Donnerstags-Nachdenk-Input

Es sind noch einige Begriffe von unserer Diskussionsrunde über die Qualitäten künftigen Menschseins übrig, die ich euch gern ans Herz legen möchte. Ein weiteres Wort ist „Selbstwirksamkeit“, ein wenig bekannter Begriff. Selbstwirksamkeit bedeutet, dass ich zum einen handlungsfähig bin und zum anderen, dass jede meiner Handlungen Konsequenzen hat. Wie oft hören wir „Was soll ich als einzelner Mensch denn ausrichten! Da lass ich es einfach ganz bleiben“ – das ist richtig schlimm. Es ist immer nur der einzelne Mensch, der zählt. In Afrika gibt es das Sprichwort „Wenn viele Menschen an vielen Orten viele kleine Dinge tun, verändern sie das Antlitz der Erde“. Genau darum geht es.

Es ist meine Verpackung, die entscheidet. Meine Vorstellung von einem 10 Euro-T-Shirt. Meine Entscheidung, auf meinen teuren Markengrill Billigfleisch zu legen und meine Entscheidung, dass ich die Flugananas will. Jede dieser Entscheidungen hat Konsequenzen: Abholzung von Regenwald, Müllflut, Pestizideinsatz, dem Menschen ungeschützt ausgesetzt sind und deren Grundwasser dadurch verseucht wird, Kinderarbeit, Flugbenzin und vieles mehr.

In jeder Situation handlungsfähig sein schaffen wir nicht. Es gibt Situationen, da sind wir so geschockt, dass wir erstmal gar nicht fähig sind zu irgendetwas. Das ist in Ordnung. Gemeint ist mit Selbstwirksamkeit, dass uns bewusst wird, dass wir immer Alternativen und Wahlmöglichkeiten haben. Eine besonders krasse Alternative führte Viktor Frankl, der Aufenthalte in mehreren KZs überlebt hat, an: Wir entscheiden letztlich, was wir denken und diese Freiheit kann uns niemand nehmen. Selbst unter solchen Bedingungen nicht.

Selbstwirksame Menschen denken vor jeder Entscheidung kurz nach, suchen und entdecken Alternativen. Es zeichnet sie aus, dass sie für möglich halten, was andere für unmöglich erachten, weil sie wissen, dass es beim Problemlösen hilft, das Thema auch von einer anderen Warte aus anzuschauen. Das bedeutet, sich von Angst nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, sondern immer nur den nächstmöglichen Schritt zu tun. Und es bedeutet sehr, sehr oft, etwas zu lassen. Bemerkungen nicht zu tun, Verletzungen zu unterlassen. Etwas nicht zu kaufen, sondern das Geld lieber in ein gutes Buch, eine gute Ausbildung zu investieren, anstatt sich immer wieder wegzubeamen von dem, was wichtig ist. Wer das lassen gewohnt ist, wird lässiger (nicht nachlässiger!) und letztlich gelassen, weil er weiß: es ist wenig, was wir wahrhaft brauchen. Und das sollte so hergestellt sein, dass es keinem schadet und so gut gemacht sein, dass es lange hält. Es ist die Qualität, die entscheidet. Nicht die Masse.

Allen einen ganz wunderbaren Jupitertag voller Freude.

 

Freude macht er der Hälfte derer, die ihm begegnen, die andere Hälfte lehnt seinen Geruch kategorisch ab: der majestätische Muskatellersalbei, Freund der Holzbienen.

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