hatte keinen Schirm und lange weiße Haare. Sie trug einen Rock und eine Jacke in Blau und war ein wenig zu dünn angezogen. Sie konnte nur langsam gehen zwischen all den eiligen Radlern, Fußgängern und Hastern. Sie schaute mich an und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. Ich lächelte zurück und hatte für einen Moment das krasse Gefühl, das Goethe einst hatte, als er sich, auf dem Pferd reitend, selbst begegnete in einer Zukunftsversion. Ein Moment, in dem die Welt stillstand und Frieden und Ruhe herrschten. Da halten sich dann irgendwelche Anrufe kurz danach mit neuen Diagnosen und Herausforderungen besser aus.

Bist du deinem zukünftigen Ich schon mal begegnet? Gnadenmomente, die erhellend sein können.

Einen zauberschönen Venustag allen mit guten Nachrichten, Begegnungen und Momenten.

Wann schaust du genau hin?

Banne die Sorge, genieße, was kommt – bei dem Wind und Klatschregen gestern ist das manchem schwergefallen, die Sorgen zu bannen, die größer werden, wenn die Tage kürzer und dunkler erscheinen. Mancher fröstelt seelisch und körperlich. Jetzt ist es Zeit, den Kleiderschrank auf Herbst und Winter umzuräumen, die dünnen Sachen werden nicht mehr gebraucht, die Sandalen können hergerichtet und verstaut werden bis zum nächsten Jahr. Es wird sicherlich noch sonnige Mittage geben, aber wohl keine mehr für leichte Kleider. Wir schwingen uns ein auf die Zeit, in der wir mehr nach innen gehen und nicht mehr so im Außen durch die Pracht der Welt abgelenkt werden.

Eine Seniorin schrieb mir, dass die Menschen so kalte und harte Gesichter haben, dass ihr das Sorge bereitet und sie so froh ist, die Krieg noch erlebt hat, dass sie schon so alt ist. Vieles an der Welt ist ihr nicht mehr verständlich, dabei nutzt sie trotz ihres Alters Mail und ist fit am PC. Also niemand, der weltfremd ist, aber beobachten kann. Wie wäre es mit einem Lächeln heute für alle, die dir begegnen? Freundlichkeit ist Nahrung des Herzens.

Es braucht die Zeit des Überdenkens und des Abschließens von Dingen, damit über den Winter Neues keimen und im Frühjahr wachsen kann. Viele Menschen erkennen gerade, dass sich doch innerlich manches an Sorgen, Nöten und Ängsten aufgestaut hat, die nun drücken und wie eine unüberwindbare Wand vor ihnen stehen. Jetzt ist eine gute Zeit, um aufzuräumen und zu überdenken, was an Gedanken mitgenommen werden soll in den Winter, was angeschaut, aussortiert oder verwandelt sein möchte.

Herbst und Winter sind großartige Zeiten, um nicht nur im Außen Erntedank zu feiern, sondern zu schauen: Was war in diesem Jahr gut, wo habe ich mich entwickelt, Fortschritte gemacht, Neues gewagt, wo habe ich gemerkt, dass etwas nicht passt, bin gescheitert oder die Angst hat mich gehindert, etwas anzugehen? Du darfst feiern, was geschafft wurde! Hinschauen, was man aus dem Scheitern gelernt hat – fehlt es noch an Kompetenzen, wenn ja, an welchen? Lag es an etwas, das ich selbst nicht beeinflussen konnte? Wie kann ich so etwas künftig anders aufstellen? Und ich kann mir Gedanken machen, ob ich schon die beste Version von mir selbst bin, die ich da lebe oder ob ich mein tägliches Hamsterrad bediene und nur darüber klage.

Herzliche Einladung, im Rahmen eines Coachings auf die Themen zu schauen und den Weg zu planen zwischen dem Jetztzustand und dem, wo ich hinmöchte im Leben. Was wären die Schritte? Wie gelingt es, durchzuhalten? Dazu brauchen wir Wissen, wie wir generell funktionieren, ein Ziel, das wirklich uns entspricht und sehr viel Ehrlichkeit und Klarheit über uns und unsere Art, Projekte gern selbst zu torpedieren nach dem Motto „ach, das Alte kenn ich wenigstens“.

Wir können jede Menge Ideen und mutige Menschen auf diesem Planeten brauchen, die sich nicht von Startschwierigkeiten irritieren lassen, die wirklich bereit sind, alte Muster auszusortieren und das Neue als die bessere Option erkennen. Bist du mit dabei?

Herzliche Einladung zu unseren „Kleinen Kurstagen“ wie dem Wickelkurs am 14. 11., an dem es nicht um Babys geht, sondern um Körperwickel bei gesundheitlichen Problemen wie Bauchwickel, Wadenwickel, Ohrenwickel etc. und um Auflagen, das sind Kompressen, die mit Tee oder Ölmischungen getränkt und aufgelegt werden zur Linderung von Schmerzen etc. Wir schauen uns die Wickel an und wie sie gemacht werden. Es sind wunderbare altbewährte Hausmittel, die manche Tablette sparen helfen und wir erleben dabei: Anwendung ist Zuwendung. Am 28. 11. ist unser Kurstag über Aromatherapie und Räuchern. Was sind ätherische Öle, wie werden sie hergestellt, eingesetzt, was ist wichtig? Was versteht man unter Rauhnächten und womit und wie kann ich räuchern?

Am 27. November startet ein kleiner Kurs für alle, die gestresst und nervös sind und einfache Methoden suchen, um wieder runterzufahren und in die Kraft zu kommen. Unser Kurs „Meine innere Mitte finden“ zeigt eine Kombination aus leichten Körper- und kleinen alltagstauglichen Übungen, die uns sanft wieder zu uns selbst zurückkehren lassen im Lärm der Welt. Es gibt im Mittekurs noch zwei freie Plätze, gern also anmelden. Hier die Infos:

https://www.seelengarten-krokauer.de/mittefinden/

Allen einen freundlichen Jupitertag.

 

Ursula hat die winterfertig gemachten Boote bei ihrer Wanderung im Bild festgehalten. Hast du dich auch schon winterfertig vorbereitet?

Banne die Sorge

Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,

Reseden und Astern im Verblühn,

Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,

Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

Und doch (ob Herbst auch)

die Sonne glüht –

Weg drum mit der Schwermut

Aus deinem Gemüt!

Banne die Sorge,

genieße, was frommt,

Eh Stille, Schnee

Und Winter kommt.

Theodor Fontane, 1819-1898

Ursula hat beim Wandern diesen Baum entdeckt, bei dem man schön sehen kann, woher der Wind weht. Danke dir!

Herz auf dem rechten Fleck

Theodor Storms Oktoberlied hat eine schöne Zeile: „Wir wissen’s dich, ein rechtes Herz ist gar nicht umzubringen“. Medizinisch leider schon, aber wir können seelisch gut nachvollziehen, was Storm meint. Das Herz auf dem rechten Fleck haben ist auch eine Umschreibung für Mut, für Einstehen, für Vertreten von Werten, die einem wichtig sind. Recht steht hier nicht für eine Richtung, sondern für „wichtig und richtig“.

Wenn das Herz auf dem rechten Fleck ist, bedeutet das: Wir haben es mit unserem inneren Koordinatensystem in Einklang gebracht: es besteht aus dem, was für uns unverrückbar wahr, wichtig und richtig ist und dem, was uns im Leben begegnet. Das bedeutet, unsere Werte immer wieder neu zu überdenken, anzupassen, zu prüfen, ob wir noch auf dem für uns richtigen Weg sind.

Wir vergessen das gern, das Überprüfen. Motto: „Bassd scho“ und dann landen wir gern mal im Nirwana, weil wir uns total verrannt haben. Validierung gehört nicht zu den Hobbys der meisten Menschen. Es kann sehr viel helfen, wenn wir uns einen bestimmten Zeitraum in der Woche reservieren (damit es gut zur Gewohnheit wird). Da setzen wir uns hin, fragen uns nach unserer Vision, nach den Zielen, die wir im Moment verfolgen, beobachten, wie weit wir auf dem Weg zur Zielerreichung vorangekommen sind.

Dann können wir sehen: Abgewichen? Weshalb? Ist die Kursänderung gut? Passt der Weg? Gehe ich ihn auch bewusst oder schlurfe ich mal wieder im Halbschlaf auf meiner Lebensbahn und lasse die Dinge halt mal laufen, wenn es gerade läuft? Damit was „läuft“, muss ich es innerlich auf den richtigen Weg setzen und den ständig prüfen. Bedeutet: Vergleich zwischen IST- und Wunsch-Zustand anstellen. Ist die Lücke geschrumpft seit letzter Woche oder  gewachsen? Feiere ich, wenn die Lücke kleiner wird und freue mich über den Fortschritt der Zielerreichung oder sage ich mir „Bassd scho“? Ja, das macht Arbeit. Lieber latschen wir irgendwie dahin und wundern uns dann, wo wir rauskommen und wieviel Mühe es macht, den Karren dann aus dem Dreck zu ziehen. In was investiere ich Lebenszeit?

 

Allen einen wunderbaren Wochenteilungstag mit dem Herzen auf dem rechten Fleck und guten Tageskoordinaten.

 

Steffi schenkt uns heute dieses Herbstleuchten gegen trübes Wetter.

Oktoberlied

Oktoberlied

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!

Und wimmert auch einmal das Herz, –
Stoß an und lass es klingen!
Wir wissen’s doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenkt ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen.

Theodor Storm, 1817-1888

Karden sehen den ganzen Winter über gut aus, wenn man sie denn stehen lässt.

Willkommen zurück in der Realität

Krass. Am Montagmorgen hatte ich um 8.15 Uhr einen Termin in der Stadt. 20 nach 7 sicherheitshalber losgefahren, damit alles entspannt ist. Nix war entspannt. Um 8.10 bin ich über den Residenzparkplatz gerumpelt, im Dauerlauf eine Runde bis zur Kaiserstraße. Hätte mir den Sprint sparen können, mein Termin war zwar um 8.15 aber neue Anweisung ans Praxispersonal: alle erst ab 8.30 reinlassen. So geht Zeitplanung. Memo an mich: mit der Straßenbahn bin ich viel schneller, wir haben von hier aus eine Straßenbahn, die nur an wenigen Punkten hält, damit die Schüler alle rechtzeitig ankommen. Werde ich für meinen zweiten 8.15-Uhr-Stadttermin diese Woche genau so machen.

Viele Menschen berichten von hohem Verkehrsaufkommen, weil jetzt wieder so viele Arbeitnehmer vor Ort arbeiten, nicht mehr im Remotemodus von daheim aus. Für manchen ist das die Rettung aus der totalen Einsamkeit, für andere eine restlose Überforderung, sie haben ihre Kollegen nicht wirklich vermisst. Ich staune über die Emotionen, die da hochploppen. Haben wir unsere Kollegen denn nicht wirklich gekannt vorher oder ihre Art billigend in Kauf genommen, weil es so ist und jetzt nicht mehr?

Menschen haben sich verändert in diesen Monaten, in denen das oftmals hilfreiche Korrektiv durch andere gefehlt hat. So mancher ist da in eine ganz eigene Welt hineingefallen, die mit den Realitäten wenig zu tun hat, andere haben sich eine Angstwelt aufgebaut, wieder andere sind aufgewacht wie aus einem langen Schlaf und voller Tatendrang – eine große Spannbreite erleben wir.

Ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Monaten entwickeln mag, sich unser Welt- und Menschenbild anpasst an die Situation, durch den stärkeren Austausch wieder mehr Lebendigkeit in alles kommen mag. Ich würde es uns sehr wünschen, dass wir nach all den Stimmungsschwankungen neu aufeinander zugehen, uns wieder wahrnehmen als Menschen, die sehr vergleichbare Bedürfnisse haben. Und mögen wir aufwachen aus unseren jeweiligen Minibubbles, in die sich der eine oder andere zurückgezogen und sich seine Welt gebaut hat. Das Leben ist nichts Virtuelles, es findet immer noch hier und jetzt und draußen in der Realität statt. Willkommen auf dem Marktplatz des Lebens.

 

Was ich für ein Frühlingsfoto hielt, hat Stephanie am Wochenende im Wald aufgenommen. Das ist nochmal ein grünes Leuchten vor dem Blätterfall, das strahlt aus sich heraus. Danke, Steffi!

Krafthimmel

Wer sieht nicht Geister auf den Wolken beim Untergang der Sonne?

Philipp Otto Runge, 1777 – 1810

Mit der Kamera malt Stephanie und hat diese erstaunliche kraftvolle Wolkenformation entdeckt. Herzlichen Dank dafür!

Von Herzen Danke

Inspiration und Freude! Am Samstag ging es im Seminar um Spiral Dynamics. Was ist das, was bedeuten die einzelnen Memes und welche Herausforderungen ergeben sich daraus für die Arbeit mit Klienten? Es hat so viel Spaß gemacht, den Kursteilnehmern eines meiner Lieblingsthemen ans Herz zu legen und so war der Samstag leider sehr flugs vorbei.

Am Sonntag stand der Tag unter dem Motto „Aufstellungen“. Für mich ist das jedes Mal ein sehr besonderes Erlebnis, wenn in den Aufstellungen die Systeme ihre ganze Kraft und ihren Bewegungsimpuls zeigen und so klar wird, was ein möglicher Weg aus einer schwierigen Situation sein kann. Aufstellungen klären und stärken so dermaßen, das begeistert nicht nur uns als Aufstellende, sondern auch die Klienten, die uns das Vertrauen schenken.

Wir arbeiten absolut nondirektiv und wertschätzend. Es gibt eine feste Gruppe, die aufstellt, keine Zuschauer, sondern beschützt und in einem kleinen, feinen liebevollen Rahmen. Das macht die Aufstellungen bei uns für alle immer zu etwas Besonderem. Manche Teammitglieder haben inzwischen mehrere hundert Aufstellungen mit mir gemacht, das ist mir eine enorm große Freude, dass ich auf so ein geübtes und wahrnehmungsfähiges Team zugreifen kann. Alle sind Therapeuten, so dass wir ein starkes Feld von Menschen am Start haben, die sehr geübt im Wahrnehmen und Erkennen sind.

Wenn jemand 2021 noch bei uns aufstellen will, darf er flott sein, wir haben nur noch am 24. 10. zwei Aufstellungstermine frei! Verbindlich sind ein Vor- und ein Nachgespräch, denn wir stellen nicht einfach mal schnell was auf, sondern arbeiten auch hinterher mit den Aufstellern, damit die nächsten Schritte klar sind.

Eine neue spannende Woche liegt vor uns mit vielen Menschen, die bereit sind, an sich und ihren Themen zu arbeiten und so wird das ein schöner Start in die neue Woche. Eine liebe Klientin hat mir einen tollen Blumenstraß mitgebracht mit einer Hortensie, die ich trocknen werde – sie ist tiefviolett, so eine Farbe habe ich noch nie gesehen, ich bin begeistert. Ich hoffe, sie lässt sich gut trocknen.

Das Feedback heute war schön: Menschen kommen gern und arbeiten hier mit uns. Was vielleicht mit daran liegt, dass es hier sehr familiär und behütet ist. Das freut uns. Danke allen, die uns ihr Vertrauen schenken. Unsere Arbeit ist unsere Passion.

Allen einen feinen Wochenstart.

Herbstfluss

Herbstfluss

Der Strom trug das ins Wasser gestreute
Laub der Bäume fort. –
Ich dachte an alte Leute,
Die auswandern ohne ein Klagewort.

Die Blätter treiben und trudeln,
Gewendet von Winden und Strudeln
Gefügig, und sinken dann still. –

Wie jeder, der Großes erlebte,
Als er an Größerem bebte,
Schließlich tief ausruhen will.

Joachim Ringelnatz, 1883-1934

Zwei Herbstimpressionen von Stephanie für uns heute! Lieben Dank!

Was für ein Foto wärst du?

Freundlicherweise bekomme ich immer wieder Fotos zur Verfügung gestellt, die uns den Tag verschönern möchten. Jeder, der mir Bilder schickt, hat seine eigene Bildersprache, das finde ich sehr faszinierend. Und von jedem habe ich mindestens ein Lieblingsfoto. Von Sandra ist es das mit diesem wunderschönen Delfin. Ist es nicht einfach wunderbar? Kraft, Lebensfreude, Schönheit zeichnen es aus. Ich habe noch nie einen Delfin in freier Wildbahn gesehen. Umso mehr genieße ich es, dass die Welt in Form von Bildern und Geschichten zu mir zu Besuch kommt. Sandra zum Beispiel kann so lachen, dass kein Auge trocken bleibt. Das Foto passt wunderbar zu Sandra.

 

Sunzi ist der Meinung, dass tiefes Wissen heißt, eine Störung zu bemerken, bevor sie auftritt. Das ist schon eine gute Achtsamkeit, wenn wir ein Problem im Moment seiner Entstehung bemerken. Dann ist es nämlich noch kein bisschen ein Problem oder eine Störung, sondern es ist ein gerade entstehendes Etwas, dem wir dann den Beigeschmack des Problems oder der Störung verpassen durch unsere Bewertung.

Diese Woche gab es viele Gespräche zum Thema Glaubenssätze und das, was für den einen oder anderen problematisch ist im Leben. Ausgelöst wurde es durch einen Termin, bei dem ich eine Strichliste anlegte, wie oft die Worte Stress und Problem vorkamen. Jedenfalls so häufig, dass sie meinen Blutdruck, ohne dass ich irgendetwas anderes tat, veränderten, ihn regelrecht in die Höhe schnellen ließen. Selten konnte ich die körperliche Reaktion auf Worte so deutlich wahrnehmen.

Grund für uns, sehr tief in die Wahrnehmung zu gehen, welche Kraft und welche Macht Worte für uns haben können. Sie können Menschen zerstören oder trösten und aufrichten, je nachdem. Machen wir uns das immer wieder bewusst, auch dann, wenn wir „nur“ mit uns selbst sprechen. Die meisten Klienten in der Praxis leiden an dem, was sie sich selbst sagen und das ist oft genug nur unreflektiert das, was sie selbst zu hören bekommen haben in einem Alter, in dem der gesagte Satz vielleicht eine andere Bedeutung hatte. Dazu Sunzis Gedanke, Negatives wahrzunehmen, bevor es seine negative Kraft entfalten kann – wie würden wir aufwachsen, wenn wir keine negativen Glaubenssätze bekämen? Nicht permanent Dingen eine Bedeutung im Sinne einer Wertung verleihen müssten?

Manchmal träume ich davon, in Welten zu reisen, in denen diese Gedanken Realität sind, um zu überprüfen und zu erleben, ob das dann besser wäre oder welche Fragestellungen wir uns dann einfangen würden! So eine Art „Ausprobierwelt“, um herauszufiltern, was wirklich dazu dient, Menschen zu fördern.

Wenn du ein Foto wärst, wie würdest du aussehen, was würdest du abbilden? Und – kannst du dir vorstellen, die Stimme in deinem Kopf auf Freundlichkeit umzustellen, nur mal für diesen Venustag?

 

Danke an Sandra für dein wunderschönes lebendiges Foto!

Tiefe

Tiefes Wissen heißt, der Störung vor der Störung gewahr sein.

Sunzi, 543–495 v. Chr.

So ein See hat auch eine beeindruckende Tiefe. Katja hat dieses Foto gemacht. Dankeschön!