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Unklare Situationen

Zu staunen gibt es derzeit genug. Vielleicht nicht so ganz im von Aquin’schen Sinne, auch wenn der tiefere Aspekt durchaus auf Wissen zielt. Wenn ich mir anschaue, welche Range an Themen, Sorgen und Nöten derzeit an einem einzigen Tag vor mir ausgebreitet wird, könnte ich schon kurzatmig werden, oder, wie es eine Kollegin gestern so schön formulierte: Die Einschläge kommen schneller, heftiger und gefährlicher. Einschläge von Leid waren damit gemeint und sie wollte sagen, dass derzeit in so gut wie allen Familien richtig viel Chaos herrscht. Ich denke, dass das eine Reaktion darauf ist, was uns im Außen gespiegelt wird.

Sehr viele Menschen trauern gerade um Angehörige, viele Senioren sterben derzeit an vielerlei Erkrankungen. Die Gesamtsituation macht es oft schwierig, dass Angehörige auf gute Weise Abschied nehmen können. Das hinterlässt tiefe Verletzungen in den Menschen, die Angehörige nicht sehen und in jenen, die in den Kliniken oder Heimen arbeiten und wenig Handlungsspielraum haben.

Nächste Woche wird es auch eine „Kinder“woche werden – erstaunlich viele Kinder kommen derzeit, die nicht mehr klarkommen in der Schule. Sie sitzen entweder abwesend im Unterricht oder reagieren mit Wutanfällen, Weinkrämpfen oder anderen Verhaltensweisen. Am Mittag ist kaum ein Kind auf der Straße zu sehen, das Rad fährt oder draußen etwas macht, alle sind im Haus –l das ist weder gut noch gesund, langfristig schon gar nicht. Ich kann nur hoffen, dass es gelingen kann, die Kinder wieder gut aufzustellen und die Eltern zu ermutigen. Erziehung in diesen Zeiten ist schwierig. Allen Respekt für Eltern. Wer merkt, dass innerhalb der Umgebung Familien zu sehr struggeln – Hilfe anbieten und wenn es nur das Übernehmen von Kochen oder Einkaufen ist.

Auch wenn viele Nerven blank liegen: atmen. Tief ein- und lange ausatmen, damit wir innerlich runterfahren. Panik ändert nichts. Kollektive Angst ist eine gewaltige Macht und schwächt jedes Immunsystem. Atmen. Ruhig bleiben. Immer wieder versuchen, in die innere Mitte zu kommen und genug zu schlafen, sich an der frischen Luft zu bewegen und gut zu essen. Keine Eskalationen, wenn es etwas zu klären gibt, sollten wir das in einem ruhigen Tonfall tun. Wenn die Nerven angegriffen sind, ist jeder empfindlicher als sonst, bedenken wir das. Freundlichkeit im innen und außen ist jetzt wichtig. Allen deshalb einen freundlichen Venustag.

Danke an Steffi für das Nebelfoto!

Veränderungen? Jetzt ist die Zeit!

Wie gelingt Veränderung? Derzeit erleben wir große Umbrüche in unserem Leben, alle miteinander, weltweit. Die kommen quasi von außen, wir haben sie nicht eingeladen. Das erscheint uns oft als aufgedrückt, wie ausgeliefert kommen wir uns vor, können nur reagieren, statt zu agieren und das bringt uns gefühlt in eine ungute Position. Doch gibt es auch in diesen Wochen sehr viele Chancen, Veränderungen im eigenen Leben zu initiieren. Die Umbruchphase lässt vieles wegbrechen, was nicht mehr trägt, öffnet damit neue Möglichkeiten und fordert jeden Einzelnen heraus, bisher unbegangene Wege für sich selbst zu entdecken im Umgang mit der Pandemie, mit der Arbeit und der Gestaltung des Lebensalltags. Nichts ist mehr, wie es war. Perfekt also, um das, was nun nicht mehr wirklich trägt und sich stimmig anfühlt, loszulassen und Neues anzugehen.

Am Dienstagabend sind wir in der Alten Syngagoge mit dem Kurs „Wie Veränderung gelingt“ frohgemut gestartet. Es war ein schöner Einstieg in das Thema. Wir werden die Veränderungsschritte am Dienstag, 23. 11., 19.30 Uhr weiter vertiefen. Wer noch mit dazukommen mag, kann sich gerne noch über die VHS Kitzingen anmelden.

Als die Mauer und damit die alten Machtblöcke zerfielen, gab es eine Vielzahl von Emotionen aller Art und eine Auflösung alter Muster (die sooo alt nicht waren). Nun lösen sich abermals Machtblöcke auf anderen Ebenen auf und wir sind eingeladen, unseren je eigenen Weg zu finden. Es gibt kaum Anhaltspunkte für richtig oder falsch. Nur Versuche, den eigenen Weg so zu gehen, dass er andere nicht gefährdet und dennoch so ist, dass man sich im Spiegel anschauen kann. Das ist eine Herausforderung.

Es sind Geburtswehen der neuen Zeit und wir sind diejenigen, die die Geburt erleben und mitgestalten. Dazu brauchen wir Menschen, die innerlich gut aufgestellt sind. Die mit dem hohen Tempo unserer Zeit so mitgehen können, dass sie nicht im Strudel der Vielfalt zerfetzt werden wie in einem Mixer, sondern lernen, mit dem Übermaß an Input und Diversität klarzukommen. Das bedeutet: Wir brauchen Menschen, die in sich ruhen, die wissen, wer sie sind, was sie wollen und wie sie sich einbringen oder zurückziehen. Menschen, die zwischen Handeln und Stille schwingen können und die Kraft für beides aufbringen.

Stille ist der beste Ort, um alle Optionen, die wir haben oder meinen, nicht zu haben, auszuloten. In der Stille sind wir auf unseren inneren Wesenskern reduziert. Dem müssen wir uns stellen, das ist der Minotaurus in uns, der wahrhaft wichtig ist für unseren Weg durch das Labyrinth des Lebens. Das im Außen sind Herausforderungen. Was im Inneren abgeht, ist die Einladung, die eigenen Schatten kennen zu lernen und zu integrieren, um Raum zu schaffen für das Licht, das aus unseren tiefsten inneren Schichten nach außen leuchten möchte. Das kann es nur, wenn wir innerlich frei und leicht, ehrlich, authentisch und wahrhaftig sind. Sonst ist es ein gedämpftes Licht, das niemandem leuchten kann. Allen viel Entdeckerfreude im Inneren und eine herzliche Einladung, Veränderungen im eigenen Leben durchaus jetzt anzugehen. Jetzt verändert sich so gut wie alles – warum dann nicht auch du in die Richtung, die du für die angemessene hältst?

Allen einen freudigen Jupitertag mit schönen Überraschungen und Momenten der Stille.

 

Einen ungewöhnlichen Fund hat Maike in den Bergen gemacht. Das, was man dort am ehesten erwartet, oder? Danke für dein Foto, liebe Maike!

Finde deine innere Ruhe

Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie andernorts zu suchen.

François de la Rochefaucauld, 1613–1680

Katja hat einen Ort fotografiert, an dem man gut zu sich kommen kann. Danke dir dafür!

Ranking der Störungsbilder

„Die Welt drängt nach innen“, stellt Morgenstern zum November fest. Alles wird leiser, stiller. Noch ist das nicht so ganz der Fall, auch wenn es am Abend schneller spürbar wird, da es nun früh einnachtet.

Am Morgen las ich eine Umfrage von Kollegen, welche Störungsbilder derzeit in der Praxis am meisten auftreten. Hier die Liste: Angst, Depression, Burnout weit vorne.

Klassiker für Situationen wie diese. Die Stimmung ist schwierig im Land, die Menschen zutiefst verunsichert. Seltsame Situationen entstehen, Unwohlsein kommt auf, wo vorher niemals welches war. Gestern Abend waren wir spät im Großhandel unterwegs. Das hätten wir uns sparen können. Die Dinge, die wir gebraucht hatten, waren nicht vorhanden, da waren die Regale leer. Wenige Menschen waren unterwegs. Die Mitarbeiter räumten in Ruhe Regale ein. Die Weihnachtsdeko leuchtete vor sich hin, das Summen der Kühlung war lauter als alles andere im Geschäft. Obwohl wir kaum was im Wagen hatten, ergab das eine Summe, die auch neu war in der Höhe. Wocheneinkäufe sind jetzt etwas, das wirklich Löcher in die Haushaltskasse reißt.

In einer Austauschrunde mit Kollegen ging es neulich um die Frage, wie wir als Begleiter von Menschen in Krisen selbst mit Krisen umgehen und wie wir uns gut aufstellen können, um unsere Arbeit bestmöglich zu erledigen. Nicht immer gelingt es, sich abzugrenzen. Was tun wir in diesen Tagen? Wir gehen unserer Arbeit nach. Versuchen, den Ball weiterhin flach zu halten und Menschen zu stärken, ihren Weg zu gehen, wie immer der auch aussehen mag. Das entzieht sich unserer Bewertung, denn das ist nicht unsere Aufgabe.

Schlechte Nachrichten prasseln derzeit in jedes Haus, egal, ob sich das auf Krankheiten oder Todesfälle bezieht, Probleme am Arbeitsplatz und vieles mehr. Geburtswehen einer neuen Zeit und noch ist erst die Phase des Verwirrtseins angesagt. Auswege sind noch nicht wirklich erkennbar. Es braucht.

Über allem, was uns jeden Tag an Kleinkram belastet (und das schafft die Grundlage für die vielen Störungsbilder im Moment), vergessen wir, dass der Planet unsere Aufmerksamkeit braucht. Dass wir als Gesamtweltgesellschaft aufgefordert sind, uns gemeinsam Gedanken über eine gute Zukunft zu machen. Jenseits aller politischen, wirtschaftlichen und weltanschaulichen Grenzen hinweg dürfen wir klare Linien festlegen.

Wir schaffen es derzeit nicht, in uns selbst eine gewisse Ruhe zu bringen, innerhalb der Familien knallt es an allen Ecken und Enden, wird getrennt zwischen Impfgegner und Impfbefürworter, bricht Hass aus zwischen Menschen, die vorher befreundet waren, herrscht ein Tonfall, der wenig Optimismus erlaubt. Ich höre kaum mehr Menschen lachen oder freundlich sein, weder im Außen noch sich selbst gegenüber.

Hier setzt die erste Maßnahme an: Sei freundlich dir selbst gegenüber und behandle andere Menschen bitte auch achtsam, freundlich und höflich. Es geht nicht, dass wir andere Menschen für ihre Meinungen und Ansichten in Schubladen sortieren. Sie sind in erster Linie Menschen, die sich Sorgen machen um sich, ihre Gesundheit und die ihrer Lieben. Alle Seiten übrigens! Wir verfolgen alle dasselbe Ziel: Möglichst gesund und ohne irgendeinen anderen Menschen zu gefährden durch diese Zeit zu kommen und unseren Beitrag zu leisten, dass die Welt für alle wieder schön und lebenswert wird.

Die Wege sind verschieden, das Ziel ist gleich. Lohnt es sich nicht viel mehr, das Ziel im Auge zu behalten und aufzuhören, die Wege, die andere Menschen gehen, zu be- und zu verurteilen in einer Zeit, in der wir nicht wirklich wissen, was Fakten und was Behauptungen sind? Es wird Zeit, dass wir uns daran erinnern, dass wir als Menschen die Aufgabe haben, einander zu unterstützen, zu helfen, miteinander zu wachsen und dafür zu sorgen, dass die Folgegenerationen gut auf diesem Planeten leben können. Die Aufgabe unserer Zeit ist nicht, sich gegenseitig anzuklagen, anzufeinden, zu verunglimpfen oder alle von der eigenen Ansicht zu überzeugen. Jeder hat Recht in seinem Kopf und wir irren alle. Weil das so ist, können wir auch aufhören, uns zu bekriegen und anfangen, uns wieder wie Menschen zu verhalten, die ohne einander keine Chance haben.

Vertrauen ist eine der wichtigsten Ressourcen des Menschen. In sich selbst, aber auch in andere. Ermöglichen wir uns wieder den Zugang zu dieser Ressource, anstatt Türen zuzuschlagen.

 

Allen einen beweglichen Merkurtag!

 

In Sigrids Garten hat der Schmetterling schon Froststernchen angesetzt. Danke dir!

Novembertag

Novembertag

Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
Drängt die Welt nach innen.
Ohne Not geht niemand aus,
Alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
Stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund
Träumen Mensch und Erde.

Christian Morgenstern, 1871-1914

Sigrid hat die Gänseblümchen im Wärmeschutz der Blätter entdeckt. Danke!

Self made

27 Liter Quittensaft ist das Resultat der diesjährigen Ernte. Mit den anderen Säften aus weißen, roten und schwarzen Johannisbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren und Brombeeren und einigem an Äpfeln reicht der Vorrat entspannt für viele Monate. Der Jahresvorrat an getrockneten Apfelringen wartet aufs Verspeisen. Wenn es so weitergeht mit der Weltentwicklung werde ich doch auch über die Anschaffung eines Weck-Einkochers nachdenken.

Was hat mich das als Kind genervt, wenn in unserer alten Kinderbadewanne die kleinen Gurken gewaschen lagen und wir tonnenweise Senfkörner drüberkippten, stundenlang Zwiebelringe geschnitten haben und Dill abgezupft, damit das Ganze dann in den Weckgläsern, die heute als schick im Miniformat für Nachtische gelten, eingekocht werden kann. Zwetschgenberge entsteinen, Kirschen entsteinen, tonnenweise Äpfel schälen und schnippen, um Apfelmus einzumachen und vieles, vieles mehr. Klar ist das megacool, wenn man im Winter ans Regal geht, am Gummiring zieht und zack!, ist das Selbstgemachte genießbar. Einkochen hat den praktischen Vorteil, dass man nur einmal Strom braucht zum Einkochen selbst, der Inhalt ist dann problemlos haltbar. Nicht so wie letztes Jahr meine Kürbissuppe, die ich in Gläsern kochend eingefüllt habe und nach mehreren Wochen bemerkte, dass die nicht alle dicht waren. Das sind die Momente, in denen man durchaus wenig druckreife Worte findet nach all der Arbeit mit den harten Kürbissen.

Trocknen ist bei uns sehr beliebt, das geht über Obst (selbstgetrocknete Aprikosen, Pfirsiche, Apfelringe und vieles mehr) und Pilze (von vertrauenswürdigen Menschen gesammelt) bis hin zu Fruchtledern, auch hier habe ich nur einmal den Energieeinsatz beim Trocknen, dann hält sich alles ohne weitere Hilfsmittel.

Ebenso ist es mit den Teedrogen und Gewürzen aus dem Garten, die jetzt alle trocken sind und abgefüllt werden können. Das ist neben dem Einlegen von z.B. Johanniskraut in Öl das Beste vom Garten – du hast genau die Medizin, die du benötigst, denn im Garten wächst immer das am meisten, was man am dringendsten braucht. Letztes Jahr war das Schafgarbe, in diesem Jahr Johanniskraut. Ist das nicht erstaunlich, wie der Garten die Weltenläufe spiegelt?

In der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, wurde den ganzen Sommer über eingekocht und unglaubliche Marmeladeberge wurden in Gläser gefüllt. Jede Sorte Obst wurde verarbeitet, entsaftet, geliert, Marmeladen hergestellt. Linzertorte ohne selbstgemachte Johannisbeermarmelade – undenkbar. Das Johannisbeergelee für die Terrassenplätzchen an Weihnachten musste stets extra gestellt werden, damit es keiner auffuttert, bevor die Kekse gebacken waren. Da hat niemand Marmelade oder Gelee gekauft und Rezepte galten als Familiengeheimnis.

Ich habe das Glück, dass ich viele Familienrezepte gesammelt und auch von meiner Schwiegermama ganz viele ihrer herrlichen Keksrezepte habe. Das ist ein Stück Familientradition, das wichtig ist, denn es prägt den Menschen. Das Essen der Kindheit ist selbst in der Therapie eine wichtige Hilfe bei Menschen mit Essproblemen – was hast du als Kind denn gern gegessen? Manchmal rettet das regelrecht Leben, so ein selbstgekochter Vanillepudding mit Schokostreußeln, den man direkt aus dem Topf leerschlecken kann.

Als ich Sonntagnacht den letzten Deckel auf die letzte Quittensaftflasche geschraubt und den Dampfentsafter saubergemacht und weggeräumt habe, war ich trotzdem froh – das war das Letzte, was in diesem Jahr eingemacht wird. Das war der Moment des tiefen Danks an den Garten, der 2021 ermöglicht hat, dass im Vorratsregal vieles steht, was wir nicht zukaufen müssen, aus eigener Herstellung mit dem Wissen, dass da niemals Dünger und irgendwelches anderes Zeug drangekommen ist. Nun darf der Garten ruhen, damit 2022 wieder genug wachsen kann.

Allen einen tatkräftigen Dienstag!

Saat und Ernte

Man säe nur, man erntet mit der Zeit.

Johann Wolfgang von Goethe

Manches ist für das neue Jahr schon eingesät und ruht nun im Boden, um Kraft zu sammeln für das Frühjahr. Steffi hat den umgeschorenen Acker fotografiert im Gegenlicht. Danke!

Seltsame Momente

Manchmal ist das Leben die reinste Achterbahn. Dinge ereignen sich gelegentlich so schnell, dass man nicht hinterherkommt, sich alles überschlägt und zu einem seltsamen Brei vermischt wird, den man nicht mehr unterscheiden kann. Einzelne Punkte stechen dann heraus, Momentaufnahmen, die mit dem Ereignis nicht mal etwas zu tun haben müssen, einem aber auffallen wie ein Stück Wald, in dem es punktuell plötzlich anfängt zu regnen, man fast bis an die Knöchel im Matsch versinkt und dann beim nächsten Schritt auch damit rechnet und auf Steinen landet. Auf andere Gleise verlegte Züge erscheinen einem dann nur konsequent. All das ist eben das Leben, das immer wieder mal für Überraschungen sorgen kann.

Sehr erfreulich ist, dass eine Cardeagruppe ihr erstes Jahr am Wochenende vollendet hat und nun mit Schwung ins zweite Ausbildungsjahr startet und am nächsten Wochenende der Nachfolgekurs beginnt. Für manche fühlt sich das so an wie früher das Versetztwerden in die nächsthöhere Klasse. Jetzt ist man kein Anfänger mehr, sondern  weiß schon mehr als ein Jahr zuvor und sieht Dinge vielleicht  schon ganz anders. Es wächst das Bewusstsein, dass in jedem Menschen wahre Wunder vorhanden sind, wenn man denn bereit ist, sie zu suchen und zu finden.

Am Dienstagabend findet in der Alten Synagoge in Kitzingen Teil 1 (Teil 2 Dienstag, 23. 11.) um 19.30 Uhr der Kurs „Wie Veränderung gelingt“ statt – wer da mit am Start sein mag, bitte direkt bei der VHS Kitzingen anmelden! Ich freue mich sehr auf diesen Abend, denn zu Veränderungen werden wir gerade alle massiv aufgefordert und der Kurs bezieht sich auf die von uns selbst gewünschten und initiierten Veränderungen, die oft genug scheitern. Wir schauen uns an, warum unsere guten Vorsätze oft nach zwei Tagen schon nicht mehr gefragt sind und was man dagegen tun kann. Herzliche Einladung!

Einen freien Platz haben wir noch für unseren Kurs, der am Samstag, 27. 11., 9 Uhr startet: „Meine innere Mitte finden“. Hierfür braucht es keinerlei Vorkenntnisse. Ich vermute, dass wir alle es gefühlt sehr nötig haben, in unsere innere Mitte zu kommen, um für den Winter gut gerüstet zu sein. Wer Infos braucht und/oder sich anmelden mag, kann das hier sehr gern tun: https://www.seelengarten-krokauer.de/mittefinden/#mittefinden

Freie Plätze gibt es auch noch zu unserem Freukurstag am Sonntag, 28. 11. 9 bis 16 Uhr: Aromapflege, Geheimnis der Rauhnächte und Räuchern zwischen den Jahren. Der Kurs richtet sich an alle Interessierten, dafür sind keinerlei Vorkenntnisse nötig, aber eine Anmeldung. Das geht direkt hier:

https://www.seelengarten-krokauer.de/aromapflege/#Aromapflege

Allen einen guten Wochenstart!

 

Am 1. 11. standen wir in Stephansried im strömenden Regen am Denkmal, das auf dem ehemaligen Grundstück von Sebastian Kneipps Elternhaus steht.

Was in uns liegt

Was vor uns liegt und was hinter uns liegt ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder.

Henry David Thoreau, 1817-1862

Wunder sehen wir jeden Tag in der Natur, wenn wir so wie Sigrid mit diesem Photo achtsam hinschauen.

Nichts ist wie es scheint

Fotos aus Bornholm und von nebligen fränkischen Landschaften sind eingetroffen. Das freut mich sehr, denn meine “Außenaugen“ machen so großartige Bilder. Jeder Impuls entsteht auf diese Weise: zuerst kommt das Bild und dann entwickelt sich daraus die Suche nach dem passenden Zitat und dem Impuls. Maximal 12 Minuten darf es inklusive ins Netz stellen dauern, das ist die Challenge, die damit verbunden ist.

Annes Foto führte mich zum Zitat des in Würzburg geborenen Malers und Dichters Max Dauthendey und als ich es las, war mir, als würde der Künstler mit der Sprache malen. Als Kind fand ich Landschaftsbeschreibungen langweilig. Ich hoffte stets auf wenig Beschreibung und viele Dialoge. Die Freude am Landschaftsbeschreiben kam später, mit Stifters „Bergkristall“. Ich verstand, wie schwer es ist, Landschaften mit Worten zu beschreiben, so, dass man sie sich lebhaft vorstellen konnte.

Vor einigen Tagen saß ich eine Stunde lang Gabriele Münters „Kahnfahrt“ gegenüber. In Ermangelung anderer Ablenkung schaute ich mir das Bild an. Nach und nach entstand in meinem Kopf eine Geschichte dazu. In welchem Verhältnis standen die Menschen in diesem Kahn zueinander? Der Mann, die zwei Frauen, das Kind? Was mochte in ihren Köpfen vorgehen? Während ich das Bild betrachtete und mir meine Gedanken dazu machte, wurde es lebendig. Ich hörte das Eintauchen der Ruder, die Berglandschaft im Hintergrund wurde ebenso lebendig wie die sommerliche Atmosphäre. Die Menschen auf dem Bild bekamen eine Geschichte, eine Biografie und einen Zusammenhang. Der konnte so sein, aber auch ganz anders. Ich staunte, denn bislang hatte ich das Bild viele Male gesehen, aber irgendwie darüber hinweggeschaut. Nun, direkt einem Plakat mit exakt diesem Bild gegenübersitzend, zum Warten verurteilt, konnte ich zum ersten Mal etwas mit diesem Bild anfangen. Vielleicht, weil ich es das erste Mal wahrhaft angeschaut habe.

So ist es oft – manches langweilt uns und wir wollen es gern überspringen, bis wir bemerken, dass gerade diese Langeweile etwas in uns verändert: die Zeit wird eine lange Weile und das tut den Nerven gut. Bilder, die wir zu kennen meinen und von denen wir behaupten würden, dass sie uns schon alles gesagt haben, sind mit einem Mal lebendig, schicken Botschaften und interagieren mit dem Betrachter.

Fazit: Die Dinge sind oft nicht so, wie sie scheinen. Hinter langweiligen Sachen verbergen sich spannende Welten, wenn man sich darauf einlässt. Hinter Bildern, die man sieht, aber nicht wahrnimmt, verstecken sich Geschichten, eröffnen sich Perspektiven. Wie viel Welt, Leben, Menschen, was immer mag ich bereits übersehen haben bisher durch meine Unachtsamkeit?

Allen ein entdeckungsfreudiges Wochenende!

Danke an Theresa für das tolle Bornholmfoto, das sofort Lust auf mehr Meer macht.

Würzburg

Der Himmel badete all sein Leuchten darin. Ein weiches Silberblau und rauchdüstres Violett und matte, bleierne Wolkennebel, durchglommen von lüsternem Weinrot, wie Frauenlachen. Aber dann plötzlich blank wie Metallspiegel und nun wieder schillernde, stechende Irisfarben, giftig und tückisch, das ruhige Licht mit wirren Spiegelungen ätzend. Die Sonne sank. Gelbbraune und graue Töne glitten kühl über die Stadt, über den Höhen am Horizont schlang der Abendschein flackernde Rotglut. Zwischen den Bergeinschnitten quollen Lichtströme von Westen nach Osten und füllten die Täler mit goldenem Dunst und sich müde dehnendem Schattenblau.

 

Max Dauthendey, 1868–1918, in Würzburg geboren

 

November vor einem Jahr mit beleuchteter Festung. Danke an Anne für das  Würzburgfoto!

Plötzliche Stille

„Wenn die Schwalben heimwärts ziehn“ in der Fassung von Robert Schumann ist vielen bekannt, der Text stammt aus der Feder von Karl Herloßsohn. Herloßsohn war einer der Menschen, die für das Konversationslexikon Artikel schrieben. Solche Lexika sind Wunderwelten, zumindest für mich. Man sucht ein Wort und findet einen Querverweis. Dem folgt man und entdeckt eine neue Welt. Ist das nicht großartig? Mit einem Lexikon kann man ohne Ende Freude haben und Entdeckungen erleben.

Vorgestern kam dies abermals in der Praxis: Wir können nichts kontrollieren. Alles, was lebt, wird eines Tages sterben. Das ist eine harte Ansage und doch ist sie wichtig. Wir verdrängen das täglich und leben, als wäre die Reihe der zu erwartenden Tage endlos.

Deshalb immer wieder die Frage: Ist das, was ich heute tue, denke, sage relevant oder nehme ich damit mir und anderen Zeit weg? Lohnen sich Wut und böse Worte, wenn wir dagegen das Gefühl stellen, wir haben sie gesagt und sehen den Menschen, dem sie galten, nie mehr uns verbringen den Rest des Lebens mit Schuldgefühlen?

Manchmal ist Stille das Mittel der Wahl. Schön, dass das eine Klientin jetzt ausprobiert hat und begeistert war. Ein geführtes Stilleseminar für Anfänger. Sie erlebte die Stille wie einen zarten Balsam, der hüllt und schützt und birgt. Gegen den Ansturm der Gedanken gab es Übungen und auch kurze Inputs über den Tag verteilt, der Rest war Schweigen. Das ist nichts für schwache Nerven, denn wir werden dadurch massiv mit uns selbst konfrontiert. Wer sowas schon erlebt hat, kennt den Schock, der unweigerlich auftritt, wenn das Schweigen aufgehoben wird und mit einem Schlag der Raum wie eine Horde schwärmender Bienen summt. Der Schock entsteht nicht durch das Lärmen, das zeigt nur, dass nicht alle das Schweigen verinnerlicht haben, der Schock tritt auf durch die Inhalte des Lärms. Nach einer Woche Schweigen ist für manchen die wichtigste Frage, ob die anderen auch so miesen Handyempfang haben (was zeigt, dass dieser Mensch eben nicht in die Stille gegangen ist) oder dass das schon karge Mahlzeiten seien – da fällt mir nichts mehr ein.

Manchmal hat man die Stimme eines Menschen zum letzten Mal gehört, was einem dann später erst bewusst wird. Der Versuch, Erinnerungen zu sortieren, scheitert, weil Erinnerungen Trugbilder sind. Die Frage, was dieser Mensch für einen selbst war, tritt nach vorne. Interessant fand ich die Frage umgekehrt – was war ich für diesen Menschen? War ich hilfreich, stützend, liebevoll, eine Herausforderung, ein Problem? So klären sich Dinge, bekommen nach einer Zeit des Erforschens Ruhe und ermöglichen so das Loslösen. Der Tod ist hochpersönlich und ein einzigartiger Moment im Leben. Durchschreiten einer Tür, die wir einst hereingekommen sind. Der Gedanke, dass dies eine Drehtür sein könnte, hat etwas für sich.

Holen wir uns immer wieder Schweigezeiten ins Leben. Stille, in der uns klar wird, um was es wirklich geht. Wer uns wirklich wichtig ist und bei wem wir uns entschuldigen sollten, weil es nicht gut ist, Hindernisse stehen zu lassen, bis es zu spät ist. Immer wieder Stille einladen, die uns zu uns selbst führt. Wenn wir dort angekommen sind, erfahren wir, dass wir nie getrennt sind von allem, was uns umgibt. Dann können wir aus der Stille auftauchen und wissen, was zu tun ist.

Allen einen liebevollen Venustag!

 

Das Rotkehlchen setzte sich vor Sandras Kamera hübsch in Pose. Vielen Dank!

Auch du gehst einst zur Ruh‘

Armes Herz, was klagst du?

Oh, auch du gehst einst zur Ruh!

Was auf Erden, muss vergehen,

„Gibt es wohl ein Wiedersehen?“

Fragt das Herz in bangem Schmerz

Glaub, dass ich dich wiederseh,

tut auch heut das Scheiden weh.

Karl Herloßsohn, 1804–1849

Ein traumhafter Himmel über Rottenbauer.

Genießen statt meckern

Das Leben ist nicht immer gerade aufwärts führend. Manchmal ereignet sich nichts, ist alles wie auf dem Meer, wenn der Segler eine totale Flaute erlebt und einfach abwarten muss, bis von außen wieder Bewegung in die Sache kommt. Das sind Plateauphasen, in denen vermeintlich nichts geschieht. Dem entspricht der Schlaf und der ist alles andere als eine untätige Zeit. Im Schlaf werden unsere Gehirnzellen gespült, Vernetzungen gefestigt von dem, was wir am Tag neu gelernt haben, da arbeitet unser Immunsystem auf Hochtouren, regenerieren sich unsere Zellen und vieles, vieles mehr. So ist es mit den Plateauphasen im Leben. Da setzt und festigt sich das vorher Erarbeitete, schafft einen guten Boden, damit das Neue auch sicher und stabil gründen kann.

Kein Leben geht gerade Wege. Das wäre enorm langweilig. Der Wechsel lässt uns erst lebendig fühlen, aktiv werden, klagen, jammern, meckern, wieder aufstehen und den Weg erneut unter die Füße nehmen. So manches Tor wie auf Sinas Foto müssen wir durchschreiten und nicht immer sehen wir bereits, wie durchlichtet es ist. Oft gehen wir gefühlt in die Finsternis und müssen darauf vertrauen, dass unser Fuß seinen Weg findet und dort im Dunklen neue Wege möglich werden.

So, wie das Menschenleben in der Dunkelheit des Körpers beginnt, neun Monate Zeit hat, um sich zu entwickeln, bevor das Menschenkind wahrhaft das Licht der Welt erblickt, der Same im Herbst gesät wird, über den Winter ruht und dabei Kräfte entwickelt, die notwendig werden, um die nächsten Entwicklungs- und Wachstumsschritte zu gehen. Plateauphasen sind keine vergeudete Zeit, in denen man sich in den Hintern treten muss, damit das nächste Tschakka starten kann. Sie dienen der Konsolidierung, Festigung, Klärung, Erholung und sind damit die notwendige kreative Pause, die wir uns oft nicht geben würden, wenn wir es entscheiden dürften. Gut so.

Deshalb für alle, die gerade glauben, gewaltig festzustecken: Genießt die Stabilisierungs- und Sortierungsphase eures Systems. Lasst es in Ruhe arbeiten, gebt ihm viel frische Luft, gutes Essen, Bewegung, so viel Stille wie möglich und Schlaf, Schlaf, Schlaf. Dann geht diese Phase auf die bestmögliche Weise vorbei und beschenkt euch oft  genug mit kreativer Frische und neuer Kraft für die nächsten Schritte, die bei Dauertschakka einfach nicht möglich sind. Die Leere zwischen den Speichen macht es aus, dass das Rad fahren kann – so finden wir es im Tao te King. Also keine Angst vor „Leere“, sie ist lebendig, nährt und hüllt uns auf die liebevollste Weise ein.

Allen einen freundlichen Donnerstag und ein lieber Dank an Sina für dieses hoffnungsstarke Foto!