Author page: Christine Krokauer

Freier atmen können

Alle Menschen werden die Wahrnehmungen machen, dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, freier atmet und sich körperlich leichter und geistig heiterer fühlt.

Jean-Jacques Rousseau

Die Erfahrung macht Annemarie hoffentlich auch, die gerade in diesen beeindruckenden Gesteinsformationen klettert.

Dienstags-Nachdenk-Input

Es ist vielerorts bereits Ferienzeit. Wir staunen. Noch nie erreichten uns so viele Anfragen zum Besuchenkommen wie jetzt. Sonst eilt alles zum Flughafen und entschwindet, jetzt ist das eigene Land spannend und wird bereist von Freund zu Freund, Verwandtschaft zu Verwandtschaft. Da Würzburg gut zentral liegt, sind wir offenbar ein guter Punkt zum Rastmachen. Das wäre alles superschön, denn viele dieser Menschen haben wir lange nicht gesehen, doch müssen wir derzeit alles absagen.

Der Grund – durch Corona gab es viele Verschiebungen. Alles ist anders in diesem Jahr. Und genau dieses Jahr haben wir uns ausgesucht, um eine sehr aufwändige Fortbildung zu machen, für die wir richtig was tun müssen. So haben wir Anfang August Abgabe unserer Facharbeit, für die wir noch keinen wahren Schlag machen konnten. Wir haben gestern beide wenigstens schon mal das Titelblatt und die Einrichtung der Formatierung gemacht, die Kapitel gegliedert und alles erledigt, was man so drumherum tun muss, damit man ans Schreiben gehen kann. Logischerweise arbeiten wir gefühlt seit Monaten am Thema, aber nicht wirklich konkret, es war keine Zeit dazu.

Wir werden versuchen, den Termin einzuhalten, sonst sind wir raus aus dem Prüfungskreisel und das wäre schlecht, weil wir im nächsten Jahr noch eine aufwändige Fortbildung machen wollen, auf die ich mich glaube ich seit meiner Kindheit freue.

Wenn die Facharbeit abgegeben ist, steht schleunigst Lernen an, denn im Oktober ist Prüfung und die würden wir sehr gern schaffen. Bis dahin braucht es allerdings ein paar Wunder. Immerhin gelingt es mir seit Wochen, in jeder freien Minute den Lernstoff zusammenzufassen. Ich bin leider der oberlangsame Lerner. Ich muss lesen, rausschreiben, immer wieder kürzen, zusammenfassen und dann erst geht Lernen, was bedeutet – laufen, laufen, laufen, denn ich muss mich bewegen, um etwas in den Kopf zu stapeln. Christoph schaut sich die Seite an und merkt sie sich (puh!).

Wir haben viel Chemie in der Fortbildung – Hilfe! Das letzte Mal Chemie hatte ich im Jahr vor dem Abitur 1982. Ich wurstle mich mühsam durch Monoterpenalkohole, Ketone, Sesquiterpene und anderes. Einfachster Teil – Pflanzenbestimmung, da muss ich mir nur Pflanzen erarbeiten, die nicht in meinem Garten wachsen, was ewig schade ist (so eine Tonkabohne wäre genial). Leider macht Chemie den größten Teil des Lernstoffs aus, denn wenn ich nicht weiß, welche Stoffe in einem ätherischen Öl enthalten sind, kann ich nicht wissen, wie ich es einsetze. Nase allein ist nett, reicht aber leider nicht, denn ätherische Öle sind keine Spielzeuge, sondern enorme Essenzen mit unglaublicher Kraft. In einem Tropfen Rosenöl stecken 40 Blüten!

Wir lernen spannende Sachen – welcher Pflanzenteil wird verwendet, wie wird destilliert oder ausgezogen, welche Inhaltsstoffe entstehen, in welcher Verdünnung werden sie eingesetzt, was ist die körperliche, was die psychische Wirkung. Großartiges Thema. Im Moment sehe ich nur Lernstofflücken. Es dauert einfach. Ich verstehe also alle Schüler immer sehr gut, denen Lernen wirklich schwerfällt. Wobei ich mein Leben lang lerne, also in Dauerübung bin, aber eben nicht mit einem Thema wie Chemie. Egal, wat mutt, dat mutt. Jammern hilft nicht, nur wiederholen, üben, vergessen, wiederholen.

So ist es oft im Leben – wir sind immer wieder eingeladen, uns etwas zu erarbeiten. Ob das Wissen, Erkenntnis oder Reife ist, stets reagieren wir auf die Herausforderung mit unserem gesamten Wesen. Die einen lernen leicht und locker, die anderen quälen sich mühsam durch, am Ende sind alle froh, wenn es gelernt ist. So, wie man einen Berg besteigt, ist das auch mit dem Lernen. Man fängt mit dem ersten Schritt an und freut sich auf den Rundblick oben. Um dann festzustellen – das ist eine sehr, sehr herzliche Einladung des Lebens, den nächsten Gipfel ins Visier zu nehmen. Der ist dann entweder höher oder schroffer, damit es spannend bleibt.

Welche Herausforderung hast du derzeit? Hast du dir das gute Gefühl schon ins Herz gelegt, wie es ist, wenn du diese Aufgabe erfolgreich bewältigt hast? Viel Freude beim Gehen!

Allen einen kraftvollen Marstag.

Christoph hat den Weg mit Aussicht in Oy fotografiert im Garten von Primavera.

Nicht der Berg ist es

Nicht der Berg ist es, den man bezwingt, sondern das eigene Ich.

Edmund Hillary, 1919-2008, Erstbesteiger des Mount Everest

Nicht den Mount Everest, sondern den Jenner hat Annemarie gestern erwandert und uns dieses tolle Foto geschickt.

Montags-Nachdenk-Input

Was für ein spannendes Wochenende. Intensive Prüfungsvorbereitung in einem Kurs, dazu der Abschluss des WeltenWandlerProjekts für 2020. Bewegend, was an einem Kurstag alles geschehen kann, wie sich Menschen begegnen, wenn sie offen sind für Entwicklung und den Mut aufbringen, ihre Sichtweise zu hinterfragen. Das Schöne an Kurstagen ist die Begegnung der Menschen, auch wenn sie mit Abstand in diesen Zeiten erfolgt. Wer im Herzen berührt wird, nimmt sich wieder besser als Mensch wahr. Ich mag auch das Essen miteinander, da finden viele Fortsetzungen von Gedanken aus den Kursinhalten statt, vertiefen sich, werden ergänzt, Geschichten werden erzählt. Wir brauchen alle Geschichten! Vor allem in diesen Zeiten sind sie not-wendig, besonders die Märchen, die beginnen mit „In den alten Zeiten, in denen das Wünschen noch geholfen hat …“

Am Freitag bekam ich eine Mail (stellvertretend für wirklich unglaublich viele ähnliche in den letzten Wochen), in der mir jemand schilderte, was alles geschehen ist und dass das so viel war wie sonst in zwei Jahren nicht. Die Mail endete mit „Schaltjahre sind Gewaltjahre“. Wir stecken in krassen Energien, alle Feinfühligen spüren das seit Monaten. Im Moment verdichtet sich vieles und wird verwandelt, das merken wir. Wer jetzt nicht gut und stabil steht, fühlt sich im Schleudergang des Lebens mitgerissen. Wer drinsteckt – loslassen, dann kommt es am schnellsten zum Stehen.

Viele Menschen haben derzeit Schmerzen. Ich habe noch nie so viele Klagen über Kopfschmerzen, Muskel –und Gelenkprobleme gehört, über so schwere Erkrankungen aus dem Nichts wie Tumore auch bei sehr jungen Menschen, schwere Krebserkrankungen, Herzprobleme. Ich glaube, das hängt mit der tiefen Verunsicherung zusammen, die Menschen in diesem Jahr erleben. Die Zeiten ängstigen die Menschen. Wer dafür empfänglich ist, hat vielleicht nicht den Coronavirus erwischt, aber den allgemeinen Angstvirus, der ist gefährlich. Er kann kurzfristig Menschen schocklähmen, seine langfristige Wirkung ist subtil. Er schwächt schleichend, macht schreckhaft, sorgt dafür, dass wir nur die negativen Schlagzeilen mantrisch wiederholen, macht uns eng. Er ruiniert auch das stabilste Immunsystem.

Deshalb gilt: raus aus der Angst. Es ist unbestritten, dass wir momentan eine große weltweite Krisensituation haben, die auf alle Menschen Auswirkungen hat. Es ist ebenfalls unbestritten, dass sich Menschen durch Kreativität, Überlebenswillen und Ausdauer auszeichnen. Es kommt immer wieder im Leben darauf an, eine als ungut empfundene Situation auszuhalten, ruhig zu bleiben und sich Gedanken zu machen, wie man damit umgehen kann. Angst ist okay, sie gehört zum Leben dazu. Bestimmt sie das Leben, wird es unlebbar. Je nach Sollbruchstelle wirkt sich das aus. Bei den einen gibt es körperliche Symptome, anderen schlägt so etwas eher aufs Gemüt, bei manchen bricht beides ein.

Deshalb gilt: Sorgen wir gut vor für den Winter mit Bewegung, viel frischer Luft, ausreichend Sonne und gutem Essen, das unseren Körper mit allem versorgt, was wir brauchen. Fluten wir mal so richtig gute basische Ernährung rein, damit alle Zellen voll sind mit Power für die Virenzeit. Stellen wir uns aufrecht hin und trainieren wir unseren Geist, damit er lösungsorientiert bleibt und aus der Problemfixierung herausfindet. Wir werden unseren klaren Verstand, unser weites liebevolles Herz und unseren gesunden Körper brauchen. Sorgen wir in diesen Tagen für gefüllte Vorratskammern körperlich und seelisch, aber auch ganz real mit den Geschenken, die die Natur gerade verteilt (sammelt Schafgarben, sie wachsen dieses Jahr endlos. Bald werden wir wissen, warum, sie sind super hilfreich bei Depressionen als Leberwickel). Wir werden diese Investitionen gut brauchen können. Verlassen wir Angsthausen, da werden wir nicht glücklich.

Allen einen guten Start in die neue Woche!

So eine Farbe findet sich oft in Bergseen. Anne hat diesen entdeckt. Danke!

Unterwegs sein

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832

Hier ist Annemarie gerade zu Fuß unterwegs und hat das Foto geschickt. Gute Reise!

Wochenend-Nachdenk-Input

Mehr Meer braucht es manchmal im Leben. Wie schön, dass ich so wunderbare Meerfotos habe und beim Betrachten riechen kann, dass der Atlantik anders riecht als die Nordsee.

Staunen gehört zum Schönsten in der Kindheit. Augustinus staunte offenbar auch und stellte fest – wir staunen über so manches, aber nicht über unsere Mitmenschen. Da wundern wir uns offenbar nur. Wir sind immer wieder eingeladen, zu staunen. Pema Chödrön hat eine feine Übung: Wenn wir unterwegs sind und anderen Menschen begegnen, zum Beispiel in der Stadt, sollen wir sie einfach mal so wahrnehmen, als würden sie gleich bei uns im Herzen einziehen. Wir bemerken sehr schnell bei dieser Übung, dass wir fixe Urteile über Menschen fällen, die uns entgegenkommen. Bei manchen scheint es nicht schwer zu sein, ihnen freundlich, zugewandt und offen entgegenzugehen, bei anderen würden wir lieber ausweichen. Solltet ihr eine Stadtrunde drehen – probiert es einfach mal aus.

Bei uns wird es ein spannendes Wochenende. Ein Kurs wird sich sehr intensiv mit mentaler Prüfungsvorbereitung befassen, denn bald sind hoffentlich wieder Überprüfungen am Gesundheitsamt und da macht es viel Sinn, nicht nur fit im Stoff zu sein, sondern auch seine Nerven gut im Griff zu haben. Darauf freue ich mich sehr, das ist ein wunderbarer Kursteil.

Die WeltenWandler beenden ihren Kurs auch an diesem Wochenende. Wir werden sehr tief in die Theorie U von Carl Otto Scharmer einsteigen und uns mit vielen Arten der gelingenden Kommunikation befassen. Dann ist dieser Kurs, der zu unseren heimlichen Highlights gehört, für dieses Jahr auch schon vorbei.

Wer im Herbst mit einsteigen möchte bei unseren Kursen, sei es der Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie (nur noch ein freier Platz, Start 11. 9.), die Fortbildung/Selbsterfahrung „Gelebte Werte sind Perlen des Alltags – Gesprächstherapie nach Carl Rogers (nur noch zwei freie Plätze, Start 1. 11.) oder die „große Therapeutenausbildung“ über zwei Jahre in Cardea-Therapie® (drei freie Plätze, Start 31. 10.) oder einfach um gut bei sich selbst anzukommen den Kurs „Die eigene Mitte finden“ (Start 13. 9.) mitmachen möchte – bitte meldet euch. Erfahrungsgemäß sind die Gruppen Anfang August voll, deshalb herzliche Einladung – seid mit dabei. Alle Kurse findet ihr auf der Homepage (www.seelengarten-krokauer.de) unter Fortbildung und Persönlichkeitsentwicklung. Wir freuen uns sehr auf die neuen Gruppen, es sind tolle Teams, die sich da zusammenfinden werden (wir wissen ja schon, wer mit dabei ist und freuen uns riesig). Danke für euer Vertrauen in unsere Kurse! Das ist so wunderbar. Wir sind gespannt auf ein gutes Arbeiten ab September.

Macht euch auf den Weg, geht mit! Und habt ein staunenswertes, im positiven Sinne erstaunliches Wochenende!

Danke an Gabi für den tollen Strandblick (La Palma).

Staunenswert

Die Menschen reisen in fremde Länder und staunen über die Höhe der Berge, die Gewalt der Meereswellen, die Länge der Flüsse, die Weite des Ozeans, das Wandern der Sterne – aber sie gehen ohne Staunen aneinander vorüber.

Augustinus

Gabi nimmt uns mit ans Meer auf La Palma. Danke!

Freitags-Nachdenk-Input

 

Viele Menschen berichten mir, dass sie sich nach Sicherheit und Schutz in diesen Zeiten sehnen. Es gibt nur zwei Sicherheiten. Alles, was lebt stirbt, nichts bleibt wie es ist, weil alles im Wandel ist. Schutz – die einen bauen dicke Mauern und Bunker, die anderen wissen, dass auch das nur gegen bestimmte Dinge helfen kann. Unser größter Feind ist kein Virus, keine Kündigung, kein irgendwas im Außen, sondern unsere Angst im Herzen. Angst macht Menschen schneller und intensiver krank und hoffnungslos als alles andere.

Angst und Enge hängen vom Wortstamm her zusammen. Angst lässt uns zusammenfahren, -zucken, wir atmen flach und bringen so weniger Sauerstoff ins Gehirn. Bei Angst läuft unser ganzer steinzeitlicher Mechanismus ab, den wir als „Fight or Flight-Reaktion“ kennen. Bei Gefahr werden jede Menge Botenstoffe im Gehirn ausgeschüttet, die unsere Muskeln anspannen, das Immunsystem runterfahren, weil grad Wichtigeres zu tun ist, unsere Gerinnung erhöhen, falls wir verletzt werden, unsere Augen suchen nach einem Baum, um uns zu retten oder nach Schwachstellen im Gegner, der uns töten will, die Leber wirft Zucker ins Blut, damit wir genügend Energie für den Überlebenskampf haben. Und das gleichgültig, ob wir wirklich in Lebensgefahr sind, der Chef uns einbestellt oder wir Angst vor der Zukunft haben. Wenn die Botschaft „Gefahr“ im präfrontalen Kortex eingetrudelt ist, meinen unsere Mandelkerne, die Amigdalae, von denen wir in jeder Hirnhälfte eine haben, sie müssten Party feiern.

Angst gehört zum Leben dazu, sie schützt und rettet uns. Was wir aber in diesen Wochen mit uns treiben, ist nicht Angst, sondern ein Angriff gegen uns selbst. Was tun? Erstmal immer nur tief atmen. Wer im Brustkorb eng wird, braucht Weite. Arme ausbreiten, atmen, am allerbesten gelingt das im Wald, denn die Luft dort ist Medizin für Nerven und Sinne. Bewegen ist die einzige Chance, den im Körper gebunkerten Stress abzubauen. Also mehr bewegen! Das Richtige essen und nicht mit Kohlenhydraten und koffeinhaltigem Gedöns im Übermaß die Nerven strapazieren, den Zellzwischenraum zumüllen und das Gewebe fein übersäuern.

Lachen ist Zähneputzen für die Seele. Freude bringt die Energie, die Zuversicht im Gepäck hat. Sinn in dem zu sehen, was wir tun, ist die Basis. Wenn wir unser Tun als sinnlos erachten, wird es Zeit, den Sinn zu suchen, ehe wir zugrunde gehen.

Entweder lernen wir also, unsere Arbeit, die wir haben, zu lieben oder wir wechseln das Feld. Es gibt keinen Grund, vor der Zukunft Angst zu haben. Aus Angst fällen wir keine guten Entscheidungen. In der Angst fühlen wir uns nicht wohl. Berechtigt ist, gut hinzuschauen und nachzudenken. Aber permanent von einer Panik in die nächste zu fallen, zu fürchten, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt – das kann man machen, muss man aber nicht. Bedenken wir stets, dass wir sehr viel selbst tun können in jeder Lebenslage. Und wenn wir uns nur an einen geschützten Ort denken und dort auftanken. Wer nicht weiß, wie das geht, kann gern die geführte Meditation nutzen, hier der Link https://www.seelengarten-krokauer.de/klienteninfo/#geschuetzter-ort

Es ist Zeit, um gut hinzuschauen, was trägt und was nicht mehr taugt. Es gilt, sich als Persönlichkeit zu entwickeln, zu positionieren, seine Stärke zu entwickeln und Mut zu schöpfen, Zukunft gut zu gestalten. Angst macht aus Menschen eine Masse, die nach einem Erlöser ruft. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass das nur begrenzt hilfreich war. Die hilfreichste Hand befindet sich am Ende des eigenen Arms und wie man sie nutzt – das kannst du lernen. Mach dich auf, fasse Mut und entdecke die Kraft in dir. Außerhalb wirst du sie kaum finden.

Allen einen liebevollen Venustag.

Danke an Ursula für das Foto!

Wertvolles Lachen

Lachen ist eine körperliche Übung von großem Wert für die Gesundheit.

Aristoteles

Der Eisenhut, den Katja in den Bergen mit ihrer Kamera entdeckt hat, ist ein mächtiges Schutzkraut. Aber Vorsicht, er ist hochgiftig. Schaut euch nur seine Blütenhelme an!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Katzen sind Meister des Versteckens! Niemals würde man dieses Exemplar, das Ursula fotografiert hat, je entdecken. Viele nehmen sich gerade an Katzen ein Beispiel, wenn sie gern unsichtbar wären.

Um die Frage von Sichtbarkeit ging es in unserer Runde über Eigenschaften des künftigen Menschen. Sichtbarkeit wird heute oft verstanden als Präsenz in den asozialen Medien. Das ist eher etwas, das mit Ego zu tun hat, wenn Menschen ihre Anwesenheit dort als Plattform zur Selbstdarstellung nutzen.

Wir meinten mit notwendiger Sichtbarkeit etwas anderes, nämlich Flagge zeigen, eine Position einnehmen, Stellung beziehen und sich damit erkennbar zu machen. Das erfordert Mut, denn wir sind schnell verschollen und abgetaucht, wenn Gegenwind kommt. Offline bedeutet häufig, dass wir Kommunikation, Auseinandersetzung, Konflikt vermeiden, wir sind einfach nicht erreichbar und lösen die Dinge nicht, wenn sie aufflackern, sondern vertagen, verschieben und hoffen, dass alles schnell vergessen und die nächste Sau rasch durchs Dorf getrieben wird.

Menschen, die sichtbar sind, haben eine Meinung. Sie ist nicht starr, denn diese Menschen haben die Fähigkeit, ihre Meinung zu ändern, wenn sie ihre Untragbarkeit oder Fehlerhaftigkeit erkannt haben. Sie vertreten ihre Meinung, sind jedoch weder missionarisch unterwegs noch der Auffassung, dass ihre Ansicht die allein seligmachende sei. Sie wissen, dass wir alle von unserer Warte aus blicken und insofern hat jeder Recht mit seiner Meinung, da wir immer nur Ausschnitte der Wahrheitstorte, nicht aber die gesamte Torte sehen können.

Zu Erkenntnissen kommt man durch Teamwork und Erweiterung des eigenen Blickwinkels wie in der Geschichte der blinden Forscher, die einen Elefanten beschreiben sollten. Alle hatten Recht mit ihrem Bericht, doch erst die Summe aller Berichte gab ein angemessenes Elefantenbild. Wir haben oft Angst vor dem Anderen, Fremden, sind verwirrt oder ablehnend. Dem anderen geht es sicherlich genauso. Lassen wir uns verwirren, halten wir das aus und fragen nach, bis wir verstehen können. Nur so kommen wir aus unseren klebrig-engen Denkschubladen heraus und finden uns im Feld der Möglichkeiten.

Menschen, die sichtbar sind, halten sich und andere aus. Sie vertreten eine Meinung offen, liebevoll und bereit, sich auszutauschen, sie halten sich nicht für Schlaubi Schlumpf, Besserwisser oder Pächter alleinseligmachender Wahrheiten. Sie wissen, dass nichts auf diesem Planeten fix und starr ist, sondern sich wandelt und sind bereit, sich immer wieder mitzuwandeln. Sie haben offene Augen, offene Herzen, einen freien Geist, der viele Richtungen erlaubt und können dennoch bei ihren Grundwerten bleiben und sie freundlich vertreten. Sie kämpfen nicht, weil sie gelernt haben, dass Kampf bedeutet, zu verletzen und verletzt zu werden, was selten eine gute Lösung bringt. Sie halten aus, hinterfragen sich selbst, öffnen sich und laden ein, gemeinsam am Tisch Lösungen zu erarbeiten, mit denen viele leben können. Sie sind sichtbar, weil sie sich selbst genug Wert zugestehen und sie sind leuchtend, weil sie eben nicht in Sturheit und Starrsinn verharren, sondern Ansichten vertreten, Fehler machen, bereit sind zum Lernen, zum Scheitern, zum neu Anfangen und um stetig die Horizonte zu erweitern.

So viele Wahrheiten gibt es auf der Welt. Lauschen wir dem Gesprächspartner, was seine ist, tauschen wir uns aus, halten wir Verwirrung und „Niemals“ aus und gehen hinter diese Begrenzungen. Dort ist ein Garten, dort werden wir uns treffen, dort steht die Artustafel freier Geister, die Zukunft gestalten möchten. Sei dabei.

Allen einen freundlichen Donnerstag. Möge er den Himmel wieder öffnen, damit viele den Kometen Neowise sehen können.

Blumenliebe

Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.

Johann Wolfgang von Goethe

Diese herrlichen Sonnenblumen hat Ursula aus einer zauberhaften Perspektive heraus fotografiert. Danke

Mittwochs-Nachdenk-Input

Geniale Menschen, sagt da Vinci, beginnen große Werke und die fleißigen beenden sie. Das ist oft so. Wer genial ist, ist nicht immer mit Ausdauer gesegnet und vollendet so manches nicht. Wer fleißig ist, mag vielleicht im Bereich Genie Mängel zeigen, mit Fleiß kommt man letztlich dennoch sehr weit. Der Fleiß gehörte zu den Begriffen aus unserer Diskussionsrunde über die Qualitäten des Menschen der Zukunft.

Fleiß meint nicht, rund um die Uhr zu buckeln. Fleiß meint, einige andere Tugenden mit auszubilden wie Geduld, Ausdauer, Zähig- und Standhaftigkeit, sie alle gehören zum Fleiß mit dazu. Ein fleißiger Mensch bleibt an etwas dran, auch wenn er klar weiß, dass er dazu nicht immer Lust hat. Wer täglich eine Viertelstunde etwas übt, bringt es im Lauf der Jahre zu einer versierten Technik und einer guten Fertigkeit in einer Kunst.

Ein Genie, das sich auf seine Fähigkeiten verlässt, muss erkennen, dass wie beim Geigenspiel Genie nicht reicht, sondern die Finger tausende Male richtig gesetzt werden wollen. Erst wenn uns etwas im wahrsten Sinne des Wortes in Fleisch und Blut (also in die Körperzellen und unser Ich) übergegangen ist, haben wir es „sicher“, gehört es als Fähigkeit uns.

Wer Fleiß belächelt, versteht nicht allzu viel davon. Sich stetig in etwas zu Üben ist die Grundlage jeder Kunst, denn der Boden aller Künste ist das perfekte Handwerk. Deswegen ist es so eine wunderbare Erziehungshilfe, Kinder ein Instrument und eine Sportart erlernen zu lassen, denn in beidem entwickeln sie Fleiß, Ausdauer, Disziplin, Durchhaltevermögen und sie erleben, dass sich Dranbleiben lohnt, Üben etwas bringt. Botschaften, die durchs Leben tragen können. Alles, was leicht aussieht, sieht nur deshalb leicht aus, weil die Bewegungsabläufe nicht mehr überlegt werden müssen.

Besinnen wir uns ruhig auf Tugenden wie Fleiß. Wir erleben sehr klar im Alltag, dass wir uns als Erwachsene alles in irgendeiner Form erarbeiten dürfen, uns nichts nachgeworfen wird. Warum also sprechen wir oft verächtlich, herablassend und wenig wertschätzend vom trotteligen Fleißigen? Er macht das, was uns oft zu bequem ist. Und es ist am Ende der Igel, der den schnellen Hasen besiegt hat. Der ist vielleicht clever, aber tot, wenn er seinen Meister gefunden hat.

 

Auch das Mühlrad tut fleißig seinen Dienst. Katja hat es dankenswerter Weise für uns fotografiert.

Genie und Fleiß

Geniale Menschen beginnen große Werke, fleißige Menschen vollenden sie.

Leonardo da Vinci, 1452 – 1519

Dieses herrliche Exemplar eines Schmetterlings flatterte Steffi vor die Linse. Danke!

Dienstags-Nachdenk-Input

Menschen der Zukunft – vieles haben wir schon zusammengetragen, was Menschen stärkt. Am Wochenende gab es nicht nur einen Umzug, sondern auch einige Gespräche und Begegnungen zwischendurch, in denen es um die momentane Situation der Welt ging. Viele Menschen sind restlos erschöpft. Corona hat manchen das Gefühl gegeben, dass endlich mal irgendwer die Pausentaste gedrückt hat. Diese Menschen haben gemerkt, dass sie sich sehr getrieben gefühlt hatten. Anstatt die Zeit zu nutzen, um sich zu erholen, wurde sehr oft gekruscht und geräumt, entsorgt und die Nacht vor dem PC mit den neuesten Infos zum Tag gemacht. Andere kamen in eine vollkommene Überlastung mit Homeoffice auf begrenztem Raum, Homeschooling, wo sich vielleicht mehrere Kinder auch einen PC teilen mussten, denn nicht alle Familien verfügen über eine Ausstattung für jeden.

Was bei uns in der Praxis anbrandet, sind zutiefst erschöpfte und teilweise sehr ratlose Menschen. Sie haben Angst vor der Zukunft, dem Herbst. Sie beklagen den fehlenden Urlaub (was ich für eine Luxusklage halte, wir sind die zweite Generation, die das Wort überhaupt kennt, eine Sommerfrische gab es bis vor wenigen Jahrzehnten nur für sehr ausgewählte Bevölkerungsgruppen). Die Senkung der Mehrwertsteuer ist nicht so ganz spürbar, weil die Preise vorher schon hoch waren. Angst vor Arbeitsplatzverlust und Insolvenzen schwingt an sehr vielen Stellen mit. Der Ton draußen in der Welt ist rau. Klarheit fehlt, Angaben, was denn jetzt genau der Stand der Dinge ist. Ich erlebe täglich Menschen, die man als hoffnungslos bezeichnen kann. Müde, erschöpft, ausgelaugt und ohne Perspektive und das teilweise unter 25 Jahren Lebensalter.

Vielleicht bedenken wir, dass jede Zeit ihre Herausforderungen hat. Dass es als Mensch darauf ankommt, mit dem umzugehen, was ist. Es braucht die Vision einer Menschheit, die sich an eine Tafel setzt und bespricht, wie die Völker der Erde mit eben dieser Erde umgehen werden. Wie sie beweisen, dass sie sich einigen können. Wie sie es schaffen, Gier und Egozentrik, die seit Jahrhunderten nichts als Leid, Tod, Verzweiflung, Hass und Gewalt erzeugen, zu überwinden und Seite an Seite losgehen, um Würde, Menschlichkeit und Achtsamkeit zu implementieren, Respekt vor den Naturreichen in die Herzen der Kinder legt und das Teilen neu erfindet. Wir haben so viele Aufgaben vor uns, dass es genau jetzt der falsche Moment ist, sich in Ängste und Zukunftspanik zu begeben. Der Planet braucht unseren klaren Verstand, unser weites Herz und unsere fleißigen Hände, damit wir gemeinsam Zukunft möglich machen für die Kinder und Enkel, für lange Zeiten.

Wann lernen wir aus der Vergangenheit? Wie viele Coronakrisen braucht die Welt? Jetzt ist eine Welle durch in vielen Ländern. Wo bleiben die Folgen der Balkongesänge für die Pfleger, Helfer, Krankenschwestern, Ärzte, Betreuer in Heimen, Horten und Kliniken aller Art? Wo wachen wir auf im Angesicht der geschundenen Erde? Wo sehen wir klar, wie schnell Hass und Gier erneut aufgeflackert sind und so manchen vergessen lassen, was Anstand ist?

Ich wünsche mir Klarheit von oben. Kommunikation über das, was ist, was die Forschung sagt, wie die Fakten sind und was für die nächsten Monate ein guter Weg sein kann. Einsicht, welche Bereiche der Wirtschaft wirklich Förderung brauchen. Die Bereitschaft, sich an die Welttafel zu setzen und Zukunft zu gestalten, anstatt Lobbyismus, Ausbeutung und klares Handeln wider besseres Wissen zu fördern.

Ich wünsche mir Respekt, Wertschätzung, Anstand im zwischenmenschlichen Umgang. Dass wir hinlauschen auf den anderen und versuchen, ihn zu verstehen und wahrzunehmen in seinen Sorgen und Nöten. Dass wir bereit sind, umzudenken, anders zu handeln.

Ich wünsche mir die Erkenntnis, dass jede Handlung gegen die Natur, sprich alles, was da draußen lebt und existiert inklusive der Mensch selbst, sofort ein Ende haben muss und wir das Miteinander neu gestalten dürfen.

Ich wünsche mir, dass alle, die Angst haben, gestützt werden, denn es gibt keinen Grund zur Angst und keinen zur Panik. Es gibt Aufgaben, die zu lösen sind. Krisen, die wir bewältigen werden. Fragen, die Antworten aus dem Verstand in Verbindung mit dem Herzen brauchen. Es sind mächtige Aufgaben, götterwürdig. Aber wir haben uns vieles selbst eingebrockt, also wird es auch unsere Verpflichtung sein, uns um die Lösung der Fragen zu kümmern. Es ist zu spät, um Angst zu haben. Es ist zu spät, um zu kneifen. Es ist zu spät, um sich herauszureden. Es ist JETZT Zeit, Mensch zu sein.

Allen einen sehr kraftvollen und vor allem sehr ermutigenden Dienstag.

Für die Urlaubssehnsüchtler ein bisschen französisches Meer, Annemarie hat es fotografiert.

Ewigkeit

Der höchste Mensch wendet seinen Geist zurück zur Ewigkeit und genießt die Geheimnisse des Jenseits. Er ist wie das Wasser, das fließt, ohne Formen anzunehmen.

Dschuang Dsi

Ewigkeiten schufen diesen Fels und Ewigkeiten werden ihn wieder zu Sand zermahlen. Annemarie hat das Foto gemacht, Danke!