Author page: Christine Krokauer

Freitags-Nachdenk-Input

 

Viele Menschen berichten mir, dass sie sich nach Sicherheit und Schutz in diesen Zeiten sehnen. Es gibt nur zwei Sicherheiten. Alles, was lebt stirbt, nichts bleibt wie es ist, weil alles im Wandel ist. Schutz – die einen bauen dicke Mauern und Bunker, die anderen wissen, dass auch das nur gegen bestimmte Dinge helfen kann. Unser größter Feind ist kein Virus, keine Kündigung, kein irgendwas im Außen, sondern unsere Angst im Herzen. Angst macht Menschen schneller und intensiver krank und hoffnungslos als alles andere.

Angst und Enge hängen vom Wortstamm her zusammen. Angst lässt uns zusammenfahren, -zucken, wir atmen flach und bringen so weniger Sauerstoff ins Gehirn. Bei Angst läuft unser ganzer steinzeitlicher Mechanismus ab, den wir als „Fight or Flight-Reaktion“ kennen. Bei Gefahr werden jede Menge Botenstoffe im Gehirn ausgeschüttet, die unsere Muskeln anspannen, das Immunsystem runterfahren, weil grad Wichtigeres zu tun ist, unsere Gerinnung erhöhen, falls wir verletzt werden, unsere Augen suchen nach einem Baum, um uns zu retten oder nach Schwachstellen im Gegner, der uns töten will, die Leber wirft Zucker ins Blut, damit wir genügend Energie für den Überlebenskampf haben. Und das gleichgültig, ob wir wirklich in Lebensgefahr sind, der Chef uns einbestellt oder wir Angst vor der Zukunft haben. Wenn die Botschaft „Gefahr“ im präfrontalen Kortex eingetrudelt ist, meinen unsere Mandelkerne, die Amigdalae, von denen wir in jeder Hirnhälfte eine haben, sie müssten Party feiern.

Angst gehört zum Leben dazu, sie schützt und rettet uns. Was wir aber in diesen Wochen mit uns treiben, ist nicht Angst, sondern ein Angriff gegen uns selbst. Was tun? Erstmal immer nur tief atmen. Wer im Brustkorb eng wird, braucht Weite. Arme ausbreiten, atmen, am allerbesten gelingt das im Wald, denn die Luft dort ist Medizin für Nerven und Sinne. Bewegen ist die einzige Chance, den im Körper gebunkerten Stress abzubauen. Also mehr bewegen! Das Richtige essen und nicht mit Kohlenhydraten und koffeinhaltigem Gedöns im Übermaß die Nerven strapazieren, den Zellzwischenraum zumüllen und das Gewebe fein übersäuern.

Lachen ist Zähneputzen für die Seele. Freude bringt die Energie, die Zuversicht im Gepäck hat. Sinn in dem zu sehen, was wir tun, ist die Basis. Wenn wir unser Tun als sinnlos erachten, wird es Zeit, den Sinn zu suchen, ehe wir zugrunde gehen.

Entweder lernen wir also, unsere Arbeit, die wir haben, zu lieben oder wir wechseln das Feld. Es gibt keinen Grund, vor der Zukunft Angst zu haben. Aus Angst fällen wir keine guten Entscheidungen. In der Angst fühlen wir uns nicht wohl. Berechtigt ist, gut hinzuschauen und nachzudenken. Aber permanent von einer Panik in die nächste zu fallen, zu fürchten, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt – das kann man machen, muss man aber nicht. Bedenken wir stets, dass wir sehr viel selbst tun können in jeder Lebenslage. Und wenn wir uns nur an einen geschützten Ort denken und dort auftanken. Wer nicht weiß, wie das geht, kann gern die geführte Meditation nutzen, hier der Link https://www.seelengarten-krokauer.de/klienteninfo/#geschuetzter-ort

Es ist Zeit, um gut hinzuschauen, was trägt und was nicht mehr taugt. Es gilt, sich als Persönlichkeit zu entwickeln, zu positionieren, seine Stärke zu entwickeln und Mut zu schöpfen, Zukunft gut zu gestalten. Angst macht aus Menschen eine Masse, die nach einem Erlöser ruft. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass das nur begrenzt hilfreich war. Die hilfreichste Hand befindet sich am Ende des eigenen Arms und wie man sie nutzt – das kannst du lernen. Mach dich auf, fasse Mut und entdecke die Kraft in dir. Außerhalb wirst du sie kaum finden.

Allen einen liebevollen Venustag.

Danke an Ursula für das Foto!

Wertvolles Lachen

Lachen ist eine körperliche Übung von großem Wert für die Gesundheit.

Aristoteles

Der Eisenhut, den Katja in den Bergen mit ihrer Kamera entdeckt hat, ist ein mächtiges Schutzkraut. Aber Vorsicht, er ist hochgiftig. Schaut euch nur seine Blütenhelme an!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Katzen sind Meister des Versteckens! Niemals würde man dieses Exemplar, das Ursula fotografiert hat, je entdecken. Viele nehmen sich gerade an Katzen ein Beispiel, wenn sie gern unsichtbar wären.

Um die Frage von Sichtbarkeit ging es in unserer Runde über Eigenschaften des künftigen Menschen. Sichtbarkeit wird heute oft verstanden als Präsenz in den asozialen Medien. Das ist eher etwas, das mit Ego zu tun hat, wenn Menschen ihre Anwesenheit dort als Plattform zur Selbstdarstellung nutzen.

Wir meinten mit notwendiger Sichtbarkeit etwas anderes, nämlich Flagge zeigen, eine Position einnehmen, Stellung beziehen und sich damit erkennbar zu machen. Das erfordert Mut, denn wir sind schnell verschollen und abgetaucht, wenn Gegenwind kommt. Offline bedeutet häufig, dass wir Kommunikation, Auseinandersetzung, Konflikt vermeiden, wir sind einfach nicht erreichbar und lösen die Dinge nicht, wenn sie aufflackern, sondern vertagen, verschieben und hoffen, dass alles schnell vergessen und die nächste Sau rasch durchs Dorf getrieben wird.

Menschen, die sichtbar sind, haben eine Meinung. Sie ist nicht starr, denn diese Menschen haben die Fähigkeit, ihre Meinung zu ändern, wenn sie ihre Untragbarkeit oder Fehlerhaftigkeit erkannt haben. Sie vertreten ihre Meinung, sind jedoch weder missionarisch unterwegs noch der Auffassung, dass ihre Ansicht die allein seligmachende sei. Sie wissen, dass wir alle von unserer Warte aus blicken und insofern hat jeder Recht mit seiner Meinung, da wir immer nur Ausschnitte der Wahrheitstorte, nicht aber die gesamte Torte sehen können.

Zu Erkenntnissen kommt man durch Teamwork und Erweiterung des eigenen Blickwinkels wie in der Geschichte der blinden Forscher, die einen Elefanten beschreiben sollten. Alle hatten Recht mit ihrem Bericht, doch erst die Summe aller Berichte gab ein angemessenes Elefantenbild. Wir haben oft Angst vor dem Anderen, Fremden, sind verwirrt oder ablehnend. Dem anderen geht es sicherlich genauso. Lassen wir uns verwirren, halten wir das aus und fragen nach, bis wir verstehen können. Nur so kommen wir aus unseren klebrig-engen Denkschubladen heraus und finden uns im Feld der Möglichkeiten.

Menschen, die sichtbar sind, halten sich und andere aus. Sie vertreten eine Meinung offen, liebevoll und bereit, sich auszutauschen, sie halten sich nicht für Schlaubi Schlumpf, Besserwisser oder Pächter alleinseligmachender Wahrheiten. Sie wissen, dass nichts auf diesem Planeten fix und starr ist, sondern sich wandelt und sind bereit, sich immer wieder mitzuwandeln. Sie haben offene Augen, offene Herzen, einen freien Geist, der viele Richtungen erlaubt und können dennoch bei ihren Grundwerten bleiben und sie freundlich vertreten. Sie kämpfen nicht, weil sie gelernt haben, dass Kampf bedeutet, zu verletzen und verletzt zu werden, was selten eine gute Lösung bringt. Sie halten aus, hinterfragen sich selbst, öffnen sich und laden ein, gemeinsam am Tisch Lösungen zu erarbeiten, mit denen viele leben können. Sie sind sichtbar, weil sie sich selbst genug Wert zugestehen und sie sind leuchtend, weil sie eben nicht in Sturheit und Starrsinn verharren, sondern Ansichten vertreten, Fehler machen, bereit sind zum Lernen, zum Scheitern, zum neu Anfangen und um stetig die Horizonte zu erweitern.

So viele Wahrheiten gibt es auf der Welt. Lauschen wir dem Gesprächspartner, was seine ist, tauschen wir uns aus, halten wir Verwirrung und „Niemals“ aus und gehen hinter diese Begrenzungen. Dort ist ein Garten, dort werden wir uns treffen, dort steht die Artustafel freier Geister, die Zukunft gestalten möchten. Sei dabei.

Allen einen freundlichen Donnerstag. Möge er den Himmel wieder öffnen, damit viele den Kometen Neowise sehen können.

Blumenliebe

Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.

Johann Wolfgang von Goethe

Diese herrlichen Sonnenblumen hat Ursula aus einer zauberhaften Perspektive heraus fotografiert. Danke

Mittwochs-Nachdenk-Input

Geniale Menschen, sagt da Vinci, beginnen große Werke und die fleißigen beenden sie. Das ist oft so. Wer genial ist, ist nicht immer mit Ausdauer gesegnet und vollendet so manches nicht. Wer fleißig ist, mag vielleicht im Bereich Genie Mängel zeigen, mit Fleiß kommt man letztlich dennoch sehr weit. Der Fleiß gehörte zu den Begriffen aus unserer Diskussionsrunde über die Qualitäten des Menschen der Zukunft.

Fleiß meint nicht, rund um die Uhr zu buckeln. Fleiß meint, einige andere Tugenden mit auszubilden wie Geduld, Ausdauer, Zähig- und Standhaftigkeit, sie alle gehören zum Fleiß mit dazu. Ein fleißiger Mensch bleibt an etwas dran, auch wenn er klar weiß, dass er dazu nicht immer Lust hat. Wer täglich eine Viertelstunde etwas übt, bringt es im Lauf der Jahre zu einer versierten Technik und einer guten Fertigkeit in einer Kunst.

Ein Genie, das sich auf seine Fähigkeiten verlässt, muss erkennen, dass wie beim Geigenspiel Genie nicht reicht, sondern die Finger tausende Male richtig gesetzt werden wollen. Erst wenn uns etwas im wahrsten Sinne des Wortes in Fleisch und Blut (also in die Körperzellen und unser Ich) übergegangen ist, haben wir es „sicher“, gehört es als Fähigkeit uns.

Wer Fleiß belächelt, versteht nicht allzu viel davon. Sich stetig in etwas zu Üben ist die Grundlage jeder Kunst, denn der Boden aller Künste ist das perfekte Handwerk. Deswegen ist es so eine wunderbare Erziehungshilfe, Kinder ein Instrument und eine Sportart erlernen zu lassen, denn in beidem entwickeln sie Fleiß, Ausdauer, Disziplin, Durchhaltevermögen und sie erleben, dass sich Dranbleiben lohnt, Üben etwas bringt. Botschaften, die durchs Leben tragen können. Alles, was leicht aussieht, sieht nur deshalb leicht aus, weil die Bewegungsabläufe nicht mehr überlegt werden müssen.

Besinnen wir uns ruhig auf Tugenden wie Fleiß. Wir erleben sehr klar im Alltag, dass wir uns als Erwachsene alles in irgendeiner Form erarbeiten dürfen, uns nichts nachgeworfen wird. Warum also sprechen wir oft verächtlich, herablassend und wenig wertschätzend vom trotteligen Fleißigen? Er macht das, was uns oft zu bequem ist. Und es ist am Ende der Igel, der den schnellen Hasen besiegt hat. Der ist vielleicht clever, aber tot, wenn er seinen Meister gefunden hat.

 

Auch das Mühlrad tut fleißig seinen Dienst. Katja hat es dankenswerter Weise für uns fotografiert.

Genie und Fleiß

Geniale Menschen beginnen große Werke, fleißige Menschen vollenden sie.

Leonardo da Vinci, 1452 – 1519

Dieses herrliche Exemplar eines Schmetterlings flatterte Steffi vor die Linse. Danke!

Dienstags-Nachdenk-Input

Menschen der Zukunft – vieles haben wir schon zusammengetragen, was Menschen stärkt. Am Wochenende gab es nicht nur einen Umzug, sondern auch einige Gespräche und Begegnungen zwischendurch, in denen es um die momentane Situation der Welt ging. Viele Menschen sind restlos erschöpft. Corona hat manchen das Gefühl gegeben, dass endlich mal irgendwer die Pausentaste gedrückt hat. Diese Menschen haben gemerkt, dass sie sich sehr getrieben gefühlt hatten. Anstatt die Zeit zu nutzen, um sich zu erholen, wurde sehr oft gekruscht und geräumt, entsorgt und die Nacht vor dem PC mit den neuesten Infos zum Tag gemacht. Andere kamen in eine vollkommene Überlastung mit Homeoffice auf begrenztem Raum, Homeschooling, wo sich vielleicht mehrere Kinder auch einen PC teilen mussten, denn nicht alle Familien verfügen über eine Ausstattung für jeden.

Was bei uns in der Praxis anbrandet, sind zutiefst erschöpfte und teilweise sehr ratlose Menschen. Sie haben Angst vor der Zukunft, dem Herbst. Sie beklagen den fehlenden Urlaub (was ich für eine Luxusklage halte, wir sind die zweite Generation, die das Wort überhaupt kennt, eine Sommerfrische gab es bis vor wenigen Jahrzehnten nur für sehr ausgewählte Bevölkerungsgruppen). Die Senkung der Mehrwertsteuer ist nicht so ganz spürbar, weil die Preise vorher schon hoch waren. Angst vor Arbeitsplatzverlust und Insolvenzen schwingt an sehr vielen Stellen mit. Der Ton draußen in der Welt ist rau. Klarheit fehlt, Angaben, was denn jetzt genau der Stand der Dinge ist. Ich erlebe täglich Menschen, die man als hoffnungslos bezeichnen kann. Müde, erschöpft, ausgelaugt und ohne Perspektive und das teilweise unter 25 Jahren Lebensalter.

Vielleicht bedenken wir, dass jede Zeit ihre Herausforderungen hat. Dass es als Mensch darauf ankommt, mit dem umzugehen, was ist. Es braucht die Vision einer Menschheit, die sich an eine Tafel setzt und bespricht, wie die Völker der Erde mit eben dieser Erde umgehen werden. Wie sie beweisen, dass sie sich einigen können. Wie sie es schaffen, Gier und Egozentrik, die seit Jahrhunderten nichts als Leid, Tod, Verzweiflung, Hass und Gewalt erzeugen, zu überwinden und Seite an Seite losgehen, um Würde, Menschlichkeit und Achtsamkeit zu implementieren, Respekt vor den Naturreichen in die Herzen der Kinder legt und das Teilen neu erfindet. Wir haben so viele Aufgaben vor uns, dass es genau jetzt der falsche Moment ist, sich in Ängste und Zukunftspanik zu begeben. Der Planet braucht unseren klaren Verstand, unser weites Herz und unsere fleißigen Hände, damit wir gemeinsam Zukunft möglich machen für die Kinder und Enkel, für lange Zeiten.

Wann lernen wir aus der Vergangenheit? Wie viele Coronakrisen braucht die Welt? Jetzt ist eine Welle durch in vielen Ländern. Wo bleiben die Folgen der Balkongesänge für die Pfleger, Helfer, Krankenschwestern, Ärzte, Betreuer in Heimen, Horten und Kliniken aller Art? Wo wachen wir auf im Angesicht der geschundenen Erde? Wo sehen wir klar, wie schnell Hass und Gier erneut aufgeflackert sind und so manchen vergessen lassen, was Anstand ist?

Ich wünsche mir Klarheit von oben. Kommunikation über das, was ist, was die Forschung sagt, wie die Fakten sind und was für die nächsten Monate ein guter Weg sein kann. Einsicht, welche Bereiche der Wirtschaft wirklich Förderung brauchen. Die Bereitschaft, sich an die Welttafel zu setzen und Zukunft zu gestalten, anstatt Lobbyismus, Ausbeutung und klares Handeln wider besseres Wissen zu fördern.

Ich wünsche mir Respekt, Wertschätzung, Anstand im zwischenmenschlichen Umgang. Dass wir hinlauschen auf den anderen und versuchen, ihn zu verstehen und wahrzunehmen in seinen Sorgen und Nöten. Dass wir bereit sind, umzudenken, anders zu handeln.

Ich wünsche mir die Erkenntnis, dass jede Handlung gegen die Natur, sprich alles, was da draußen lebt und existiert inklusive der Mensch selbst, sofort ein Ende haben muss und wir das Miteinander neu gestalten dürfen.

Ich wünsche mir, dass alle, die Angst haben, gestützt werden, denn es gibt keinen Grund zur Angst und keinen zur Panik. Es gibt Aufgaben, die zu lösen sind. Krisen, die wir bewältigen werden. Fragen, die Antworten aus dem Verstand in Verbindung mit dem Herzen brauchen. Es sind mächtige Aufgaben, götterwürdig. Aber wir haben uns vieles selbst eingebrockt, also wird es auch unsere Verpflichtung sein, uns um die Lösung der Fragen zu kümmern. Es ist zu spät, um Angst zu haben. Es ist zu spät, um zu kneifen. Es ist zu spät, um sich herauszureden. Es ist JETZT Zeit, Mensch zu sein.

Allen einen sehr kraftvollen und vor allem sehr ermutigenden Dienstag.

Für die Urlaubssehnsüchtler ein bisschen französisches Meer, Annemarie hat es fotografiert.

Ewigkeit

Der höchste Mensch wendet seinen Geist zurück zur Ewigkeit und genießt die Geheimnisse des Jenseits. Er ist wie das Wasser, das fließt, ohne Formen anzunehmen.

Dschuang Dsi

Ewigkeiten schufen diesen Fels und Ewigkeiten werden ihn wieder zu Sand zermahlen. Annemarie hat das Foto gemacht, Danke!

Montags-Nachdenk-Input

 

Freundschaft – ein weiteres Wort aus unserer „Wunschliste“ der Menschen der Zukunft. Sie sollten, da waren wir uns alle einig, zu Freundschaft befähigt sein. Freunde sind etwas anderes als Bekannte. Freunde haben wir sicherlich nur sehr wenige, denn sie sind die wirklichen Herzmenschen. Manchmal sagt man: „Partner gehen, Freude bleiben“. Hoffentlich nicht, aber es ist wirklich oft so. Freude kann man schon im Kindergarten gefunden haben. Wir haben für uns festgestellt, dass sich die Freundschaften immer wieder wandeln. Wir haben gute Weggefährten und manchmal verabschieden sich Freunde, weil wir uns unterschiedlich entwickeln und dafür kommen neue dazu. Einige Freundschaften sind seit der 5. Klasse stabil, viele aus dem Studium, das sind die besten.

Wir haben zusammengetragen, was Freunde auszeichnet: Sie hören mit dem Herzen hin, halten im richtigen Moment die Klappe, sagen uns in Liebe die Wahrheit, die wir nicht hören wollen, sind unser zuverlässigstes Korrektiv, wenn wir uns in etwas verrannt haben. Ihnen müssen wir nichts vormachen. Sie wissen, wie man verheult und im Wutanfall aussieht und kommen damit klar. Sie ertragen Snoopyschlafanzüge, Schwangerschaftsübelkeit und Altersstarrsinn. Sie kochen im richtigen Moment Hühnersuppe, nehmen einem wortlos die halbe Apfelernte ab und sind für die Kinder wichtige Bezugspersonen, weil sie diejenigen sind, die am besten vermitteln können. Sie kennen die Eltern und erinnern einen im unpassenden Moment daran, dass man ihnen ähnlich wird. Sie haben den gleichen Humor und man hat ein riesiges Weißtdunoch-Repertoire mit Lachgarantie. Sie haben uns in unseren Abstürzen, dunkelsten Stunden und im Alptraum den Kopf gehalten und krumme Lorbeerkränze gebastelt, wenn man im Studium seine schlimmste Prüfung geschafft hat. Sie würden niemals das Falsche schenken und sind die Einzigen, die uns hemmungslos und ehrlich kritisieren dürfen.

Das Wichtigste – es ist wechselseitig. Nur wer selbst ein guter Freund ist, hat auch gute Freunde. Auch hier die Erkenntnis: Es beginnt immer bei mir selbst getreu Gandhis Motto „Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“

Wir wünschen euch allen von Herzen gute Freunde und einen freundlichen Wochenstart.

 

Freundschaft

Es geht uns mit Büchern wie mit Menschen. Wir machen viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.

Ludwig Feuerbach

Diese beiden sind sicherlich sehr gut befreundet. Entdeckt im Garten von Primavera in Oy

Wochenend-Nachdenk-Input

Sokrates galt als Nervensäge mit seinen ewigen „ist das so“-Fragen. Er bezeichnete sich weder als Athener noch als Grieche, sondern als Weltbürger; sein Blick war weit und geprägt von den Erfahrungen der Mutter, die Hebamme war. Sein Satz, dass Reisen wenig bringt, wenn es nicht gelingt, seine Sorgen über sich selbst zu lösen, finde ich hilfreich, jetzt, wo viele sich anschicken, die Koffer zu packen und dahin zu fahren, wo es in diesen Zeiten möglich ist.

Ein bisschen ist es wie mit dem Hasen und dem Igel. Der Hase kann noch so schnell laufen, der innerlich bestens sortierte Igel weiß sich zu helfen. Am Ende stirbt der Hase an Überlastung, ausgelöst durch seine eigenen Gedanken. Ich sehe viele Hasen jeden Tag. Es wird gerannt und gemacht und gewürgt und getan und so mancher Einsatz beruht nur darauf, dass wir uns rund um die Uhr mit irgendwelchem Kram befassen, nur damit wir nicht auf uns selbst schauen müssen.

Ein Wort, über das wir in den letzten 14 Tagen intensiv nachgedacht haben, ist „Seelenhygiene“. Es gibt ein chinesisches Sprichwort: „Der Mensch bringt jeden Tag sein Haar in Ordnung, warum nicht auch sein Herz?“ Seelenhygiene bedeutet, sich jeden Tag eine Zeit einzuräumen, in der man überprüft: Was mache ich hier eigentlich? Bin ich da, wo ich sein soll und will? Mache ich das, was ich machen will? Sorge ich gut für mich und schade niemandem? Geht es noch freundlicher, höflicher, gelassener und wertschätzender mir selbst und anderen gegenüber?

Nehmen wir uns jeden Tag Zeit für solche Fragen, verirren wir uns nicht so sehr, wie wir das gerne tun. Wer täglich den Kurs prüft, erkennt Abweichungen rasch. Abweichungen können sehr hilfreich sein, wäre Kolumbus nicht von seiner Route abgewichen, wer weiß, wer Amerika entdeckt hätte und wie die Weltgeschichte gelaufen wäre. Was uns aber fehlt, ist die Bewusstheit. Wir sind oft automatisch unterwegs, ferngesteuert. Wir kaufen, was die Werbung uns suggeriert. Wir folgen dem, was uns andere raten und machen uns selten die Mühe, zu hinterfragen, ob das auch das ist, was WIR selbst wollen. Wir handeln im Autopilotenmodus und machen die Dinge achtlos, um hinterher stundenlang zu hirnen, ob das Bügeleisen aus ist.

So verdaddeln wir die Tage und schauen neidisch auf die, die irgendwie klarer unterwegs sind, wissen was sie wollen und machen, was sie sagen. Die sagen „Ja“ und „Nein“ und meinen das so, während andere ewig und drei Tage an einem „Ja aber“ herumeiern.

Die Sache ist einfach. Schau hin. Bei dir. Stell dich deinen Fragen. Folge der Spur, die dich in dein Inneres führt. Hier geht es nicht um egozentrische Nabelschau, das haben wir im Übermaß. Hier geht es um liebevolle Erkenntnis, um Selbsterziehung und Verantwortung für das eigene Wachstum. An unserem Erfolg oder Misserfolg ist meistens nicht die schlechte Kindheit, der miese Kollege oder der uneinsichtige Chef schuld, sondern die Tatsache, dass wir vieles gar nicht ernsthaft wollen, halbherzig tun und mit den immer gleichen Gedankenschleifen meinen, supergute Resultate zu erzielen. Finde den Fehler.

Allen ein einsichtsreiches und freundliches Wochenende.

Reisen nutzt nicht immer

Was wunderst du dich, dass dir deine Reisen nichts nutzen, da du dich selbst mit herumträgst?

Sokrates

Dieser Baum ist höchstens als Same weitgereist und doch trägt er die Weisheit der Welt. Danke an Gabi für das Foto.

Freitags-Nachdenk-Input

Verbindlichkeit – ein weiterer Wert, über den wir intensiv im Austausch waren bei der Frage „was zeichnet den Zukunftsmenschen aus?“ In Verbindlichkeit steckt die Verbindung. Die meisten Menschen unterhalten Beziehungen, das sind eher so diplomatische Angelegenheiten, Verhandlungsbasis, Geschacher, im Grunde Minipolitik.

Wahre Verbundenheit erwächst aus der Mitte des Herzens und basiert auf dem Grundgedanken, den Antoine de Saint-Exupéry im „Kleinen Prinzen“ in der Fuchsgeschichte traumhaft schön erzählt hat. „Zähme mich!“, sagt der Fuchs, als der kleine Prinz ihn bittet, mit ihm zu spielen. Der Fuchs ist noch nicht gezähmt, für ihn ist der kleine Prinz ein Junge wie Tausende andere auch. Erst durch das „sich einander vertraut machen“ erhält eine Beziehung ihre Tiefe, ihre Unverwechselbarkeit und ihren Zauber. „Man versteht nur die Dinge, die man zähmt“, legt der kluge Fuchs dem Prinzen nahe. Und er gibt ihm beim traurigen Abschied seine tiefste Weisheit mit: „Hier ist mein Geheimnis. Es ist sehr einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Unsere Beziehungen sind oft oberflächlich. Wir haben Bekannte zum Ausgehen, fürs Kino, den Sport. Tief im Inneren ist die Sehnsucht nach einem wahren, wahrhaftigen Freund riesengroß. Dem Menschen, der da ist, wenn wir ihn brauchen. Der uns die Wahrheit, derer wir oft bedürfen, in Liebe sagt, um uns aufzurichten, nicht zu richten. Die beste Voraussetzung, einen solchen Freund zu finden, ist, selbst einer zu sein. Und hier ist Verbindlichkeit wichtig: Ich habe nicht nur eine Verbindung, sondern ich stehe auch zu ihr. Ich halte mich an Vereinbarungen. Ich komme pünktlich. Ich muss nicht tausendmal gebeten werden, weil mir die Person wahrhaft wichtig ist.

Verbindlichkeit schafft Vertrauen und Sicherheit und das fehlt uns in unserer modernen Welt sehr. Sicherheiten gibt es nur zwei: alles, was lebt, stirbt und Nr. 2: alles ist in stetem Wandel. Mehr Sicherheiten haben wir nicht. Umso bedeutsamer ist es also, dass wir verbindlich im Umgang sind. Dass unser Wort Wert hat. Dass ein Handschlag nach wie vor ein Versprechen ist, das wir geben und einhalten. Dann entsteht Verbindung, wächst Freundschaft, tritt Vertrauen auf den Plan und das macht unser Leben schön. Ja, es bedeutet, dass wir ab und an unsere Pseudokomfortzone verlassen müssen, um etwas für andere zu tun. Und da machen wir dann die erstaunliche Erfahrung, dass es uns Menschen viel, viel mehr erfreut, wenn wir selbst Freude schenken, als wenn wir permanent nehmen.

Indras Netz, das wir in den Veden finden, ist die Herzensverbindung zwischen Mensch und Mensch. Jeder Mensch im Gitternetz der Verbundenheit (das vermutlich älteste Inter (= dazwischen sein)-Netz der Welt!) eine schimmernde Perle, in der sich alle anderen spiegeln. Alles ist mit allem verwoben, jeder spürt, was im gesamten System abläuft. Unser Internet ist eine Ein-Aus-Verbindung. Jederzeit kann ich offline gehen, mich herausziehen, unverbindlich bleiben. Und damit einsam, leer und unerfüllt.

Allen mit der Herzenskraft des Freitags einen verbindlichen und verbundenen Tag.

Der Beinwell hält, was er verspricht: er stärkt die Knochen und hilft, wenn wir uns etwas gebrochen haben, auf wunderbare Weise. Und er erfreut uns und die Bienen mit seinen zauberschönen Blüten.

Nicht zu kaufen

Gesundheit bekommt man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel.

Sebastian Kneipp, 1821 – 1897

Der Salbei ist im wahrsten Sinne des Wortes (Salvia kommt von salvare = heilen) ein Heilkraut.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Es sind noch einige Begriffe von unserer Diskussionsrunde über die Qualitäten künftigen Menschseins übrig, die ich euch gern ans Herz legen möchte. Ein weiteres Wort ist „Selbstwirksamkeit“, ein wenig bekannter Begriff. Selbstwirksamkeit bedeutet, dass ich zum einen handlungsfähig bin und zum anderen, dass jede meiner Handlungen Konsequenzen hat. Wie oft hören wir „Was soll ich als einzelner Mensch denn ausrichten! Da lass ich es einfach ganz bleiben“ – das ist richtig schlimm. Es ist immer nur der einzelne Mensch, der zählt. In Afrika gibt es das Sprichwort „Wenn viele Menschen an vielen Orten viele kleine Dinge tun, verändern sie das Antlitz der Erde“. Genau darum geht es.

Es ist meine Verpackung, die entscheidet. Meine Vorstellung von einem 10 Euro-T-Shirt. Meine Entscheidung, auf meinen teuren Markengrill Billigfleisch zu legen und meine Entscheidung, dass ich die Flugananas will. Jede dieser Entscheidungen hat Konsequenzen: Abholzung von Regenwald, Müllflut, Pestizideinsatz, dem Menschen ungeschützt ausgesetzt sind und deren Grundwasser dadurch verseucht wird, Kinderarbeit, Flugbenzin und vieles mehr.

In jeder Situation handlungsfähig sein schaffen wir nicht. Es gibt Situationen, da sind wir so geschockt, dass wir erstmal gar nicht fähig sind zu irgendetwas. Das ist in Ordnung. Gemeint ist mit Selbstwirksamkeit, dass uns bewusst wird, dass wir immer Alternativen und Wahlmöglichkeiten haben. Eine besonders krasse Alternative führte Viktor Frankl, der Aufenthalte in mehreren KZs überlebt hat, an: Wir entscheiden letztlich, was wir denken und diese Freiheit kann uns niemand nehmen. Selbst unter solchen Bedingungen nicht.

Selbstwirksame Menschen denken vor jeder Entscheidung kurz nach, suchen und entdecken Alternativen. Es zeichnet sie aus, dass sie für möglich halten, was andere für unmöglich erachten, weil sie wissen, dass es beim Problemlösen hilft, das Thema auch von einer anderen Warte aus anzuschauen. Das bedeutet, sich von Angst nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, sondern immer nur den nächstmöglichen Schritt zu tun. Und es bedeutet sehr, sehr oft, etwas zu lassen. Bemerkungen nicht zu tun, Verletzungen zu unterlassen. Etwas nicht zu kaufen, sondern das Geld lieber in ein gutes Buch, eine gute Ausbildung zu investieren, anstatt sich immer wieder wegzubeamen von dem, was wichtig ist. Wer das lassen gewohnt ist, wird lässiger (nicht nachlässiger!) und letztlich gelassen, weil er weiß: es ist wenig, was wir wahrhaft brauchen. Und das sollte so hergestellt sein, dass es keinem schadet und so gut gemacht sein, dass es lange hält. Es ist die Qualität, die entscheidet. Nicht die Masse.

Allen einen ganz wunderbaren Jupitertag voller Freude.

 

Freude macht er der Hälfte derer, die ihm begegnen, die andere Hälfte lehnt seinen Geruch kategorisch ab: der majestätische Muskatellersalbei, Freund der Holzbienen.