
Ein unerschütterliches Herz den Dingen gegenüber, die von außen kommen; ein rechtschaffenes in denen, die von dir abhängen.
Mark Aurel, 121–180
Steffi hat den unerschütterlichen Mut der Sonnenblumen im Bild festgehalten.

Vielerorts sind bereits Ferien, das merkt man. Hier ist die letzte Schulwoche und das klingt irgendwie seltsam. Gestern sagte mir ein Senior erbost, als es um die Schule in der Pandemiezeit ging, dass im Krieg für Monate gar keine Schule war und die Generation auch nicht verblödet worden sei. Das war einer der ganz vielen Momente, in denen ich innerlich merkte, dass Vergleiche immer hinken müssen und nicht möglich sind.
Wir oft vergleichen wir uns, meistens aus der Opferhaltung heraus. Natürlich ist das Gras des Nachbarn grüner, seine Kinder wohlgeratener, seine Partnerschaft traumhafter und sonst etwas. Aus Erfahrung weiß ich, dass unter jedem Dach ein Ach lebt und was vermeintlich toll aussieht, hinter den Kulissen leider oft sehr anders ist.
Nachdem der Senior seinen Weg fortgesetzt hatte, fiel mir auf, dass Verbitterung und Klagen nicht nur den Klagenden runterziehen, sondern auch den, der zuhört und niemals zur Lösung von Herausforderungen beiträgt. Ich habe kein Problem damit, wenn sich jemand mal so richtig ausheult und auskotzt, das gehört dazu, wenn die Person grundsätzlich Verantwortung für ihr Denken, Fühlen und Wollen übernimmt und nicht im Klagen steckenbleibt, sondern damit nur Platz schafft für die Überlegungen Richtung Lösung oder den nächsten möglichen Schritt.
Wir verderben uns viel Lebenszeit mit Gejammer und Klagen. Machen wir das, doch stellen wir einen Wecker. Maximal 10 Minuten Klagen müssten reichen, sonst ist zu viel Lebenszeit mit Negativem vergeudet. Richten wir die Energie lieber darauf, wie hilfreiche Wege aussehen könnten. Wenn wir das nicht wissen oder erarbeiten können, sollten wir einfach jemanden fragen. Irgendwer hat das auch erlebt und kann weiterhelfen, ein Blickwinkel aus der Metaebene ist oft sehr erhellend. Wie überraschend ist es, wenn wir erkennen, dass wir in einer Ministreichholzschachtel, die sich von innen riesig angefühlt hat, permanent gegen die Wände gerannt sind in der Fixierung auf unser Megaproblem und dann erkannt haben – ich bin viel größer als diese Begrenzungen aus Glaubenssätzen und Mantren, mit denen ich mich in eine seltsame Realität hineingeredet habe. Ich kann die Streichholzschachtel verlassen und finde mich in einer Turnhalle wieder voller Möglichkeiten. Irgendwann wird die auch zur Falle und dann darf ich wiederum erkennen: Geist ist frei. Er kann jede Schachtel, jede Halle, jeden Raum verlassen und weit werden. So weit, dass wir gänzlich unerwartete Lösungen berühren und heimholen oder uns bewusst wird, dass wir aus einer Fliege einen Elefanten gemacht haben und die Maße wieder anpassen können.
Wo steckst du in einer Box fest, die du für die Realität hältst und holst dir im Versuch, mit den immer gleichen Ideen andere Resultate zu erzielen, eine blutige Nase? Wie oft am Tag setzt du dich hin, wirst still und erlaubst deinem Geist, weit zu werden und es nur mal für möglich zu halten, dass mit deiner Herausforderung zugleich viele Lösungsmöglichkeiten geboren wurden?
Komm aus dem Vergleichen heraus. Verlass auch immer wieder deine vertraute Denkbox. Stell dir vor, dass alles möglich wäre. Was würdest du dann tun in Bezug auf deine Themen? Wenn dein Leben morgen zu Ende wäre, wäre dein Tag heute so, dass er ein großartiger letzter wäre? Was kannst du tun, damit er ein absolut toller Tag wird? Viel Freude beim Entdecken.
Merkurpower kann helfen, wendig zu sein. Steffi hat Wolkenpower im Bild festgehalten. Danke von Herzen!

Mondnacht
Es war, als hätt‘ der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst‘.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Joseph von Eichendorff, 1788–1857
Moderne Romantik mit Flieger am Himmel. Festgehalten im Bild von Ursula. Danke dir!

Alfred Delp sagte auf dem Weg zu seiner Hinrichtung zum begleitenden Pfarrer: „In wenigen Augenblicken weiß ich mehr als Sie.“ Das finde ich sehr erstaunlich und wahr. Manchmal frage ich mich: Wie würden wir Menschen leben, wenn wir wüssten, was nach dem Tod kommt? Wenn wir klar sehen würden, dass unsere Aufgabe im Leben vielleicht genau darin bestand, dieses Leben anzunehmen, darüber zu staunen, es zu feiern, es mit Freude jeden Tag zu erwarten und zu leben als das größte aller Abenteuer? Wäre es ein anderes Leben, wenn wir nach dem Tod gefragt würden (vor allem: von wem?), ob wir alle Geschenke, die wir mitbekommen haben, also unsere Stärken, Gaben und Talente, auch umgesetzt haben oder ob wir uns kleingemacht haben, damit andere sich nicht schlecht fühlen?
Was haben wir gewagt und wo haben wir gezögert? Welche Gründe hatten wir, so wenig zu lieben? Wer sagt, dass es nicht unsere vielleicht höchste Pflicht ist, unsere Talente und Gaben zu leben und sie der Welt zur Verfügung zu stellen?
Wir haben gelernt, die Lichter unter den Scheffel zu stellen und beklagen dann laut die Finsternis der Welt. Seltsam, oder? Also – raus mit dem Licht in dir. Raus mit deinen Talenten und Gaben. Schenk uns dein Lachen, deinen Mut, deine Freude, deine unnachahmliche Art, die Dinge zu sehen! Mach uns Hoffnung mit deinem Humor, deiner Liebe und deinem Staunen über die Wunder der Schöpfung. Ermutige uns mit deiner Neugier, deiner Furchtlosigkeit und deinem krassen Vertrauen, dass alles gut werden kann!
Welchem Sinn im Leben folgst du? Was treibt dich an, morgens aufzustehen und dein Tagwerk anzugehen? Was sollen die Menschen bei deiner Bestattung über dich sagen? Stets bemüht? Nett? Ich glaube nicht, dass du dir das wünschen willst. Was macht dich einzig, nicht artig?
Schenk uns deine Liebe und Güte, deine Wahrheit und dein Licht. Gib uns deine Ängste, dein Zögern, dein Kleinsein, dein Verzagen – wir helfen dir beim Tragen des Ungewollten und lassen uns von deiner Größe anstecken, mitreißen und begeistern, unsere eigene Größe zu entdecken.
Marstage sind Powertage. Nutze das doch einfach mal im besten Sinne aus – wo möchtest du heute deine Kraft und Energie hineinstecken? Dazu gutes Gelingen, wenn es dazu dient, der Welt das Geschenk deines Lebenssinns zu machen.
Sigrid hat ein wahres Wunder im Bild festgehalten – die Ringelblume ist ein wunderbares Heilmittel und ihre Blütenblätter schmecken fein in Tees und auf dem Butterbrot. Danke dafür!

Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, hat sein Leben einen Sinn gehabt.
Alfred Delp, 1907–1945
Steffis Fotos schenken uns immer so viel Licht und zeigen uns die Schönheit der Natur und ihre Kraft. Von Herzen Danke dafür!

Die vor mir liegende Woche ist gut gepackt. Viele Menschen möchten vor Ferienbeginn einen Termin haben, als ob Ferien die Themen lösen würden. Meiner Erfahrung nach ist es so, dass im Urlaub die drängenden und drückenden Fragestellungen gern zur Seite geschoben werden, der Abstand von daheim hilft da auch etwas, doch wenn der Alltag wieder beginnt, prallt die Wucht des Unerledigten dann besonders massiv auf die Menschen ein.
Ich gehe von einem „heißen Herbst“ aus und meine damit weder das Wetter noch den Wahlkampf, sondern das, was auf uns Menschen zukommen wird. Es wird von großer Wichtigkeit werden, dass wir gut aufgestellt sind, was immer auch an Fragestellungen bei den Einzelnen vorliegt. Für viele ist das Thema Arbeit relevant, die Pandemie hat aufgezeigt, wie wichtig funktionierende Beziehungen für unser Leben sind. Wir brauchen ein gutes Standing, wenn im Außen Druck und Angst für Belastungen sorgen.
Menschen werden sich zunehmend mit Fragen befassen müssen, die bislang noch nicht so auf dem Schirm waren. Unsere Welt befindet sich im stärksten Umbruch aller Zeiten. Es wird darauf ankommen, dass sich jeder Einzelne mitten hinein in sein Kraftfeld stellt. Es wird wichtig werden, dass wir nicht aufgeben, nicht verzagen, die Angst nicht zum falschen Ratgeber werden lassen und bewusst Fragen stellen. Wer bin ich? Wo steuert die Welt hin und ist das die Richtung, die ich mittragen möchte? Jeder Einzelne darf sich bewusst werden, dass er und seine Entscheidungen die Zukunft des Planeten auf eine nie dagewesene Weise beeinflussen werden.
Welche Welt möchten wir übergeben, in welcher Welt sollen unsere Urururenkel leben und arbeiten? Wir stellen JETZT Weichen. Wir treffen JETZT weitreichende Entscheidungen, ob sich Mutter Natur wieder auf unsere Seite oder gegen uns stellen wird. Von uns wird vieles abhängen.
Manchen macht das Angst. Bitte nicht! Fallen wir keine Sekunde in die Angst, sondern fassen wir den Mut des Abenteurers. Menschen sind unglaublich klug, erfinderisch und kreativ. Wenn der Geist frei fließt und wir nicht in Begrenzungen denken, sondern unsere Scheuklappen weglegen, wird alles weit und möglich. Was ein Einzelner niemals schafft, schaffen viele miteinander. Inspiration kommt dann über uns, wenn wir uns öffnen und im Vertrauen sind.
Vertrauen wird die Währung der Zukunft sein. Wir werden durch Herzkohärenz rund um den Planeten in Kontakt sein. Wir können ein liebevolles Feld schaffen. Wir brauchen Mut, Bescheidenheit, Würde, Tatkraft, das Lauschen aufeinander, die Sicherheit, dass wir etwas wagen dürfen und uns gegenseitig immer helfen, egal, was geschieht, Freude, Dankbarkeit für alles, was wir erleben dürfen an Gutem, Liebe zu allem, was lebt und Freiheit des Geistes – sie ist die Voraussetzung für Weite. In der Weite des Geistes finden wir in Verbindung mit Herz und Hand Wege, alles zu bewältigen.
Es ist egal, ob es um Naturkatastrophen, Krankheiten, Umwälzungen jeder Art geht, alles wird immer daran gemessen werden, ob wir in der Lage sind, out of the box zu denken, zu scheitern und es neu zu versuchen, aufeinander zu lauschen, in der Liebe und damit der Kraft zu bleiben. Bist du bereit, dich selbst aufzuräumen und so in die Welt zu stellen, dass du ein Leuchtfeuer im Dunkeln sein wirst? Wir helfen dir gern dabei, deinen Lampenschirm sauber zu machen, dein Licht zu entdecken und ins Team Mensch zu kommen. Team Ja zur Zukunft. Ja zum Leben. Einfach nur Ja.
Allen einen guten Start in die letzte bayerische Schulwoche vor den Ferien. Allen jede Sekunde den Mut des Neubeginns.
1997 wurde „Puppy“ von Jeff Koons vor dem Guggenheimmuseum in Bilbao aufgestellt. Ähnlichkeiten mit Sphinxen wären rein zufällig. Danke an Theresa für das Foto! For more inspiration – Music of the spheres von Mike Oldfield wurde am 7. 3. 2008 dort uraufgeführt. Es ist eine Einladung an uns alle, uns zu erinnern. An unsere Kraft. An die Weite des Alls, die als Sternenstaub in jeder unserer Zellen an uns appelliert, zu wachsen. Werden wir des Alls würdig. Werden wir wieder die blaue Wundermurmel, als die wir bereits seit langen Zeiten durchs All schweben.

Staunen ist etwas, was uns fehlt und nicht zu knapp. Kleine Kinder sind lebendiges Staunen. Ihre Augen, voller Himmel, sind stets voller Staunen. Sie sehen, sie hören alles zum ersten Mal. Sie riechen und schmecken irgendwann alles zum ersten Mal. Je nachdem, ob etwas gefällt oder nicht, sind die Augen riesige Ozeane voller Wunder. Der Kopf liegt im Nacken, die Augen sind groß, der Mund ist offen und das ganze Kind ist mit dem beschäftigt, was es gerade so fasziniert.
Alle Lernenden bekommen von mir immer ein Bild von einem kleinen Jungen mit einer großen Muschel. Das kennst du sicher – du hörst in der Muschel das Meer rauschen, sagen dir die Erwachsenen und reichen dir eine riesige Muschel. Du glaubst es nicht und hältst sie an dein Ohr. Ein Wunder geschieht – das Meer rauscht in der Muschel.
Natürlich nicht! Aber das ist total egal. Du wirst zum Ohr, zum Lauschenden und hörst die Brandung, dein Bewusstsein wird Ohr, wird Ozeanzeuge, wird ein Tor zur Meereswelt. SO darfst du lauschen, wenn du im Gespräch bist. Dich ganz hineinlauschen in das Herz des Gesprächspartners, um keine Sekunde etwas zu verpassen von dem, was gesagt wird, um wahrzunehmen, was zwischen den Zeilen kommt. Dann bist du präsent, wach, im wahren Gespräch. Dann begegnest du dem Wunder.
Wissenschaft ist wichtig, sie hilft uns in vielen Dingen. Staunen auch. Staunen ist, beeindruckt zu sein, ohne sofort die Erklärung zu bekommen, dass etwas gerade nicht wundersam, sondern darstellbar ist.
Als Kind stand ich vor der Schüssel mit dem Hefeteig und war beeindruckt, wie der wuchs. Was für ein Wunder! Aus Mehl, Hefe und Zucker mit Wasser wuchs ein Riesenberg, den man dann zu Dampfnudeln formen und mit Vanillesoße verspeisen konnte. Aus einer grasgrünen Flüssigkeit wurde ein Wackelpudding, der grün und klar war, er wackelte astrein. Magie! Pure Magie! Die Sonne ging unter, die Sterne tauchten auf – Magie!
Ich erinnere mich an meinen ersten bewussten Regen. Ich stand mit meinem Vater vor dem Kinderspielzeuggeschäft. Wir schauten uns das Schaufenster an. Es war großartig. Eine Eisenbahn gab es, einen Teddybären und vieles anderes. Doch das war nichts gegen eine plötzliche Wahrnehmung. Die war mir nicht wirklich neu, keine Frage. Und doch erkannte ich an diesem Tag: „Mir fallen nasse Punkte auf den Kopf!“ Die Erklärung kam sofort: „Das ist doch nur Regen!“ Nein! Das war doch kein Regen! Diese Tropfen sind nasse Punkte. Schau hin – jeder Tropfen malt einen Punkt auf den Boden. Später verstand ich die Enttäuschung des Kleinen Prinzen über die Begrenztheit erwachsener Wahrnehmung.
Einem meiner Lehrer ist es ein stetes Anliegen, uns zum Staunen einzuladen. Er staunt immer – vor allem und jedem. Seine Augen, hinter denen viel Weisheit zu Hause ist, sind stets bereit, das Wunder zu erblicken und das Herz dafür zu öffnen. Anfangs dachte ich mir „naja, Staunen, okay.“ Irgendwann war ich infiziert. Staunen ist großartig. Wann hast du das letzte Mal wahrhaftig gestaunt und nicht das Gehirn in Gang gesetzt, um dir das Wunder zu erklären?
Herzliche Einladung zum Staunen. Über die Wunder der Natur. Über Blumen und Schmetterlinge. Über Menschen, Tiere, Dinge. Steine in Herzform. Karotten, die ein Pärchen bilden. Staub, der im Sonnenlicht tanzt. Zirpende Grillen im Garten. Wie grüner Tee wirkt und wie sauer Johannisbeeren sind. Was immer – nichts ist selbstverständlich. Alles ist ein Wunder.
Ein Wochenende ohne schreckliche neue Wetterunbill wünsche ich allen. Mit Momenten voller Staunen. Mit Sternen und Ruhe und Wundern.
Steffi wollte die Entwicklung der Distel bis zur Samenbildung beobachten. Daraus wird leider nix, denn die Distel fiel, frisch erblüht, dem Mäher zum Opfer. Deshalb freuen wir uns über dieses Foto, das noch möglich war, DANKE.

Am Donnerstag war der Angstvortrag in der Alten Synagoge in Kitzingen. Es war ein breiter Bogen, den wir geschlagen haben, denn das Thema Angst ist sehr vielgestaltig. Wir haben uns die Ängste angeschaut, die durch die Aufregungen unserer Zeit entstehen und versucht, einiges an Bewältigungshilfen mit auf den Weg zu geben.
Jetzt ist Sommerpause an der VHS und wir wissen noch nicht, ob das tolle Programm, das wir mit der VHS für das Wintersemester geplant haben, dann auch umgesetzt werden kann. Niemand weiß, wie der Herbst werden wird.
Das macht auch unsere Vortragsplanung schwierig. Wir werden uns im September bei einer Klausurtagung zusammensetzen, die Zukunft der Schule und der damit verbundenen Angebote wie GlücksWERKstatt und Vorträge beraten und Entscheidungen treffen. In den letzten Wochen gab es zwei abgesagte GlücksWERKstatt-Termine, das hat uns im Herzen wehgetan. Zwei verpasste Möglichkeiten, sich in einem liebevollen Kreis von offenen Menschen auszutauschen und wenigstens geistig-seelische Nähe zu spüren, die nicht genutzt wurden.
Bei den Vorträgen – und darüber haben wir nach dem Vortrag am Donnerstag noch lange gesprochen – fällt uns auf, dass die Menschen zu ihrem Platz huschen, vorsichtig die Maske abnehmen, dem Vortrag lauschen, nicken, danach Maske auf, raus und weg. Wir haben uns das miteinander Sprechen (das kann man auch mit Abstand) ebenso abgewöhnt wie Mimik und Gestik.
Als Rednerin blicke ich in die Gesichter und sehe, dass in den Augen das Licht dahinter an ist – die Menschen sind mit ihrem Herzen wie immer dabei, sie nicken, sie schicken Signale, ich sehe, wo Not ist, wo Fragen sind, wo Ängste herrschen, wer mit den Nerven runter ist, das kann ich alles gut wahrnehmen. Rein äußerlich jedoch sieht man wenig, wir sind wie neutrale Wesen geworden, die kaum mehr Emotionen nach außen tragen.
Ich vermute, dass in den Herzen abgrundtiefe Verlassenheit und Einsamkeit herrschen. Niemand wagt, das auszusprechen – ich höre es jedoch so. Müssen wir auf Katastrophen warten, damit wir einander wieder begegnen, auf Menschenebene? Ich denke nicht. Vielleicht kommen im Außen wieder weniger Katastrophen, wenn wir uns daran erinnern, dass der Mensch immer Mensch ist und sich dadurch auszeichnet, dass er nicht nur denken kann, sondern fühlend ist und ein unfassbar weites geistiges Wesen hat.
Öffnen wir schnellstens wieder unsere Herzen, damit wir nicht im Herbst in Eistürmen stecken.
Allen einen liebevollen Venustag.
Manche Balkone grüßen freundlich. Das tut gut. Danke an Theresa für das Foto.

Der Baum wird nie an gebrochenem Herzen sterben und das Gras nie seinen Verstand verlieren. Von außen droht ihnen jede mögliche Gefahr, von innen her aber sind sie gefeit. Sie fallen sich nicht selbst in den Rücken, wie der Mensch mit seinem Geist und ersparen uns damit das wiederholte Schauspiel unseres eigenen zweideutigen Lebens.
Christian Morgenstern, 1871 – 1914
Sigrid hat diesen König fotografiert. Dankeschön.

Sind wir Gestalter unseres Schicksals oder erleiden wir es? So ähnlich lautet oft der Tenor der Fragen meiner Klienten an mich. Weder noch. Wir sind weniger frei als wir uns einbilden, denn vieles an unserer Art zu denken ist schlichtweg durch unser Gehirn vorgegeben und wie es in seinen frühen Benutzungszeiten geprägt wurde. In den Tiefen unseres Bewusstseins haben wir ein Bild von uns abgelegt, das sehr früh dort angelegt wurde und gegen dessen Konditionierungen wir manchmal wenig ausrichten können. Dazu kommt, dass wir uns häufig nicht besonders gut einschätzen können, das gelingt Menschen von außen gelegentlich einfacher, weil unser Blick getrübt ist durch die Brillen, die wir uns im Lauf des Lebens angeschafft haben. Wer mal Beziehungschaos erlebt hat, ist vorsichtiger in dem Bereich. Wessen Vertrauen einen Knacks bekommen hat, ist nicht mehr ganz so offen wie zuvor und vieles mehr, was wir erlebt haben, hat Konsequenzen, die uns oft nicht wahrhaftig bewusst sind.
Ob ich mich als Opfer der Umstände sehe oder nicht, ist auch teilweise eine Einstellungssache, ausgelöst durch Konditionierung und Erfahrung, aber auch durch unsere Erlebnisse in Bezug auf Selbstwirksamkeit. Wer niemals gelernt hat, dass er Wahlmöglichkeiten hat, Verantwortung für seine Gefühle übernimmt oder erlebt, dass es auch eine Frage der Einstellung ist, wie wir manche Dinge sehen, geht anders durchs Leben als jemand, dem zugemutet wurde, Eigenaktivität zu entwickeln, sich Herausforderungen zu stellen oder der die positive Erfahrung gemacht hat, dass Scheitern nicht bedeutet, restlos als Versager zu gelten, sondern jedes Scheitern auch Wachstum im Gepäck haben kann.
Schauen wir also genau hin – was verdanke ich meiner „Hardware“ und was meiner „Software“? Hardware ist schwer zu ändern. Wer körperlich eine Elfe ist, wird kein Bud Spencer. Und wer über zwei Meter lang ist, sollte nicht davon träumen, 1,60 Meter groß zu sein. Was ich vor allem ändern kann: Erkenntnis ist hilfreich, verändert aber noch nichts. Ich muss auch wissen, wie ich etwas verändern kann und vor allem, was mich motiviert zur Veränderung. Mehr Geld ist nicht für jeden wichtig, mehr Ruhm auch nicht, mehr Ansehen und Beliebtheit ebenfalls nicht. Jeder hat seine individuellen Belohnungen und Anreize, seine eigenen Motivatoren und Lebensziele.
„Erkenne dich selbst“ – so lautete eine Inschrift am Tempel von Delphi. Eine wahre Götteraufgabe, denn das ist schwer und vielleicht eine der aufregendsten Abenteuer des menschlichen Lebens. Ich liebe solche Entdeckungsreisen mit den Coachees im Coaching. Was sind die ungehobenen Schätze, wo funkelt das Potential und wo ist es einfach nur düster und dunkel, weil diese Ecke restlos ungenutzt sein mag? Welcher Mensch bin ich gerade und wer will ich sein? Ist diese Lücke zwischen Ist und Wunsch überbrückbar oder ist es nicht viel besser für mich, ein großes Ja zu meinen vielleicht ganz woanders liegenden Fähigkeiten zu sagen?
Du glaubst, du kennst dich gut? Glückwunsch. Dann weißt du, wie du dich motivierst, wohin dich dein Lebensweg führen soll und welche Werte, Tugenden und Motivatoren deinen Weg möglich machen. Du hast keine Ahnung? Warum finden wir es nicht zusammen raus? Zeiten wie diese sind eine gute Gelegenheit, sich gut kennen zu lernen. Wer weiß, wann wir dich in deiner besten Version auf diesem Planeten brauchen! Vermutlich schneller als du denkst. Komm, entdecke dich!
Allen einen freudvollen Jupitertag mit möglichst wenig Sorgen von außen und jeder Menge Ermutigung zum eigenen Weg.
Dieses farbenprächtige Beet zeigt uns – wenn ein Samen auf den passenden Boden, das passende Klima und entsprechende Nachbarn trifft, gelingt Wachstum auf beste Weise. Ein Traum in Blüten, gefunden im Kurpark von Bad Wörishofen

Nur jemand, der weiß, was Schönheit ist, blickt einen Baum oder die Sterne oder das funkelnde Wasser eines Flusses mit völliger Hingabe an, und wenn wir wirklich sehen, befinden wir uns im Zustand der Liebe.
Jiddu Krishnamurti, 1895–1986
Maike hat diesen Baum mit Aussicht für uns fotografiert. Herzlichen Dank!

Vernünftig leben – wie weit entfernt sind wir davon. Sebastian Kneipp, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 200. Mal jährt, stellte fest, dass er zuerst die Seelen der Menschen in Ordnung bringen musste, um gute Heilerfolge zu haben. Für ihn war die Nervosität der Menschen ein echtes Übel. Ich stelle mir lieber nicht vor, was der Wörishofener Ortspfarrer zu unseren Zeiten sagen würde.
Katja hat dieses sensationelle Foto gemacht. Ein Raubvogel erkennt aus tausend Metern Höhe eine Maus. Er hat enorm scharfe Augen und schaut aus großer Höhe herab. Vielleicht brauchen wir im Leben immer wieder solchen Abstand, um klarer zu sehen, was gerade los ist. Mitten im Getümmel des Alltags erkennen wir vieles nicht. Das ist der eigentliche Zweck von Ferien, dass man wegfährt und auf das schauen kann, was daheim ist, mit dem Abstand, der einen Blick erst möglich macht, der alles umfasst. So kann man sehen, was gut ist und bleiben sollte und was verändert werden darf, damit das Leben wieder runder läuft. Erst der Abstand ermöglicht eine klarere Einschätzung. Innerlich und äußerlich.
Wir sind Meister darin, Sandkörner in unser Getriebe zu werfen – frevelhaftes Verhalten unserer Gesundheit gegenüber wie zu wenig Schlaf, hastiges Essen, seltsame Dinge essen und trinken, zu wenig Bewegung, zu wenig frische Luft. Schlimmer, und da folge ich Sebastian Kneipps Ansicht in jedem Fall, ist der Frevel, den wir Seele und Geist antun. Geistige Nahrung bekommen wir mangels Kulturmöglichkeiten und dem Niedergang der Kirchen (nicht der Spiritualität, die allerdings heute oft relativ schwammige Wege wählt) nur, wenn wir uns selbst darum bemühen. Die Seele wird gebeutelt durch externe Stressfaktoren wie Pandemie und Katastrophen anderer Art, zusätzlich durch Entfremdung, Lieblosigkeit, Einsamkeit und, was am übelsten ist: wir haben kein Gefühl der Selbstwirksamkeit mehr, so dass Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein entsteht. Beides hohes Gift für die Seele.
Wir haben immer Handlungs- und Wahlmöglichkeiten. Erinnern wir uns daran, dass wir als Menschen unglaubliche Stärken haben: Phantasie, Kreativität, Einfallsreichtum. Wenn uns selbst nichts einfällt – irgendjemand da draußen hat großartige Ideen, die helfen können. Nachdem wir nun lange alles verschlossen haben nach außen, dürfen wir uns wieder daran erinnern, dass die Stärken des Menschen in seiner Gemeinschaftsfähigkeit und dem kreativen Kollektiv liegen. Menschlichkeit ist tief in uns verankert, der Wunsch zu helfen, zu lieben und geliebt zu werden. Daran hat sich nichts verändert. Erinnerst du dich wieder daran?
Allen einen beweglichen und bewegenden Merkurtag. Hoffentlich trockene Witterung in den Katastrophengebieten und Regen, wo es seit Wochen daran mangelt. Ermutigung an alle, sich zu erinnern, was wir für kreative Schöpferwesen sind.
Danke an Katja für das Foto!

Ich will euch nur aufmerksam machen, dass ihr jeder Zeit recht vernünftig lebt. Wer lang leben will muss die erste Aufmerksamkeit seiner Seele schenken, damit diese nicht krank wird; zweitens muss er sorgen, dass der Leib, so viel als möglich und notwendig ist, im besten Zustande erhalten werde. Wenn die erste Aufgabe gelöst ist, so sorgt für den Leib!
Sebastian Kneipp, 1821–1897
Das Armbadbecken steht im wunderschönen Garten von Primavera in Oy-Mittelberg