Dienstags-Nachdenk-Input

Als Kind war ich einmal mit meinen Eltern im Karlsruher Zoo. Es gibt ein Foto von mir, auf dem stehe ich begeistert vor Schwarzen Schwänen. Sie haben mich am meisten von allen Tieren fasziniert. Schwarze Schwäne!

Erstaunlich, was der Begriff „Schwarzer Schwan“ eigentlich bedeutet – er beschreibt ein Ereignis, bei dem danach alles anders ist als zuvor, also eine Art Umkrempelsituation. Die aktuelle Lage kann man als schwarzen Schwan bezeichnen.

Wenn alles neu gedacht, überlegt, eingerichtet werden muss, kommt das einer gewaltigen Umbruchlage gleich, Corona sorgt dafür. Am Wochenende habe ich viele Mails bekommen, in denen Menschen berichten, was sie alles geprüft, aussortiert und neu geordnet haben, zu welchen Erkenntnissen sie in der zwangsfreien Zeit gekommen sind. Andere Mails schildern restlose Überlastungsszenarien, Menschen, die nur noch das Nötigste schlafen, im Stehen essen, weil sie so eingespannt mit Hilfe für andere in diesen Tagen sind. Dazwischen wenig.

In einer Schwarzer-Schwan-Situation nicht durchzudrehen, gelingt nur mit einer Haltung – Vertrauen. Vertrauen, dass es auch nach Corona eine Welt geben wird. Dass wir mit neuen Erkenntnissen ausgestattet sein werden, was die Welt, unser Verhältnis dazu und unsere Mitmenschen betrifft. Die meisten sind damit beschäftigt, die Schockstarre der letzten beiden Wochen zu bewältigen und langsam wieder in einen neuen status quo zu kommen, je nachdem, was ihr Berufsfeld mit ihnen macht. Die einen rödeln, die anderen öden, alle versuchen wir, die Tage gut zu überstehen.

Es macht sich eine gewisse Abneigung breit, die neuesten Zahlen wie in der ersten Woche permanent anzuschauen. Das sich Aufhauen über Klopapier und nicht eingehaltene Abstände wird weniger, das rückt jetzt in die Verantwortung der Ordnungskräfte, die sich damit herumschlagen müssen, dass einige Menschen meinen, die festgesetzten Regeln seien nicht für sie gemacht.

Im Moment sind wir leicht überfordert, den perfekten Entwurf für die Zukunft zu gestalten, weil wir nicht wahrhaft wissen können, was die nächsten Wochen erst ergeben werden. Eines ist mit Sicherheit wichtig: Vertrauen. Das Vertrauen dahingehend, dass wir diese Krise überstehen werden. Das Vertrauen, dass wir neu anfangen können. Das Vertrauen, dass wir die Branche, in der wir bislang tätig waren und die es dann eventuell nicht mehr geben wird, wechseln, Neues lernen, neue Ideen umsetzen können. Das Vertrauen, dass die Welt auf einem sehr anderen Niveau leben wird und dass das nicht unbedingt Mangel und Regression bedeuten muss, sondern „anders“. Weniger Konsum ist nur für den schlimm, der Konsum verkauft. Was aber ist wahrhaft wichtig? Konsum oder gelingende Kommunikation? Gestaltung der Welt oder Ausverkauf der letzten Ressourcen?

Ich habe Vertrauen in die Welt und die Menschen. Ich weiß, dass wir als Menschen mit einer begnadeten Anpassungsfähigkeit gesegnet sind und mit allem zurechtkommen, was auf uns zukommt. Ich vertraue darauf, dass wir auch nach Corona etwas behalten von der Achtsamkeit, die wir derzeit sehen. Dass wir in der Lage sein werden, gute Ideen zu kreieren und umzusetzen, wir in dieser Krise lernen, Mut zu haben. Den werden wir brauchen, wenn es „danach wieder wie davor werden soll“, wenn es wieder nur um Konsum, Macht und Ausbeutung gehen soll, in welcher Form auch immer. Bleiben wir im Vertrauen, entwickeln wir Mut und erlauben wir unseren Herzen, kreativ die Zukunft zu träumen. Nutzen wir den Verstand, den Träumen eine stabile umsetzbare Basis zu geben. Machen wir die Herzenstüren auf, damit viele Menschen in die neue Zeit hineinwachsen können ohne Angst.

Allen einen kraftvollen Marstag.

Das zauberhafte Foto hat Steffi gemacht, Danke dafür!

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