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Frieden beginnt nur bei dir

Krieg in der Ukraine. Leid für jene, die am wenigsten dafür können. Alte, kranke Menschen, Kinder in Not. Menschen, die auf Menschen schießen müssen. Menschen, die verschwinden. Binnen weniger Momente verändert sich die Welt.

Ich weiß nicht, wie die Zukunft wird. Ich kann nur jeden Tag versuchen, mein Bestes zu geben und mein eigenes Herz friedlich zu halten, frei von Hass, von Verurteilungen, von Wertungen. Ich kann versuchen, Ruhe zu bewahren und zu hoffen, dass die Entwicklungen auf politischer Ebene gelöst werden können, denn militärische Lösungen sind nie wirklich dauerhaft. Ich kann nur wünschen, dass das menschliche Leid  nicht weiter vergrößert wird und die Menschen so leben können in der Zukunft, dass es für sie gut ist.

Während ich für meinen schwerstbehindeten Bruder das Essen kleinschneide und  mit seinem Katheterschlauch hadere, weiß er nicht, was da draußen in der Welt geschieht. Er verlässt sich darauf, dass jemand seine Windel wechselt, ihn anzieht, wäscht, mit ihm spricht, seine Umgebung sauberhält und dafür sorgt, dass er keinen neuen Harnwegsinfekt bekommt, der tödlich sein kann. Mein Vater mit 86 Jahren sitzt fassungslos über der Zeitung mit den Fotos aus der Ukraine und versteht nicht, warum Panzer fahren und berichtet mir von seinem täglichen Kleinkrieg mit dem Leben, das für ihn immer unverständlicher wird.

Kriegsangst treibt die Menschen um. Dazwischen normale Fragen, das Leben ist eben einfach auch das Leben. Im Außen war es viel die letzten zwei Jahre – Krieg herrscht an vielen Stellen auf der Welt. Die gesamte Menschheit ist aufgefordert, jeden Krieg zu beenden. In sich selbst. Den Krieg gegen die Natur, den wir täglich führen. Den Krieg, der entsteht, weil Menschen einander bekämpfen, wie wir das sehr oft in den letzten Monaten im Kleinen gesehen haben. Vieles beginnt klein. Kein Krieg beginnt über Nacht, er hat seine Geschichte, seine Entwicklung, seine Auslöser und Nährer. Das Meiste wissen wir nicht, was jede Form der Meinungsbildung schwer macht.

Was ich sicher weiß, ist: Frieden beginnt in jedem einzelnen Herzen. Das ist der Ort, an dem wir sofort sehr tiefgreifend etwas tun können. Der einzige Ort, an dem wir immer handlungsfähig sind. Öffnen wir die Augen und die Herzen, wo wir  um Hilfe gebeten werden und halten wir den Frieden in uns selbst aufrecht. Jeder an seinem Platz und alle für den Planeten. Krieg ist Leid. Frieden ist Arbeit. Bist du bereit?

 

Stephanie hat dieses krasse Foto gemacht. Danke dir!

Im Kleinen Frieden finden

Donnerstag ist dem Jupiter gewidmet, der den Menschen auch Freude bringt. Dieser Donnerstag ist kein solcher Freutag, denn der Blick in die Welt zeigt, dass in 1768 Kilometern Entfernung ein Angriff auf Kiew und andere Städte stattfindet. Wir sprechen hier nicht von anderen Kontinenten, von weit weg. Krieg bringt immer Leid, Not, Vertreibung, Zerstörung. Es geht um Macht und viele Interessen, die durchgesetzt werden sollen.

Im Großen zeigt sich, was auch im Kleinen existiert – sich durchsetzen, Recht haben wollen, andere dominieren löst unsagbares Leid aus. Wir neigen auch in unserem kleinen Alltagsleben dazu, andere überzeugen zu wollen, ihnen unsere Meinung aufzudrücken und sind nicht selten ebenfalls übergriffig.

Ich weiß nicht, wie sich Geschehnisse entwickeln. Ich weiß nicht, was als Nächstes kommt. Was ich weiß ist, dass ich auf mein eigenes Denken Einfluss habe und dass ich dafür Sorge trage, dass das friedfertig, freundlich und liebevoll ist, damit ich keine negative Kraft ins Universum sende. Gestern habe ich in der Praxis meine Friedenskerze aufgestellt und angezündet und sie wird dort solange brennen, wie es nötig ist. Sie stammt aus einem Projekt für die Flutopfer im Ahrtal, die nach wie vor massive Probleme vor Ort haben und wo ich auch Menschen begleiten darf, wieder in eine Normalität zurückzufinden.

Wir können immer nur dafür sorgen, dass wir in unserem Umfeld Frieden wahren und ausstrahlen. Dass wir uns nicht dazu verleiten lassen, in Hass und Abwertung zu fallen und dass wir versuchen, das zarte Licht des Vertrauens zu schützen. Und dass wir Freundlichkeit anderen Menschen und uns selbst gegenüber pflegen, denn Unfreundlichkeit, Neid, Missgunst und Vertrauensbeschädigung sind der Auslöser für Katastrophen im Kleinen wie im Großen.

Blumen-Liebe

Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.

 

Johann Wolfgang von Goethe

Gleich drei Mal haben gestern Blumen zu uns gefunden – ein zauberhafter Frühlingskorb vor die Haustüre, ein Rosenstock für Schwiegermama (den wir gern am Wochenende übergeben) und am Nachmittag der erste gelbe Narzissengruß, der jetzt den Weg ans Küchenfenster gefunden hat. DANKE den lieben Menschen, die uns diese Pracht geschenkt haben.

Eilende Zeit

An manchen Tagen rennt es durch, die Menschen geben sich Klinke oder Telefonhörer in die Hand und es wird Nachmittag, bis ich mal an den Rechner komme zum Posten.

Erstaunlicherweise sind das die Tage, an denen man am Vorabend denkt, das Zeitmanagement sei perfekt geplant und diese Tage strecken einem dann die Zunge heraus nach dem Motto: Mensch denkt, Gott lacht.

Freue ich mich also mit und genieße es, die Kontrolle mal nicht über meine Zeit zu haben wie ich sie sowieso über so gut wie nichts im Leben habe. Menschen gehen vor und das ist gut so.

Was großartig ist: Vor meiner Haustür steht ein wunderschöner Korb mit Frühjahrsblühern, den eine liebe Klientin am Morgen mitgebracht hat. Herrlich! Da ist eine Ranunkel drin, die finde ich soooo traumhaft schön.

Der Postbote hat vorhin eine zauberhafte rosarote Rose in einem schönen Korb gebracht für meine Schwiegermama! Eine Schülerin hat sie geschickt, damit wir sie ihr geben können. Sie war von 97 Lebensjahren so beeindruckt – ist das nicht total schön? Das sind Gesten, die mir immer wieder zeigen, wie wertschätzend Menschen sind und was die Kraft von Pflanzen ist: Freude ins Gesicht und damit auch ins Herz zu zaubern.

Ähnlich ging es uns vor einigen Jahren im Residenzgarten, als die unfassbar schönen duftigen Kirschbäume blühten und da ist auch das Foto von Annemarie entstanden. Danke für die blumigen Grüße heute zu etwas späterer Stunde als gewohnt. Allen einen feinen Feierabend.

Zeit zum Nachdenken

Man sollte nie so viel zu tun haben, dass man zum Nachdenken keine Zeit mehr hat.

Georg Christoph Lichtenberg

Annemarie hat im Residenzgarten fotografiert. Nein, nicht dieses Jahr. Noch nicht.

Happy birthday

Am 22. Februar 1876 wurde Ita Wegman in Indonesien geboren, die zum Ende des Jahrhunderts nach Europa kam und Heilgymnastik und Massage erlernte. 1902 lernte sie 26-jährig Rudolf Steiner kennen und entschied sich, in der Schweiz Medizin zu studieren, was in Deutschland für Frauen zu dieser Zeit noch nicht möglich war. 1911 begann sie als Fachärztin für Gynäkologie in einer Praxis zu arbeiten.

Sie erwarb in Arlesheim, nahe am Goetheanum, ein Anwesen mit dem Ziel, eine kleine Klinik zu gründen. Sie wollte in ihrer Klinik die Anregungen Steiners für die Medizin praktisch umsetzen und 1921 war das Haus bereit, die ersten Patienten aufzunehmen. Steiner kam in den ersten gut drei Jahren nahezu jeden Tag in die Klinik und entwickelte gemeinsam mit Ita Wegman die anthroposophisch erweiterte Medizin auf Grundlage der Schulmedizin.

Dr. Wegman erarbeitete zahlreiche spezielle Pflegeformen, nutzte Wickel und Einreibungen und auf sie geht die Technik der rhythmischen Massage und Einreibung zurück. Sie schuf ein tiefes Bewusstsein für die Prozesse, die bei der Herstellung von Heilmitteln geschehen und zog von Anfang an speziell für die Klinik hergestellte Mittel in die Arbeit mit ein, schulte Mitarbeiter intensiv und entwickelte 1917 die ersten Mistelpräparate gegen Krebs mit Rudolf Steiner. Zudem begründete sie eine therapeutische Einrichtung für seelenpflegebedürftige Kinder, den Sonnenhof. Aus dem Institut zur Heilmittelherstellung wurde in der Zusammenarbeit von Steiner, Wegman und Oskar Schmiedel die Firma Weleda. Die Klinik ist bis heute eine der führenden anthroposophischen Kliniken unter dem heutigen Namen Klinik Arlesheim. Unter ihrem Dach haben sich die ehemalige Ita Wegman-Klinik und die onkologisch ausgerichtete Lukas-Klinik zusammengeschlossen.

Zahllose Impulse für die Medizin sind von der Klinik Arlesheim und der Zusammenarbeit von Wegman und Steiner und ihren Schülern ausgegangen.

Ita Wegmans Werk wird nach und nach durch die Arbeit von Prof. Dr. Peter Selg zugänglich gemacht. Johannes Zeylmans van Emmichoven hat sich in vier Bänden mit dem Lebenswerk von Ita Wegman intensiv auseinandergesetzt. Die Schriften zeugen vom Mut, der Zugewandtheit und der liebevoll-praktischen Art Ita Wegmans.

Ein Foto von ihr steht seit Jahrzehnten auf meinem Schreibtisch. Sie hatte intensive lange Arbeitstage am Krankenbett, schrieb unzählige Briefe und förderte ihr Team sehr. Sie ist jeden Tag eine Inspirationsquelle für mich.

Wie schön, dass meine Schwiegermutter mit ihr gemeinsam Geburtstag hat. Stellt euch vor – sie wird heute 97 Jahre alt!

Nicht den Boden unter den Füßen verlieren

Und die wichtigste Frage ist diejenige nach dem Wesen des Menschen selber: Den Menschen erkennen, den Menschen verstehen, mit den Menschen auskommen, mit den Menschen gemeinsam leben können. Das ist schließlich dasjenige, wohin im Grunde alles menschliche Denken doch tendieren muss, wenn der Mensch nicht den Boden unter den Füßen verlieren will.

 

Rudolf Steiner

 

Im Garten der Klinik Arlesheim, die von Ita Wegman gegründet wurde.

Was uns gesund erhält

Draußen Sturm und drinnen Kurs. Am Samstag ging es darum,wie Philosophie helfen kann in der Arbeit mit Menschen. Wir haben uns angeschaut, was Philosophie ist, welche einzelnen Gebiete innerhalb der Philosophie existieren und sind von der Antike bis zur Moderne im Schnelldurchlauf durch verschiedene Richtungen gegangen. Für viele war es vollkommen neu, dass unser Denken auf der Antike basiert und was Menschen vor Jahrhunderten schon gedacht und gesagt haben, womit sie beschäftigt waren und warum vieles zeitlos ist. Dass die Beschäftigung mit Philosophie das Denken kraftvoll schult, dürfte allen aufgefallen sein. Wer seinen Geist mit Herausforderungen füttert, konzentriert, fokussiert sich und kann nicht nebenher noch irgendwelche anderen Dinge denken, dazu sind die Textel zu komplex. Manchem fällt bei so einer Gelegenheit auf, wie wenig er geistige Arbeit gewohnt ist und wie tief die Inhalte uns berühren können.

Anderes Programm am Abend mit der Frage, was Meisterschaft bedeutet und was das mit dem Satz „Der Weg ist das Ziel“ zu tun haben könnte. Auch ein philosophisches Thema, in dem Fall aber sehr praktisch darauf bezogen, dass Lernen nicht bedeutet, etwas zu lesen und mal zu probieren, sondern ein und dieselbe Sache viele Hunderte Male zu tun, bis sie wirklich in Fleisch und Blut übergegangen ist. So, wie Tai Chi oder Chi Gong im Osten bis ins höchste Alter praktiziert wird (und die Menschen zudem meist noch ein Ikigai haben, einen Grund, morgens aufzustehen).

Am Sonntag in der Rogersfortbildung die Frage nach gelingender Kommunikation, das Ohren-Münder-Modell von Schulz von Thun und intensives Üben in Zweiergruppen, ehe es am Abend in einer Fortbildung um die Frage ging, wie man für Onlineveranstaltungen am besten vor der Kamera agiert. Es ist hilfreich, wenn man dazu eine Lehrerin hat, die jahrzehntelang Erfahrung mit Moderation, Stimme und Körpersprache hat. Das ist letztlich nichts anderes in Bezug auf Stimme und Sprechtempo gewesen als das, was ich bereits mit 20 bei den Kollegen vom Rundfunk in der Journalistenausbildung über die Nutzung der Stimme gelernt habe.

Morgen geht es in der alten Synagoge in Kitzingen ab 19.30 Uhr im VHS-Vortrag um das Thema „Salutogenese – Verständnis, Sinn und Machbarkeit“. Was erhält uns gesund? Was sind die Faktoren, die wir selbst beeinflussen können und warum ist Salutogenese für uns heute so bedeutsam? Ich freue mich sehr auf euch, denn das Thema ist so spannend und wichtig, gerade in diesen Zeiten!

Allen einen guten Start in eine hoffentlich etwas sturmfreiere Woche. Wir haben wieder in vielem Glück gehabt, das war nicht überall so.

Danke an Theresa für den hoffnungsvollen Regenbogen zwischen den windgebeutelten Bäumen.

Sturm und Ungewitter

Was er kann, zeigt der Steuermann nicht bei schönem Wetter, sondern in Sturm und Ungewitter.

Petrus Chrysologus, ca. 380–451

Zwischen den Sturmspitzen war Steffi draußen unterwegs. Danke für dein farbstarkes Foto!

Pralles Leben

Seit einer Stunde  beginnt der Wind erneut. Man spürt es – viele sind „durch den Wind“.

Am Wochenende werden wir spannende Tage haben. Am Samstag geht es um Philosophie im Coaching. Wir beschäftigen uns mit dem Sokratischen Dialog und Mark Aurel, mit tiefen Lebensfragen und dem Lebensmotto, das uns leitet. Am Sonntag geht es um empathische Kommunikation und Seelenhygiene für alle, die sich und andere Menschen gut führen möchten. Ich freue mich sehr auf die beiden Kurstage.

Jetzt ist die „Prüfungskatze“ aus dem Sack, wir habe diese Woche erfahren, wie unsere praktischen Coaching-Abschlussprüfungen aussehen werden. Wir werden diverse Coachings durchführen und uns dann eines aussuchen, von dem wir denken, dass es richtig, richtig gut war. Es wird einen intensiven Bericht darüber geben, Fragebögen für den Klienten und Nachfrage. Dazu kommen unsere 12 Klausuren, die bestanden sein müssen.

Ich habe mich entschieden, meine drei Lieblingsthemen anzugehen und dann zu schauen, was besonders gut läuft. So wird es ein intensives Lasercoaching geben, das ist eine Stunde zu einem Thema des Klienten. Dann werde ich einen lieben Menschen begleiten bei mehreren Sessions zum Thema „Balance im Leben“, wo wir uns die einzelnen Lebensbereiche anschauen und überprüfen, ob es rund läuft oder wo Unterstützung in welcher Form nötig ist und ich begleite einen weiteren lieben Menschen in mehreren Sessions zum Thema „Burnout-Prophylaxe“. Das sind sowieso meine absoluten Lieblingsthemen (naja, es gibt noch viele andere, die ich auch total gern mag) und im März werde ich die Stunden durchführen, wenn der Prüfungsstartschuss fällt (vorausgesetzt, ich schaffe die letzte Klausur). Dann geht das krasseste Lernjahr meines Lebens quasi zu Ende. Das beste Geschenk, das ich mir je selbst machen konnte, war die LTC-Ausbildung bei #Veit Lindau. Mit den Lerninhalten werde ich vermutlich lebenslang selbst weiterlernen, was ohnehin in der Natur der Sache liegt.

Am Samstagabend steht das Thema „Biohacking“ in einer Fortbildung an, nachdem ich mir kürzlich das für den Bereich der Psyche hochwichtige Thema Darmgesundheit intensiv angeschaut habe. Gerade die Forschungen zur Herzratenvariabilität und zum Schlaf sind für meine Arbeit hilfreich. Guter Schlaf ist essenziell. Viele Menschen heute schlafen nicht mehr gut ohne zu wissen, wie sie das verändern können.

Allen ein feines Wochenende und passt gut auf euch auf bei Sturm und allem. Möge alles gut vorübergehen.

 

Nachtkerzenöl ist eines der besten Öle für gestresste Haut. Ist das nicht eine zauberhafte Pflanze?

Was tust du?

Wenn du wissen willst, wer du warst, dann schau, wer du bist.

Wenn du wissen willst, wer du sein wirst, dann schau, was du tust.

Buddha

Für alle, die sich nach Fülle sehnen – die Rosen erwachen schon langsam und in wenigen Monaten werden wir uns an der Blüte freuen. Vorfreude ist eine feine Freude.

What?!

Es gibt jeden Tag viele Gründe zum Staunen, positive wie negative. Fassungslos war ich gestern am späten Abend. Nachdem ich den ersten Abend ohne späten Abendtermin hatte, konnte ich mal meinen Halbjahreseinkauf beim Großhandel machen, der bis 22 Uhr geöffnet hat. Auf der Heimfahrt mehrere Kranken- und Notarztwagen, die mit Blaulicht und Sirene Richtung Uniklinik rasen. Die Ampel für die kreuzende Straße wird grün. Trotz mehrerer Fahrzeuge mit viel Lärm und Blinklicht haben es gleich mehrere Autofahrer fertiggebracht, in die Kreuzung einzufahren und wegen Linksabbiegen die Spur nicht freimachen zu können, weil auch in der Gegenrichtung Fahrzeuge losfuhren. Die Schlange der Einsatzwagen war weder zu übersehen noch zu überhören. Alle mussten stark bremsen und die Autoschlage durchlassen. Ich glaube, wenn jemandem etwas Schlimmes zustößt, ein Unfall, Infarkt, Schlaganfall, sonstiges – da ist man für jede Sekunde froh, in der man schnell ins Krankenhaus kommen kann. Ausbremsen von Rettungsfahrzeugen ist absolut unfassbar. Was würden diese Menschen in dem Fall, dass sie selbst Hilfe brauchen, sagen, wenn die Rettungsfahrzeuge spät kommen und die Erklärung lautet: Um 21 Uhr am Abend hatte es eine Reihe Autofahrer eilig, von A nach B zu kommen und blockierte mit ihren Fahrzeugen die Kreuzung. Oder wenn ein Rettungswagen mit einer Schwangeren bei stockender Geburt und folgendem Sauerstoffmangel für das Baby als Notfall unterwegs ist und wegen solcher Verzögerungen lebenslang an einer  geistigen Behinderung leiden muss, weil man im Rettungswagen nicht mal schnell einen Notkaiserschnitt machen kann – was bedeutet das für alle Beteiligten?

Staunen können wir heute über die Urkraft der Elemente. Mögen alle sicher und beschützt von A nach B kommen, in ihren Häusern sicher sein und niemand durch Ziegel, umfallende Bäume und Gerüstteile zu Schaden kommen. In der Natur ist viel Bewegung im Moment.

 

Danke an Stephanie für dieses friedliche Bild der Felder im Nebel!

Staunen

Die Menschen reisen in fremde Länder und staunen über die Höhe der Berge, die Gewalt der Meereswellen, die Länge der Flüsse, die Weite des Ozeans, das Wandern der Sterne; aber sie gehen ohne Staunen aneinander vorüber.

Augustinus von Hippo, 354-430

Die Meereswellen hat Stephanie vor Rügen im Bild festgehalten. Dankeschön!

Macht den Kindern Mut!

Schale sein, die sich füllt und erst dann ausgießt – das war gestern Abend ein schöner Moment im Stille-Seminar in Kitzingen in der Alten Synagoge, als eine Kursteilnehmerin diesen Text von Bernard von Clairveaux vorlas. Vorher hatten wir die Meditation der Liebenden Güte gemacht, die genau das thematisiert: Erst sich selbst versorgen, den Krug füllen, damit man ausgießen kann ohne Not.

Am nächsten Dienstag, 22. 2. 2022 (großartiges Datum!) ist in der alten Synagoge der Vortrag über „Salutogenese“. Gern einfach kommen, an der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben. Wir befassen uns mit der Frage, was uns gesund erhält und überlegen, was das mit Lebenssinn, Machbarkeit und Verständnis zu tun haben könnte.

Zweimal ging es gestern um Kinder in Terminen. Einmal um ein kleines wildes Kind, das sehr lebhaft ist, nachts oft aufwacht und etwas essen möchte, weil es großen Hunger hat, nicht gern mit anderen Kindern zusammen spielt und einen starken Willen hat. Das zweite Mal um einen Jungen, der gerade mit dem Ankommen im Gymnasium ringt. Die Leichtigkeit, mit der Grundschule gemeistert wurde, ist vorbei. Jetzt kommt es darauf an, sich gute Lerntechniken anzueignen und gut geführt zu werden, weil der dritte Verweis wegen Aggressivität im Raum steht.

Über Jahre habe ich einen Elterntreff geleitet, bei dem Eltern in Erziehungsfragen unterstützt wurden. Damals kamen stets die Eltern, die ohnehin sehr engagiert und achtsam waren. Ein Kind ist nichts, was ich „nebenher“ großziehen kann. Es verlangt tägliche Wachheit von den Eltern, Achtsamkeit und klare Regeln. Je kleiner das Kind, desto enger die Leitplanken, damit es Schutz und Sicherheit hat. Mit Dreijährigen muss ich nicht zwei Stunden diskutieren, welche Hose sie tragen. Elfjährige mit Wochenendbeschäftigung Spielkonsole und asozialen Medien wissen nicht, was sie da ihrem Gehirn antun.

Die letzten Jahre mit ihren Herausforderungen haben nichts Gutes beigetragen, damit Eltern und Kinder bestens aufgestellt sind. Ich sehe mutlose Kinder, die sich fragen, warum sie überhaupt in die Schule gehen. Junge Mädchen mit massiven Essstörungen, Schnittverletzungen. Verweigerung an allen Ecken und Enden.

Aufgefordert ist hier die Gesamtgesellschaft. Kinder sind Nachahmungswesen in den ersten sieben Jahren. Jugendliche brauchen Ermutigung, sich zu entwickeln. Junge Erwachsene benötigen Herausforderungen, um zu wachsen, Perspektiven und Möglichkeiten, sich zu probieren.

Kinder sind das Wichtigste, was eine Gesellschaft besitzt, denn sie werden die Zukunft gestalten. Das tun sie, stehend auf dem Fundament, dass die Erwachsenengeneration ihnen ermöglicht. Wenn wir die letzten 24 Monate nicht schleunigst verwandeln in Mut, wenn wir nicht aus der Angst herauskommen und, weiter Panik statt Machbarkeit füttern, töten wir das Potential von Genies. Dazu haben wir Erwachsenen kein Recht.

Es ist unsere Aufgabe, Kinder zu ermutigen. Ihnen die Schönheit des Planeten zu zeigen, damit sie ihn aus tiefer Liebe schützen. Sie mit Liebe zu hegen und zu pflegen, ein freundliches Auge auf sie haben mit der inneren Haltung eines Gärtners, der sehr wohl die Schere einzusetzen weiß, wenn es nötig ist, auch mal einen Stützstab anbringt oder etwas radikal beschneiden muss. Unsere Aufgabe ist es, ihr Potential zu heiligen, auf dass sie es quer gegen Paradigmen denkend und experimentierend nutzen, um unkonventionelle Lösungen zu finden. Out of the box-Denken lernt sich nicht in einem Umfeld der Einengung. Dazu braucht es Erwachsene, die wissen, dass jedes Problem Lösungen ermöglicht, die uns wachsen lassen. Die daran glauben, dass wir alle gemeinsam den Planeten retten werden. Die fördern und fordern, die leiten und erklären, wo es nötig ist. Die auf das lauschen, was aus dem Kind kommt und dem folgen, anstatt es in eine Form zu pressen, die nicht passt. Eltern sein ist eine Herausforderung. Helfen wir Eltern, ihren Auftrag bestmöglich zu erfüllen. DAS ist das beste Investment in die Zukunft der Welt.

 

Danke an Katja für die Sommervorfreude.