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Der Winter

Der Winter

Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet
Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen,
Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen
Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.

Der erste Stund ist sichtbar von dem Himmel
Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben,
wenn hoch erscheint von Sternen das Gewimmel,
Und geistiger das weit gedehnte Leben.

Johann Christian Hölderlin, 1770-1843

Anne hat das Foto in der Rhön gemacht. Herzlichen Dank!

7. Türchen: Wirkung des Wassers

Die meisten Menschen verbinden Kneipp-Anwendungen mit Wassertreten. Die Kneipp-Welt ist ein Kosmos großartiger Miniinterventionen mit großer Wirkung und man braucht dazu oft wirklich nicht mehr als eine Gießkanne oder ein Gießrohr (das kann man an den Duschschlauch anschließen, ich vermute, derzeit wollen sich eher wenige im Garten abgießen, denn es gibt die perfekte Kopplung auch für den Gartenschlauch, falls ihr noch ein sehr nützliches Weihnachtsgeschenk sucht). Die Anwendungen sind Sekundenanwendungen, von Wickeln und Auflagen abgesehen, sprich – es gibt keinerlei Argument, sie nicht in den Alltag mit einzubauen.

Warum denn ausgerechnet kaltes Wasser? Das ist so: Im Kontakt mit kaltem Wasser wird dem Körper Wärme entzogen. Das signalisieren unsere Kälte- und Wärmerezeptoren direkt dem Gehirn und das veranlasst stärkere Wärmebildung im Körper. Der Körper sorgt dafür, dass die kalte Stelle wieder erwärmt wird, das bewirkt eine Mehrdurchblutung und die regt ihrerseits wieder das Immunsystem an, besser zu arbeiten, durch die Mehrdurchblutung kann das Blut zudem viel mehr Sauerstoff an die Zellen und Schadstoffe aus den Zellen transportieren und das bedeutet, dass Heilungsprozesse angeregt werden können. Der Körper muss beim Erwärmen selbst aktiv werden (deshalb sind Warmanwendungen nur dann sinnvoll, wenn jemand zu schwach ist zum Selbsterwärmen, also maximal Schwerkranke oder beim ansteigenden Fußbad zur Abwehr eines Infekts), das heißt, dass Selbstheilungskräfte mit aufgeweckt werden. Längerfristig angewendet ist das für den Körper ein tolles Training, um den Wärmehaushalt gut zu regulieren. Man wird abgehärtet, ist also weniger anfällig für Krankheiten. Und da wir ja so gern zur Übertreibung neigen, gleich die Regel dazu:

– Schwache Reize entfachen die Lebensfunktion

– Mäßige Reize fördern die Lebensfunktionen

– Starke Reize hemmen die Lebensfunktionen

– Stärkste Reize bringen die Lebensfunktionen zum Erliegen (Arndt-Schultz-Regel).

 

Das bekannte Motto „viel hilft viel“ ist im Kneippschen Sinne also nicht wahr.

Wir kippen nicht literweise Eiswasser über uns oder laufen eine halbe Stunde lang barfuß durch den Schnee. Mäßig, aber regelmäßig – das gilt für alles im Leben.

Und falls sich jemand Sorgen ob des kalten Wassers macht: wir können euch aus langer Erfahrung sagen, dass das kalte Wasser nur die ersten Male seltsam ist. Irgendwann merkt jeder, wie gut das tut und findet stundenlanges Aufweichen in warmen Badewannen sehr überschätzt.

„Keine der Anwendungen kann schaden, wenn sie in der vorschriftsmäßigen Weise genommen wird – Anfängern, Schwächlingen und älteren Personen gönne ich für den Beginn laues, „abgeschrecktes“ Wasser. Die Fliegen locke ich ja auch mit Honig, nicht mit Salz oder Essig!“, schätzte Sebastian Kneipp das in seiner trockenen Art ein. Also ran an den Wasserschlauch.

 

Kneipps berühmte Gießkanne im Wörishofener Kneippmuseum. Damals gab es noch keine Duschen oder Warmwasser aus dem Wasserhahn.

Türchen 5: Schönheit und Antischnupf

Leute, wir sind geflasht. Es ist was Krasses passiert: Wir haben am Wochenende das erste Mal im Cardeaausbildungskurs tatsächlich komplett online aufgestellt und es hat megamäßig funktioniert. Am Anfang hatten wir Bedenken, ob das alles machbar ist, wenn das Aufstellungsteam nicht im gleichen Raum arbeitet und waren nicht sicher, ob das Feld uns alle liebevoll aufnimmt und verbindet – es geht problemlos. Es sind ein paar Dinge anders als bei Präsenzaufstellungen, aber wenn man sich darauf gut einlassen kann, klappt das astrein.

Das bedeutet im Klartext: wir werden unsere normale Aufstellungsarbeit auch online anbieten, alle, die aufstellen möchten, können sich gern melden. Der nächste Aufstellungstermin online ist am 16. 1., da gibt es um 9, 11 und 14 Uhr jeweils einen Termin. Bei Interesse bitte gern bei mir melden unter christine@seelengarten-krokauer.de

 

Für heute eine wunderbare Anwendung, die nicht nur der Schönheit dient, der Gesichtsguss.

Ich mache ihn jeden Morgen mit meinem Kneippgießrohr und möchte nie mehr darauf verzichten. Er hilft übrigens hervorragend zur Stärkung des Immunsystems, denn wenn man diesen Guss regelmäßig anwendet, ist man weniger anfällig für Schnupfen und Nebenhöhlengeschichten. Übrigens eine coole Prophylaxe bei Heuschnupfenanfälligkeit!

Wie wird’s gemacht? Kneippgießrohr aufstecken. Wasser kalt, 16 bis 18 Grad. Vornüberbeugen und an der rechten Stirn anfangen. Einmal von rechts nach links über die Stirn fahren. Dann ein W auf die rechte Gesichtshälfte NEBEN der Nase schreiben mit dem Wasserstrahl, Nase nicht einbeziehen und dann ein W auf der linken Gesichtshälfte, nicht die Nase mitgießen! Dann von links, wo ihr gerade mit dem Wasserstrahl seid, dreimal das Gesicht umkreisen. Das müsste gut reichen für einen feinen Kälteimpuls. Dann genießt das Gefühl von Wachheit und Frische! Und hier seht ihr Wirkung und wann ihr den Guss bitte nicht anwendet:

Gesichtsguss = Schönheitsguss des Kneippianers: Wirkung

  • Belebung
  • Straffung und Erfrischung der Haut
  • Förderung der Hautzirkulation
  • Kopfschmerz, Abgeschlagenheit, geistige Ermüdung
  • Ermüdung der Augen
  • Beruhigung der Herztätigkeit

 

Nicht bei akuter Stirn- und Nasennebenhöhlenentzündung

 

Kommt gut in die neue Woche und vergesst die Stiefel nicht rauszustellen. Wo sollte denn der Nikolaus sonst seine Sachen verstecken?

 

Unsere Gebetsmühlen im Flur drehen sich regelmäßig bei jedem Mal Treppe rauf oder runter. Diese Welt kann jedes Gebet brauchen, finden wir.

Fünftes Türchen: Barfuß im Schnee

Während meine Cardea-Therapeuten-Ausbildungsgruppe über Kybernetik und Systemtheorie schwitzt, hat es draußen in der Nacht geschneit. Jetzt nebelt es trübe und es wundert mich nicht, dass im Morgengrauen der Gedanke an sehr viel Weidenrindenextrakt vorherrschend war. So viel Nässe über mir drückt dann tatsächlich mal aufs Gaspedal mit Kopfschmerzen. Zum Glück lichtet sich die Birne langsam wieder, was ich mehreren Litern Wasser und ein wenig Kneipp verdanke.

Selten ist es möglich, heute ging es: Schneetreten. Wie Taulaufen und Wassertreten gehört es zu den kleinen, aber hochwirksamen Anwendungen. Barfußgehen ist nach Kneipp der „Anfang aller Abhärtung“!

Tautreten/Wassertreten/Schneetreten: Alle drei Anwendungen wirken ähnlich, jedoch die Stärke des Reizes ist verschieden. Für alle gilt: Nur mit warmen Füßen machen und danach für Wiedererwärmung sorgen! Beim Schneetreten darauf achten, dass es frischer Schnee ist, verharschter Schnee kann zu Erfrierungen führen. Hierfür muss der Körper wirklich gut warm sein.

Kontraindikationen: Kälte in den Gliedmaßen, Nieren-, Blasen-, Harnwegserkrankungen.

Wie geht es? Am besten direkt aus dem warmen Bett heraus – also mit WARMEN Füßen – eine Minirunde durch den frisch gefallenen Schnee, bis man einen guten Kältereiz spürt, das können auch nur ganz wenige Sekunden sein, dann sofort ins Warme und mit Fußgymnastik wieder erwärmen oder zurück ins Bett. Einfach mal beobachten, wie schnell die Füße wieder warm werden und wie gut das tut!

Zum Sonntag ein Kneippzitat zum Wasser als Abschluss mit besten Wünschen zum zweiten Advent: „Ist das Wasser für den gesunden Menschen ein vorzügliches Mittel, seine Gesundheit und Kraft zu erhalten, so ist es auch in der Krankheit das erste Heilmittel. Es ist das natürlichste, einfachste, wohlfeilste und, wenn recht angewendet, das sicherste Mittel.“

Tür 4: Nervennahrung

Als ich 14 Jahre alt war, bekam ich zu Weihnachten mein allererstes Teeservice. Damit begann die Geschichte einer hoffentlich endlosen Liebe zu Tee. Es gibt keine Situation im Leben, die eine Tasse Tee nicht noch schöner machen würde. Mein Traum damals: Eingeschlossen werden in einer Buchhandlung. Mit einem dicken Ohrensessel. Einer Wolldecke. Und der größten, nie leer werdenden Kanne Tee. Mit Kluntjes, Keksen und Milch. Na gut, bis heute einer meiner Lieblingsfilme im Kopf.

Was mich permanent seit Jahrzehnten durch den Tag begleitet, ist die Tasse Tee. Von grün oder schwarz am Morgen bis hin zu Kräutern und Früchten. Ich nehme fast alles, es sei denn, es ist Chai. Dazu bin ich dann doch selbst zu hitzig, den überlasse ich lieber frierenden Menschen.

Wenn ich wach werden will, darf es ein fein gerührter Matcha sein. Ich trinke der Wirkung wegen Sencha. Ich freue mich, zu Sternstunden kostbaren weißen Tee zu verkosten. Aus meinen getrockneten Äpfeln bereite ich feinen Apfeltee. Der griechische Bergtee aus dem Garten ist nicht so groß wie unter der Mittelmeersonne und doch stärkend. Zitronenmelisse fährt meine Nerven herunter, das kann auch Lavendeltee. Brauche ich sanften Anschub, ist es Zitronenverbene, was in der Tasse schwimmt. Mit Thymian kann ich gegen Husten und Viren aller Art vorgehen. Lindenblüten vertreiben Infekte und helfen beim Schwitzen. Weißdorntee stärkt mein Herz. Pfefferminze macht mich wach und den Kopf klar, ebenso wie Rosmarin. Johanniskrauttee ist Sonne für die Seele.

Ich habe schon mein ganzes Leben Teetassen geliebt. Ich habe alte Kneipptassen mit Einsatz für die Pflanzen. Japanische Tassen, Grünteeschalen für xfachen Aufguss.

Am liebsten mag ich Tee in einer Halblitertasse. Möglichst vergessen, also kalt. Ich entdecke die lange vorher griffbereit gestellte Tasse und der Vorhang zum Paradies geht auf! Lebenselixier Tee. Der Moment, um bei mir anzukommen. Ich denke an die zauberschönen japanischen Tassen, die zerbrochen waren und mit Hilfe von Kintsugi, einer Goldverbindung, wieder hergestellt und geehrt werden. So wird aus Teetrinken Wabi Sabi. Vielleicht, und das denke ich mir so oft, ist das gesamte Leben eine Auffächerung von Aspekten des Wabi Sabi.

Nutzen wir die Heilkraft in den Pflanzen, die oft genug unbeachtet bei uns vor der Haustür wachsen. Wie oft bewährt sich die Weisheit, dass wir das am nötigsten haben, was direkt vor unserem Fenster wächst.

Wer Tee trinkt, taucht ein in die Weisheit der Welt, in die Stille und die absolute Präsenz. Dazu noch „Enigma Machine“ von Kevin Graham und ich bin jenseits aller Welten für 3:15. Das ist an manchen Tagen ein Göttergeschenk.

Allen einen liebevollen Tag.

Türchen 3: Wadenwickel!

Parmenides war Arzt und er beobachtete in der Antike vermutlich häufig, dass Fieber in der Lage ist, viele Krankheiten auf gute Wege der Besserung oder Krankheitswende zu bringen. Fieber ist eine grundlegende Reaktion des Körpers auf Eindringlinge. Es kann sehr hoch steigen und dadurch auch gefährlich werden.

Als wir Kinder waren, waren hochfieberhafte Erkrankungen für Kinder normal. Wir fieberten schnell hoch und waren recht schnell wieder gesund im Regelfall. Unsere Körper waren geübt im Fieber haben. Darauf freute sich keiner, aber wir nahmen das als Tatsache hin auf dem Weg zur Gesundung. Heute wissen wir, dass unsere Körpertemperaturen oft zu niedrig sind, wir sind eine „coole Welt“ geworden, da kann einem der Hintern schon mal auf Grundeis gehen mit allen Konsequenzen.

Früher gab es wenig gegen Fieber, da behalf man sich mit Wadenwickeln, um die Körpertemperatur aus einem gefährlichen Bereich zu holen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Menschen sich noch mit diesen einfachen Mitteln wie Wickeln und Auflagen auskennen, die so unendlich kostbare und wertvolle Gaben der Naturheilkunde sind. Einmal im Jahr machen wir einen Wickelkurs – wie wärs mit einer Auffrischung?

Heute stellen wir den klassischen Wadenwickel vor, der fiebersenkend wirkt. Er gehört zu den kleineren Anwendungen. Was wird gebraucht?

  • Ein Wolltuch
  • Ein Baumwolltuch
  • Ein Leinentuch in der Breite der Waden (es gibt auch bereits fertige Wickelsets zu kaufen für Kinder und Erwachsene, aber normalerweise hat man alles für Wickel daheim im Schrank. Perfekt sind Moltontücher und Leintücher von Oma, die man auf die entsprechende Größe zurechtschneiden und immer wieder verwenden, weil auskochen kann!)

Eine Schüssel mit kaltem Wasser, auch mit einem Schuss Essig oder Zitrone, Retterspitz äußerlich geht auch

Wann wird der Wadenwickel eingesetzt? Wenn der Patient das möchte und er warme Füße hat. Niemals eine Kaltanwendung auf einem kalten Körperteil! Nie!

Wie wird es gemacht? Wenn der fiebernde Patient damit einverstanden ist, legt man zuunterst ins Bett in Höhe der Waden das Wolltuch, darauf das Baumwolltuch. Dann wird das rechte Bein freigemacht. Das Leintuch wird ins kalte Wasser gelegt, etwas ausgewrungen und gut feucht eng um die Wade gewickelt, darüber wickelt man das Baumwoll- und das Wolltuch  eng, damit keine Luft eindringen kann, und deckt das Bein zu. Gleiches dann mit dem linken Bein.

Die Wickel werden abgenommen, wenn sie der Patient als warm empfindet. Je nach Höhe des Fiebers kann das schon nach 10 Minuten der Fall sein. Abgenommen werden die Wickel auch, wenn sie der Patient als unangenehm erlebt.

Bei Fieber ist eine Serienwicklung angebracht, also darf der Wickel dreimal erneuert werden, dann ist Pause für einige Stunden. In der Regel sinkt das Fieber spürbar und der Patient kann besser schlafen.

Wickel ersetzen keine Arztkonsultation und sind kein Allheilmittel. Sie sind Bestandteil der Naturheilkunde und wirken sehr unterstützend bei Fieber. Für Patienten ist Fieber sehr anstrengend und wenn es zu hoch steigt, belastet es. Stets ist bei Fieber auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu achten. Patienten mit sehr hohem Fieber sollte man auch nicht alleine lassen, sondern in Rufweite bleiben. Solange gewickelt ist, bleibt man beim Patienten, wenn es Kinder oder Senioren sind, damit sie sich beschützt fühlen.

 

Das Foto aus dem Wörishofener Kneippmusem ist etwas Besonderes. Dort gibt es kleine Puppen verschiedener Hautfarbe, die demonstrieren, wie Wickel und Auflagen angelegt werden. So konnten die Menschen lernen, wie man das macht.

Fieber

Gib mir die Macht, Fieber zu erzeugen, und ich heile jede Krankheit.

Parmenides, 540-480 v. Chr.

Diese Versammlung bespricht vermutlich andere Themen als Fieber. Danke an Manuela für das Foto!

Seelenfrieden finden

Unser Leben ist hektisch und sehr stark aufgespannt zwischen Druck von Außen und Innen. Wir leiden an vielem, Zeitmangel ist ein wichtiger Faktor, der so nicht stimmt. Jeder hat 24 Stunden am Tag, wir setzen sie nur unterschiedlich ein. Wir verbringen viel Zeit mit Dingen, die uns Angst machen. Nehmen wir die Zeit lieber dafür, bei uns selbst anzukommen, um kein Opfer der äußeren Gegebenheiten zu werden.

Früher gab es den Begriff der „Seelenhygiene“. Das war eine Zeit am Tag, in der man über sich nachgedacht hat. In den Gedanken zu den Wochentagen hat Rudolf Steiner dazu eine wunderbare Übung formuliert: „Von Zeit zu Zeit Blicke in sein Inneres tun, wenn auch nur fünf Minuten täglich zur selben Zeit. Dabei soll man sich in sich selbst versenken, sorgsam mit sich zu Rate gehen, seine Lebensgrundsätze prüfen und bilden, seine Kenntnisse – oder auch das Gegenteil – in Gedanken durchlaufen, seine Pflichten erwägen, über den Inhalt und den wahren Zweck des Lebens nachdenken, über seine eigenen Fehler und Unvollkommenheiten ein ernstliches Missfallen haben, mit einem Wort: das Wesentliche, das Bleibende herauszufinden trachten und sich entsprechende Ziele, zum Beispiel zu erwerbende Tugenden, ernsthaft vornehmen. (Nicht in den Fehler verfallen und denken, man hätte irgendetwas gut gemacht, sondern immer weiter streben, den höchsten Vorbildern nach.).Man nennt diese Übung auch „die richtige Beschaulichkeit“.“

Es ist gerade im Spannungsfeld, in dem wir alle heute stehen, enorm wichtig, immer wieder die innere Mitte zu finden, den Kompass einzunorden, um im Chaos draußen nicht fehlgeleitet zu werden. Zum Gesundbleiben gehören Körper, Geist und Seele – alle drei brauchen Gleichgewicht und Aufmerksamkeit!

Tagestipp: Abends eine Tasse Melissentee kochen (alternativ eine Sorte Tee, die du magst und dein Schlafen unterstützen kann). Setze dich an einen guten Ort in deiner Wohnung. Lasse den Tag vom Moment des Niedersetzens an rückwärts Revue passieren. Springe rückwärts von Situation zu Situation. Nicht unter dem Aspekt von „oh, das war doof“, „das hätte ich besser machen können“, sondern mit dem Fokus auf der Frage: „Was waren die Momente der Schönheit heute, der Freude, guter Gefühle“? Staune, was alles an Tollem jeden Tag passiert, auch wenn dein Gehirn dir sagt, dass es stressig war. Selbst der schlimmste Tag hat einen Moment des Staunens, des Freuens, der Geborgenheit. Vielleicht magst du die schönen Dinge in einem hübschen Buch notieren, eventuell schreibst du sie in dein Herz. Gehe ins Bett mit dem guten Gefühl, den Tag innerlich abgeschlossen und die Goldnuggets geborgen zu haben. Trinke in Ruhe deinen Tee, verabschiede den Tag, heiße die Erholung der Nacht willkommen und fühle dich behütet und beschützt von guten Mächten.

 

Claudia hat die Winterlandschaft fotografiert. Sie sieht wie ein beeindruckendes Gemälde aus. Die Natur ist die größte Künstlerin!

 

PS: Auch heute haben wieder einige unserer Schüler:innen ihre Überprüfung zum Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie am Gesundheitsamt geschafft. Wir sind so stolz auf euch, Kolleg:innen! Ihr habt fleißig gelernt und gearbeitet, das habt ihr euch wahrhaftig erarbeitet! Beste Glückwünsche zu dieser tollen Leistung! Wir freuen uns von Herzen mit euch!

 

Das Gleichgewicht herstellen!

Kaum irgendein Umstand kann schädlicher auf die Gesundheit wirken als die Lebensweise unserer Tage: ein fieberhaftes Hasten und Drängen aller im Kampfe um Erwerb und sichere Existenz. Es muss das Gleichgewicht hergestellt werden zwischen der Lebensweise und dem Verbrauch an Nervenkraft. Haben viele nicht Gelegenheit zur Erhaltung und Vermehrung ihrer Kräfte, so ist es notwendig, dass wenigstens zeitweilig alle Teile des Körpers geübt und in Bewegung gesetzt werden.

Sebastian Kneipp

Gegen fieberhaftes Hasten setzt Stephanie lieber auf Wandern in der Natur und bringt uns davon so zauberhafte Bilder mit. Herzensdank dafür!

Türchen 1

 

Sebastian Kneipp wurde vor 200 Jahren in Stephansried geboren, einem kleinen Weiler im Allgäu, nicht weit von Ottobeuren entfernt. Winzig ist der Ort. Hügelige Weiden mit Kühen darauf findet man heute vor, ein Minikirchlein, wenige Häuser und viel Glockengebimmel von den Tieren. Hier ist er aufgewachsen, der Webersohn, in tiefster Armut. Sein Traum: Priester werden. Chancen dazu: null. Was macht der Knabe? Er hütet Tiere, arbeitet neben der Unterstützung für die Eltern, in der Landwirtschaft der Gegend mit, spart alles, was er bekommen kann, damit er mit 21 Jahren, wenn er volljährig sein wird, das Elternhaus verlassen und sich jemanden suchen kann, der ihn dabei unterstützt, das Abitur zu machen und Theologie zu studieren.

Er spart Jahre und muss erleben, dass das Elternhaus abbrennt – mitsamt seinem Ersparten. Was bleibt Kneipp? Sein Wunsch, Priester zu werden. Er geht und findet einen Mentor. Er macht das Abitur und beginnt zu studieren. Eine Lungentuberkulose droht seinem jungen Leben ein Ende zu setzen, wieder einmal schwanken alle seine Hoffnungen. Er entdeckt ein Buch von Dr. Hahn über die Wirkung des kalten Wassers. Er probiert aus, was er darin liest.

Es geschieht wenig. Doch nach Monaten, in denen Kneipp ab November in der eiskalten Donau baden geht (der Wim Hoff seiner Zeit!) und stur durchgezogenen kalten Güssen tritt die Krankheit den Rückzug an, verschwindet ganz und Kneipp erfüllt sich seinen Lebenstraum. Er wird Priester. Irgendwann nervt er seine Vorgesetzten durch seine Behandlung von Mitmenschen und daraus resultierend Anzeigen von Ärzten und Apothekern, so dass sie ihn nach Wörishofen versetzen, damit er aus der Schusslinie ist.

Was macht Kneipp? Er behandelt neben seinen wirklich sehr umfangreichen Aufgaben als Klosterverwalter (er legt Sümpfe trocken, steht selbst auf dem Acker, sorgt für eine gute Bienenhaltung und vieles mehr, unterrichtet die Kinder in Religion, versorgt all seine Schäfchen in diversen Gemeinden) Tausende von armen Menschen, die kein Geld für die Behandlung zahlen können. Die Heilerfolge sind riesig. Immer mehr Menschen strömen in das bayerische Dorf, irgendwann sind es Tausende pro Jahr, die in Kneippsandalen durch die Gegend laufen, durch Bäche waten und mit damals skandalös wenig Bekleidung am Leib körperliche Ertüchtigung pflegen.

Soviel zu Pfarrer Kneipps Lebensgeschichte, die davon berichtet, wie jemand seinem Traum einfach folgt trotz krassester Hindernisse. Ich finde die Lebensgeschichte Kneipps stets hoch ermutigend und stärkend.

Für den Advent stellen wir euch einige Hilfen vor, die uns darin unterstützen, an Leib und Seele gesund zu bleiben. Wir starten mit dem Knieguss.

Die Wirkung des Kniegusses:

  • Stärkung der Abwehrkräfte und Beckenorgane
  • Verstärkte Haut- und Muskeldurchblutung
  • Gefäßtraining für die Venen
  • regt örtliche Durchblutung an
  • Blutdrucksenkung
  • Ableitende Wirkung auf innere Organe
  • Beruhigungs- und Einschlafhilfe

 

Wichtig ist zu beachten:

  • Nur bei warmen Füßen
  • nicht bei schlechtem Allgemeinzustand
  • Nicht bei akuten Nieren- und Blasenentzündungen

 

Wie wird’s gemacht? Falls ihr ein Kneippgießrohr habt (das wäre ein kluges Weihnachtsgeschenk und ist die einzige Investition, die man braucht, denn alles andere für Kneippanwendungen habt ihr daheim: https://shop.kneippverlag.de/gesundheitsprodukte/kneipp-anwendungen/guesse/198/giessrohr), steckt das auf eure Dusche, ansonsten tut es auch eine Gießkanne. Füllt die Kanne mit kaltem Wasser, 16 bis 18 Grad (für Gießrohranwender: so kalt wie es aus eurer Wasserleitung kommt, 16 bis 18 Grad sind super). Nur bei warmen Füßen!

Beginnt rechts vorn am kleinen Zeh, gießt dann rechts hinten bis übers Knie, wieder nach unten bis zum rechten großen Zeh. Dann wechselt ihr aufs linke Bein kleiner Zeh hinten bis übers Knie, runter bis zum großen linken Zeh. Das Ganze dann von vorne: rechter kleiner Zeh nach oben übers Knie, runter zum großen rechten Zeh und links genauso. Zum Abschluss rechte und dann linke Fußsohle gießen.

Perfekt, wenn das jemand bei euch macht. Beim Starten Ausatmen und lächeln nicht vergessen. Ansonsten klappt der Guss super auch alleine. Solltet ihr nur einen Duschkopf haben – vielleicht könnt ihr den abschrauben, damit das Wasser einen hüllenden Mantel bildet.

Danach das Wasser nur abstreifen und durch Bewegung für Erwärmung sorgen.

Bei Schlafstörungen macht ihr das abends oder auch nachts, wenn ihr aufwacht und nicht runterfahren könnt. Das kalte Wasser zieht den Gedankenfluss aus dem Kopf, beruhigt und hilft beim Einschlafen. Warum? Weil ihr sehr schnell warme Füße bekommt. Warum das so ist? Erkläre ich euch bald.

Noch eine Regel: Kaltes Wasser immer nur auf warme Körperteile und: Kneippanwendungen sind Sekundenanwendungen. Also ganz kurz. Dazu im Adventskalender noch mehr die nächsten Tage.

Habt Freude und einen guten Tag!

 

Ein Foto aus dem Wörishofener Kneippmuseum. Sebastian Kneipp verabreicht einen Knieguss. Jetzt wisst ihr ja genau, wie es gemacht wird!