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Blumen und Straßen

Die Normalität ist eine gepflasterte Straße. Man kann gut darauf gehen, doch es wachsen keine Blumen auf ihr.

Vincent van Gogh

Wenig Maler hatten so ein Verhältnis zu Sonnenblumen wie Vincent van Gogh und daher ehren wir ihn mit Sigrids wunderschönem Foto, Danke!

Montags-Nachdenk-Input

Not-wendige Wandlung. Auf welches Jahr würde es besser passen, oder? Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass immer mehr Menschen verstehen, was Wandlung meint. In einem alten Kirchenlied heißt es „Ändert den Sinn“. In den Heilungsgeschichten des Neuen Testaments lesen wird „Steh auf, nimm dein Bett und wandle“. Darüber denke ich seit Jahren nach und lese es so: Jesus geht nicht hin und „macht etwas“. Er sagt: „Steh auf“. Für jemanden, der bettlägerig ist, ist das eine erstaunliche Ansage. Ich interpretiere das so: Wenn dir etwas wichtig ist zu tun, dann musst du auch aufstehen und handeln. Bleibst du liegen, lässt du geschehen, auch eine Entscheidung. Aber für das, was wir wahrhaftig wichtig, was wesentlich ist, wirst du nicht umhin können als aufzustehen, einzutreten dafür, Flagge zu zeigen. Und es ist die erste Ansage des Satzes. Für mich bedeutet es: Es ist stets deine Entscheidung, ob du für etwas auf/einstehen willst oder nicht. Aber wenn Veränderung geschehen soll, musst du aufstehen. Und zwar alleine. Denn du musst begreifen, dass die Verantwortung für dein Denken, Fühlen und Wollen ganz bei dir alleine liegt. Stand by your man.

„Nimm dein Bett“ – wenn wir das wörtlich nehmen, wäre es in meinem Fall ein massives Holzbett, 2 Meter auf 2 Meter, plus Matratzen und allem, was dazu gehört. Die Vorstellung, das „mal schnell zu nehmen“, hat was. Ich übersetze das so: „Es riecht nach Arbeit.“ Da ist also was zu tun, von alleine wird’s nicht laufen. Herrlich! Es zeigt klar auf: Veränderung ist mit Arbeit verbunden und nicht zu knapp. Und es könnte so richtig anstrengend sein.

„Und wandle“ – wandeln hat viele Bedeutungen. Im antiken Griechenland gab es die Wandelhallen, die Menschen gingen dort philosophierend umher, den Umstand nutzend, dass gleichmäßiges Dahinschreiten eine echte Denkhilfe ist. Ich bin Langsamlerner, ich lerne immer laufend und nutze das Prinzip des „in Fleisch und Blut“-Übergehens wörtlich. Die Peripatetiker wandelten und kamen zu guten Erkenntnissen. Also könnte es in Bezug auf unsere Fragestellung bedeuten: Mach dich auf den Weg der Veränderung! Wandeln bedeutet aber auch wirklich ver-wandeln. Aus etwas Negativem etwas Positives generieren. Verändern. Beides: gehend verändern. Procedere heißt voranschreiten – Heilung als Prozess. In einem einzigen Satz zusammengefasst, genial.

Was mir daran auffällt: Das ist eine klare Ansage. Die bräuchte es oft, wo Flauschiges gern das Auge täuscht. Es ist eine knappe Gebrauchsanleitung für das Leben insgesamt. Und es ist eine Aussage in größtmöglicher Freiheit – Jesus verlangt nicht, dass jemand etwas tut. Er stellt es dem Menschen vollkommen frei, aufzustehen oder es bleiben zu lassen. Er vertraut dem Menschen, den er anspricht, dass er die für ihn richtige Entscheidung trifft.

Wann immer mir dieser Satz in den Sinn kommt, begeistert er mich.

Allen einen guten Start in eine neue Woche, in der wir aufstehen (zu uns stehen, uns über uns klar werden), unser Bett nehmen (bereit sind, an uns zu arbeiten) und wandeln!

Das wunderschöne Foto hat Ursula gemacht, Dankeschön.

Wandeln

Wandlung ist so notwendig wie die Erneuerung der Blätter im Frühling.

Vincent van Gogh

Manuela hat die Blätter fotografiert. Vielen Dank!

Wochenend-Nachdenk-Input

Das letzte Kurswochenende vor den Sommerferien in Bayern steht an. Die angehenden Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie (so der volle „Name“) werden den Kurs abschließen und fein lernen bis zur Prüfung. Die angehenden Cardea-Therapeuten haben einen neuen Kursteil über den Zusammenhang zwischen Psyche und Körper, Mind-Body-Medicine. Da gibt es viele Zusammenhänge, denn wenn wir körperlich nicht fit sind, sind wir es mental auch nicht und umgekehrt. Unsere Lebensführung steht dem oft entgegen. Die meisten Menschen haben nicht mal ansatzweise eine Ahnung, dass viele Depressionen und Verstimmungen ihren Ursprung in Leber, Galle und Darm haben. Man kann Körper, Seele und Geist nicht trennen.

Unsere Facharbeiten schreiten voran. Am Sonntag ist kein Kurs, da werde ich mich an die Korrekturen meiner Arbeit setzen und hoffen, dass ich keine allzu großen Fehler übersehe. Wenn das geschafft ist, geht es los mit dem Zusammenschreiben des Lernstoffs für die schriftliche und mündliche Prüfung. Am Freitag kamen die Prüfungstermine. Irgendwie sind die sehr bald :-), jetzt hat alles ein konkretes Datum, bis wann der Lernstoff drin sein muss. Für mich als ewiger Leser, Rausschreiber und Zusammenschreiber ist das immer wieder ein Akt, mich vorzubereiten. Ich schreibe, verdichte und erst dann geht es ans Lernen. Ich beneide manchmal Menschen, die was anschauen und merken es sich oder hören es und wissen Bescheid. Bei mir geht das nie. So bleibt man sich selbst immer wieder im Leben ein großes Fragezeichen. Ehrlich gesagt – das finde ich schon spannend.

Viele berichten mir, dass sie nun doch in Urlaub reisen. Man weiß ja nie, sagen sie, was kommt. Nun – das wissen wir nicht mal für die nächsten drei Minuten. Reisen scheint ein tiefes Bedürfnis der Menschen zu sein, aber es geht ihnen meist gar nicht um das Entdecken fremder Kulturen, Kunst, Bauwerke, das Üben anderer Sprachen oder den Genuss unbekannter Speisen, dem Lauschen ungehörter Klänge und das Eintauchen in die Bilderwelt der Gastgeber! Es geht um Handtuch auf Liege, um All-inclusive-Buffetsy. Oder sie erschrecken Kühe (!) oder meinen, ihre Hinterlassenschaften an unberührten Orten sei eine Ehre für das derart verletzte Land. Da bliebe mancher lieber daheim, anstatt dass er heilige Orte entweiht, Tiere in ihrer ohnehin kaum vorhandenen Ruhe stört oder sonstwie schmarotzend unterwegs ist.

Wie viele haben denn die Riemenschneidermadonnen in unserer Gegend gesehen oder sind die Rhön durchwandert, den Steigerwald mit seinen zauberschönen Ecken oder das Taubertal? Instant-Ferien. Kurzeindruck. Nix Land und Leute.

Vielleicht wird uns in diesem doch eingeschränkten Reisejahr wieder ins Bewusstsein getragen, was Heimat sein könnte. Im Sinne von „lerne die Welt kennen, in der du lebst und andere Urlaub machen“. Mit dem Rad, der Bahn, auf Schusters Rappen. Die Vorstellung, mit Massen in einem Flieger abtransportiert zu werden, am Urlaubsort ausgespuckt, in Hotels kaserniert und dann das Land nicht kennenlernen, weil mein Ziel eine Liege am Hotelpool ist, ist mir reichlich fremd. Mir reicht mein Kneipp-Gießrohr vollkommen, denn jetzt beginnt bald die Verarbeitungsphase der Sommerernte. Das Gefühl eines gefüllten Vorrats kann kein Urlaub toppen, denn an meinen Säften habe ich täglich über Monate Freude (es reicht meistens für ein Jahr komplett), wo gibt es das sonst!

Allen ein schönes letztes Wochenende vor dem Beginn der Sommerpause. Wer nicht verreist, möge sich nicht grämen. Nichts bleibt, wie es ist. Und wer weiß, was nun zu entdecken ist in diesen Sommertagen.

Herzlichst Danke an Steffi für das sonnenwarme Foto.

Für Männer mittleren Alters

Lavendel, Minze, Salbei, Majoran, / die Ringelblum‘, die mit der Sonn‘ entschläft / und weinend mit ihr aufsteht: Das sind Blumen / aus Sommers Mitte, die man geben muss / den Männern mittlern Alters.

William Shakespeare, Das Wintermärchen IV, 3./Perdita

Den Lavendel jedenfalls hat Sigrid schon mal aufs Beste festgehalten. Danke!

Freitags-Nachdenk-Input

Gestern bekam ich ein Päckchen (ich liebe es!), ganz unerwartet. Mit köstlichem selbstgemachtem Gebäck. Einfach so, ganz liebevoll verpackt und die Post hat es ausnahmsweise weder gerührt noch geschüttelt, alles war unversehrt. Diese „einfach so“-Momente des Lebens bringen Sonnenschein in unser Herz. Sie freuen den, der das Päckchen packt und den, der es bekommt. Dazu muss es nicht immer ein Päckchen sein.

Wir freuen uns über liebe Grüße auf einer selbst bemalten Postkarte, in einem handgeschriebenen Brief und auch in einer liebevollen Mail, wenn sie unerwartet eintrudeln. Sie zeigen: jemand denkt gerade liebevoll an uns und wir sind es diesem Menschen wert, dass er sich einer Mühe unterzieht und uns das wissen lässt.

Meine Klienten, denen es oft wirklich schlecht geht und die sich auch entsprechend fühlen, bekommen die Aufgabe, sich ein „Freuerle“ im Tag zu suchen. Jeden Tag, ohne Pause. Und zwar eines, das NICHT für sie selbst ist, sondern für einen anderen Menschen. Es ist ganz egal, aus was diese Freude besteht. Ganz sicher nicht aus materiellen Gaben, sondern der Nachbarin im Haus den Wasserkasten hochtragen. Mindestens drei Leute freundlich grüßen. Jemandem einen Kaffee bezahlen, den man gar nicht kennt (oder mindestens einen zahlen in Geschäften, wo das geht, für Menschen, die sich keinen an diesem Tag leisten können). Danach dürfen sie sich ein „Freuerle“ geben, meistens in Form einer guten Tasse Tee aus ihrer Lieblingsschale.

Winzige Dinge verändern die Welt und bringen Glück. Wir meinen oft, das Glück werde frei Haus geliefert und sei so groß, dass es für den Rest des Lebens reicht. Finde den Fehler! Glück sind diese vielen kleinen Momente, in denen wir anderen einfach von Herz zu Herz begegnen. Ihnen damit ein Stück ihrer Würde wiedergeben. Nichts erwarten. Etwas geben freut uns sehr, wenn wir sehen, dass der Beschenkte angenehm überrascht ist. Und wenn es ein Smiley am PC des Bürokollegen ist, das wir „anonym“ hinhängen und uns innerlich wegkugeln, weil er ewig überlegt, wer das hingehängt hat.

Werdet zum Detektiv der Freude! Virginia Satir, die große Familientherapeutin, wünschte sich als Kind nichts mehr, als „Familiendetektivin“ zu werden, um herauszufinden, was Familien zerstört. Ich mochte das Wort sofort. Detektiv der Freude sein finde ich mindestens so spannend. Auf der Pirsch sein im Auftrag der Begeisterung, der Freundlichkeit, der Fröhlichkeit, der Leichtigkeit und letztlich der Liebe, die nicht fordert, nur ist. Deshalb heute zum Venustag der Woche eine freudige herzliche Umarmung an alle und die Einladung, eure Momente der Freude heute einfach mal zu teilen. Wir haben in den letzten Monaten so viel Virenpanik erlebt. Wie wäre es also heute mal mit einem Lächelvirus und einer hohen Ansteckungsrate der Freude?

Fröhlich auf der Leine trocknen derzeit Schafgarben, Pfefferminze, Melisse, Salbei, griechischer Bergtee und Johanniskraut.

Vom Nutzen des Unkrauts

Gegen das, was man im Überfluss hat, wird man gleichgültig; daher kommt es, dass viele hundert Pflanzen und Kräuter für wertlose Unkräuter gehalten werden, anstatt dass man sie beachtet, bewundert und gebraucht.

Sebastian Kneipp

Wenn die Menschen das ‚Unkraut‘ nicht nur ausreißen, sondern einfach aufessen würden, wären sie es nicht nur los, sondern auch noch gesund.

Johann Künzle

Heute konnte ich mich nicht für ein Zitat entscheiden. Also einfach mal zwei.

So trocknen derzeit viele „Unkräuter“ bei uns daheim. Ein Geschenk der Natur, das uns im Winter mit Sicherheit nottun wird. Auch Lavendel trocknet gerade (vielleicht ein wenig unklug, ihn direkt neben meinem Schreibtisch aufzuhängen, er hat schon so seine Wirkungen). Bald wird er abgerebelt und landet dann in Schalen und Säckchen und wird Sommerfeeling verströmen. Ist das nicht herrlich, was die Natur uns gibt?

Donnerstags-Nachdenk-Input

Dr. Edward Bach hat sich sein Leben lang mit Pflanzen und ihrer Heilwirkung befasst und die Bachblüten entwickelt. Pflanzen sind Wunderkünstler, ein Kosmos an Vielfalt, Formen, Farben. Sie belegen, dass sie auf kargstem Boden wachsen, unter dem Eis und in der größten Hitze. Sie verbringen als Samen jahrelang im Boden, bis es in der Wüste regnet und verwandeln sie in ein Blütenmeer. Grabbeigaben aus der Antike keimen und zeigen, welche Getreide damals angebaut wurden. Pflanzen sind Heimat unzähliger Tier- und Vogelarten, für Pilze und Meister der Kommunikation untereinander. Im Grunde haben sie das Internet erfunden, denn wenn ein Borkenkäfer an einem Baum nagt, weiß das binnen Sekundenbruchteilen der gesamte Wald und kann sich schützen, weil der betroffene Baum sofort die Information über die Verbindungen der Pilzgeflechte und der Duftstoffe, die er aussendet, weiterleitet. Pflanzen können töten und retten. Es sind mächtige Wesen, vor denen unsere Altvorderen noch den nötigen Respekt hatten, den Hut zogen (vor dem Holunder, dem Eingang zu den anderen Welten) und nie auf die Idee gekommen wären, bestimmte Bäume zu fällen. Mir gefällt Bachs Bild vom Krankenhaus der Zukunft, denn in diesem Zitat verweist er auf den Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Seele.

Zu Beginn der Pandemie dachte ich, dass wir nun wieder Respekt bekommen vor der Kraft der Natur, denn wir wissen aus Erfahrung, dass die Natur das bietet, was gebraucht wird. Im März blühte so viel Thymian im Garten wie noch nie, was uns verwunderte am Anfang, doch als die Pandemie kam, wussten wir, weshalb. Thymian ist ein bewährtes Hustenmittel und hat hohe desinfizierende Kraft. Jetzt wuchern die Schafgarben – erntet sie sorgsam (und lasst genug stehen zum Aussamen!!!) und trocknet die Pflanzen. Im Herbst und im Winter werden wir sie sehr brauchen, denn aus Schafgarbe kann man einen wunderbaren Tee zur Stärkung von Leber und Galle bereiten und damit auch Leberwickel machen, mein Lieblingshelfer für depressive Klienten.

Nach dem Mittagessen (was oft nicht geht, dann eben am Abend zum Schlafengehen) einen Baumwolllappen in frisch gekochten Schafgarbentee tauchen, auswringen und so warm es vertragen wird auf die Leber (pi mal Daumen rechter Oberbauch unter den Rippen, bei der Größe vieler Lebern passt das allemal) legen, ein Tuch darüber und mit einem weiteren Tuch abdecken. 20 Minuten liegen lassen und 20 Minuten nachruhen. Wer das abends macht, legt seine Auflage einfach nach 20 Minuten weg. Da wir aus unserer Nahrung die Bitterstoffe weggezüchtet und unsere Lebensführung stark zum Schlechten verändert haben, braucht unsere Leber Hilfe. In der traditionellen chinesischen Medizin gilt sie als „General der Gefühle“, wir haben Sprichworte wie „dir ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen“.

Wir werden in naher Zukunft darauf angewiesen sein, uns wieder gut selbst zu helfen. Uns zu erinnern an die Schatzkisten-Apotheke von Mutter Natur. Die alten Regeln zur Seelenhygiene wieder herauszukramen. Uns an der Schlichtheit eines frisch gebackenen Brots zu erfreuen. Es wird zunehmend wichtig werden, dass wir wieder eine tiefe Übung in der Kunst des Lebens und der Kunst des Sterbens (ars vivendi und ars moriendi) entwickeln. Wir werden erkennen, dass Gesundheit an erster Stelle steht und wir selbst dafür zuständig sind. Gesundheit ist kein fixer Zustand, sondern eine tägliche Balanceübung zwischen Körper, Seele und Geist.

Alle drei Bereiche befinden sich bei vielen Menschen in einem unerfreulichen Zustand. Sie behandeln den Körper schlechter als ihr Auto. Die Seele wird beim „Seelenklempner“ abgegeben, der die „lockeren Schrauben anziehen“ soll (überlegen wir mal, welches Bild hinter solchen Aussagen, die ich täglich höre, steckt – der Mensch und die Seele als Maschine, die man reparieren muss), möglichst schnell, schmerzfrei und aufwandslos. Und der Geist? Ich sehe Wohnungen, da gibt es eine riesige Fernsehwand, aber keine Bücher. Keine Musik. Keine Kunst. Gegessen wird aus Fertigschalen, die man in der Mikrowelle wärmt, mit dem Esslöffel, damit man wenig spülen muss. In ganz schwarzen Momenten denke ich – wenn ein so geartetes Abendland untergeht, wäre das schlecht? „Decline and fall“ (nicht nur des römischen Reiches) durch Dekadenz.

Erinnern wir uns an unseren Auftrag auf dieser Erde! Wir haben einen Körper, unsere Seele und unseren Geist bekommen, damit wir damit Gutes tun, unser Bestes in die Welt geben, froh dem Ganzen dienen können. Kein Gärtner würde sein Handwerkszeug verkommen lassen. Jeder Koch schleift seine Messer liebevoll, bevor er das Gemüse schneidet. Nur wir „Normalos“ meinen, mit null Aufwand ein gutes Leben führen zu können. Das kann ich nur, wenn vor mir Menschen waren, die fleißig geschafft haben, damit ich nix tun muss. Befriedigend ist das allerdings nicht, denn wir wollen selbst gestalten und wirken. Ein ererbtes Vermögen ist kein „verdientes“, das merken wir.

Also – sammelt Schafgarben, ehe sie verblüht sind. Über Kopf gebündelt aufhängen und im Winter freudig nutzen. Schaut mal, was momentan draußen alles aufgetischt ist! Allen einen fröhlichen Jupitertag.

Wie ihr seht – unser Garten ist eine wilde Wüste im Moment. Und in fünf Wochen schaut es darin ganz anders aus, denn dann zieht gartentechnisch fast der Herbst ein.

Willkommener Zufluchtsort

Das Krankenhaus der Zukunft wird sich durch Schönheit und einen positiven Geist auszeichnen und dem Patienten ein willkommener Zufluchtsort sein, wo er nicht nur von seiner Krankheit befreit, sondern auch motiviert wird, fortan den Weisungen seiner Seele größere Bedeutung beizumessen als in der Vergangenheit.

Dr. Edward Bach, 1932

Auch so ein Blick in die unglaublich schöne Natur ist pure Medizin. Danke an Anne für das Foto.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Wir waren gestern überrascht über die Reaktionen zu unserem Post. Das freut uns. Aromatherapie ist eine wunderbare Ergänzung zum sonstigen Angebot in unserer Praxis SelenGarten. Wir bilden uns stetig fort, manches ist offenbar nur nicht so spektakulär. Wir halten es für not-wendig, uns selbst immer wieder auf den Weg zu machen und herauszufordern. Wir können schlecht von unseren Schülern im LebensRaum erwarten, dass sie tüchtig lernen und große Mengen Stoff bewältigen, wenn wir das selbst nicht vorleben. Das ist eine Frage der Authentizität.

Genau darum ging es gestern am Abend in einer spannenden Gesprächsrunde. Was ist Authentizität? Für uns ist das ein unverhandelbarer Wert. Wir verstehen darunter, dass wir leben, was wir sagen, sind, was wir sind und auf Rollenspiele verzichten. Wir sind Menschen mit Stärken und Schwächen, die manchmal richtig Mist machen und ab und an was Gutes hinbekommen. Wir versuchen, jeden Tag zu nehmen wie er kommt und mit dem umzugehen, was an der Reihe ist.

Wir haben eine Vision, der wir unerschütterlich folgen und verfehlen auch mal Ziele, die wir uns setzen oder erreichen sie. Wir haben erkannt, dass wir niemals fertig, sondern stets Werdende sind. Dass wir hoffen und bangen, verzweifeln, wütend werden, uns auf- und abregen. Es gibt Dinge, die uns tödlich nerven und die wir auch gegenseitig meganervig finden. Das gehört auch dazu, die Erkenntnis, dass Partner sich verändern oder eben nicht. Dass Wachstum nicht immer parallel läuft, sondern man es auch mal aushalten muss, dass der andere dazu gerade weder Kapazitäten noch Lust hat oder mit Siebenmeilenstiefeln vorausrast und man steht staunend da. Dass die Blickwinkel verschieden sind, auch wenn die Grundpositionen passen. Dass wir absolut unterschiedlich an Aufgaben herangehen und dass das auch sehr gut so ist. All das sind Prozesse, die Menschen formen und zu denen authentische Menschen auch Ja sagen können.

Öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken ist nicht authentisch. Wenn wir Klienten zeigen, wie sie Meditation in ihren Tag einbauen können, dann deshalb, weil wir den Nutzen selbst täglich erleben und manchmal auch schwänzen, also bestens wissen, wie schwierig das ist. Wenn wir über Gelassenheit sprechen, haben wir das als tägliche Übung auf dem Zettel. Wenn wir etwas sagen, haben wir es überlegt, erfahren, probiert, sind gescheitert, haben wieder angefangen, manches Jahre liegen gelassen und verstanden: jetzt passt es.

Wir öffnen Räume, aber verteilen keine Landkarten, wie man sie durchschreitet mit Wegenetz und sicherer Fahrkarte. Wir halten Angst und Ungewissheit aus, damit der Mensch, der sie mitgebracht hat, ausruhen, Kraft schöpfen und neue Wege entdecken kann.

All das verstehen wir unter authentischem Sein. Es ist nichts „Bonfortionöses“, Großartiges, glänzend Lackiertes, sondern das tägliche Ringen, bei sich zu bleiben, man selbst zu werden, denn Menschwerdung gehört zum Schwersten, was wir entwickeln können.

Dazu verlassen wir regelmäßig unsere Komfortzone, weil wir im tiefsten Herzen nämlich durchaus gewillt sind, Abenteuer zu erleben. Die Magic Zone beginnt weit entfernt vom Alltagstrott. Wie heißt es so schön in der Werbung? Come in and find out.

Allen einen wunderbaren Wochenteilungstag.

Das abkühlende Foto hat Annemarie in der Schellenberg-Eishöhle gemacht. Danke dafür!

Freier atmen können

Alle Menschen werden die Wahrnehmungen machen, dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, freier atmet und sich körperlich leichter und geistig heiterer fühlt.

Jean-Jacques Rousseau

Die Erfahrung macht Annemarie hoffentlich auch, die gerade in diesen beeindruckenden Gesteinsformationen klettert.

Dienstags-Nachdenk-Input

Es ist vielerorts bereits Ferienzeit. Wir staunen. Noch nie erreichten uns so viele Anfragen zum Besuchenkommen wie jetzt. Sonst eilt alles zum Flughafen und entschwindet, jetzt ist das eigene Land spannend und wird bereist von Freund zu Freund, Verwandtschaft zu Verwandtschaft. Da Würzburg gut zentral liegt, sind wir offenbar ein guter Punkt zum Rastmachen. Das wäre alles superschön, denn viele dieser Menschen haben wir lange nicht gesehen, doch müssen wir derzeit alles absagen.

Der Grund – durch Corona gab es viele Verschiebungen. Alles ist anders in diesem Jahr. Und genau dieses Jahr haben wir uns ausgesucht, um eine sehr aufwändige Fortbildung zu machen, für die wir richtig was tun müssen. So haben wir Anfang August Abgabe unserer Facharbeit, für die wir noch keinen wahren Schlag machen konnten. Wir haben gestern beide wenigstens schon mal das Titelblatt und die Einrichtung der Formatierung gemacht, die Kapitel gegliedert und alles erledigt, was man so drumherum tun muss, damit man ans Schreiben gehen kann. Logischerweise arbeiten wir gefühlt seit Monaten am Thema, aber nicht wirklich konkret, es war keine Zeit dazu.

Wir werden versuchen, den Termin einzuhalten, sonst sind wir raus aus dem Prüfungskreisel und das wäre schlecht, weil wir im nächsten Jahr noch eine aufwändige Fortbildung machen wollen, auf die ich mich glaube ich seit meiner Kindheit freue.

Wenn die Facharbeit abgegeben ist, steht schleunigst Lernen an, denn im Oktober ist Prüfung und die würden wir sehr gern schaffen. Bis dahin braucht es allerdings ein paar Wunder. Immerhin gelingt es mir seit Wochen, in jeder freien Minute den Lernstoff zusammenzufassen. Ich bin leider der oberlangsame Lerner. Ich muss lesen, rausschreiben, immer wieder kürzen, zusammenfassen und dann erst geht Lernen, was bedeutet – laufen, laufen, laufen, denn ich muss mich bewegen, um etwas in den Kopf zu stapeln. Christoph schaut sich die Seite an und merkt sie sich (puh!).

Wir haben viel Chemie in der Fortbildung – Hilfe! Das letzte Mal Chemie hatte ich im Jahr vor dem Abitur 1982. Ich wurstle mich mühsam durch Monoterpenalkohole, Ketone, Sesquiterpene und anderes. Einfachster Teil – Pflanzenbestimmung, da muss ich mir nur Pflanzen erarbeiten, die nicht in meinem Garten wachsen, was ewig schade ist (so eine Tonkabohne wäre genial). Leider macht Chemie den größten Teil des Lernstoffs aus, denn wenn ich nicht weiß, welche Stoffe in einem ätherischen Öl enthalten sind, kann ich nicht wissen, wie ich es einsetze. Nase allein ist nett, reicht aber leider nicht, denn ätherische Öle sind keine Spielzeuge, sondern enorme Essenzen mit unglaublicher Kraft. In einem Tropfen Rosenöl stecken 40 Blüten!

Wir lernen spannende Sachen – welcher Pflanzenteil wird verwendet, wie wird destilliert oder ausgezogen, welche Inhaltsstoffe entstehen, in welcher Verdünnung werden sie eingesetzt, was ist die körperliche, was die psychische Wirkung. Großartiges Thema. Im Moment sehe ich nur Lernstofflücken. Es dauert einfach. Ich verstehe also alle Schüler immer sehr gut, denen Lernen wirklich schwerfällt. Wobei ich mein Leben lang lerne, also in Dauerübung bin, aber eben nicht mit einem Thema wie Chemie. Egal, wat mutt, dat mutt. Jammern hilft nicht, nur wiederholen, üben, vergessen, wiederholen.

So ist es oft im Leben – wir sind immer wieder eingeladen, uns etwas zu erarbeiten. Ob das Wissen, Erkenntnis oder Reife ist, stets reagieren wir auf die Herausforderung mit unserem gesamten Wesen. Die einen lernen leicht und locker, die anderen quälen sich mühsam durch, am Ende sind alle froh, wenn es gelernt ist. So, wie man einen Berg besteigt, ist das auch mit dem Lernen. Man fängt mit dem ersten Schritt an und freut sich auf den Rundblick oben. Um dann festzustellen – das ist eine sehr, sehr herzliche Einladung des Lebens, den nächsten Gipfel ins Visier zu nehmen. Der ist dann entweder höher oder schroffer, damit es spannend bleibt.

Welche Herausforderung hast du derzeit? Hast du dir das gute Gefühl schon ins Herz gelegt, wie es ist, wenn du diese Aufgabe erfolgreich bewältigt hast? Viel Freude beim Gehen!

Allen einen kraftvollen Marstag.

Christoph hat den Weg mit Aussicht in Oy fotografiert im Garten von Primavera.

Nicht der Berg ist es

Nicht der Berg ist es, den man bezwingt, sondern das eigene Ich.

Edmund Hillary, 1919-2008, Erstbesteiger des Mount Everest

Nicht den Mount Everest, sondern den Jenner hat Annemarie gestern erwandert und uns dieses tolle Foto geschickt.

Montags-Nachdenk-Input

Was für ein spannendes Wochenende. Intensive Prüfungsvorbereitung in einem Kurs, dazu der Abschluss des WeltenWandlerProjekts für 2020. Bewegend, was an einem Kurstag alles geschehen kann, wie sich Menschen begegnen, wenn sie offen sind für Entwicklung und den Mut aufbringen, ihre Sichtweise zu hinterfragen. Das Schöne an Kurstagen ist die Begegnung der Menschen, auch wenn sie mit Abstand in diesen Zeiten erfolgt. Wer im Herzen berührt wird, nimmt sich wieder besser als Mensch wahr. Ich mag auch das Essen miteinander, da finden viele Fortsetzungen von Gedanken aus den Kursinhalten statt, vertiefen sich, werden ergänzt, Geschichten werden erzählt. Wir brauchen alle Geschichten! Vor allem in diesen Zeiten sind sie not-wendig, besonders die Märchen, die beginnen mit „In den alten Zeiten, in denen das Wünschen noch geholfen hat …“

Am Freitag bekam ich eine Mail (stellvertretend für wirklich unglaublich viele ähnliche in den letzten Wochen), in der mir jemand schilderte, was alles geschehen ist und dass das so viel war wie sonst in zwei Jahren nicht. Die Mail endete mit „Schaltjahre sind Gewaltjahre“. Wir stecken in krassen Energien, alle Feinfühligen spüren das seit Monaten. Im Moment verdichtet sich vieles und wird verwandelt, das merken wir. Wer jetzt nicht gut und stabil steht, fühlt sich im Schleudergang des Lebens mitgerissen. Wer drinsteckt – loslassen, dann kommt es am schnellsten zum Stehen.

Viele Menschen haben derzeit Schmerzen. Ich habe noch nie so viele Klagen über Kopfschmerzen, Muskel –und Gelenkprobleme gehört, über so schwere Erkrankungen aus dem Nichts wie Tumore auch bei sehr jungen Menschen, schwere Krebserkrankungen, Herzprobleme. Ich glaube, das hängt mit der tiefen Verunsicherung zusammen, die Menschen in diesem Jahr erleben. Die Zeiten ängstigen die Menschen. Wer dafür empfänglich ist, hat vielleicht nicht den Coronavirus erwischt, aber den allgemeinen Angstvirus, der ist gefährlich. Er kann kurzfristig Menschen schocklähmen, seine langfristige Wirkung ist subtil. Er schwächt schleichend, macht schreckhaft, sorgt dafür, dass wir nur die negativen Schlagzeilen mantrisch wiederholen, macht uns eng. Er ruiniert auch das stabilste Immunsystem.

Deshalb gilt: raus aus der Angst. Es ist unbestritten, dass wir momentan eine große weltweite Krisensituation haben, die auf alle Menschen Auswirkungen hat. Es ist ebenfalls unbestritten, dass sich Menschen durch Kreativität, Überlebenswillen und Ausdauer auszeichnen. Es kommt immer wieder im Leben darauf an, eine als ungut empfundene Situation auszuhalten, ruhig zu bleiben und sich Gedanken zu machen, wie man damit umgehen kann. Angst ist okay, sie gehört zum Leben dazu. Bestimmt sie das Leben, wird es unlebbar. Je nach Sollbruchstelle wirkt sich das aus. Bei den einen gibt es körperliche Symptome, anderen schlägt so etwas eher aufs Gemüt, bei manchen bricht beides ein.

Deshalb gilt: Sorgen wir gut vor für den Winter mit Bewegung, viel frischer Luft, ausreichend Sonne und gutem Essen, das unseren Körper mit allem versorgt, was wir brauchen. Fluten wir mal so richtig gute basische Ernährung rein, damit alle Zellen voll sind mit Power für die Virenzeit. Stellen wir uns aufrecht hin und trainieren wir unseren Geist, damit er lösungsorientiert bleibt und aus der Problemfixierung herausfindet. Wir werden unseren klaren Verstand, unser weites liebevolles Herz und unseren gesunden Körper brauchen. Sorgen wir in diesen Tagen für gefüllte Vorratskammern körperlich und seelisch, aber auch ganz real mit den Geschenken, die die Natur gerade verteilt (sammelt Schafgarben, sie wachsen dieses Jahr endlos. Bald werden wir wissen, warum, sie sind super hilfreich bei Depressionen als Leberwickel). Wir werden diese Investitionen gut brauchen können. Verlassen wir Angsthausen, da werden wir nicht glücklich.

Allen einen guten Start in die neue Woche!

So eine Farbe findet sich oft in Bergseen. Anne hat diesen entdeckt. Danke!

Unterwegs sein

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832

Hier ist Annemarie gerade zu Fuß unterwegs und hat das Foto geschickt. Gute Reise!