Author page: Christine Krokauer

Wochenend-Nachdenk-Input

Die drei Affen werden heute oft durch den vierten mit dem Handy ergänzt. Nach diesen letzten aufreibenden drei ersten Coronawochen wäre es hilfreich, wenn sich all jene, die nicht mit Pflege, Aufrechterhaltung und allem anderen Funktionieren beschäftigt sind, die drei Affen zu Herzen zu nehmen und die Welt nicht mit Angstwellen diverser Art zu überrollen. Es nutzt keinem etwas, wenn neue Hypes ausgerufen werden.

Besonders geschockt war ich über Menschen, die mir gesagt haben, dass Polizei da war, weil „zu viele unterwegs waren“ – eine Familie mit fünf Kindern ist zu siebt, wenn sie rausgeht und sich im Wald fernab von allen anderen aufhält! Das ist dennoch eine „häusliche Gemeinschaft“. Hoch-Zeit für Überwacher, Kontrollfreaks und selbsternannte Ordnungshüter. Anstatt zum Telefon zu greifen, wäre der Griff zu Nadel und Faden und Herstellung diverser Hilfsmittel sinnvoller oder ein Gang für den Nachbarn zur Apotheke, wenn er das nicht kann.

Nutzen wir das Wochenende, so wir es gesundheitlich und arbeitstechnisch können, und wenden den Blick weg aus der Coronahypnose hin zu der Tatsache, dass der Frühling anklopft. Nehmt diese seltenen Tage im Jahr wahr, an denen Rosen braune Blätter treiben, ehe sie grün werden. Das langsame Öffnen der Hyazinthen, das Strahlen und die weiten Blütenarme der Tulpen im Sonnenlicht, das Tanzen der Insekten auf Nahrungssuche und das Gewusel der Vögel, die Nester bauen. Der erdige Geruch des Bodens, den es nur einmal im Jahr so intensiv gibt.

Ein herzliches Lachen ausgelöst hat unsere Zwitscherbox. Früh am Morgen, Christoph rasiert sich, das Badezimmerfenster ist weit auf. Die Zwitscherbox zwitschert. Auf dem Dachfirst des Nachbarn thront das führende Amselmännchen der Gegend und nimmt die Melodien der Zwitscherbox auf und variiert sie höchst kunstvoll. Eine halbe Stunde lang standen wir wedelnd vor der Box, damit sie nicht aufhört (es ist ein Bewegungsmelder) und lauschten dem Duett. Danach war entschieden: die real lebende Amsel hat gewonnen. Sie hat den Wettbewerb an Variantenreichtum, Schönheit und vor allem Imbrunst des Vortrags, angestachelt durch die „Mitbewerber“ für sich entschieden. Kaum war das klar, gabs den Belohnungswurm.

Wie wärs, wenn ihr euch daran erinnert, dass das, was den Menschen erst zum Menschen macht, mit „Kunst und Kultur“ überschrieben werden könnte? Nutzt das Wochenende zum Singen, Tanzen, Malen, Basteln, zum kreativen Kochen, veranstaltet einen Gedicht- oder Geschichtenwettbewerb familienintern. Öffnet verstaubte Bücher! Geht in die virtuellen Museen der Welt. Gestaltet selbst was. Legt ein Naturmandala auf dem Balkon oder im Garten mit allem, was ihr beim Spaziergang findet. Stapelt Kieselsteine mit den Kindern aufeinander und probiert aus, wie viele Lieder ihr kennt und ob ihr im Kanon, zwei-, drei- oder vierstimmig singen könnt. Wer gut bei Stimme ist, hat eine ganz andere Stimmung und bringt die gute Laune mit in die Welt. Seid an diesem Wochenende Botschafter der Freude! Das gibt Kraft, damit wir die nächste Woche mit ihren Herausforderungen gut angehen können. Wer Pause hat – nutzt sie. Lenkt euch nicht ab mit stundenlangem vor dem Rechner sitzen. Flüchtet nicht vor euch selbst, sondern schaut hin. Nie war das so gut möglich wie jetzt.

Also, therapeutische Wochenend-Rezeptur: Welche Schönheiten der Welt kannst du an diesem Wochenende entdecken? Welche Form von künstlerischem Tun liegt dir und warum probierst du es nicht einfach aus?

Allen ein gesundes Wochenende im Frieden mit sich und den anderen. Machen wir es uns nicht gegenseitig schwer, das Leben.

Danke an Theresa für das affige Foto 🙂

Freitags-Nachdenk-Input

Das Zitat von Kant war mir einige Zeit aus dem Sinn gekommen, doch im Zuge des Nachsinnens über meinen Eindruck des Zeitgeschehens fiel es mir wieder ein. Als hätte Kant unsere Lage gekannt. Wir fluten das Netz mit Urteilen im Moment, Für und Wider Ausgangsbeschränkung, Maskenkrieg wegen Namensgebung der Schutzteile, Suche nach Sündenböcken und der nächsten „Sau, die man durchs Dorf treiben kann“, in unserer Welt die Medien.

Jetzt ist die Zeit, um sich Gedanken über die Hilfsaktionen zu machen, die gerade notwendig sind, wie Materialbeschaffung für die, die direkt mit den Patienten und den kritischen Gruppen zu tun haben, Einkauf für alte Menschen und anderes, so wie auch unser Notruftelefon bei Angst.

Daneben braucht es Überlegungen auf vielen Ebenen – die Ärzte und Pflegemannschaften müssen schauen, wie sie sich rüsten können für weitere Krankheitswellen. Die Lebensmittelfirmen brauchen Nachschub, sprich die Teams vom Lasterfahrer bis Kassiererin müssen unterstützt statt gemobbt werden und all die vielen anderen, die derzeit bemüht sind, vom Briefträger bis zum Dorfarzt, die Welt am Laufen zu halten.

Auf einer anderen Ebene muss es um die Frage gehen, ob Maßnahmen, die derzeit angesetzt sind, nach einer entsprechenden Zeit Wirkung zeigen oder andere Maßnahmen angebracht sind, wie Experten Risiken einschätzen etc. Auf der politischen Ebene geht es um Begrenzung der Erkrankungen und das Möglichmachen von Hilfen für alle, die in welcher Form auch immer gerade welche benötigen.

Auf der Ebene, die uns betrifft, die wir nicht regieren, vielleicht nicht Kliniken leiten, Logistikzentren versuchen zu bestücken, damit geliefert werden kann etc., gilt: wir haben sicherlich nicht alle die Informationen, die wir bräuchten, um ein wirkliches gutes Gesamtbild zu erhalten. Dazu ist die Welt heute viel zu komplex. Misstrauen säen schafft kein gutes Klima. Ich vertraue darauf, dass Wahrheit immer ans Licht kommt, dazu haben wir so viele kluge und mutige Köpfe!

Darauf vertraue ich wirklich und auf die menschlichste aller menschlichen Fähigkeiten: Mitgefühl in Verbindung mit Liebe. Das bedeutet: jetzt (und nie) ist das einzelne Ego nicht so wichtig, sondern das Offensein für die Bedürfnisse des großen Ganzen. Jetzt sollten wir uns prüfen: worauf wirft uns denn Corona zurück? Begreifen wir, was wahrhaft wichtig ist für uns oder ist es uns wichtiger, bei Sonnenschein dichtgedrängt auf Promenaden Eis zu essen und überall hin zu reisen? Gesundheit ist fragil, das lernen wir gerade brutal. Gesundheit ist das Höchste, was wir haben. Die Voraussetzung für das, was wir ein gutes Leben nennen. Das gute Leben werden wir nach Corona neu definieren müssen, denn das weltweite Stoppschild müsste inzwischen auch dem Letzten klar geworden sein.

Es wird einen Kompromiss geben müssen zwischen „alles soll wieder so werden, wie es vorher war“ (hoffentlich nicht) und „wir erschaffen eine schöne neue Welt, in der alle auf alle achten und der Egoismus überwunden ist“ (wird nicht klappen, befürchte ich). Lasst uns doch lieber die Füße still halten mit großen Theorien, stattdessen das Gehirn benutzen und uns fragen: Was ist denn mein Beitrag zum Gelingen der Welt, wo dient denn das, was ich bin, dem Planeten? Das braucht Zeit, das bricht sich nicht schnell übers Knie. Welche Werte tragen nicht mehr? Erinnern wir uns ruhig wieder an „Das Gute, das Wahre und das Schöne“. In Ruhe, mit Muße, mit Bedacht, aber – tun wirs.

Einen gesunden Venustag allen.

Der Frost dürfte auch den Magnolienblüten in Aschaffenburg, die weithin Ruhm genießen, geschadet haben. Wie schön, dass Jennifer die Blüten vor einigen Jahren fotografiert hat, Danke!

Noch nicht alles wissen …

Irrtümer entspringen nicht allein daher, weil man gewisse Dinge nicht weiß, sondern weil man sich zu urteilen unternimmt, ob man gleich noch nicht alles weiß, was dazu erfordert wird.

Immanuel Kant, in: Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral, dritte Betrachtung, § 2, A 89

David wurde von Theresa fotografiert, Danke!

Wunderbare Überraschung in diesen Zeiten!

 

Wir sind so reich beschenkt mit unseren Schülern! Gerade klingelte der Postbote und wollte wissen, ob ich Geburtstag habe – nein. Er überreicht mir eine große Schachtel mit Blumen. Woooow. Ich liebe Päckchen! Ich liebe Blumen! Ich liebe Überraschungen! Als ich den beigelegten Brief öffnete, war ich platt. Unser Freitags-Heilpraktiker-Kurs schickt ein Dankeschön, weil kein Kurs ausfallen muss wegen Corona. Weil wir die für diese Zeiten möglichen Optionen nutzen, damit die Fleißigen keinen Stoff versäumen, sondern im Rhythmus drinbleiben können. Ist das nicht  einfach nur wunderbar, so eine Überraschung? Wir sagen sehr bewegt und begeistert von Herzen DANKE an euch alle! DANKE!!!

Donnerstags-Nachdenk-Input

In Wellen verläuft gerade die Stimmung im Land. Woche 1: keiner nimmt Corona ernst, es ist für uns eine Sonderform der Grippe, mehr nicht. Woche 2: Es sickert ins Bewusstsein, dass Corona etwas ist, das doch mehr Einfluss hat als gedacht. Woche 3: Panik und Schockstarre über Bilder aus Italien, Ausgangsbeschränkungen. Woche 4: Es wird seltsam. Magisch, mystisch und bizarr. Schräg ohne Ende. Völlige Verwirrung, ob wir von Aliens beeinflusst werden, die guten Geister doch siegen werden und wer den Virus jetzt ganz bestimmt in die Welt gesetzt hat. Ich weiß noch nicht, ob ich den Virus für schlimmer halten soll oder das, was er freisetzt.

Vielleicht ist es sehr schlicht heruntergebrochen. Für den Moment denke ich, dass unsere Aufgabe darin besteht, den Alltag gut zu gestalten. So, dass wir gesund bleiben, so, dass andere gesund bleiben. Es ist unsere Aufgabe, jeder an seinem Platz, soweit wie möglich dafür zu sorgen, dass die Alltagsdinge funktionieren. Und es ist unsere Aufgabe, die Zeit zu nutzen, um uns klar zu werden, dass Corona ein weltweites Signal ist zum Aufwachen. Das müsste inzwischen in den meisten Köpfen angekommen sein. Das ist kein Grund zur Panik, sondern eine herausragende einmalige Chance, Werte neu zu definieren und den Menschen gerade hilfreich zur Seite zu stehen, die erkranken und denen, die den Laden gerade am Laufen halten.

Wenn es Menschen hilft, sich dabei mit der geistigen Welt zu verbinden und ihre Kraft zu erbitten – wunderbar. Ohne Glauben wird es sehr eng im Leben. Dazu braucht es keine Geisterbeschwörungen, Weltuntergangsszenarien und ähnliches. Im Grunde wäre ein im tiefsten Herzen empfundenes Danke/Amen/Aum ein ausreichendes Gebet.

Schauen wir uns in der erwachenden Natur um. Nutzen wir diese Chance, anders in die Welt zu gehen als vorher. Begreifen wir, was das für ein Moment ist. Eine weltweite Zäsur hat es so noch nie gegeben. Seien wir uns dieses historischen Augenblicks bewusst und versemmeln wir diese Chance nicht! Stellt euch vor, in 300 Jahren steht in den Geschichtsbüchern, dass die Menschheit im Jahr 2020 DIE gigantische Chance bekam, das System zu resetten. Und was haben sie daraus gemacht? Klopapierhype, Maskenkampf, Egogezicke, Budenkoller, Panikschüren, Ravioli essen und nach Corona gierig zum alten Gegeier zurückkehren, mit weniger Läden und auf tiefstem Niveau, aber das wurde schnell aufgeholt …

Wie wäre es mit: Die Menschheit hielt wirklich ernsthaft inne. Sie verstand – jetzt brauchen wir Werte. Menschsein soll ein Qualitätsmerkmal sein wie früher „made in“. Menschsein bedeutet Freiheit im Geist, Verantwortung in jedem Herzen, Miteinander im Verbund mit den Naturreichen. Achtsam, aufmerksam und freudig. Jenseits aller Sprachgrenzen, religiöser Trennungen und Systeme. Weil jeder verstanden hat, dass er verantwortlich ist für sein gesamtes Denken, Fühlen und Wollen. Weil Bedürfnisse überall sehr ähnlich sind. Im Jahr 2020 hat die Menschheit den Sprung geschafft aus der Egozentrik ins Feld des Miteinanders, sie schaffte es, die alten Denksysteme zu sprengen, out of the box den Geist zu weiten. Die Menschen waren sich nicht immer einig, aber bereit, das erste Mal aufeinander zu hören, statt nur Gelaber downzuloaden. Sie erkannten: ich bin nichts ohne die anderen. Die anderen sind nichts ohne mich. Jeder ist einmalig und trägt seinen Teil bei, weil Menschen verstanden: Respekt, Achtung, Wertschätzung, Würde, Verbindlichkeit, Klarheit, Ruhe, Überlegung, gemeinsames Beratschlagen, Kunst, Kultur, Sport, Achtung vor dem Leben als höchstem Wert an sich sind die Leitlinien allen Tuns. In den Schulen wurde fortan das Menschsein gelehrt, weil es eine der schwersten Aufgaben auf dem Planeten ist. Und ein jeder wurde gefördert, weil Wissen wichtig ist, egal ob im naturwissenschaftlichen Sinne, im sozialen, spirituellen oder künstlerischen. Wir brauchen alles, um ganz Mensch zu sein. – das würde ich gern lesen über uns. You decide.

Möge der Jupitertag die nötige Ruhe und Weisheit reinbringen.

 

Danke an Gabi für das Rindenfoto. Dieser Baum hat viel erlebt. Schenken wir ihm und der gesamten Natur viele wunderbare Jahre des Wachstums und des Geschichtenerzählens. Lasst es gute Geschichten werden.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Die Tage eilen, im Garten entwickelt sich das Beikraut prachtvoll. Dazwischen Hyazinthen, Osterglocken, Narzissen, Tulpen und Schlotfeger, unter einem bleigrauen Himmel liegend.

Der Newsletter hat ein spannendes Feedback ausgelöst, wir danken euch für alle Kommentare dazu. Backblech Nr. 3 und 4 mit unserem berühmten Knäckebrot nach Gudruns Rezept backt grad fein im Ofen, mit schwarzem Sesam bestreut, reine Nervennahrung. Blech 5 und 6 folgen, dann dürften wir für einige Zeit gerüstet sein. Ich liebe dieses Knäckebrot, hauchdünn, knusprig, nur Saaten, Haferflocken, Wasser und Salz. Da brauchst du nix dazu, einen Apfel und eine Tasse guten Tee, die Welt ist schön mit diesem Brot. Ich scheine nicht die Einzige zu sein, die in diesen Tagen Brot backt.

Ich staune zwischendurch. Ein Anruf aus München, da sind strenge Sicherheitsvorkehrungen. Eine Mail erreicht mich, dass man jetzt mit selbstgenähter Maske einkaufen soll. Ich kann nicht mal nähen. Okay, eine Anleitung ist dabei, das geht auch ohne Nähmaschine. Ein Anruf aus dem Ruhrpott. Da soll bald alles wieder normal laufen, höre ich, ab 20. April wohl Schule, es geht um den „Exit“ von der Kontaktsperre, die Talsohle sei erreicht.

Selten gab es so viele Meinungen, Kommentare und Verwirrung wie gerade. Die Informationslage ist undurchsichtig, Spekulationen greifen Raum. Ich denke, dem sollten wir nicht folgen. „Die Sonne bringt es an den Tag“, sagt das Sprichwort. Was wirklich hinter allem steckt, wenn denn außer einem Virus etwas hinter dem Virus stecken sollte, werden wir es erfahren. Die Wahrheit findet immer ihren Weg.

Bleiben wir besonnen. Schützen wir das Leben der Menschen, die alt, schwach, vorbelastet oder klein sind. Auch junge und gesunde Menschen können erkranken, keiner ist sicher. Also waschen wir weiter Hände, halten Abstand und bewahren die innere Ruhe. Vielleicht ist manchem aufgefallen, dass die Glocken dreimal am Tag läuten. Sie erinnern an die Möglichkeit zu einem Gebet miteinander, das ergibt eine gute Energie, so, wie wir schon von Anfang an um 21 Uhr das Halleluja eurythmisch machen. Gute Gedanken können starke Medizin sein, drum halten wir den Raum zwischen den Ohren frei von Negativem. Stellen wir uns mutig allen anfallenden Aufgaben, aber fern von Panik.

Wer den Newsletter haben möchte (er erscheint normalerweise einmal im Monat), kann mich gern kontakten.

Bleibt gesund! Allen einen beweglichen Merkurtag.

Das herrliche Foto stammt von Manuela, ich danke sehr.

Er ist’s!

Er ist’s

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!

Eduard Mörike, 1804 – 1875

 

Danke für den Hinweis, dass ich dieses Jahr noch nicht gemörikt habe. Mea maxima culpa, es war noch nicht so viel Frühling. Wird hiermit traditionell mit diesem Text nachgeholt. Das herrliche Foto hat Stephanie gemacht, unsere  Spezialistin für atemberaubende Farbfotos. Danke dir sehr dafür!

Dienstags-Nachdenk-Input

Als Kind war ich einmal mit meinen Eltern im Karlsruher Zoo. Es gibt ein Foto von mir, auf dem stehe ich begeistert vor Schwarzen Schwänen. Sie haben mich am meisten von allen Tieren fasziniert. Schwarze Schwäne!

Erstaunlich, was der Begriff „Schwarzer Schwan“ eigentlich bedeutet – er beschreibt ein Ereignis, bei dem danach alles anders ist als zuvor, also eine Art Umkrempelsituation. Die aktuelle Lage kann man als schwarzen Schwan bezeichnen.

Wenn alles neu gedacht, überlegt, eingerichtet werden muss, kommt das einer gewaltigen Umbruchlage gleich, Corona sorgt dafür. Am Wochenende habe ich viele Mails bekommen, in denen Menschen berichten, was sie alles geprüft, aussortiert und neu geordnet haben, zu welchen Erkenntnissen sie in der zwangsfreien Zeit gekommen sind. Andere Mails schildern restlose Überlastungsszenarien, Menschen, die nur noch das Nötigste schlafen, im Stehen essen, weil sie so eingespannt mit Hilfe für andere in diesen Tagen sind. Dazwischen wenig.

In einer Schwarzer-Schwan-Situation nicht durchzudrehen, gelingt nur mit einer Haltung – Vertrauen. Vertrauen, dass es auch nach Corona eine Welt geben wird. Dass wir mit neuen Erkenntnissen ausgestattet sein werden, was die Welt, unser Verhältnis dazu und unsere Mitmenschen betrifft. Die meisten sind damit beschäftigt, die Schockstarre der letzten beiden Wochen zu bewältigen und langsam wieder in einen neuen status quo zu kommen, je nachdem, was ihr Berufsfeld mit ihnen macht. Die einen rödeln, die anderen öden, alle versuchen wir, die Tage gut zu überstehen.

Es macht sich eine gewisse Abneigung breit, die neuesten Zahlen wie in der ersten Woche permanent anzuschauen. Das sich Aufhauen über Klopapier und nicht eingehaltene Abstände wird weniger, das rückt jetzt in die Verantwortung der Ordnungskräfte, die sich damit herumschlagen müssen, dass einige Menschen meinen, die festgesetzten Regeln seien nicht für sie gemacht.

Im Moment sind wir leicht überfordert, den perfekten Entwurf für die Zukunft zu gestalten, weil wir nicht wahrhaft wissen können, was die nächsten Wochen erst ergeben werden. Eines ist mit Sicherheit wichtig: Vertrauen. Das Vertrauen dahingehend, dass wir diese Krise überstehen werden. Das Vertrauen, dass wir neu anfangen können. Das Vertrauen, dass wir die Branche, in der wir bislang tätig waren und die es dann eventuell nicht mehr geben wird, wechseln, Neues lernen, neue Ideen umsetzen können. Das Vertrauen, dass die Welt auf einem sehr anderen Niveau leben wird und dass das nicht unbedingt Mangel und Regression bedeuten muss, sondern „anders“. Weniger Konsum ist nur für den schlimm, der Konsum verkauft. Was aber ist wahrhaft wichtig? Konsum oder gelingende Kommunikation? Gestaltung der Welt oder Ausverkauf der letzten Ressourcen?

Ich habe Vertrauen in die Welt und die Menschen. Ich weiß, dass wir als Menschen mit einer begnadeten Anpassungsfähigkeit gesegnet sind und mit allem zurechtkommen, was auf uns zukommt. Ich vertraue darauf, dass wir auch nach Corona etwas behalten von der Achtsamkeit, die wir derzeit sehen. Dass wir in der Lage sein werden, gute Ideen zu kreieren und umzusetzen, wir in dieser Krise lernen, Mut zu haben. Den werden wir brauchen, wenn es „danach wieder wie davor werden soll“, wenn es wieder nur um Konsum, Macht und Ausbeutung gehen soll, in welcher Form auch immer. Bleiben wir im Vertrauen, entwickeln wir Mut und erlauben wir unseren Herzen, kreativ die Zukunft zu träumen. Nutzen wir den Verstand, den Träumen eine stabile umsetzbare Basis zu geben. Machen wir die Herzenstüren auf, damit viele Menschen in die neue Zeit hineinwachsen können ohne Angst.

Allen einen kraftvollen Marstag.

Das zauberhafte Foto hat Steffi gemacht, Danke dafür!

Sonnenlicht

Man kann allgemein sagen: was am Sonnenlicht aufwächst, entwickelt sich gesund, kräftig und vollständig; was in der Dunkelheit wächst, ist und bleibt verkümmert.

Sebastian Kneipp

Frühlingsszenario, festgehalten mit der Kamera von Manuela. Danke!

Montags-Nachdenk-Input

Drei Filmtage liegen hinter uns. Wir sind von 0 auf 100 gesprungen und haben sämtlich Kurstage der nächsten Zeit gefilmt, so dass alle Schülerinnen und Schüler weitermachen können in ihren Ausbildungen. Da wir keine Ahnung davon haben, war das eine gigantische „Dehnung des Geistes“, wie Veit Lindau das so schön sagt. Dehne deinen Geist – jo. Dehne deine Stimmbänder, würde ich es für mich persönlich sagen, denn es sind 20 Stunden Kurszeit, die ich eingesprochen habe.

Jetzt, nach der letzten Klappe, der Aufruf des Coronaradars. Krasse Zahlen in Italien und weiterhin rasant steigende Zahlen bei uns. Bilder aus Berlin, die mich erschreckt haben – Menschenmengen, dicht beieinander, im Sonnenschein.

Wir sehen jedoch vor allem die unglaublichen positiven Dinge, die geschehen sind. Menschen kümmern sich mit einem Mal um ihre Nachbarn. Sie setzen sich für andere Menschen ein. Sie nähen spontan Masken, Kittel, geben alles. Sie tanzen, sie singen und klatschen, um die Moral der Welt zu heben. Sie chanten Mantren, um Liebe auf den Planeten zu senden. Sie pflegen, sie kochen, sie kümmern sich.

Ich freue mich über alle Aktionen, die uns Wissen und Vertrauen zurückgeben – Menschen können sich auf einander verlassen. Sie lassen sich etwas einfallen, um Freude zu bereiten. Sie schenken sich her und sie geben alles. Wie könnten wir da den Glauben an die Menschheit verlieren?

Lasst uns alles, was wir wissen, was wir brauchen, was wir können, in den größten Topf aller Zeiten werfen. Dort braut sich das neue Glück des Planeten zusammen. Eine Welt, in der Menschen verstanden haben, dass die Natur kein Selbstbedienungsladen ist, in der es um Miteinander geht. Wo wir erkennen, dass Indras Netz die Verbindung der Herzen ist, die sowohl Hirn als auch Bauch mit einbeziehen darf. Dass wir auf kluge Köpfe hören, alles prüfen und an einem Strang ziehen werden.

Wenn Corona für etwas gut war, dann für das Aufwachen aller. An jedem Fleck der Welt geht ein Ruck durch die Menschen: JETZT ist die Zeit, die neue Welt zu gestalten. Mit Verstand. Mit dem optimalen Wissen, mit der genialen Verbindung von Wissenschaft und Herzensmenschen. Mit viel mehr Selbstverantwortung und -beteiligung. Mit Liebe zum Boden, der uns nährt, mit Achtsamkeit für die Bedürfnisse aller, nicht nur unserer eigenen. Mit dem Mut, neue Wege zu gehen. Mit Musik, die uns dabei begleitet und mit offenen Händen, die bereit sind, den anderen zu halten, zu pflegen, anzupacken, wo Aufbau notwendig ist und Mauern in Köpfen einzureißen, die sowas von vor 14 Tagen sind. Sei dabei. Be human.

 

Danke allen, die aufwachen und merken – JETZT ist die Zeit.

Wochenend-Nachdenk-Input

Erstaunliche Dinge. Während Menschen um ihr Leben ringen, werde ich gefragt, ob ich nicht immer alle Kurstage aufzeichnen kann, denn bei dem schönen Wetter ist Grillen angesagt (okay, der Anruf kam nicht aus Bayern, anderswo ist es lockerer). DAS genau ist die Qualität dieser Tage. Eine Welle der Hilfsbereitschaft gegen Alptraumszenarien auf der einen Seite und regressive Verhaltensweisen auf die Zeit vor Corona auf der anderen. Das Spannungsthema derzeit.

Wir haben heute unsere technische Ausrüstung bekommen (das Stativ fehlt nach wie vor, wir filmen also von einer Leiter aus :-), denn nix hält länger als das Provisorium). Ohne Plan und Einweisung ran an die Buletten, damit um 16 Uhr plus x (das Laden der Filme dauert) der Kurs am Start ist. Sowie die Daten online für die Kursteilnehmer sind, stellen wir uns wieder ins Klassenzimmer und filmen den ersten Teil der Wochenendkurse ab. Wir werden vermutlich infolge des extremen Learning by doing besser.

Für mich bedeutet es, in die Leere zu sprechen, was ich schwer finde, ich bin es seit elf Jahren gewohnt, Menschen direkt anzusprechen, auf ihre Fragen sofort einzugehen, mit ihnen in Interaktion zu sein. Respekt für alle, die gute Onlinekurse machen, das ist schwer im leeren Raum.

Am Wochenende werden wir die Theorieblocks der beiden Kurse Cardea und Goldwege aufnehmen. Da kommt uns das Glück entgegen, denn bei Cardea ist es wirklich ein großer Theorietag, weil ein neuer Themenblock startet und die Goldwege sind gut geeignet für das Aufnehmen, weil es kein therapeutisches Üben und Arbeiten ist, sondern Einführung in die Anthroposophie. Corona zwingt uns massiv aus unserer üblichen Arbeitsweise. Wir sagen es so – wer weiß, wozu es geht ist. Wir machen jetzt unsere Anfängerstolperfehler und können nur besser werden. Die Zeiten sind für alle Menschen ungewohnt.

Nebenher versuchen wir kreislauftechnisch klarzukommen zwischen den Minusgraden am Morgen, dem Thermometer, das 23 Grad anzeigt und der Tatsache, dass wir den Wetterumschwung in allen Knochen schon spüren können. Wie mag es erst den Kranken damit gehen!

Schauen wir, wie die nächsten Tage werden. Wir vergraben uns ins Filmen, Schneiden und Vorbereiten und stellen uns innerlich auf die nächste Woche mit ihren unbekannten Herausforderungen ein.

Allen wünschen wir von Herzen Gesundheit und eine gute Wochenendzeit.

Steffi hat dieses großartige Foto gemacht! Dankeschön!

Begrabene Gefühle

Nicht zum Ausdruck gebrachte Gefühle werden niemals sterben. Sie werden lebendig begraben und kommen später auf hässliche Weise hervor.

Sigmund Freud

Das Foto zeigt einen Flipchartanschrieb aus dem heutigen Kurstag für die angehenden Heilpraktiker, den wir gerade aufgenommen haben. So muss kein Kurs entfallen, alle können daheim fein geschützt arbeiten und lernen. Wer auf diese Weise an einem Probeunterricht teilnehmen möchte, kann sich gern an uns wenden.