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Der Kaiser ist ja ganz nackig!

Wir versuchen vieles zu reparieren in diesen Zeiten. Leitungen und Rohre sind oft alt. Sie zu erneuern ist eine Mammutaufgabe, bedeutet es, Straßen aufzureißen, alle Anschlüsse neu zu machen, Dreck, Geld, Chaos. Durch Einstürze wird klar, wie gefährlich es ist, an Orten zu wohnen, die gut unterhöhlt sind, sei es durch Bergbau oder natürliche Höhlen. Die Versiegelung von Flächen, unsere Steinwüstengärten und unser Verhalten der Natur gegenüber haben Konsequenzen, die nur noch schockieren. Dämme, die die Wassermassen nicht mehr halten können, Bäche, die zu Todesfallen werden, die sich keiner vorstellen kann. Die zerstörten Gemeinden wieder aufzubauen wird Jahre dauern. Die Menschen sind traumatisiert, haben ihre Liebsten verloren, ihre Heimat, ihr Haus, ihre Sicherheit, ihre Tiere und ihr Arbeitsleben. Allen Kraft zum Neuanfang und Unterstützung da, wo es notwendig ist.

Vieles ist bei uns gut. Neu, modern, umsichtig, von guter Qualität. Vieles ist alles andere als das. Hauptsache schnell gemacht, die Qualität ist nicht wesentlich. In meinen Augen braucht es ein neues Qualitätsbewusstsein. Wenn wir schludrig sind, nicht die beste Qualität nehmen, nicht darauf achten, dass alles auch zusammenpasst und stimmig ist (wenn ich ein dickes Rohr in ein dünnes stecke und hoffe, dass das dünne so viel Durchfluss wie das dicke schafft, ist das eine seltsame Vorstellung), sind die Konsequenzen gigantisch. Kleine Fehler summieren sich zu Katastrophen.

Wenn wir in unserer Familie an einen solchen Punkt kommen, an dem vieles nicht mehr passt, die Dinge gefühlt aus dem Ruder laufen und die Stimmung schwankt, pflegen wir uns eine Auszeit zu nehmen. Dann ruht für fünf Tage alles. Da setzen wir uns zusammen und gehen alle Bereiche des Lebens schriftlich einzeln durch. Was passt, was läuft gut, was darf bleiben? Wo klemmt es? Welche Gründe können wir ausmachen? Wie ist das Problem auf gute Weise lösbar? Ist es überhaupt lösbar? Was, wenn nicht? Alternativen? Fachleute befragen? Feedback von außen einholen? Wer kennt sich aus?

Wir trennen uns von Dingen und Tätigkeiten, die nicht mehr gut sind. Wir verändern konsequent, was nicht mehr passt. Wir sind bereit, vieles aufzugeben, um neu anzufangen. Wir haben Arbeitsstellen gekündigt, Wohnungen verlassen, haben uns beruflich komplett neu orientiert, die Wechsel vom Paar zur Familie und wieder zum Paar bewusst gestaltet, um das auf guten Wegen zu haben. Wir haben unsere Werte an das angepasst, was immer wieder neu unser Leben ist.

Einmal im Jahr setzen wir uns zusammen und prüfen die Bereiche ehrlich und klar. Das ist nicht immer lustig oder schön, aber es verhindert Katastrophen, die vermeidbar sind. Gegen Katastrophen, die über einen kommen können wie Tod, Krankheit und anderes von Außen kann sich niemand schützen.

Unser Land, unsere Welt braucht auch so einen „Kassensturz“. Wir sind eingeladen, uns klarmachen, was falsch läuft, wo wir gefährliche Wege beschreiten und Menschen gefährden. Wir brauchen Überlegungen, was in Schulsystemen komplett danebengeht, wie wir das Rentenproblem lösen und mit Pandemien, Wetterkatastrophen und dem Ungleichgewicht, das die Erde im Außen spiegelt und das in uns begründet ist, umgehen. Wir brauchen jetzt eine Bilanz, eine klare Analyse und eine komplette Neuausrichtung. In unseren Herzen und Köpfen. In unseren Familien, Gemeinschaften, in den Dörfern und Städten, den Bundesländern, der Welt.

Wenn uns Chaos im Innen und Außen zeigen, dass wir als Menschheit doch auf einem ausgesprochen falschen Weg unterwegs sind – warum laufen wir mit? Es gibt genug „Kinder“, die sagen: „Der Kaiser ist ja ganz nackig!“ Der Kaiser ist schon lange nackt und wir haben so viel Angst vor Veränderung, dass wir uns an alles klammern, was längst brüchig ist.

Wandlung kann friedlich und überlegt geschehen, das muss nicht durch Chaos und Kriege sein. Wir sind stark genug als Weltengemeinschaft, die Themen gemeinsam neu anzuschauen und auf friedliche und faire, gesunde und gesundende Wege zu bringen.

Im Kleinen, im Großen.

Allen einen tatkräftigen Dienstag.

Steffi hat das Licht festgehalten, das so nur in dieser Jahreszeit möglich ist. Danke dafür.

Freier oder Knecht?

Der eine fragt: Was kommt danach?

Der andere fragt nur: Ist es recht?

Und also unterscheidet sich

der Freie von dem Knecht.

 

Theodor Storm, 1817–1888

 

Sigrid hat die Deichreiter im Bild festgehalten. Danke!

Was jetzt notwendig ist

Das Wetter soll sich beruhigen. Das ist notwendig für alle Menschen, die den Wasserfluten ausgeliefert waren. Die Bilder sind hochgradig verstörend. Es wird Jahre dauern, bis eine neue Ordnung hergestellt ist. Es fehlt momentan am meisten an Geldspenden, hier kann jeder helfen, der nicht in der Nähe ist und vor Ort etwas tun kann.

Langfristig werden wir andere Herangehensweisen an bebautes Land brauchen. Begradigte Flüsse und versiegelte Flächen – oft wurde gewarnt, krass sind die Folgen für die Menschen, die im Vertrauen und voll Freude über einen Bauplatz ihr Lebenswerk in Form eines Hauses hingestellt haben und nun ihrer Existenz beraubt worden sind oder gar ihr Leben verloren haben.

Es sind menschengemachte Folgen in vielen Fällen. Jeder versiegelte Meter bedeutet Gefahr. Vieles ist veraltet, bei zu großer Belastung bricht es zusammen. Die Klimaverhältnisse wandeln sich, wir haben mehr Sturm, mehr Wasser, mehr krasse Verhältnisse. Der Osten erleidet das dritte Dürrejahr in Folge und damit ist ein wichtiger Teil der landwirtschaftlichen Versorgung des Landes vernichtet. Der Westen ist überschwemmt, die Bilder sehen aus wie aus Kriegsgebieten.

Jeder von uns kann jeden Tag von Unglück betroffen werden. Es gibt im menschlichen Leben nur zwei Sicherheiten: nichts bleibt, wie es ist und alles, was lebt, stirbt. Das sind die einzigen Sicherheiten, der Rest ist immer eine Ungewissheit, der wir einzig und allein Vertrauen und bewusstes Handeln entgegensetzen können. Wie wichtig ist es, dass uns die Endlichkeit immer wieder bewusst wird. Naturkatastrophen, Krankheitsdiagnosen, Unfälle – wir sehen, verstärkt durch die Berichterstattung auf allen Kanälen – fast in Echtzeit, was geschieht. Es geht um das Memento mori, das Erinnern an die Endlichkeit allen Lebens. Die begrenzte Zeitspanne, die wir auf dem Planeten haben, sollten wir nicht mit Hass, Wut, Misstrauen, Ärger, negativem Umfeld oder einer Arbeit, die wir nicht mögen, vergeuden. Unsere Aufgabe ist es, das Beste aus unserem Leben zu machen. Als Mitglieder der Menschenfamilie ist es unsere Aufgabe, den Planeten zu schützen, zu bewahren, seine Vielfalt wieder aufleben zu lassen, die Böden gesund aufzubauen, die Wälder wieder aufzuforsten und der Natur zurückzugeben, was wir entnommen und zu reparieren, was wir zerstört haben.

Wir haben keine Zeit für Machtspiele, Profilneurosen, Kämpfe aller Arten. Wir haben viel zu tun auf allen Ebenen. Müssen wir stets neue Katastrophen haben, um die Menschlichkeit in uns hervorzuholen? Wie wäre es, wenn wir uns direkt ins Menschsein begeben? Vielleicht haben liebevolle Gedanken, Taten und Einsatz FÜR die Natur anstatt Profitgier Einfluss auf Wolken, Wind und Naturgewalten.

Vergeuden wir keine Zeit mehr mit sinnlosen Dingen. Fokussieren wir uns auf die anstehenden Aufgaben. Helfen wir, wo es möglich ist. Mit Geld, mit Wissen, mit Tatkraft, guten Gedanken. Jede Geste zählt. Erinnern wir uns – es ist UNSERE Erde, unsere Welt, unser Leben. Jeder ist dafür mitverantwortlich. Vielleicht haben wir viel zu lange Verantwortung in zahllosen Bereichen abgegeben aus vielen Gründen, nicht zuletzt Bequemlichkeit und Egoismus.

Die Welt ist im Chaos auf vielen Ebenen. Wir sind innerlich im Chaos. Das löst Angst aus. Was, wenn wir die Geburtswehen einer ganz neuen Zeit erleben und diejenigen sind, die eine gute Zukunft auf ihrem Weg begleiten dürfen? Nehmen wir die Herausforderungen aktiv an. Wer handelt und mit vielen anderen Menschen auf gute Weise etwas FÜR andere und den Planeten tut, gewinnt Vertrauen und Selbstwirksamkeit, sieht, dass sich etwas auf gute Weise verändert. Haben wir keine Angst, sondern öffnen wir Augen, Ohren, Hände und Herzen für alles, was gerade auf diesem Planeten an Herausforderungen ansteht. DAS ist das Gebot der Stunde.

Allen einen guten Start in eine Woche, die hoffentlich freier ist von Horrormeldungen aller Art.

Aus Holunderblüten werden in diesen Tagen Beeren und bald Saft – Medizin für den Winter. Danke an Ursula für dein Bild!

Neue Wurzeln treiben

Folgst du den Pfaden des Labyrinths bis in die Mitte, begegnest du dort dem Schatten, dem Minotaurus. Hast du ihn integriert und wanderst du wieder hinaus, kannst du auf einer anderen Ebene deines Lebens neue Wurzeln treiben.

Ursula hat die Pfade des Rasenlabyrinths fotografiert. Lieben Dank!

Fangt an, den Herbst zu planen!

Vorträge sind im Moment freundliche Angelegenheiten im kleinen Rahmen. Es erinnert mich an die Anfänge des Vortraghaltens, als ich mir mit viel Herzblut und Mühe einen Kreis von Menschen aufbaute, die die Vorträge gern mögen, daraus Kraft für ihren Alltag ziehen und sich so im Lauf der Jahre etwas Zauberhaftes entwickelte. Die Menschen werden derzeit von Angeboten erschlagen oder gehen gar nicht erst aus dem Haus, weil sie sich normale zwischenmenschliche Aktivitäten abgewöhnt oder noch Bedenken haben, aufeinander zuzugehen. Wir werden sehen, wohin sich das entwickelt. In der wunderschönen Atmosphäre der Alten Synagoge in Kitzingen gibt es am Dienstag, 20. Juli, um 19.30 Uhr den letzten Vortrag vor der Sommerpause mit dem Thema „Angst – was wir vom Phönix lernen können“. Herzliche Einladung, einfach kommen, es gibt genug Platz. An der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben.

Schwierig gestalten sich auch Planungen. Menschen wünschen sich ein volles Angebot im Herbst, wenn sie merken, dass jetzt wieder eine gute Zeit zum Lernen ist. Der Punkt ist nur der – um im Herbst ein Angebot am Start zu haben, müssen wir wissen, mit welchen Anmeldungszahlen wir rechnen können und ob Kurse starten oder eben nicht und wir stattdessen andere Kurse anbieten oder selbst welche belegen. Deshalb freue wir uns, wenn ihr euch jetzt für die Kursanmeldungen entscheidet. Folgende Kurse starten neu: Die Ausbildung für die angehenden Heilpraktiker für Psychotherapie beginnt am 10. September (https://www.seelengarten-krokauer.de/hpp/), die Ausbildung in Cardea-Therapie®, die Gesprächstherapie, systemische Arbeit und Hypnotherapie verbindet und für Heilpraktiker für Psychotherapie und Heilpraktiker geeignet ist, beginnt am 20. November (https://www.seelengarten-krokauer.de/cardea/) und der Herzenskurs über Empathie, Wertschätzung und Authentizität nach Carl Rogers, der sich an Therapeuten aller Art und Menschen zur Selbsterfahrung wendet, startet am 21. November (https://www.seelengarten-krokauer.de/rogers/). Für den Rogerskurs gibt es nur noch zwei Plätze, bei Cardea drei. Wir arbeiten in intensiven Kleingruppen. Wer Sorge hat wegen Lockdown etc. – nach all den Monaten haben wir ausreichend Erfahrung, die Ausbildungen sehr sorgsam und mit viel Üben auch online zu gestalten. Das Kursprogramm bei Cardea nimmt ohnehin auf die veränderten Bedingungen im Praxisalltag schon Rücksicht, wir arbeiten also verstärkt für 1:1-Settings.

Unsere Gedanken gehen in diesen Tagen auch „über den Berg“ nach Reichenberg und an viele andere Orte, wo Menschen unter den Naturgewalten unglaublich leiden müssen. Wir wünschen allen, die es getroffen hat, dass es bei behebbaren Sachschäden bleibt und weder Mensch noch Tier zu Schaden gekommen sind. An vielen Orten im Land sieht es verheerend aus mit unglaublich viel Leid und Not für Mensch und Tier. Hoffen wir auf trockenes Wetter, damit die Wasserstände zurückgehen können und alles gut trocknen kann.

Allen ein wunderschönes Wochenende. Wir freuen uns auf alle Begegnungen mit euch.

Den Frieden des zauberhaften Walds, den Steffi fotografiert hat, wünschen wir euch allen von Herzen.

Geheime Heilkräfte

In der gesamten Schöpfung sind geheime Heilkräfte verborgen, die kein Mensch wissen kann, wenn sie ihm nicht von Gott offenbart werden.

Hildegard von Bingen, aus: Scivias, Wisse die Wege

Eingang zum Hildegard-Garten in Bad Wörishofen.

Kleiner Hinweis aus der Natur

Heute war ich unterwegs und stand eine Stunde lang im Vormittagsstau einmal quer durch die Stadt. Das habe ich nicht vermisst.

Erstaunlicherweise habe ich unzählige blühende Odermennigpflanzen am Straßenrand entdeckt. Es waren so viele, dass sie mir direkt ins Auge gestochen sind. Normalerweise sind es nie so viele Odermennige!

Das macht mich wach und aufmerksam. Wenn die Natur so viele Pflanzen von einer Sorte vor die Augen stellt, hat das meistens eine Bedeutung. Im letzten Jahr waren es die Schafgarben, die an jeder Ecke geblüht haben und die ein wunderbares Kraut auch gegen seelische Verstimmung sind, das hatten wir sehr nötig.

Der Odermennig heißt auch Sängerkraut, er ist hilfreich gegen Entzündungen im Hals und Rachenraum. In aller Regel schenkt uns die Natur im Sommer die Kräuter, die im Winter benötigt werden. Jetzt kann ich schlecht an der B 19 halten und den Odermennig abgrasen und trocknen, das wäre kein guter Ernteplatz. Aber ich habe einen Hinweis bekommen, den ich mir merke. Wir werden mal ab Herbst das Augenmerk verstärkt auf die Hals-Nasen-Rachenregion lenken.

Sind dir die Zusammenhänge zwischen dem, was draußen in Fülle steht und auf sich aufmerksam macht, und den Notwendigkeiten im Winter schon mal aufgefallen? Vertraust du dem Geschenk der Natur, wenn es so auf sich aufmerksam macht und folgst dieser Spur?

Allen einen erstaunlichen und liebevollen Freitag.

 

Ursula hat diesen Findling im Wald entdeckt. Spannende Bearbeitungsspuren. Was hier wohl mal alles war? Vielen lieben Dank für dein Foto!

Herz und Meer

Das Herz des Menschen ist sehr ähnlich wie das Meer, es hat seine Stürme, es hat seine Gezeiten und in seinen Tiefen hat es auch seine Perlen

Vincent Van Gogh, 1853 – 1890

Danke an Anne für das Meerfoto!

Schluss jetzt!

Viele Menschen haben sich durch die Wetterkapriolen erkältet. Das hat Folgen, sie entschuldigen sich permanent mit dem Hinweis, kein Corona zu haben, sondern Schnupfen. Sie erleben, dass der Rest der Welt drei Meter zurückschreckt. Man weiß ja nie. Auf dem Gehweg weichen wir weiterhin einander aus, als wären Fußgänger grundsätzlich lebensgefährlich. Ich höre ernsthaft Beschwerden, im Wald sei es wahrhaft zu voll, da laufen zu viele Menschen frei herum, man hat keine Ruhe mehr. Frage: Was ist in unseren Köpfen verrutscht?

Überforderung ist ein Hauptklagepunkt in diesen Tagen. Banale Alltagsdinge schaffen uns offenbar. Die Rückkehr ins Büro entpuppt sich als Stressfaktor, allein das Hin- und Herfahren, der Krach im Büro und dann dürfen nicht mehr als zwei in die Teeküche, der Flurfunk entfällt, Stalldienst macht also kaum mehr Spaß oder Sinn, sondern nur müde. Frage: Was ist passiert, dass wir mit ganz normalen Alltagssituationen nicht mehr klarkommen? Nur noch erschöpft sind und genervt?

Temperaturschwankungen und Dauerregen verwandeln Gärten in Tropenhöllen mit meterhohem Unkraut, zerstörten Pflanzen und Beeren, die abfallen oder schimmeln – vor unseren Augen vernichtet sich die Winternahrung und wir sind nach wie vor machtlos gegen solche Dinge. Frage: Wo bleibt unser Einsatz für Klima und Umweltkatastrophen aller Art vor lauter Pandemie?

Jeder meckert hintenrum über die Arbeit, die bescheuerte Lage und die lebensgefährlichen Mitmenschen und erzählt von der Angst, die vor dem Herbst herrscht: drohende Inflation. Vermutete Entlassungswelle. Pleitegeier kreisen. Wieder ein Lockdown würde auch die allerletzte Reserve vernichten. Schließungen, Geschäftsaufgaben und kein Land auf dem Planeten, in das man auswandern könnte, weil es alle trifft. Frage: Wann erinnern wir uns an unsere Schöpferkraft, unsere unglaubliche Kreativität und den unbändigen Lebenswillen, der allem, was lebt, naturgemäß innewohnt? Verstehen wir überhaupt noch, dass wir Gestalter unseres Lebens sind, nicht (nur) Überlebende von irgendwas?

Selbst für Berufsoptimisten und Zielvisionäre wird es schwieriger, den Kopf oben zu behalten und weiterhin felsenfest an Zukunft zu glauben. So, wie der Dattelbauer die Palme anpflanzt im Wissen, dass erst seine Enkel davon ernten werden, wie Luther noch ein Apfelbäumchen setzen wollte und Mutter Teresas Lebensregeln mit „und dennoch“ anfangen, denke ich mir: Es gab selten mehr Anlass, nach vorne zu schauen, die Verantwortung für sich und sein Leben wieder kraftvoll in die Hand zu nehmen und JENSEITS der Probleme und ÜBER die Grenzen aller Themen hinweg zu erkennen, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes die Deadline für den Planeten und damit alles, was darauf lebt, erreicht haben.

Herzliche Einladung zu Ermutigung. Zur Rückbesinnung auf die uns innewohnende Fähigkeit, mit jedem Problem klarzukommen, weil es unsere Kreativität triggert und unsere Energiereserven weckt. Beenden wir das Gejammer und Klagen, erinnern wir uns an das, was uns wahrhaftig wichtig ist. Hören wir auf, uns wie Kleinkinder zu verhalten, die nicht bekommen, was sie wollen, fangen wir an, die Welt wieder zu unserem Heimatplaneten zu machen. Das schaffen wir nicht mit Parolen, dem Ruf nach irgendwelchen Rettern oder der Vertiefung der bereits sehr krassen Gräben und der Zementierung der Polarität, weil wir meinen zu wissen, was richtig = gut und falsch = böse ist. Lassen wir diese Dinge weit hinter uns, sie sind nicht das Niveau, das uns in die Zukunft führt, sondern toxisch. Ein Gift, das unseren Verstand vernebelt und unsere Gefühle manipuliert.

Was uns am meisten fehlt, sind Klarheit, Offenheit für neue Wege, Verlassen des Hasses und der Lagerbildung sowie ein Neustart in allem. Ein großer Schlussstrich und eine Aufarbeitung dessen, was seit geraumer Zeit Wege geht, die nicht zukunftsträchtig sind. Erinnern wir uns an unsere Menschlichkeit mit all ihren wunderbaren Qualitäten von Gemeinschaft, Fähigkeiten, Freude, Humor und gesundem (!) Menschenverstand.

Allen einen guten Donnerstag und zur freudigen Unterstützung Ursulas herrliche Sonnenblumengrüße. Danke für dein wunderschönes Bild.

Stolz und Demut

Den wirklich gelehrten Menschen geht es wie den Kornhalmen auf dem Felde: Sie wachsen frisch auf und richten den Kopf gerade und stolz in die Luft, solange die Ähren noch leer sind. Sobald sie angeschwollen, voll Korn sind und reif werden, senken sie demütig die Häupter.

Michel de Montaigne, 1533–1592

Danke an Ursula für diese schöne Nahaufnahme!

Ein Anfall von Romantik

Mitten im Sommer überfällt mich gern der Drang, den Vorratsraum zu füllen mit dem, was der Garten so hergibt. Wer weiß, was der Winter bringt, Sonne im Glas hat was. Früher wurde so viel selbst eingekocht, was praktisch war, denn die gefüllten Weckgläser standen in Reih und Glied, nach Sorten eingeteilt und warteten stromlos auf Verwendung. Da gab es keine Tiefkühlkost, die Menschen waren unabhängig von der Stromversorgung, das gefällt mir gut.

Ab und an hege ich Gedanken an einen Weck-Automaten. Ebenso fände ich die Idee, die Schränke sauber auszuwischen und den Garten tipptopp zu haben, schön. So, wie ich auch gehäkelte oder gar (Steigerung: selbst) geklöppelte Spitze wunderschön an massiven Holzregalen finde.

Meine Realität sieht anders aus. Die Johannisbeeren habe ich in tiefer Nacht von den Stängeln gezupft, sie harren im Gefrierschrank der Versaftung, wenn alle Beeren des Jahres beisammen sind. Dann wandert alles in den dickbauchigen Entsafter und gut. Von wegen sortenreine schwarze Johannisbeere, weiße Johannisbeere, rote Johannisbeere. Mix wie immer mit Stachelbeeren, Brombeeren und allem, was an Beeren sonst im Garten wächst inklusive Aronia. Ich lege nicht 1000 kleine feine Gurken in der alten Kinderbadewanne ein, um dann Gläser mit Senfkörnern, Dill und feingeschnittenen Zwiebelringen für den Essigsud vorzubereiten.

Manche Dinge finde ich am modernen Leben schade. Natürlich könnte ich die Priorität setzen und sagen – das Einlegen von Gewürzgurken hat Vorrang. Daneben stehen Menschen, die im Moment Unterstützung brauchen. Kurzes Überlegen und die Entscheidung fällt: Die Gewürzgurken legen die ein, die das gut können und ich mache das, was ich gut kann.

Die Romantik alter Zeiten entbehrt jeder Grundlage. Ich weiß, wie ich es als Kind gehasst habe, Tonnen von Kirschen und Zwetschgen entsteinen zu müssen, während die anderen Kinder gefühlt im Freibad waren (sie waren ebenso wie ich daheim pissy mit Kirschen und Zwetschgen beschäftigt). Im Winter gab es die Zwetschgen, die dann durchaus sehr tot aussahen, auf dem Grießbrei und ich schwor mir – das tu ich keinem Kind an.

Von daher wundert mich gelegentlich mein Anfall von Folklore. Vielleicht ist es die Sehnsucht in uns Menschen im Sommer, für den Winter ausreichend Vorräte zu haben, weil es eben doch überlebenswichtig ist. Und ein kleiner Teil in mir misstraut dem Tiefkühler, denn: Strom weg, Essen weg. Das Glas braucht keinen Strom.

Nettes Argument heute Morgen: im Laden kann man das kaufen. In Gläsern. Ohne Strombedarf. Klar. Und dann rattert es los – wer hat es angebaut? Wurde es mit Liebe gepflückt, wuchs es ungespritzt auf und womit wurde es haltbar gemacht? Manche unserer heutigen Fragen waren für Ururoma kein Thema. Sie hat eingemacht, was im Garten gewachsen ist. Kein Transportweg. Kein Schnickschnack. Einfach nur die selbstverständliche tägliche Handarbeit und unsere Vorstellung, wie schön das wohl gewesen ist. Es war alles außer schön.

Ich habe jetzt mal ein paar Gläser Gurken auf die Einkaufsliste geschrieben. Der Hamstergeist in mir fühlt sich dann vermutlich besser. Und Erbsen im Glas und vor allem drei Sorten Bohnen, grüne, gelbe und weiße, falls man sie kaufen kann. Zur Sicherheit. Der Winter naht.

Allen einen freundlichen Merkurtag mit guten Ernten und wenig Wetterchaos.

 

Steffi hat den Himmel fotografiert. Der Blick nach oben ist derzeit für viele von Sorgen begleitet. Möge alles gutgehen.

Der Morgen kam

Zueignung

Der Morgen kam; es scheuchten seine Tritte

Den leisen Schlaf, der mich gelind umfing,

Dass ich, erwacht, aus meiner stillen Hütte

Den Berg hinauf mit frischer Seele ging:

Ich freute mich bei einem jeden Schritte

Der neuen Blume, die voll Tropfen hing;

Der junge Tag erhob sich mit Entzücken,

Und alles war erquickt, mich zu erquicken. (…)

Johann Wolfgang von Goethe, Ausschnitt aus seinem Text „Zueignung“

Zauberhafte Morgenstimmung, DANKE an Steffi!

Mal kurz die Welt retten!

Gestern berichtete mir jemand, dass wir in Würzburg die höchste Inzidenzzahl im Land haben. Vermutlich geht es mir wie den meisten – die Zahlen schaue ich mir schon lange nicht mehr an. Über den Satz habe ich dennoch nachgedacht, auch darüber, wie heftig derzeit die Wetter wüten. Krank wird man, wenn das Immunsystem die Last der Bedrohungen nicht mehr schafft und der Geist durch Schock und Schreck belastet wurde. Da haben wir in Würzburg genug gehabt in den letzten Wochen. Das ist ein von mir konstruierter Zusammenhang zwischen Schock und Zahlen, ebenso wie zwischen Missstimmung und Wetter. Dennoch spiegelt derzeit häufig das Außen unser Inneres wider. Wir sind aufgewühlt, genervt, verwirrt, das Wetter ebenso. Die Schäden sind riesig. Die Ernten sind in Gefahr.

Wir lernen derzeit auf allen Ebenen, was es bedeutet, dass alles mit allem verbunden ist. Was muss die Erde noch tun, damit wir hinschauen und aufwachen? Früher hätten die Winter nach solchen Sommern in der Hungersnot geendet. Wir importieren das Getreide (das dann anderen fehlt, doch das merken wir nicht) und fertig. Da wir nicht mehr direkt davon abhängen, was auf der Scholle vor unserer Haustür wächst, erleben wir solche Naturkatastrophen eher geldgefiltert.

Menschen bekommen derzeit selbst die einfachsten Dinge nicht mehr auf die Reihe, sind total überreizt vom Lärm, der wieder herrscht, überfordert von Kontakten und dem, was nach 18 Monaten zuhause in den Köpfen geschehen ist. Alltagsroutinen von früher funktionieren nicht mehr. Wir haben uns unseren jeweils eigenen Gang angewöhnt, wie schaumgebremst, alles kostet Mühe. Das ist auffallend und erschreckend.

In dem Tempo retten wir weder die Welt noch sorgen wir dafür, dass Dinge auf gute Wege kommen. Wir brauchen Inspiration, Mut, Vertrauen und eine gewisse Unaufgeregtheit. Wir rasten so schnell aus aus nichtigen Gründen. Kommen wir mal wieder runter. Stellen wir uns dem Leben mit frischer Kraft und voller Schwung, denn es gibt jede Menge Herausforderungen! Alleine das hat genug Power, um uns vom Stuhl zu reißen. Erinnern wir uns bitte daran, dass wir unser Leben gestalten, es aus uns heraus schöpfen und kreieren. Jetzt gilt es, ins Tun zu kommen an allen Ecken und Enden. Die einen brauchen Hilfe beim Wiederaufbau dessen, was vom Wasser zerstört wurde. Andere benötigen Ermutigung, Schwung und Lebensfreude. Wir alle brauchen jede Menge Liebe, Leichtigkeit und tiefstes Vertrauen auf eine gute Zukunft. WIR sind Zukunft. Wir gestalten Zukunft. Wir geben die Richtung vor. In welche magst du steuern? Welches ist die beste Kreation von Welt und Zukunft, die du dir vorstellen kannst? Was ist heute dein Beitrag, damit sie Wirklichkeit wird?

Allen einen kraftvollen Marstag.

 

Danke an Ursula für das Foto!

Bluuuuuuubb

Fisches Nachtgesang

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Christian Morgenstern, Galgenlieder

Danke an Ursula für das entsprechende Foto.

Wann meldest du dich an?

Spannend, wenn therapeutische Prozesse laufen. Auch wenn man als Begleiter eines solchen Weges einen bestimmten Plan verfolgt, eine Technik einsetzen möchte, kann es sein, dass das Unterbewusste des Klienten ganz andere Vorstellungen und Ideen hat. Denen dann zu folgen kann hochgradig zielführend sein. So haben wir es auch am Samstag erlebt, als wir die 10 Jahrhunderte alte Technik des Dämonenfütterns üben wollten, dann beim Probanden andere Sachen hochkamen und wir an einem Ziel herausgekommen sind, das wir nicht hätten erwarten können. Wunderbar. Manchmal wollen sehr alte Verletzungen geheilt werden und es stellt sich heraus, dass die Folgen des Nichtheilens Mitursachevon vielen der derzeitigen Probleme waren. Hat man die Ursache, kann man auch die Folgen erkennen, als wäre es eine Pflanze, die man sehr vorsichtig ausgräbt, um an das Wurzelwerk zu kommen und über die Verzweigungen und die starken Wurzeln einfach nur staunt. Da entsteht dann tiefe Dankbarkeit. Wunderbar.

Die Woche hat viele Termine unterschiedlichster Art. Fortbildung, aber auch eine Verabschiedung an der Universität, zu der ich eingeladen bin, am Donnerstagabend ist der Vortrag über „Dankbarkeit“ in der Alten Synagoge Kitzingen um 19.30 Uhr, zu der ihr herzlich eingeladen seid (einfach kommen, an der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben).

Wir versuchen gerade die nächsten Monate schultechnisch zu planen, was für das Überleben einer Schule in solchen Zeiten lebenswichtig ist. Im September startet der neue Ausbildungsgang für angehende Heilpraktiker für Psychotherapie. Das ist eine sehr herausfordernde und umfangreiche Ausbildung, die eine sehr notwendige Grundlage für das Arbeiten mit Menschen in vielfältigsten Bereichen ist. Wir haben ausreichend Erfahrung nach über 40 Lehrgängen. Wer da mit dabei sein will, kann sich gern anmelden, alle Infos sind hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/hpp/

Im November starten die neuen Kurse in Cardea-Therapie® (unsere „große“ Therapeutenausbildung, die viele Techniken der Gesprächspsychotherapie mit systemischer Arbeit und Hypnotherapie verbindet, Infos hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/cardea/) und unser Herzkurs über Carl Rogers, der sowohl für Therapeuten aller Schulen als Fortbildung hilfreich ist, aber auch für alle zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, es geht um Authentizität, Wertschätzung, Empathie, Kommunikation und vieles mehr, Infos hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/rogers/

Sollten die Kurse wegen Pandemie nicht als Präsenzkurse laufen: Wir haben wahrhaftig ausreichend Onlineerfahrung, so dass wir auch problemlos „Homeschoolingzeiten“ überstehen. Auch in den Übgruppen finden die Treffen dann virtuell statt, nach so vielen Monaten haben wir auch da unsere Hausaufgaben gemacht. Allerdings lässt sich nicht ernsthaft planen ohne Anmeldungen. Deshalb freuen wir uns, wenn ihr euch anmeldet, weil wir dann entscheiden können, ob wir starten können. Drei Anmeldungen reichen nicht für einen Kursstart.

Die Zeiten für Aus- und Fortbildung waren niemals besser. Jetzt gilt es, sich gut aufzustellen, um für die Zukunft gut gerüstet zu sein. Michelle Obamas Zitat mag da eine Inspiration sein – wo ist deine Grenze? Hast du dir ein gutes Ziel gesetzt und bist bereit, dafür intensiv zu arbeiten? Wer, wenn nicht du? Wann, wenn nicht jetzt?

Allen einen gelungenen Start in die neue Woche voller Ziele, Inspirationen und Weggabelungen, die euch auf eure Spur bringen.

Danke an Theresa auch für dieses Foto vom Jakobsweg.