Türchen 3: Wadenwickel!

Parmenides war Arzt und er beobachtete in der Antike vermutlich häufig, dass Fieber in der Lage ist, viele Krankheiten auf gute Wege der Besserung oder Krankheitswende zu bringen. Fieber ist eine grundlegende Reaktion des Körpers auf Eindringlinge. Es kann sehr hoch steigen und dadurch auch gefährlich werden.

Als wir Kinder waren, waren hochfieberhafte Erkrankungen für Kinder normal. Wir fieberten schnell hoch und waren recht schnell wieder gesund im Regelfall. Unsere Körper waren geübt im Fieber haben. Darauf freute sich keiner, aber wir nahmen das als Tatsache hin auf dem Weg zur Gesundung. Heute wissen wir, dass unsere Körpertemperaturen oft zu niedrig sind, wir sind eine „coole Welt“ geworden, da kann einem der Hintern schon mal auf Grundeis gehen mit allen Konsequenzen.

Früher gab es wenig gegen Fieber, da behalf man sich mit Wadenwickeln, um die Körpertemperatur aus einem gefährlichen Bereich zu holen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Menschen sich noch mit diesen einfachen Mitteln wie Wickeln und Auflagen auskennen, die so unendlich kostbare und wertvolle Gaben der Naturheilkunde sind. Einmal im Jahr machen wir einen Wickelkurs – wie wärs mit einer Auffrischung?

Heute stellen wir den klassischen Wadenwickel vor, der fiebersenkend wirkt. Er gehört zu den kleineren Anwendungen. Was wird gebraucht?

  • Ein Wolltuch
  • Ein Baumwolltuch
  • Ein Leinentuch in der Breite der Waden (es gibt auch bereits fertige Wickelsets zu kaufen für Kinder und Erwachsene, aber normalerweise hat man alles für Wickel daheim im Schrank. Perfekt sind Moltontücher und Leintücher von Oma, die man auf die entsprechende Größe zurechtschneiden und immer wieder verwenden, weil auskochen kann!)

Eine Schüssel mit kaltem Wasser, auch mit einem Schuss Essig oder Zitrone, Retterspitz äußerlich geht auch

Wann wird der Wadenwickel eingesetzt? Wenn der Patient das möchte und er warme Füße hat. Niemals eine Kaltanwendung auf einem kalten Körperteil! Nie!

Wie wird es gemacht? Wenn der fiebernde Patient damit einverstanden ist, legt man zuunterst ins Bett in Höhe der Waden das Wolltuch, darauf das Baumwolltuch. Dann wird das rechte Bein freigemacht. Das Leintuch wird ins kalte Wasser gelegt, etwas ausgewrungen und gut feucht eng um die Wade gewickelt, darüber wickelt man das Baumwoll- und das Wolltuch  eng, damit keine Luft eindringen kann, und deckt das Bein zu. Gleiches dann mit dem linken Bein.

Die Wickel werden abgenommen, wenn sie der Patient als warm empfindet. Je nach Höhe des Fiebers kann das schon nach 10 Minuten der Fall sein. Abgenommen werden die Wickel auch, wenn sie der Patient als unangenehm erlebt.

Bei Fieber ist eine Serienwicklung angebracht, also darf der Wickel dreimal erneuert werden, dann ist Pause für einige Stunden. In der Regel sinkt das Fieber spürbar und der Patient kann besser schlafen.

Wickel ersetzen keine Arztkonsultation und sind kein Allheilmittel. Sie sind Bestandteil der Naturheilkunde und wirken sehr unterstützend bei Fieber. Für Patienten ist Fieber sehr anstrengend und wenn es zu hoch steigt, belastet es. Stets ist bei Fieber auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu achten. Patienten mit sehr hohem Fieber sollte man auch nicht alleine lassen, sondern in Rufweite bleiben. Solange gewickelt ist, bleibt man beim Patienten, wenn es Kinder oder Senioren sind, damit sie sich beschützt fühlen.

 

Das Foto aus dem Wörishofener Kneippmusem ist etwas Besonderes. Dort gibt es kleine Puppen verschiedener Hautfarbe, die demonstrieren, wie Wickel und Auflagen angelegt werden. So konnten die Menschen lernen, wie man das macht.

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