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Türchen 14: Was Gutes für die Augen

Etwas Besonderes heute für eure Augen: Das Augenbad. Was brauchst du dazu? Ganz einfach: Eine Schüssel mit kaltem (16 bis 18 Grad) Wasser und so viel Platz in der Schüssel, dass du bequem deinen Kopf hineingeben kannst, ohne dass das Wasser überläuft.

Sebastian Kneipp sagt, wie es gemacht wird: „Man taucht das Gesicht in das Wasser ein, öffnet mehrmals die Augen. Dann erhebt man sich, setzt ungefähr eine viertel bis halbe Minute aus und taucht das Gesicht von neuem Ein. Die Wiederholung kann drei bis fünf Mal geschehen. (…) Ein anfangs auftretendes Schmerzgefühl beim Öffnen der Augen im Wasser weicht nach einiger Gewöhnung. Augenbäder beeinflussen die Zirkulation in den Augen und in ihrer Umgebung. Das kalte Augenbad stärkt und erfrischt den ganzen Sehapparat (…).“ Tipp: Wenn du die Augen im Wasser geöffnet hast – schau mal nach oben, nach unten, nach rechts und nach links und dann noch ein bisschen mit den Wimpern klimpern. Die Spielkinder unter euch dürfen noch ein paar Blubberblasen machen. Da reicht auch ein „Tauchgang“. Langsam und stetig und regelmäßig ist immer besser als „viel hilft viel“.

Die Indikationen für die Augenbäder: Allergien, chronische Nebenhöhlenentzündungen, wenn die Augen rot, trocken, entzündet, überanstrengt, übermüdet sind, bei Sehschwächen aller Art, Makuladegeneration, grauem Star, Nasen- und Stirnhöhlenkatarrhe aller Art zur Linderung und Prophylaxe, bei Nasenspraysucht.

Wichtige Kontraindikationen: Grüner Star, Glaukom! Hier wird kein Augenbad gemacht. Wer unsicher ist, frage den Arzt.

Nicht wundern, wenn nach dem Augenbad ein paar Tage die Augen reagieren oder die Nasennebenhöhlen. Es kann sein, dass die Augen brennen oder die Nebenhöhlen mit reagieren. Manchmal fließt für einige Tage regelrecht die Nase. Es wird mit den Tagen dann besser. Wer zu Heuschnupfen neigt, probiere das gern mal aus über den Winter und schaue, wie es im Frühjahr dann wird, wenn die Pollen wieder fliegen. Es ist selbstverständlich, dass man nach einem Augenbad Vorsicht walten lässt und nicht direkt danach nach draußen geht und sich einen Zug holt. Gerade für Bildschirmarbeiter kann das Augenbad hilfreich sein, denn wir neigen alle zu trockenen Augen, wenn die Heizungen an sind.

 

Für alle, die in diesen Tagen Sehnsucht nach Weite und Meer haben, nach dem ewigen Kreislauf des Wassers, ist dieses Foto von Silke mit Sicherheit eine Augenweide.

Einbildung

Lass die Einbildung schwinden, und es schwindet die Klage, dass man dir Böses getan.

Mark Aurel, 121-180

Silke hat ihr Winterfenster zauberschön geschmückt, oder? Danke für dein Foto!

Leere

Dreißig Speichen treffen die Nabe, aber das Leere zwischen ihnen erwirkt das Wesen des Rades.

Lao Tse, Tao te king

Danke an Theresa für das Foto!

Tür 12: Einschlafhilfe fix gemacht

Heute eine Einladung, die mildeste Form der Kneippanwendungen kennen zu lernen – die Waschungen. Die sind für alle Menschen, vom Baby bis zum Greis, wunderbar und Kneipp sagt: Die kürzeste Waschung ist die beste, sprich: wie üblich sind wir schnell damit fertig, wenn wir es geübt sind und es gibt kein Argument, Kneipp-Anwendungen NICHT in den Alltag einzubauen.

Es gilt das Motto: Anwendung = Zuwendung!, also wenn wir jemanden waschen, ist das eine wunderbare Form der Zuwendung.

Die Wirkung der Waschungen allgemein:

  • Entspannung
  • Entkrampfung von Organ- und Skelettmuskulatur
  • verstärkte Ausscheidung über die Haut
  • Stoffwechselanregung
  • Stabilisierung des Wärmehaushaltes
  • Regulierung des Blutdrucks
  • Steigerung der körpereigenen Abwehr
  • Verbessert die Hautdurchblutung

Heute stelle ich euch die Unterkörperwaschung vor:

  • Beruhigt, entspannt, fördert den Schlaf
  • Stärkt die Nerven bei Stress
  • hilft bei rheumatischen Erkrankungen
  • Hilft bei Arthritis und Arthrosen
  • Linderung venöser Durchblutungsstörungen
  • Beruhigungs- und Einschlafhilfe
  • härtet das Immunsystem ab

Wie wird’s gemacht? Ihr nehmt einen rauen Lappen (Leinentuch am besten) und taucht es in kaltes Wasser mit einem Schuss Essig. Wenig auswringen, es darf gut feucht sein. Startet am rechten Fuß, wenn sichergestellt ist, dass ihr warm seid! und fahrt erst außen und vorne am kleinen Zehn, fahrt dann vorne außen hoch über die Leiste wieder nach unten und an der Beininnenseite hoch, dann das linke Bein ebenso. Dann fangt ihr wieder am rechten kleinen Zehn an und fahrt nach hinten außen hoch bis zu den Pobacken, wieder mittig hinten runter und an der Beininnenseite bis über die Pobacken nach außen, dann das linke Bein. Danach die Fußsohlen – erst rechts, dann links – abwaschen. Nicht abtrocken, sondern mit den feuchten Beinen ab ins Bett und wieder erwärme oder direkt anziehen und euch bewegen, bis ihr warm seid.

Probiert es aus! Anwendungen am Unterkörper entspannen und helfen, den übervollen Kopf zu klären! Sie sind also auch super in der Nacht zu machen, wenn ihr dauernd aufwacht und nicht schlafen könnt.

 

Allen einen feinen Sonntag!

 

Das Waschbecken von Sebastian Kneipp. Vielbenutzt vom Wasserfreund.

Türchen No. 11: Uuuund Action!

Das elfte Türchen widmet sich der Bewegung, von der Sebastian Kneipp sagt: „Nur dann wird man Ersprießliches leisten, wenn man nicht auf einmal erreichen will, was man voraussichtlich erst nach längerer Zeit erreichen kann.“

Ich finde diesen Gedanken wunderbar, denn er ermutigt uns, einfach anzufangen und dann zu sehen, was sich alles ergeben mag. Eines nach dem anderen und lieber jeden Tag in Maßen, als am Wochenende in Massen und mit Muskelschmerz, da macht dann keiner weiter.

Kneipp begann bei ungeübten Menschen sogar mit Zimmergymnastik am offenen Fenster, also ganz langsam und mit einfachen Übungen, er nutzte dazu auch einen Besenstiel, mit dem man Dehnübungen machen kann.

Eine Übung, die für die ganze Familie lustig ist, ist das Zahlenschreiben, die kräftigt unsere Muskeln und belebt den Organismus.

Wie wird’s gemacht? Falte deine Hände und strecke beide Zeigefinger aus. Und dann schreibst du die Zahlen von 1 bis 10 mit großer Bewegung und so weit runter in die Knie wie möglich in die Luft und sagst sie dabei laut auf zur Anregung deiner Atmung. Immer aufrecht mit dem Rücken, dafür in die Knie gehen. Wer sehr ungeübt ist, nimmt sich erstmal zwei, drei Zahlen vor und arbeitet sich jeden Tag um eine Zahl vor. Wenn du fühlst, dass du nicht mehr kannst, noch eine Zahl schreiben und dann einen dicken Punkt in die Luft tupfen. Geschafft!

Und wer dann als Vielsitzer vielleicht noch seine Achillessehne denken will, stelle sich vor eine Wand  in etwa einem Meter Abstand. Beide Hände an die Wand legen und die Ellbogen langsam einknicken, bis die Dehnung in den Waden spürbar ist. Die Dehnung für rund 15 Sekunden halten und die Übung, zwei, dreimal wiederholen. Eignet sich super vor dem Laufen, geht aber auch als eigenständige Übung.

Test the best. Klein anfangen und steigern ist ein kluger Plan.

Allen frohes Üben und einen feinen Samstag.

Nix mit schlechter Luft

Wem seine Gesundheit lieb und teuer ist, der biete das Möglichste auf, dass er in reiner Luft seine Zeit zubringe, und vermeide aufs Sorgfältigste, schlechte verdorbene Luft einzuatmen!

Sebastian Kneipp, 1821-1897

Stephanie setzt das wie keine zweite um, denn sie schenkt uns so viele zauberschöne, wie Aquarelle wirkende Landschaftsfotos mit viel frischer Luft. Dankeschön!

10. Tür: Halswickel

 

Halsweh gibt es schnell mal. Es ist unangenehm, tut beim Schlucken weh und es ist oft der Auftakt für einen grippalen Infekt. Halswickel kann man bei allem Halsweh einsetzen, bei Schluckbeschwerden, auch bei geschwollenen Lymphknoten als Ergänzung und Unterstützung. Sie sind ein altes Hausmittel und einfach gemacht.

Auf dem Foto seht ihr die Profivariante mit einem fertigen Wickelset, die es für Kinder und Erwachsene gibt, aber ihr könnt ein ganz normales Küchenhandtuch mehrfach falten, um den Hals legen und mit einem Tuch befestigen.

Beim Hals gilt: die Wirbelsäule darf nie mit Auflage versehen werden, das Tuch also so falten, dass kein Wirkstoff wie Quark, Zitronen etc. auf der Wirbelsäule zu liegen kommen. Bei Halsweh sind Zitronenwickel oder Essig- oder Retterspitzwickel hilfreich. Das Innentuch mit Essigwasser oder Retterspitz tränken, umlegen, Außentuch drum und befestigen. Werden Zitronen verwendet, diese in Scheiben schneiden, aufs Tuch legen, eine Schicht Stoff über die Scheiben und umlegen, befestigen.

Wer sehr starkes Halsweh hat, kann einen Quarkwickel versuchen. Speisequark Magerstufe eine halbe Stunde vor dem Wickeln aus dem Kühlschrank nehmen, messerrückendick aufs Tuch aufstreichen, eine Lage Stoff umschlagen und auflegen. Gurgeln mit Salbeitee ist ebenfalls hilfreich zwischendurch.

Wer gar nichts im Haus hat, hat doch immer Wasser und Salz, oder? Mit Salz kann man wickeln, auch nur mit Wasser. Bei der Temperatur darauf achten, dass es kalt ist. Dafür muss allerdings der Hals warm sein, denn ihr wisst ja – kalte Anwendungen nur auf warme Körperteile! Die Wickel bleiben 15 bis 20 Minuten, dann werden sie abgenommen. Bei Erkältung auf ausreichende Trinkmengen achten, Bettruhe ist die wichtigste Medizin und Schlafen!

Auch wir üben regelmäßig, wie man Wickel macht, Auflagen und Kompressen vorbereitet und anwendet und das sind so wunderbare Hilfen im Alltag bei den vielen kleinen Malesten des Lebens. Probiert es aus! Gute Besserung allen, die gerade mit dicker Schnupfennase, Halskratzen und Kopfschmerzen im Bett liegen. Erholt euch gut.

 

Herr Winter

Winter

Der Winter ist ein rechter Mann,
kernfest und auf die Dauer;
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an.
Er scheut nicht süß noch sauer.

Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich und Seen krachen;
das klingt ihm gut, das hasst er nicht,
dann will er sich totlachen.

Sein Schloss von Eis liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem Stande;
doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.

Da ist er denn bald dort bald hier,
gut Regiment zu führen,
und wenn er durchzieht stehn wir
und sehn ihn an und frieren.

Matthias Claudius, 1740-1815

Manuela hat Herrn Winter fotografiert. Lieben Dank!

Türchen 9 – Komm in den Flow

Das neunte Türchen macht sich auf. Wir sind bereits im zweiten Adventsdrittel. Am Dienstagabend gab es an der VHS Kitzingen den letzten Vortrag für 2021 mit mir und das Thema war „Flow“. Großartig, dass wir für die Umstände draußen eine wunderbare Gruppe waren. Wir hatten miteinander einen schönen Abend. Wissen, Freude und Gemeinschaft sind „gute Medizin“ gegen Dunkelheit im Außen und Innen.

 

Deshalb heute auch etwas zum Thema Lebensordnung. Wir erlauben unbedacht jeden Tag eine Menge. Zum Beispiel, dass vieles aus der Welt 24/7 in unser Leben schwappt. Dass wir deshalb oft Angst haben, Unsicherheit erleben, verwirrt sind, schlecht schlafen. Starren wir nicht aufs Handy, erleben wir einen regelrechten Entzug, was am Dopamin liegt, einer machtvollen Neurotransmitter-Droge unseres Gehirns, die durch Medienkonsum mit ausgeschüttet wird. Wir gestatten, dass wir uns von diesen ganzen Geschehnissen mitreißen lassen. Warum?

Wenn wir wirklich in den Flow kommen wollen, also ganz in dem aufgehen, was wir tun, wie Kinder das bis heute jeden Tag meisterlich vormachen, müssen wir uns bewusst Zeitfenster nehmen, Flow entsteht nicht in 15 Minuten. Wir legen unsere modernen Nervtöter ab – Handy, piepsender Maileingang, 50 Ordner auf dem Desc und die Erlaubnis an alle, uns permanent zu stören. Stille ist wichtig. Fokussierung und Konzentration brauchen Zeit und Ruhe.

Das sind zu treffende Entscheidungen, sich für ein wichtiges Projekt Zeit zu nehmen und für Stille zu sorgen. Solche Entscheidungen fressen weniger Energie, wenn wir sie zur Routine machen. Legt euch eine Zeit am Tag zu – so früh es möglich ist – in der ihr bis zu zwei Stunden wirklich ungestört arbeiten könnt. Nehmt euch EIN = 1 Thema vor, eine Aufgabe. Zuerst die schlimmste, dann ist der Brocken weg, ihr könnt das erste Erledigt-Häkchen setzen und euch feiern, dass das geschafft ist. Pause!

Danach sorgt ihr weiter für Zeitfenster von rund 90 Minuten. Während dieser Fenster sind die Taschenkobolde aus. Weit weg. Kein Gedudel, kein Genöle von irgendwem. Ruhe, Stille, am Stück arbeiten. Bei einer Sache bleiben. Durchhaltevermögen entwickeln, wenn es klemmt, das gehört dazu. Talent nutzt nix, wir brauchen für vieles einen langen Atem und Geduld, Ausdauer und Gelassenheit.

Probiert es einfach mal aus, wie ihr vorankommt, wenn ihr das probiert. Und nicht nach dreimal aufgeben Marke „Ich habs ja probiert, das klappt bei mir nicht“. Thomas Alva Edison hat über 1000 Mal probiert, die Glühbirne zum Leuchten zu bringen, bis es funktioniert hat. Überlegt das mal! Und ihr habt ebenso oft versucht, nach dem Hinfallen wieder aufzustehen beim Laufenlernen. Und jetzt sind wir gleich „fertig“ mit etwas?

Nur Mut, probiert es aus. Verbindet euer Tun mit der Erkenntnis, dass es wichtige Arbeit für den Planeten, eure Ururururenkel ist, dass ihr eure Arbeit liebend gern tut, dass ihr neugierig seid, wo euch der Lebensweg damit hinführen mag und dass ihr frei entscheidet, wann ihr was wie tut. Freude und Belohnung nicht vergessen. Dann können wir mit unserer Arbeit so umgehen wie als Kinder. Damals war der Beruf Spielen, heute ist es etwas anderes (oder auch nicht! Ist nicht das ganze Leben eine Art Spiel oder Tanz??), doch wenn es eine gute Arbeit ist, können wir gut in Flow kommen. Oder wie es Meister Yoda anrät: Dem Fluss des Lebens vertrauen du musst.

Allen einen wunderschönen Donnerstag, das ist der Tag der Freude in der Woche.

 

Schnee und Eis am Fenster im Therapieraum. Und innen kuschlig-gemütlich. Herrlich.

Wenn es Winter wird

Wenn es Winter wird

Der See hat eine Haut bekommen,
so dass man fast drauf gehen kann,
und kommt ein großer Fisch geschwommen,
so stößt er mit der Nase an.
Und nimmst du einen Kieselstein
und wirfst ihn drauf, so macht es klirr
und titscher – titscher – titscher – dirr . . .
Heißa, du lustiger Kieselstein!
Er zwitschert wie ein Vögelein
und tut als wie ein Schwälblein fliegen –
doch endlich bleibt mein Kieselstein
ganz weit, ganz weit auf dem See draußen liegen.
Da kommen die Fische haufenweis
und schaun durch das klare Fenster von Eis
und denken, der Stein wär etwas zum Essen;
doch sosehr sie die Nase ans Eis auch pressen,
das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,
sie machen sich nur die Nasen kalt.
Aber bald, aber bald
werden wir selbst auf eignen Sohlen
hinausgehn können und den Stein wiederholen.

Christian Morgenstern, 1871-1914

Gabi hat das Winterfoto gemacht. Schneeverwehungen wie Riesenwellen. Danke dir!

Achtes Türchen: Ernährung 1

Es windet stark und es gab etwas zu schippen. Das perfekte Wetter, um die Nerven gut zu zerrütten, so eine Wetterlage macht vielen Probleme in den Knochen, Gelenken, aber auch der Stimmung. Deshalb habe ich gestern Abend unsere Weihnachtsgeschichte eingesprochen, damit ihr etwas zum Entspannen und gemütlich aufs Sofa kuscheln und lauschen habt. Endlich habe ich auch wieder einen Podcast aufgenommen, ich gebe Bescheid, wenn er erscheint.

Nachdem wir die letzten Tage viel mit Wasser gemacht haben, kommt heute etwas aus dem Bereich der Ernährung. „Lasst eure Nahrung so natürlich wie möglich“ ist ein hilfreicher Grundsatz. Das bedeutet: Essen mit langen Zutatenlisten, die mit einer E-Nummer verschlüsselt sind, sind keine Lebens-Mittel, sondern Antilebensmittel. Nahrung sollte möglichst frisch zubereitet sein, abwechslungsreich und wichtig: Es gibt keine Ernährungsregeln, die für ALLE Menschen gelten.

Der Rat, mindestens 2 Liter Wasser am Tag zu trinken, kann bei Nieren- und Herzpatienten schlecht sein. Deshalb gilt gerade in diesem Bereich immer nur eine Regel: Schau, wie es dir nach dem Essen damit geht. Ist der Kopf wie benebelt nach einer Mahlzeit, handelt es sich um die berühmte Fressnarkose, Brainfog. Dann ist etwas am Essen dabei gewesen, was eine allergische Reaktion im Körper auslöst. Geh dem nach und finde heraus, was es ist, damit du es künftig weglassen kannst. Rohkost ist für viele super, für viele aber eben nicht, sie sind die Suppenmenschen, die warmes gekochtes Gemüse brauchen. Dein Körper sagt dir, was dir gut tut.

Grundsätzlich brauchen wir Vitamine, Spurenelemente, gute Fette und Öle, Obst, Gemüse. Die Qualität der Ausgangsprodukte sollte gut sein, wenn möglich Bioanbau, um manches gar nicht erst in den Körper zu lassen. Ob jemand sich vegan ernährt oder Fleisch isst, ist eine persönliche Frage, die Auswirkungen auf die gesamte Welt hat – wie jede Frage übrigens. Besondere Ernährungsformen brauchen Fachkenntnis, damit kein Mangel an bestimmten Stoffen entsteht.

Für mich muss Essen schmecken, frisch sein, schön angerichtet. Bei uns gibt es kaum mal was Fertiges, wir kochen jeden Tag frisch, essen viel Gemüse, Obst, Salat und trinken den ganzen Tag irgendwelche Tees oder Wasser. Den Morgen beginnen wir mit Porridge und Frischkornbrei mit Obst, jeder das, was er verträgt und das Porridge, weil es Menschen gibt, die am Morgen gern etwas Warmes im Bauch haben.

Kochen ist nicht nur dafür sorgen, dass man irgendwie satt wird. Es hat zentralen Einfluss auf unsere Gesundheit und Lebensfreude, deshalb ist da durchaus Augenmerk darauf zu richten. Klar muss es mal fix gehen, dann sind Spaghetti mit einer Tomatensoße nicht verkehrt, jedes Gericht kann man problemlos mit guten Ölen, Gewürzen und Salat pimpen. Nüsse und Samen, Saaten, Gekeimtes auf der Fensterbank – hilfreich für Nerven und Immunsystem. Wie wäre es zu Weihnachten mit einem Sprossenglas als Geschenk oder Kresseschalen? Das ist sinnvoll und macht Spaß. Es versorgt uns mit frischen Inhaltsstoffen, wenn wir es besonders nötig haben, weil draußen nichts mehr wächst.

Und ob wir jetzt 16:8 oder 5:2 Intervallfasten oder nicht – das ist ebenfalls eine Typfrage. Machen wir uns klar, dass wir nicht dafür gebaut sind, einige große Mahlzeiten am Tag zu uns zu nehmen, wir sind Läufer und an karge Nahrung gewohnt, also genau das, was wir nicht machen. Mit allen Konsequenzen, die das hat.

Deshalb herzliche Einladung – schaut, was auf eurem Teller landet, wie es angebaut ist, wo es herkommt und wir ihr es verarbeitet, denn wir werden, was wir essen. Klarer Kopf, klarer Geist und Gesundheit beginnen oft mit dem, was wir uns im wahrsten Sinne des Wortes ein-ver-leib-en. Oder wie Kneipp gesagt hat: „Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke.“

Allen einen feinen Donnerstag!

 

Danke an Steffi für das tolle Foto!

Der Winter

Der Winter

Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet
Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen,
Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen
Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.

Der erste Stund ist sichtbar von dem Himmel
Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben,
wenn hoch erscheint von Sternen das Gewimmel,
Und geistiger das weit gedehnte Leben.

Johann Christian Hölderlin, 1770-1843

Anne hat das Foto in der Rhön gemacht. Herzlichen Dank!

7. Türchen: Wirkung des Wassers

Die meisten Menschen verbinden Kneipp-Anwendungen mit Wassertreten. Die Kneipp-Welt ist ein Kosmos großartiger Miniinterventionen mit großer Wirkung und man braucht dazu oft wirklich nicht mehr als eine Gießkanne oder ein Gießrohr (das kann man an den Duschschlauch anschließen, ich vermute, derzeit wollen sich eher wenige im Garten abgießen, denn es gibt die perfekte Kopplung auch für den Gartenschlauch, falls ihr noch ein sehr nützliches Weihnachtsgeschenk sucht). Die Anwendungen sind Sekundenanwendungen, von Wickeln und Auflagen abgesehen, sprich – es gibt keinerlei Argument, sie nicht in den Alltag mit einzubauen.

Warum denn ausgerechnet kaltes Wasser? Das ist so: Im Kontakt mit kaltem Wasser wird dem Körper Wärme entzogen. Das signalisieren unsere Kälte- und Wärmerezeptoren direkt dem Gehirn und das veranlasst stärkere Wärmebildung im Körper. Der Körper sorgt dafür, dass die kalte Stelle wieder erwärmt wird, das bewirkt eine Mehrdurchblutung und die regt ihrerseits wieder das Immunsystem an, besser zu arbeiten, durch die Mehrdurchblutung kann das Blut zudem viel mehr Sauerstoff an die Zellen und Schadstoffe aus den Zellen transportieren und das bedeutet, dass Heilungsprozesse angeregt werden können. Der Körper muss beim Erwärmen selbst aktiv werden (deshalb sind Warmanwendungen nur dann sinnvoll, wenn jemand zu schwach ist zum Selbsterwärmen, also maximal Schwerkranke oder beim ansteigenden Fußbad zur Abwehr eines Infekts), das heißt, dass Selbstheilungskräfte mit aufgeweckt werden. Längerfristig angewendet ist das für den Körper ein tolles Training, um den Wärmehaushalt gut zu regulieren. Man wird abgehärtet, ist also weniger anfällig für Krankheiten. Und da wir ja so gern zur Übertreibung neigen, gleich die Regel dazu:

– Schwache Reize entfachen die Lebensfunktion

– Mäßige Reize fördern die Lebensfunktionen

– Starke Reize hemmen die Lebensfunktionen

– Stärkste Reize bringen die Lebensfunktionen zum Erliegen (Arndt-Schultz-Regel).

 

Das bekannte Motto „viel hilft viel“ ist im Kneippschen Sinne also nicht wahr.

Wir kippen nicht literweise Eiswasser über uns oder laufen eine halbe Stunde lang barfuß durch den Schnee. Mäßig, aber regelmäßig – das gilt für alles im Leben.

Und falls sich jemand Sorgen ob des kalten Wassers macht: wir können euch aus langer Erfahrung sagen, dass das kalte Wasser nur die ersten Male seltsam ist. Irgendwann merkt jeder, wie gut das tut und findet stundenlanges Aufweichen in warmen Badewannen sehr überschätzt.

„Keine der Anwendungen kann schaden, wenn sie in der vorschriftsmäßigen Weise genommen wird – Anfängern, Schwächlingen und älteren Personen gönne ich für den Beginn laues, „abgeschrecktes“ Wasser. Die Fliegen locke ich ja auch mit Honig, nicht mit Salz oder Essig!“, schätzte Sebastian Kneipp das in seiner trockenen Art ein. Also ran an den Wasserschlauch.

 

Kneipps berühmte Gießkanne im Wörishofener Kneippmuseum. Damals gab es noch keine Duschen oder Warmwasser aus dem Wasserhahn.