
Ihr Lieben, es ist ja eine feine Tradition bei uns, dass ich euch jedes Jahr eine Weihnachtsgeschichte vorlese. Danke an Theresa für das feine Foto und tataaaaaa: Hier ist sie:

Glaubensheiter! Was für Worte ihr euch wünscht. Nun gut. Glaube ist gemeinhin definiert als Vertrauen in eine Religion/ihre Repräsentanten. Vom Wort her bedeutet es „sich vertraut machen“ und erinnert damit an die Geschichte Saint-Exupérys aus dem „Kleinen Prinzen“, als der Fuchs dem Prinzen erklärt, dass sie sich erst miteinander vertraut machen müssen und wie man das gestalten kann.
Nehme ich die Beschreibung des Fuchses, kann ich mit „glaubensheiter“ viel anfangen – es bedeutet dann für mich, sich mit Freuden etwas/jemanden vertraut machen und darauf aufbauen, das gute Verhältnis Stück für Stück wie einen Baum wachsen lassen, sorgsam pflegend, freilassend, versorgend und irgendwann gemütlich = heiter in seinem Schatten sitzend.
Nehme ich es im religiösen Sinn, fällt mir meine Schwiegermutter ein, für die der Glaube Alltagshaltung war. Ihr Tag war von Gebeten rhythmisiert, in der Küchenecke brannte immer eine Kerze auf einem kleinen Hausaltar und ihr Vertrauen in die Kraft des Glaubens war endlos groß und ruhig. Sie legte alles in Gottes Hand und wusste sich aufgehoben und genau das verschaffte ihr eine Grundheiter- und –gelassenheit, die beeindruckend war.
Bei „glaubensheiter“ fällt mir auch sofort der Happy Buddha ein, der lachend da sitzt und im Frieden ist.
Dir einen glaubensheiteren Tag – was immer das Wort für dich bedeuten mag.
Kirchenrosetten sind beeindruckende Kunstwerke. Ursula hat dieses Exemplar fotografiert, lieben Dank für dein Bild!

Grübelkeit – in dieses Wort von „Krieg und Freitag“ habe ich mich gleich verliebt. Damit beschrieb der Zeichner den Zustand, den man erreicht, wenn einem vom vielen Nachdenken übel wird.
Das wäre – ich bitte um Entschuldigung – gar nicht schlecht, wenn wir bei zu viel Nachdenken und damit das Gehirn meistens ja eher terrorisierend denn unterstützend Übelkeit bekämen, dann würden wir uns das vielleicht abgewöhnen.
Denken ist wichtig. Die Frage ist immer nur, WAS wir denken und wenn wir einen Lautsprecher anstellen würden, käme sicherlich heraus, dass der Großteil der Gedanken darin besteht, uns klein zu machen, zu beschimpfen und Glaubenssätze mantrisch zu wiederholen sowie unser Narrativ über uns selbst zu pflegen. Mit dem, was im Außen zu tun ist, mit dem Anvisieren und erfolgreich erreichen von Zielen hat das weniger zu tun, eher mit dem Gegenteil.
Grübelkeit – fühlen wir uns alle eingeladen, diesem Übel übend entgegenzutreten mit freundlichen Gedanken, auch uns selbst gegenüber.
Kettenkarussell – nicht selten wird uns als Erwachsenen bei solchen Unternehmungen ein wenig flauer im Magen.

Zufriedenheit – ein weiteres eurer Wunschwörter (ein paar habe ich noch, aber ihr könnt gern noch welche posten, der Advent dauert ja noch ein wenig). Für mich klingt das immer wie eine Wegbeschreibung „zum Frieden“. Wenn wir zufrieden sind, sind wir mit uns im Reinen, mäkeln, meckern oder jammern nicht, sondern nehmen die Dinge so, wie sie sind. Die einen, weil das eine ihrer Grundhaltungen ist (herrlich, wenn jemand mit dem zufrieden ist, was ist, das ist so entspannend, mit solchen Menschen zusammen zu sein, denn sie sind demütig, geduldig, genügsam und freundlich sich und anderen gegenüber), die anderen, weil sie gerade einen Moment erleben, in dem alles für sie passt und sich vielleicht wünschen, dass der von Dauer wäre. Nichts ist von Dauer, alles ist im Wechsel, und Zufriedenheit ist, wie ich das Wort lese, eine innere Haltung zum Frieden, die ich bewusst wählen und üben kann.
Der Wochenspruch von Rudolf Steiner für diese Woche beschreibt Ähnliches: „Das eigne Selbst dem Weltenselbst als Glied bescheiden einzuleben“, auch das führt zu tiefster Zu-Frieden-heit.
Dir heute die heilsame Begegnung mit zufriedenen Menschen – vielleicht entdeckst du diesen Menschen, wenn du in den Spiegel blickst, das wünsche ich dir sehr.
Ursulas Hund wirkt zumindest von hinten zufrieden mit der Ruhe des Schnees. Danke für dein Bild!

Kann ich das Sein erkennen,
Dass es sich wiederfindet
Im Seelen-Schaffens-Drange?
Ich fühle, dass mir Macht verlieh’n,
Das eigne Selbst dem Weltenselbst
Als Glied bescheiden einzuleben.
Wochenspruch aus dem anthroposphischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.
Maike hat dieses herrliche farbstarke Foto gemacht. Freude zu euch und Dank zu Maike!

Hoffnungsstur – das war euer nächstes Wunschwort. Da muss man erst mal drauf kommen.
Ich habe echt nachgedacht, das Wort nach hinten geschoben. Dann kam der gestrige Montag. Ein Zahnarzttermin zur Kontrolle stand für meinen Bruder mit special handicaps an. Die Nacht zuvor: er schläft nicht vor Aufregung. Wir schrubben fein die Zähne, waschen ihn wie üblich, er beruhigt sich. Ich ziehe ihn an wie für eine Polarexpedition, er friert fix und wir wissen nicht, wo und wie wir auf Transport warten müssen. Fleecehose. Stiefel. Rollstuhlsack. Den Rollstuhl bauen wir bis aufs Fahrgestell runter, Motor ab, Fußstützen ab, der Aufzug beim Zahnarzt ist schmal. Der Fahrer ist pünktlich. Wir kommen gut durch den Morgenverkehr, der Rolli passt mit dem Fußsack eben in den Lift.
Beim Zahnarzt ist es voll. Meine Sorge, dass der Fahrer sagt, er muss weiter, steigt. Stephans Helferin kommt, strahlt und sagt „Junger Mann, Sie kommen mal sofort mit mir mit, ich hol den Doc, Sie können warten, er ist in drei Minuten abfahrbereit“, sagts, geht voran und ich denke nur „was für ein Lichtblick“. 50 Minuten später sitzt der junge Mann zahnkontrolliert und stolzer Besitzer von Probetuben glücklich daheim mit einem Tee vor seinen Puzzles und beruhigt sich froh.
Da kam es mir. Ich bin sowas von hoffnungsstur! Ich gebe nicht auf. Egal, wie gruselig es sein mag, wie lang ich mit irgendwem aus der Familie stundenlang auf Krankenhausfluren, vor OP-Räumen, Therapien oder sonstwas warten muss. Egal, was meine Klient:innen an Themen mitbringen und wie oft ich denke „Wie schaffst du nur den Tag, du Held:in, mit diesen Herausforderungen, wo kann ich dich dabei unterstützen?“ – ich bleib dran, ich geb nicht auf. Egal, wie oft mich irgendein Amt schockt mit Schreiben, bis wann ich was einreichen muss, sonst … Egal, ob ich denke, ich schaff das nicht – irgendwas in mir sagt: „Jo, wird auch heute Abend werden. Nimm dich nicht so wichtig, spar dir Gejammer, schau, was du als erstes Kleines machen kannst, der Rest wird schon.“ Ich glaube, ich weiß, was hoffnungsstur ist. Wobei mich dabei das „stur“ noch stört, „hoffnungsbeharrlich“ klingt halt noch so griffig.
Allen einen Tag voller Hoffnung, Freude und Lichtblicken.
Ursula hat dieses Schild entdeckt! DANKE dir!

Das dritte Wort, das ihr euch gewünscht habt, war „Mutausbruch“. Es steht zum einen für eine Aktion in Kindertagesstätten gegen jede Form von Gewalt und somit für Kinderschutz generell. Zum anderen ist es ein in den letzten Jahren immer wieder aufgetauchter Begriff im Zusammenhang mit Angst und malt ein Gegenbild dazu.
Der zweite Teil des Wortes, Ausbruch, beschreibt etwas Eruptives, Plötzliches, vielleicht etwas, womit man nicht unbedingt zu diesem Zeitpunkt gerechnet hat.
Mut vom Althochdeutschen Muot, steht für Kühnheit, Unerschrockenheit. Es ist eine Qualität von Denken, Fühlen und Wollen. Einst war Mut dem Fühlen intensiv zugeordnet, weniger der Verstandeskraft. Das Wort Courage hat Bezug zum Coeur, dem Herzen. Der Mut wird bildhaft mit dem Löwen verbunden.
Ein Mutausbruch als spannende Form der Angstbewältigung. Wann immer wir in eine (oft irrationale) Angst fallen, wäre eine kleine Dosis Mutausbruch nicht schlecht. Wenn wir anderen etwas zuMUTen, ermöglichen wir ihnen, ihre Angst zu überwinden und über ihre bisherigen Grenzen hinauszuwachsen.
Allen heute, wann immer sie dessen bedürfen, einen sanften, liebevollen und achtsamen Mutausbruch.
Maike hat dieses tolle Foto vom Bergwandern geschickt. Dazu gehört oft auch sehr viel Mut.

„Trauer“ habt ihr euch als Thema gewünscht. Trauer ist ein tiefes Gefühl von Verlust, Vermissen. Von einem Moment auf den anderen verlässt ein Mensch, ein Tier, eine Arbeitsstelle oder was auch immer für uns von hohem Wert sein mag, unser Leben. Vielleicht mit Vorbereitung, vielleicht unvermittelt und wir stehen da und wissen – nie mehr wird es so sein wie mit diesem Wesen, dieser Sache. Wir teilen die Welt in ein Davor und ein Danach, von dem wir keine Vorstellung haben, nur Schmerz.
Zeit heilt nicht alle Wunden, das sagen wir oft und es soll tröstlich sein, so, wie wir gern meinen, jemanden trösten zu müssen. Worte sind oft vollkommen sinnfrei. Einfach da sein, daneben sitzen, still aushalten, dass jemand das Leben nicht aushalten kann. Einen Topf Suppe bringen. Präsenz schenken.
In Trauer steckt für mich auch immer trauen. Sich trauen, in die endlose Schmerztiefe zu gehen. Sich trauen, eines Tages wieder Sonnenstrahlen zu spüren. Sich trauen, das Leben neu anzusehen und zu gestalten. So, wie es die Tage der Trauer gibt, gibt es auch die Tage des Trauens, des Mut fassens, des sich wieder etwas zutrauens und des neuen Vertrauens in den ewigen Kreislauf des Lebens.
Mit der Kunst des Lebens und der Kunst des Sterbens befassen wir uns am 17. 12. an unserem Online-Kurstag. Wer sich intensiv auf dieses Thema mit uns gemeinsam einlassen mag, kann gern teilnehmen, hier ist der Anmeldelink
https://elopage.com/s/SeelenGarten-Krokauer/np-em3
Ein licht- und mutvolles erstes Adventswochenende euch!
Stephanie hat das Foto vom Spaziergang mitgebracht. Dankeschön!

In 20 Jahren wirst Du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche. Träume. Entdecke.
Mark Twain
Danke an Stephanie für dieses herrliche Winterbild!

Lichtcharakter war das erste Wort, das ihr euch gewünscht habt für den diesjährigen Adventskalender.
Licht hat mehrere Qualitäten. Zum einen als Ursprungsquell das Sonnenlicht, dem wir das Leben auf unserem Planeten mit verdanken. Die Sonne bringt Licht und Wärme und das Sonnenlicht verbinden wir in unserer Sprache auch mit „Wahrheit“ „Die Sonne bringt es an den Tag“, heißt es. Ein Charakter von Licht ist also Wahrheit aufzeigen. Ein weiterer wäre Erkenntnislicht im Sinne von „ich habe etwas verstanden“, „mir ist ein Licht aufgegangen“. Das ist eine Qualität, die ohne Handlung in Folge „nett“ ist, aber nicht weiterbringt. Erkenntnis und Erkennen ohne Handlung bleibt ein Geistesblitz, auch eine Qualität, die mit Licht verbunden ist.
Licht kann erhellen, klar machen, aufzeigen, Hoffnung schenken, wenn wir uns im Wald verlaufen haben und in der Dunkelheit erkennen wir einen Lichtschimmer, können wir unsere Kräfte mobilisieren und darauf zugehen und vielleicht gerettet werden. Ins Licht gehen wir, wenn wir Nahtodberichten glauben, nach dem Tod, vielleicht gehört zum Lichtcharakter auch Weisheit. Licht ermöglicht Erkennen, Hinsehen, Wahrheit wahrnehmen, Orientierung.
Einen lichtvollen Tag heute.
Claudia hat dieses Wunderwerk der Natur im Bild festgehalten. DANKE!