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Veränderung

Für Wunder muss man beten, für Veränderungen aber arbeiten.

Thomas von Aquin

Aus Knospen werden Blüten und am Ende Hagebutten. Rosen sind Verwandlungskünstler.

Dienstags-Nachdenk-Input

Ohne Träume, findet Novalis, werden wir gewiss früher alt. Für Sigmund Freud waren Träume die Via regia zum Unbewussten. Im Traum zeigen sich viele unbearbeitete Dinge, die in der Therapie oft eine Rolle spielen. Manche Menschen sagen, sie träumen nie, was daran liegt, dass sie oft zu wenig oder zu wenig tief schlafen oder beim Aufwachen alles vergessen, was sie eventuell doch geträumt haben. Manche haben ein Traumjournal, in das sie am Morgen ihre Träume der Nacht hineinschreiben.

Wir neigen heute dazu, Bestandteile eines Traums zu googlen und nachzuschauen, was sie bedeuten. Das kann fatale Folgen haben. Von einem Krokodil zu träumen kann viele Aspekte haben. Wer einen Film mit Krokodilen geschaut hat, verarbeitet vielleicht seine Angst vor dem Gefressenwerden, wer gerade auf der Suche nach einem neuen Stück im Taschenhimmel ist, könnte auch von einer schicken Handtasche träumen. So einfach ist das mit den Träumen nicht.

Unser Wochenende in die Urlaubstage hinein war spannend. Am Samstag waren wir im Kino in „Sein“, ein super Auftakt, am Sonntag stand ein langjährig aufgeschobener Besuch bei lieben Freunden an. Mitten in der Stadt eine kleine Gartenoase mit Teich, Bachlauf und traumschönen Pflanzen, quasi von Häusern umzingelt. Da saßen wir, erzählten und teilten uns redlich mit den Wespen herrlichen Kuchen.

Heute haben wir all das gemacht, was seit Monaten aufgeschoben wurde wie eine neue Brille ausgesucht und alles dafür ausgemessen, was eine sehr langwierige Prozedur war, in der Stadt erledigt, was wir seit Monaten dort machen wollten (und wegen der Schwüle abgebrochen, weil uns das dann doch zu viel war).

Meine Hoffnungen auf Kühle, damit ich im Garten klar Schiff machen kann, erfüllen sich offenbar nicht. Allerdings entschwinden, um wieder bei den Träumen zu landen, damit auch meine tiefen Hoffnungen auf erholsamen Schlaf, denn wenn es so ein Wetter ist wie zur Zeit, habe ich schon als kleines Kind das Schlafen eingestellt, um mich hin und her zu werfen und auf den Morgen zu warten. Ich bewundere Menschen, die bei jedem Wetter schlafen können, ich gehöre nicht dazu. Deshalb habe ich heute in der Stadt spontan entschieden, mit den neuen Megawälzer von Professor Leitzmann auf den Bücherstapel zu hieven (640 Seiten) und hoffe, das neue Buch von Förster & Kreuz ebenfalls nächtens durchzusehen.

Auch wenn in den „Ferien“ Einmachen, Aufräumen und vor allem für die Oktoberprüfung zum Aromaexperten zu lernen ansteht, muss Lesezeit sein und da am liebsten dann die Titel, auf die ich mich seit Wochen freue. Das umfasst neben Werken von Frankl einige Titel über diverse Therapieformen, ein tolles Buch über Waldmedizin und mehrere Werke über Ernährung, weil ich jeden Tag in der Praxis den krassen Zusammenhang zwischen Ernährung und Wohlbefinden erlebe. Es wird Zeit, dass wir diese engen Zusammenhänge gut erkennen und daraus Handlungsoptionen ableiten. Wir freuen uns wie die Schneekönige, denn im neuen Jahr steht nochmal eine richtig umfassende Fortbildung für uns an, für die wir uns entschieden haben und die wird sowas von toll. Sie führt uns zum ganz Schlichten, Einfachen und deshalb auch so wirksamen. Bald verraten wir euch, was das sein wird. Auf alle Fälle eine grandiose Erweiterung unseres Wissens, aber auch dessen, was wir dann für die Klienten mit an Bord haben. Back to the roots.

Wenn ich schon mal in der Stadt bin, gehört ein Gang über den Markt dazu, so ist ein kleiner Berg Pilze und vor allem jede Menge Obst mit auf den Hügel gewandert. Der obligatorische Abstecher zu den Kerzen in der Marienkapelle gehört auch mit dazu. Dann genieße ich jeden Meter, den ich zwischen die Stadt und mich legen kann – wie herrlich haben wir es hier in Rottenbauer fernab vom Trubel. Einen Nachteil hat es allerdings: die Regenwolken erreichen uns hier gefühlt selten.

Allen einen tatkräftigen Marstag mit dem Schwung, den nur Dienstage bringen können. Sigrid hat für uns die Würzburger Marienkapelle fotografiert! Dankeschön.

Montags-Nachdenk-Input

Gesundheit und weiser Genuss – da gab es für Sebastian Kneipp ganz klare Vorstellungen, wie das erreicht werden kann. Sinn braucht das Leben, Ernährung ist wesentlich, frische Luft und Bewegung. Kurz und knackig das, was man seit alters her unter Lebenshygiene versteht. Heute weisen wir Wälder als medizinisch relevante Shinrin Yoku-Zonen aus und nennen einen Aufenthalt im Wald gleich Waldbad (okay, dazu gehört mehr als nur durch den Wald zu schlurfen, aber nicht soo viel mehr). Die Wirkung des Walds ist vielfältig: zum einen wirken die ätherischen Öle, die als Botenstoffe das Internet des Waldes bilden, die unser Immunsystem boostern, zum anderen die Lichtreflexe, die Farben und das Fernsein von Menschenlärm. Ernährung ist ein Riesending geworden. alles ist denkbar. Paleo und Low Carb, ohne Kohlenhydrate und mit Nahrungsergänzung. Wenn man danach fragt, folgt gleich ein ausführlicher Bericht über das eigene Tun. Ich mag schlichte Dinge und bei der Ernährung bedeutet das – so bunt wie möglich, so einfach wie möglich und so frisch (= Garten) wie möglich. Bewegung ist das Einzige, um Stress im Körper abzubauen, also unverzichtbar, nur ob jemand mit einem Mountainbike unterwegs ist, wandert oder schwimmt, liegt an persönlichen Vorlieben.

Wir machen aus allem gern eine Glaubenssache. Wünschen uns die eine Wahrheit, die alle glücklich macht und das ewige Leben garantiert. Wir werden niemals etwas finden, was für alle passt und was das ewige Leben betrifft, wäre es wesentlich klüger, das eigene Leben mit Sinn auszustatten, um den Tagen mehr Leben zu geben. Es zählt wie immer im Leben die Qualität und nicht die Quantität.

Was ich Sebastian Kneipps Liste heute gern zufügen würde, wäre das Sauberhalten des Raums zwischen den Ohren. Im Februar wird stets Digitalfasten proklamiert, während der Pandemie gab es totale Verweigerer der asozialen Medien ebenso wie Plattformuser, bei denen man sich einen klugen Admin gewünscht hätte. Wir hoffen auf Menschen, die unsere Meinung teilen, ohne begriffen zu haben, dass genau das nur Abnicker und Jasager ohne Verantwortung erzeugt. Unsere vermeintliche Wohlfühlblase ist in Wahrheit der schlechteste Platz im Leben. Klar ist es schön, wenn wir mit unserer Ansicht nicht alleine dastehen, aber Zukunft gestalten wir eben nicht mit Nicken und Jasagen, sondern mit Prüfen, Hinterfragen, mutig voranschreiten und gestalten. Querdenken belebt. Oder, vielleicht klarer formuliert: Denken überhaupt ist ein guter Plan. Das setzt Bewusstheit voraus und Übung. Und es braucht ein Umfeld, das Denken nicht für gefährlich hält, sondern verstanden hat, dass uns nur Menschen, die uns herausfordern (im positiven Wachstumssinne) ermöglichen, alte Pfade, Trott und „hammer immer scho so gmacht“ zu verlassen. Zukunft ist das Resultat vieler wacher, gestaltungsfreudiger kluger Köpfe, die nie vergessen haben, wie wichtig das Herz als Berater und die Hand als tätiges Ausführungsorgan ist.

Wie willst du also diese Woche starten, wofür wirst du in diesen sieben neuen Tagen Kopf, Herz und Hand verbinden?

Allen einen freundlichen Start in eine gesunde, gute Woche mit viel Raum zum Denken, frischer Luft und herrlichsten Gartenfreuden zum Genießen.

Wer sich mal einen blauen Fleck zugezogen hat, wird den am schnellsten mit Immortellenhydrolat los – das ist die Pflanze auf dem Foto. Immortelle – die Unsterbliche. Toll, oder?

Gesund leben

Wer gesund leben will und sein Dasein weise genießen will, der muss vor allem

1.) geregelt leben – arbeiten, einen Lebenszweck haben,

2.) er muss sich vernünftig ernähren, nicht nur was die Wahl der Speisen betrifft, sondern auch was die Zeit des Essens angeht,

3.) er muss Luft und Bewegung suchen, die gehören zu einem guten Gedeihen so notwendig wie die Nahrung selber.

Sebastian Kneipp

Anstelle eines Espressos kann man in einem Armbad wunderbar einen Kneippespresso ausprobieren – perfekt bei Hitze. Dieses Kneippbecken steht im Garten von Primavera in Oy und bietet einen tollen Blick auf einen der Teiche.

Wochenend-Nachdenk-Input

Bach hat in seinem Zitat dezent darauf verwiesen, dass es der Lebenskunst bedarf, wenn man als Künstler sein Dasein fristen will. Die Pandemie hat der Kunst mächtig ein Bein gestellt. Viele Künstler kämpfen ums Überleben, versuchen, auf diverse Weisen Geld zu verdienen und ihr Künstlerdasein nicht aufgeben zu müssen.

Generell gilt: Eine Gesellschaft ohne Kunst, Künste und Künstler ist tot. Kunst ist überlebenswichtig. Sei es, dass man sie betreibt, sei es, dass sie den Menschen beschenkt. Machen wir uns doch mal bewusst, WIE aufwändig es ist, ein Instrument zu beherrschen. Viele Jahre  braucht das Kind oder der erwachsene Lernende, bis die entsprechende Fingerfertigkeit in Fleisch und Blut übergegangen ist. Wie viele Stunden Musiker üben, macht sich kaum jemand bewusst. Unsere Kinder haben jeden Tag mehrere Stunden ihre Instrumente geübt und stets begann es mit Grundübungen. Was sie quasi wie nebenher erlernt haben, war die Kunst des Notenlesens. Die Kunst, im Orchester eine Stimme zu sein, im Quartett aber eine ganz eigene. Im Chor nicht aufzufallen, als Solosänger aber sein eigenes Profil zu haben. Sie lernten unfassbar viele Musikstile, Komponisten und damit Möglichkeiten kennen, die Welt zu beschreiben.

In meinem Kunstgeschichtsstudium habe ich über mehrere Jahre die Kunst der Beobachtung erlernt. Wir haben uns mit kleinsten Details von Kunstwerken befasst, um die wahre Meisterschaft sehen zu können. Das Auge wurde durch Training empfindsam der Arbeit des Schaffenden gegenüber. 30 Jahre Buchlektorat haben uns geholfen, die Welt der Sprache zu durchdringen.

Unser Leben wäre ohne die Mühe, die sich Künstler machen, arm. Täglich ist Kunst in irgendeiner Form Bestandteil unseres Lebens. In unserer Arbeit in der Praxis geht es um Lebenskunst in jeder Form, ebenso in unserer Schule.

Eine Gesellschaft, die den Menschen die Kunst nimmt, wird roh, materialistisch und verhindert, dass sich Herzen erheben, sich Menschen mitgenommen fühlen in die Welt der Phantasie, in die Welt der Gefühle, in tiefe Wahrheiten gelangen nur durch das Hören eines Werks von Johann Sebastian Bach. nur mit diesem Komponisten könnte man junge Menschen erziehen und sie würden alles wissen, was notwendig ist.

Wer seinen Kindern ein Brot schön dekoriert, sich selbst Blumen auf den Tisch stellt und es sich daheim gemütlich macht, feiert Lebenskunst. Wer Freundschaften pflegt und sein Herz öffnen kann, lebt Lebenskunst.

Wir wünschen allen, dass sie ein wunderbares, kunstreiches Wochenende verbringen. Behalten wir die Kunst als wesen-tlich für uns im Herzen.

Von der Festung aus schweift der Blick über den Main. Theresa hat am Montag das Foto gemacht. Danke!

Kunst und Leben

Wem die Kunst das Leben ist, dessen Leben ist eine große Kunst.

Johann Sebastian Bach

Danke an Theresa für das Wartburgfoto. Johann Sebastian Bach ist in Eisenach geboren.

Freitags-Nachdenk-Input

Die Natur beruhigt das Gemüt, stellte Beethoven fest. Er musste es wissen, ich vermute, er war ein Mensch, dem starke Gefühlsregungen nicht fremd waren. Wenn wir das tun, fahren wir innerlich runter und springen aus der to do- in die to be- oder wenigstens not to do-Liste.

Was muss denn wahrhaft sein? Atmen, Trinken, Schlafen. Der Rest ist nicht wirklich relevant. Natürlich haben wir jede Menge Vorstellungen davon, was wir unbedingt brauchen. Wenn es hart auf hart kommt, brauchen wir sehr wenig. Das Dach über dem Kopf ist wichtig, nicht aber, wie es gestaltet ist (das wäre dann erst im zweiten Schritt wichtig, wenn es ums Überleben geht, zählen nur das reine Dach und die Mauern).

In diesen Tagen räumen wir viel mit Klienten auf. Zahlreiche Menschen haben sich jetzt in ihren Ferien Zeit genommen, um ihr Leben anzuschauen unter dem Aspekt: trägt mich das in eine gute, gesunde Zukunft oder ist es Zeit, sich von etwas zu trennen? Gute Fragen sind das, denn unser Ballast ist gewaltig. Alles, was wir mit uns herumtragen, kostet uns Energie. Es ist mutig, hinzuschauen und Ordnung in die Ecken der Seele zu bringen. Weniger Ballast, leichterer Weg. Mehr Klarheit, weniger Trübsinn im wahrsten Sinn des Wortes.

Während ich diese Zeilen schreibe, regnet es und ich hoffe, genug für heute, um das Gießen zu sparen. Regen ist Regen, das ist was anderes, als wenn ich mit dem Schlauch versuche, das Schlimmste zu verhindern. So ist es auch mit dem Leben. Wie der gute Gärtner niemals ohne Schere den Garten betritt, weil es immer was zum Stutzen gibt, geht der aufmerksame Mensch achtsam durch seine Gedanken und sortiert vieles sofort aus. Wenn wir dem Grübelzwang in unserem Inneren nachgeben, wird Grübeln die Herrschaft übernehmen. Es ist normal, dass wir reflektieren, uns Sorgen machen, auch mal grübeln, aber es kommt hier sehr auf die Quantität an, denn schnell übernimmt Grübeln die Macht und lässt uns zunehmend in Angst und Not kommen.

Es geht hier keinesfalls darum, notwendige Trauer, Nachdenken über wichtige Fragen oder Vergleichbares für überflüssig zu erklären. Mein „nicht so viel grübeln“ bezieht sich auf die ineffektive Beschäftigungsschleife, die unser Gehirn gern aus irgendwelche kleinen Dingen machen kann. Und peng!, ehe wir uns versehen, haben wir einen Riesenknödel gerollt, vollgestopft mit allem, worüber wir uns die letzten 50 Jahre aufgeregt haben. Hier was, da was und alles rein, Kopf vollgestopft mit dem Resultat, dass wir glauben, gar keine Kapazitäten mehr freizuhaben.

Vergleichbar ist es mit einer Festplatte. Unser Arbeiten am PC belegt Platz und wenn wir vergessen, unser System aufzuräumen, zu komprimieren und uns immer wieder zu überlegen, was gelöscht werden kann, müllen wir das Ding zu. Wie im echten Leben werden wir dann seeeehr langsam, ineffektiv und es ploppen die immer gleichen Fenster auf. Mir reicht es ja schon, wenn jemand auf dem Desk so gefühlt 40 Ordner draufhat. Der Rest des Systems dürfte dann ähnlich schlecht funktionieren. Less is more.

Das Leben ist eine Megaübung im Loslassen. Loslassen falscher Vorstellungen. Loslassen toxischer Beziehungen und Gedanken. Loslassen von Dingen, die man nicht mehr braucht. Loslassen von fehlgeleiteten Meinungen und Ansichten, denen wir alle miteinander oft genug unterliegen. Aber sich davon trennen wäre der gute Weg. Wenn wir nicht gut im Loslassen sind, wie wollen wir dann das letzte große Loslassen erfolgreich bewältigen? Vielleicht verstehen wir nur so den Spruch, der Jacob Böhme zugeschrieben wird: Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, verdirbt, wenn er stirbt.

Also – was kannst du in diesen Tagen loslassen an materiellen Gütern, an Gedanken, an Grübelschleifen? Gewinnst du dadurch Energie, Raum und Lebensfreude? Teste es einfach mal.

Danke an Steffi für dieses tolle Panoramabild aus dem Allgäu. Beim Wandern braucht man leichtes Gepäck, auch das eine gute Loslassübung. Zur Belohnung dann ein solcher Blick, den sie mit uns teilt. Danke dafür!

Ruhe fürs Gemüt

Blicke in die schöne Natur und beruhige dein Gemüt über das Müssende.

Ludwig van Beethoven, 1770–1827

Theresa hat in Eisenach in den Burggarten für uns geblickt. Gezähmte Natur zum Wohle des Menschen. Danke!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Das Gegnerische finde sich zusammen – Heraklit ist vielleicht der erste co-kreative Kopf gewesen. Nehmen wir statt gegnerisch „vielfältig“, das schafft weniger Lager und wertschätzt die Tatsache, dass jeder aufgrund seiner Prägungen eine andere Sicht auf alle Dinge der Welt und des Lebens hat. Wir wachsen in verschiedenen Ländern, Sprachen, Kulturen, Religionen und Wirtschaftsformen auf, wir rund neun Milliarden auf dem Planeten. Natürlich ist uns das Meiste fremd, was uns begegnet, denn wenn wir schon Sprachunterschiede von Dorf zu Dorf und Meinungsverschiedenheiten in einem Land haben, wie potenziert sich alles weltweit! Heraklit stellt fest: Aus Verschiedenheiten entsteht die schönste Harmonie.

Ein Musikstück ist nicht schön, wenn es aus einem Ton und vielleicht noch seiner Oktave dazu besteht. Wir würden es binnen weniger Momente als langweilig und rasch nervtötend erleben. Die Mischung macht vieles erst schön oder erträglich. Als wir Kinder waren, gab es eine Süßigkeitentüte mit verschiedenen Gummibärsachen und Lakritze. Was für ein Glück, dass meine beste Freundin totaler Lakritzfan war – so konnten wir uns diese Tüte fröhlich teilen, weil ganz klar war, wer was nehmen wird. Die Vielfalt hat in diesem Punkt für Frieden gesorgt.

Fremdes macht uns Angst, weil es fremd IST. Es bleibt fremd und angsteinflößend, wenn wir nicht in den Austausch darüber kommen, lernen und so unseren Horizont erweitern können. Erst dann, wenn wir Fremdes kennengelernt haben, können wir damit umgehen und erfahren vieles im besten Fall als großartige Ergänzung und Erweiterung. In der Musik sind Crossover-Projekte nicht ungewöhnlich, Klassik trifft Rock, Mozart trifft Ägypten – vieles lässt uns Vertrautes neu erleben. Diese Freiheit nehmen wir uns im Alltag oft. Wir bilden Lager und bleiben somit weit entfernt vom Verständnis, Erweiterung und Buntheit.

Schwarz und Weiß sind Gegensätze, die Farbpalette ist jedoch bunt. In allem. Herzliche Einladung, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und in den Austausch, die nicht unserer Meinung sind. Es wird verwirrend sein! Wir werden viel darüber lernen, wo wir selbst nicht offen sind. Wir nehmen uns damit Entwicklungsmöglichkeiten. Wie oft ist es uns schon so gegangen, dass wir zugeben durften: Oh, so hab ich das noch nie gesehen! Das ist ja spannend! Jetzt verstehe ich dich erst!

Es ist nicht verboten, die Welt mit der kindlichen Neugier zu erleben. Es könnte zu Überraschungen kommen und zwar unerwarteten. Nicht alle sind negativ, oder? Wir essen uns oft um den Globus, doch wie es mit den Menschen, den Meinungen und dem Alltagsleben dort ausschaut, wissen wir nicht. Schade drum.

Allen einen fröhlichen Jupitertag. Einen, in dem wir unsere Herzen öffnen, uns jenseits der Vorurteile begegnen, denn sie sind oft nachgeplappert ohne eigene Erfahrung. Nehmen wir uns nicht den größten Teil der Menschen und der Welt weg durch festgefahrene Meinungen.

 

Stephanie ist mit ihrer Kamera gerade im Allgäu unterwegs und schickt herrliche Fotos! Liebes Danke und frohes Wandern euch!

Schönste Harmonie

Das Gegnerische finde zusammen und aus den Verschiedenheiten entstehe die schönste Harmonie.

Heraklit

In diesem Foto von Theresa (DANKE) finden sich Natur und Menschenkunst aufs Schönste zusammen.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Wenn wir ab nächster Woche Ferien haben, bedarf es der Bedächtigkeit. Unsere Liste der Dinge, die wir „mal machen, wenn wir Zeit haben“ ist lang. Da uns Corona nicht weniger, sondern mehr Arbeit beschert hat, war es nichts mit Abarbeiten dieser Liste während des Lockdowns. Da steht viel drauf, das Meiste wird direkt weiter draufbleiben. Gartenarbeit bei den Temperaturen besteht nur im Gießen, Ernten und Verarbeiten, was viel Säftemachen bedeutet. Der Rest wird liegen bleiben.

In diesem Jahr wird die Auszeit ein Thema haben – lernen. Es ist das Zeitfenster, in dem wir uns in Ruhe hinsetzen und für unsere Klausur und Prüfungen im Herbst lernen können. Derzeit liegen viele hochinteressante Bücher auf dem Ungelesen-Tisch, für die darf auch Zeit sein. Ich freue mich auf das nächste Jahr schon riesig vor, da steht eine weitere hochspannende Fortbildung an, die unser Portfolio bestens abrundet. Seit Jahren möchte ich sie machen. Nie war Zeit. Jetzt nehme ich sie mir, sie wird uns auf eine weitere Ebene des Arbeitens bringen. Allein die Vorfreude ist toll.

Wir dürfen wieder lernen, gut für uns selbst zu sorgen. Das hat dieses Jahr sehr intensiv gezeigt. Viele Menschen haben keine Ahnung mehr, wie man das macht. Sie haben seit Jahrzehnten die Verantwortung für ihre körperliche und mentale Gesundheit abgegeben, verlernt, dass die großen Dinge oft sehr schlicht sind, es nicht um mehr, abgefahrener oder schräger geht, sondern um ein Heimkommen in sich selbst und mit ausgewählten lieben Menschen.

Lebensordnung wird wichtig, wenn äußere Versorgungssysteme versagen. „Der Mensch bringt täglich sein Haar in Ordnung, warum nicht auch sein Herz“ heißt ein Sprichwort. Es geht um Rhythmus, um Ernährung, die auch Medizin ist, ausreichenden guten Schlaf, angemessene Bewegung, damit wir wieder in die eigene Kraft kommen, anstatt uns auf Pillen und Urlaubsfluchten zu verlassen. Es geht nicht um komplexes Gedöns mit riesigem Aufwand, sondern recht einfache Handlungen.

Vielleicht gelingt es uns, mehr Menschen mitzunehmen auf diese Reise, die nicht in eine nostalgisch verklärte Vergangenheit führt, sondern sehr wohl altes Wissen mit modernsten Erkenntnissen verbindet und daraus nachvollziehbare, schlichte und stärkende Schritte macht. Wie wesentlich Gesundheit ist, haben wir 2020 gelernt. Doch wie wir diese Gesundheit jeden Tag ausbalancieren, dazu fehlt vielen das Vertrauen und die Erkenntnis, dass es ihre vordringliche Aufgabe ist. Nur wer gesund ist, kann gut arbeiten, leben, wachsen und sich entwickeln. Der kranke Mensch hat nur eine Aufgabe – gesund zu werden.

In diesem Sinne allen einen sehr beweglichen Wochenteilungstag in einer Woche, die man durchaus als heiß bezeichnen kann.

Für alle mit Sehnsucht nach Abkühlung und blauer Stunde ein Foto von Stephanie! Danke!

Erholung!

Erholung ist die Würze der Arbeit.

Plutarch, 45-120

Theresa hat einen der schönsten Blicke auf Würzburg von der Festung aus festgehalten. Danke!

Dienstags-Nachdenk-Input

Brücken – sie verbinden Menschen, Städte, Länder. Sie ermöglichen Übertritte an Stellen, an denen man es braucht, um sich zu begegnen. So muss keiner kilometerweit wandern, um eine Furt zu suchen, die man gefahrlos queren kann. Deshalb war das Zerstören von Brücken in Kriegszeiten ein bewährtes Mittel, um Schaden anzurichten. Heute gibt es Luftbrücken, die Nöte lindern können.

In unserer Gesellschaft fehlen derzeit viele Brücken. Menschen haben ihre Brücken zueinander abgebrochen. Die Pandemie sorgt für Abstand, Abstand trennt auch innerlich. Verschiedene Meinungen schaffen Lager. Wer Lager hat, muss Feindbilder pflegen. Gelegentlich fühlt es sich so an, als wäre das genau Absicht. Lagerbildung erzeugt Angst, Angst macht schwach und schwache Menschen werden schneller krank, glauben eher Demagogen und lassen sich einfach führen. Ich wage mal die kühne Behauptung, dass noch im Januar Dortmund- und Bayernfans miteinander auskommen konnten, vielleicht mühsam, aber meistens ging es doch. Und nun streiten wir um Masken, Abstand, Schulordnungen und vieles mehr und splittern uns gesellschaftlich immer mehr auf.

Die psychiatrischen Kliniken und Ambulanzen melden steigende Zahlen von Erkrankten – wen wundert das. Homeoffice und –schooling belastet Familien massiv, wirtschaftliche Ängste kommen dazu und oft enge Wohnverhältnisse in der Stadt. Das wird gerade bei knapp 40 Grad mürbgekocht. Das Aggressionspotential kann man mit Händen greifen. Egal welche Medien man aufschlägt oder einschaltet – die Pandemie mit ihrer zweiten Welle ist das Thema überhaupt und sorgt für tiefe Ängste von Angestellten, Eltern, Selbstständigen, die früher mal einen Mittelstand gebildet haben und das Grundgerüst der Gesellschaft waren.

Unvernunft waltet, vor allem, wenn Menschen im Urlaub ihren Alltag vergessen wollen und das dann auch in jeder Hinsicht tun. Ich habe Klienten, deren Immunsystem durch Erkrankungen unterdrückt wird, sie haben berechtigt Angst vor Infektionen. Ich mache mir Gedanken, wie ab September der Unterricht in unserer Schule funktioniert oder ob es einen weiteren Lockdown gibt und wir wieder auf Filme umsteigen müssen.

Lasst uns neue Brücken bauen. Es geht nicht, dass Angst unser Handeln bestimmt oder dass wir aus Angst in Grübeleien und damit langfristig Depressionen verfallen. Es geht nicht, dass Angst aus Menschen mit Verstand zittrige Schafe macht, die ohne nachzudenken tun, was andere sagen, deren Gründe lauter sein können, aber nicht müssen. Versuchen wir das, was man „gesunden Menschenverstand“ nennt, erneut mit Leben zu füllen, anstatt die Energie in Hasstiraden zu stecken.

Bleiben wir wach, achtsam und sorgsam. Benutzen wir unser Gehirn für vernünftige Haltungen, ein offenes Herz für die anderen. Wer Brücken einreißt, erkennt oft erst dann, wie wichtig diese Brücken gewesen wären. Nicht immer lassen sie sich leicht wieder errichten. Manchmal ist zu viel zerstört.

Allen einen kraftvollen und klugen Marstag, der viel Energie mit sich bringen kann und uns auffordert, ins Tun zu kommen.

 

Auch dieses wunderbare Foto hat Stephanie gemacht! Danke!

Brückenbauer

Niemand kann dir die Brücke bauen, auf der gerade du über den Fluss des Lebens schreiten musst, niemand außer dir allein.

Friedrich Nietzsche

Diese Brücke hat Stephanie fotografiert. Dankeschön!