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Kräuterkenntnisse

Wenn einer ein Dutzend solcher Kräuter kennt und deren Wirkung, so kann er unendlich vielem Unheil vorbeugen, er kann verhüten, dass Krankheiten an ihn herankommen, und wenn sie kommen, so kann er sie in kurzer Zeit entfernen.

Sebastian Kneipp, 1821–1897

Der Holunder durfte auch in Kneipps Hausapotheke keinesfalls fehlen.

Türchen 20: Was für gestresste Nerven

Die Nerven liegen bei manchem blank vor den Feiertagen. Wer darf wen noch besuchen, was wollen wir wie machen, Geschenke, die nicht unter dem Baum liegen, weil die Lieferkette nicht klappt und viele mit Sorgen um die Gesundheit oder ihren Arbeitsplatz. Das bedeutet schlecht zu schlafen, schneller auszurasten und rasch erschöpft zu sein. Das dürfte gerade auf die meisten von uns zutreffen.

Deshalb stelle ich euch heute aus der Kräuterapotheke den Baldrian vor. Valariana officinalis ist eine  Pflanze, die bis zu zwei Metern hoch werden kann. Echter Baldrian gehört zur Familie der Geißblattgewächse und wächst gern da, wo es feucht ist. Er blüht weiß bis rosarot. Baldrian hat einen typischen Geruch (den Katzen lieben), das rührt von den Valetotriaten her, die je nach Art 1 bis 2%ig vorkommen. Ätherische Öle wie Bornylacetat sind ebenfalls vorhanden, auch Beta Caryophyllen und viele andere Stoffe, die vermutlich mit den GABA-Rezeptoren unserer Nervenzellen wechselwirken. Noch ist unklar, wie Baldrian genau wirkt, aus der Erfahrungsheilkunde weiß man jedoch um die krampflösende Wirkung des Baldrians. So wird er traditionell im Bereich Psyche eingesetzt bei Unruhe, Schlafstörungen, Spannungszuständen, schwacher Konzentrationsfähigkeit und Einschlafproblemen. Er wird nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit oder für Kinder unter 12 Jahren empfohlen.

Verwendet wird die Wurzel, in der Regel als Tinktur, doch gibt es auch zahlreiche Teemischungen, oft mit Hopfen, Melisse und Passionsblume gemischt, die als Schlaftees im Handel sind und ebenso gut wirken.

„Baldriantee beeinflusst das Nervensystem und wirkt über das Großhirn besonders auf seelische Erregungszustände beruhigend. Weit geschätzt ist die Verwendung als Schlafmittel, besonders wenn die Schlaflosigkeit eine Folge von Übermüdung und Erschöpfung ist. Ebenso werden Zustände von Herzunruhe mit Herzklopfen, soweit sie den Teil einer allgemeinen Nervosität bilden, beruhigt. Baldrianwurzel lindert Kopfbeschwerden und behebt krampfhafte Zustände (…) Hierbei ist die Mischung mit Fenchel. Anis, Kümmel oder Anserine und Kamille zweckmäßig. Menge: 1 Teelöffel auf 1 Tasse Wasser, kurz aufkochen, 1 Tasse täglich.“ So lesen wir bei Pfarrer Kneipp im Hausbuch.

Wer sehr gestresst und genervt ist, kann auf viele Darreichungsformen der Baldrianwurzel zugreifen und ausprobieren, was ihm gut tut. Unterstützend wirkt ein kleiner Spaziergang vor dem Schlafengehen und das Runterfahren von Input rechtzeitig vor dem ins Bett gehen. Ansonsten gilt – atmen wir alle mal tief aus. Unser aller Nerven brauchen Entspannung. Seien wir nett und freundlich zu uns selbst und anderen. Wir können jede Form von Liebe, Freundlichkeit und Stille brauchen.

 

Eine Baldrianpflanze im Heilkräutergarten.

Türchen 20: Mahl-Zeit!

„Das größte Unglück ist, dass man bei den Kindern nicht anfängt, sie an die einfache Kost zu gewöhnen. Durch die Modekost, die heutzutage [Kneipp lebte 1821-1897] gang und gäbe ist, werden die Kinder verdorben und verweichlicht, so dass sie eine gesunde und kräftige Kost gar nicht mehr ertragen können.“

Kneipp regte sich sehr auf über die Ernährung der Menschen seiner Zeit. Damals war Kaffee für Kinder zum Frühstück angesagt, was dazu führte, dass die Kinder weder satt noch nervlich gut aufgestellt waren. Kneipp beobachtete sehr genau, dass für jeden Menschen etwas anderes in der Ernährung wichtig ist und legte größten Wert auf regionale Kost, die man gründlich kauen sollte. Unser heutiges Nahrungsangebot würde er kritisch sehen und uns die Frage stellen, ob wir glauben, dass das wahrhaftig sinnvoll ist.

Da wir uns ja in den letzten Tagen des Jahres gern irgendwelche Dinge vornehmen, die wir im neuen Jahr verändern möchten, wäre der Themenkreis Ernährung durchaus eine Beachtung wert. Regional, saisonal, so frisch gekocht wie möglich und so typgerecht wie es geht. Manche Menschen vertragen Rohkost, andere brauchen warme Süppchen, um sich geborgen und eingemittet zu fühlen. Jeder weiß im Grunde selbst, was ihm gut tut. Wir machen es nur nicht oder denken, das wäre zu viel Arbeit.

Frage: Du bist, was du isst. Wie kommen wir also drauf, dass das Essen nicht wichtig wäre? Davon abgesehen geben die Mahl-Zeiten unserem Tag Struktur und Rhythmus, gemeinsame Mahlzeiten in der Familie sind lebenswichtige Kontaktflächen. Essen ist mehr als essen, ist bedeutet auch, das „Brot miteinander zu teilen“, also am Leben mit allen Herausforderungen des anderen teilzunehmen und sich durch das gemeinsame Mahl zu stärken.

Nehmen wir uns stets ausreichend Zeit zum Essen. Überlegen wir, was wir uns an den Feiertagen auf den Teller häufen. Die beste Gelegenheit übrigens, um Brain fog wahrzunehmen, die „Fressnarkose“, wenn wir Dinge gegessen haben, die uns nicht wirklich gut tun. Beobachtet mal, wie die Mahlzeiten auf euch wirken, ob ihr danach fit und leistungsfähig seid oder der tiefe Wunsch entsteht, entweder drei Stunden zu schlafen oder einen Schnaps zur Verdauung zu trinken (kleiner Tipp: Artischocke, Mariendistel, Chicoreesaft als Aperitif oder Degistif können hilfreich sein).

Allen eine gute letzte Arbeitswoche vor den Feiertagen und den Kindern schöne letzte Schultage vor den Ferien!

 

Theresa hat dieses Foto auf dem Jakobsweg gemacht für alle, die ein wenig Sonne und Wärme brauchen können.

Winternacht

Winternacht

Wie ist so herrlich die Winternacht,
Es glänzt der Mond in voller Pracht
Mit den silbernen Sternen am Himmelszelt.

Es zieht der Frost durch Wald und Feld
Und überspinnet jedes Reis
Und alle Halme silberweiß

Er hauchet über dem See und im Nu,
Noch eh` wir`s denken, friert er zu.

So hat der Winter auch unser gedacht
Und über Nacht uns Freude gebracht.
Nun wollen wir auch dem Winter nicht grollen
Und ihm auch Lieder des Dankens zollen.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874

Danke an Manuela für das tolle Winterfoto!

Türchen 19: Still, still

Bei unseren Filmaufnahmen an diesem Wochenende geht es unter anderem auch um Stille, um Achtsamkeit. Wichtiges und spannendes Thema. Für heute habe ich genug in grelle Scheinwerfer gestarrt, das Wohnzimmer kommt mir gerade wie eine dunkle gemütliche Höhle vor (erfreulich kalt, weil ich vergessen habe, die Terrassentür zu schließen, das ist so erholsam, denn wo viele Scheinwerfer stehen, wird es in Minuten gefühlt warm, nicht wirklich in echt).

Oscar Wildes Aussage, dass jene gesegnet sind, die die Klappen halten können, wenn sie nichts zu sagen haben, nehme ich heute wörtlich. Ich habe heute so viel gesprochen, dass ich jetzt mit Christoph zusammen den Baum aufstellen und schmücken werde. Selbstverständlich zu Bachs Weihnachtsoratorium, da ist nichts zu sagen, nur mitzusingen. Morgen ist der letzte Filmtag für dieses Jahr, die neuen Filmprojekte sind noch im Schreibstadium und kommen nächstes Jahr. „Jauchzet, frohlocket“!

In diesem Sinne allen einen wunderschönen stillen 19. Tag. Ab und an ist es ja deshalb still, weil jeder einen Keks im Mund hat. Im Advent eine charmante Art zu schweigen.

 

Bäume im Winter: das Faszinierendste, was ich mir vorstellen kann. Jeder Baum erzählt seine Lebensgeschichte im Winter am ehrlichsten. DAS liebe ich. Danke, Ursula, für dein tolles Foto!

Türchen 18: Erste Hilfe in Tassen

Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen, heißt es im Volksmund und dass die Apotheke die beste ist, die wir vor der Haustür haben. In vielen Gartenjahren durfte ich die Erfahrung machen, dass das, was in meinem Garten am besten wächst – und das ist sehr verschieden von Jahr zu Jahr – das ist, was ich, ob schon gewusst oder noch nicht, am meisten brauchen werde. Ich habe mir angewöhnt, darauf zu achten und gezielt zu trocknen, was mehr als üblich vorhanden ist, weil ich weiß, dass es nötig wird. In diesem Jahr ist das Johanniskraut, ich habe schon viel Rotöl in diesen nasskalten Tagen für schmerzende Gelenke und Muskeln angeraten und so manches Nervenkostüm profitiert von Johanniskrauttee oder Dragees gegen Stimmungstief.

„Das Johanniskraut führte seiner großen Wirkungen wegen früher den Namen Hexenkraut“, schreibt Pfarrer Kneipp, der durchaus erkannte, welche Wirkungen das Kraut entfalten kann und zwar äußerlich wie innerlich. Selbst Nervenschmerzen wie bei einer Trigeminusneuralgie vertragen einen Versuch mit Johanniskraut (oder alternativ Aconit-Schmerzöl), vielleicht angewärmt und sacht aufgelegt. Das Rotöl wird eingerieben an die schmerzenden Stellen. Habt ihr mal eine Blüte des Hartheus genau angeschaut? Die goldenen Strahlen entdeckt, sie sie zu einer kleinen Sonne machen, weshalb sie auch zu Johanni geerntet wird?

Ansonsten freut es mich, dass ich gestern ein Glasschneidebrett geschenkt bekommen habe, auf dem Glasgefäße mit Heilkräutern abgebildet sind, als Tee überbrüht. Ich finde das Foto so schön, so viele Heilkräuter frisch sind etwas Herrliches. Da bekommt man schon Vorfreude aufs Gartenjahr 2022. Und welche Schätze bieten sich da jetzt in diesen nasskalten Tagen an – kocht euch Tees, genießt die Geschenke der Natur, die wir im Sommer in Hülle und Fülle haben. Unsere heimischen Tees haben oft uralte, bewährte Heilwirkungen und zudem schmecken sie. Von Minze über Melisse, Himbeer- und Brombeerblätter, Ringelblumen, Blüten aller Art, Malven und Hibiskusblüten, die so herrliche Farben ergeben, genießt es, euch mit einer Tasse Tee hinzusetzen und zu entspannen.

Und wer keinen Garten hat – keine Sorge. Es gibt herrliche Teemischungen und ein Tässchen Kräutertee genießen geht fix. Achtet nur beim Überbrühen darauf, die Tasse oder Kanne abzudecken, damit die ätherischen Öle nicht flüchten können, sondern im Getränk bleiben. Habt Freude und einen wunderschönen vierten Adventssamstag ohne Stress und Hektik.

 

Gartenschönheit Feuerdorn.

Für bewährt befunden

Lange Jahre hindurch habe ich sondiert und geprüft, getrocknet und zerschnitten, gesotten und gekostet. Kein Kräutchen, kein Pulver, das ich nicht selbst versucht und als bewährt befunden habe. Ich wünsche nur das Eine, dass die alten Bekannten zu neuen Ehren gelangen.

Sebastian Kneipp, 1821-1897

Pfarrer Kneipp hätte an diesen Ringelblumenbeet, das Maike in den Bergen fotografiert hat, seine helle Freude gehabt. Übrigens – in sechs Monaten schauen unsere Gärten auch wieder so aus, das als Memo für alle, die derzeit den Nebel nervig finden.

Türchen 17: Lebensordnung

Danke fürs Lesen!

„Handle nicht unvernünftig gegen dich selbst“ – das könnte ein hilfreicher Satz sein. Er beinhaltet die grundlegende Lebensregel – was brauchst du wirklich? Kneipp findet, dass die Arbeit im Sonnenlicht mit guter Vitamin-D-Versorgung für Knochen und Immunsystem sowie die Seele wichtig ist. Frische Luft war Kneipp lebenslang ein Anliegen, dass sie nicht mit irgendetwas verdorben wird und das Einatmen dadurch negative Folgen hat. Frevelhaft gegen den Körper darf man nicht handeln und „frevelhaft“ hat viele Gesichter. Die einen kasteien sich, die anderen stopfen sich voll, die einen bewegen sich nicht, die anderen zu viel oder auf ungesunde Weise – wir tun eine Menge gegen unsere Gesundheit.

Das Wichtigste für unsere Zeit ist kurz zusammengefasst:

Schlafen, schlafen, schlafen

Seelenhygiene: halte deine Seele frei von zu viel Belastung, zu viel Negativem, Informationsmüll und Sorgen, bösartigen Gedanken, die dich vergiften und reinige die Seele jeden Tag, so, wie du den Körper wäschst – raus mit Negativem, rein mit Klarheit. Und nein, wenn was wirklich schrecklich ist, kann ich es mir mit Glitzerspray und rosa Farbe definitiv NICHT schönreden. Das muss auch nicht sein.

Körper: Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist. Sprich: ausreichend Bewegung auf gute Weise. Gute Ernährung, so schlicht und unbearbeitet wie es für deinen Körper dienlich ist, frisch, am besten selbst zubereitet mit Lebensmitteln, die vor der Haustür wachsen und genug Wasser/Tee zum Trinken

Geist: Gute Gespräche mit inspirierenden Menschen, Musik, Kunst aller Art, sich im Denken üben durch Beschäftigung mit Philosophie, Interesse entwickeln an vielen Dingen, Begeisterung für das, was du tust

Lebensfreude ist ein wesentlicher Faktor, die nehmen wir uns gerade selbst. Muss das sein? Was freut dich heute, wofür wirst du heute Abend dankbar sein? Was stärkt dich seelisch, was freut dein Herz, welche Begegnungen kannst du heute haben, die dich nähren, auf deinem Weg voranbringen und dich ermutigen?

Ärger, Verzweiflung, Angst, zu viele Sorgen, Unzufriedenheit, Hadern, Missmut, Missgunst/Neid und Lieblosigkeit (zu 95 Prozent uns selbst gegenüber) zerstören langfristig jeden Hoffnungsboden, lassen keine Lebensfreude wachsen und erlauben keine Inspiration.

Deine herzliche Einladung für heute aus dem Bereich Lebensordnung: Wie wäre es, wenn du heute einen Unterschied in deinem Tag machst? Gestalte ihn so, dass du Freude hast, am Abend stolz darauf sein kannst, im Leben anderer – Kolleg:innen, Mitmenschen aller Art – zu bewirken, dass sie lächeln, sich freuen, singen, Mut fassen und einen guten Tag haben. Du wirst merken, dass dann auch dein eigener Tag wunderbar wird. Welche Schätze wirst du heute für dich und andere zutage fördern? Achte auf die Zeichen, schau genau und genieße die Entdeckerfreude.

 

Theresa hat auf dem Jakobsweg gut gefrühstückt. Danke für dein Foto!

Vernünftig leben

Lebe recht vernünftig; schätze es hoch, im Sonnenlicht dein Tagwerk vollbringen zu können; verdirb nicht selbst die gute Luft, welche du einatmen kannst, und sei nicht frevelhaft gegen deinen Körper, indem du mehr von ihm verlangst, als er zu leisten vermag, oder mit anderen Worten: Handle nicht unvernünftig gegen dich selbst!

Sebastian Kneipp, 1821-1897

Steffen hat uns dieses Foto von einer Reise durch China mitgebracht. Danke dir!

Türchen 16: Lebensordnung, heute: Mut

 

Angst essen Seele auf, hieß ein Film vor Jahren und diese Aussage trifft zu. Derzeit stelle ich viel zum Thema auf und arbeitet an inneren Kraftteams der Menschen. Immer häufiger taucht dort ein Begriff auf, der wichtiger wird: Zuversicht. Zuversicht ist etwas anderes als Hoffnung. Bei Zuversicht bin ich schon einen Schritt weiter als bei Hoffnung, denn ich sehe bereits etwas, ich habe eine Sicht. Das „Zu“ deute ich als „Hinwendung zu einer Sicht“.

Was nutzt uns Angst? Sie macht wach, achtsam, warnt vor Gefahren, schützt unser Leben. Verselbstständigt sie sich, beengt sie uns, engt uns ein, der Radius unserer noch betretbaren Welt wird immer kleiner, bis wir am Ende sogar auf der Couch sitzend in Panik verfallen.

Was hilft gegen Angst? Weite im Brustkorb. Atmen können. Vertrauen. Sicherheit, die in uns selbst liegt. Ein Warum im Leben. Mut. Respekt vor der Herausforderung. Freundlichkeit sich selbst gegenüber. Atmen, atmen, atmen. Das Gefühl, tiefste Wurzeln in der Welt zu haben, stabil wachsen zu dürfen und mit den Ästen des Lebensbaums den Stürmen gut trotzen können, weil der Stamm beweglich ist, tanzt mit dem Wind. Weil mutig sein nicht handeln ohne Angst ist, sondern handeln TROTZ Angst. Deshalb sind die Menschen Helden, die ihrer Angst trotzen. Die etwas versuchen, auch wenn die Panik im Anmarsch ist. Die Schritt für Schritt aus dem Gefängnis der Angst heraustreten, atmen gegen die Mauern, die einengen, die im Kopf ganz weit und frei werden und in ihrem Herzen ein Feuer des Muts entfachen können.

Mut richtet sich nicht nach außen, gegen etwas, sondern stärkt denjenigen, der ihn entwickelt, seiner inneren Stimme und Wahrheit zu lauschen und aufrecht stehen zu bleiben. Mut ist Kraftquelle, ist ein Geschenk, das sich ein System nur selbst machen kann. Ein anderer Mensch kann ermutigen, einladen, zu wachsen an der Überwindung von Angst, doch nur der Betroffene selbst kann die Entscheidung treffen, sein Gefängnis zu verlassen.

Was stärkt uns innerlich? Vertrauen, das oft durch Beziehungen zu Menschen entsteht, die verlässlich sind. Das Gefühl des Angenommenseins, Getragen sein von einer Gemeinschaft. Hoffnung. Liebe. Wertschätzung. Einander achtsam mit dem Herzen lauschen. Ein Händedruck von außen, ein ermutigender Blick, Kerzenschein, ein liebes Wort, ein Lachen. Dann entspannen sich unsere verkrampften Muskeln, können sich bereit machen zu guter Bewegung, losgehen, springen, laufen, tanzen.

Das Singen eines Mantrams kann unglaublich stärken, ebenso wie andere Arten von Gebet. Wir stellen uns damit in ein Energiefeld hinein, das groß ist, stark und mächtig und in dem wir geborgen sein können. Probiere es aus und suche dir ein Gebet, das dich anspricht. Lies es, sprich es, nimm es mit in deinen Tag. Schau, was geschieht, wenn du es häufiger wiederholst. Nur beobachten, was in und mit dir geschieht dadurch.

Allen einen beweglichen und bewegenden Merkurtag!

Nebelig ist es derzeit, wie Steffis Fotos heute belegen. Herzlichen Dank dafür!

Türchen 15 Seelengeheimnisse

 

„Seit Urzeiten haben sich die Menschen nach Sein und Leben der Seele gefragt; je mehr sie in Verbindung standen mit dem ‚Geheimnis der Natur‘ und es erlebten, umso stärker war immer der Glaube an die formende Kraft der Seele einerseits wie andererseits das Staunen und Bewundern einer weltweiten göttlichen Ordnung. Bei allen Völkern finden wir die Vorstellung, dass im menschlichen Körper noch ein zweites Ich lebt, dessen Träger die Seele ist. (…) Die moderne Seelenforschung erkennt den großen Verlust und die Gefahr für das körperlich-geistige Wohl, das in einer einseitig materiell-mechanischen Lebensauffassung liegt (…). Worin immer Sein und Leben der Seele zu suchen sein mögen, wir wissen und fühlen es klar: Eine unnfassbare Wirklichkeit ist die Seele.“ Dieses Zitat stammt von Sebastian Kneipp aus dem Werk „Das große Kneippbuch. Lehr- und Hausbuch der gesamten naturgemäßen Lebens- und Heilweise“, das Sebastian Kneipp und Bonifaz Reile, einer seiner Mitarbeiter, herausgegeben haben. Es war zu seiner Zeit weitverbreitet, in diesem Jahr jährte sich der Geburtstag von Pfarrer Kneipp zum 200. Mal.

 

In der Praxis habe ich jeden Tag mit Themen zu tun, die sich an den Schnittstellen von Körper, Seele und Geist befinden. Alle drei Bereiche wollen wohl genährt werden, beachtet und gepflegt sein. Für den Körper machen wir ja viel – von waschen und pflegen bis hin zu Ernährung wissen wir eine Menge. Wir handeln nur nicht danach. Der Geist braucht Nahrung in Form von guten Gesprächen, Literatur, Kunst, Musik, Spiritualität, das Gefühl von Aufgehoben und Geborgensein. Davon schneiden wir uns momentan massiv ab. Die Folgen können wir bereits sehen, von Orientierungslosigkeit und wenig Zukunftszuversicht junger Menschen bis Abgeschnittensein von allem, was trägt, das „vom Glauben abfallen“, mit allen Konsequenzen in Form von Einsamkeit und Verzweiflung. Im Seelischen brauchen wir Wärme, die durch Mitmenschlichkeit, Empathie, Begeisterung für das, was wir tun, Verehrung für die Schönheit der Welt, Naturerleben und vielem mehr aufgebaut wird – auch hier zeigt unsere Lebenswirklichkeit massive Verwerfungen.

 

In diesen Zeiten, in denen im Außen Dinge geschehen, die uns vor große Fragen stellen, sind mehrere Dinge wichtig:

Halten wir unseren Geist fern von Verwirrungen aller Art. Hass, Beschuldigungen, Anklagen, Vorwürfe aller Art tun niemandem gut. Bleiben wir dabei, dass eine ausgesprochene Wahrheit immer hilfreich ist, um mit Schwierigkeiten aller Arten klarzukommen. Die Wahrheit kann auch sein: „Ich weiß nicht, wie das Problem gelöst werden kann.“ Das wäre eine ehrliche Ansage. Bei neun Milliarden Menschen auf dem Planeten sind mit Sicherheit jede Menge Leute dabei, die Ideen zur Lösung beisteuern können. Warum fällt es so schwer zuzugeben, dass man nicht weiß, was richtig ist? Keiner weiß das. Gemeinsam können wir an Lösungen arbeiten.

Halten wir unsere Seele in der Liebe, sonst fällt sie in ein Land aus Eis und Hass und wir verlieren unsere Menschlichkeit. Besinnen wir uns darauf, dass Respekt, Achtung und Wertschätzung unseren Tonfall prägen sollen. Machen wir uns bewusst, dass jeder versucht, das Beste in der Situation zu tun. Respektieren wir das, bleiben wir in einem konstruktiven Gespräch und beenden Missionierungen aller Art. Und sorgen wir innerlich für Wärme, Begeisterung mit Miteinander. Jeder an seinem Platz. Das strahlt dann überall hin.

Sorgen wir durch achtsame Ernährung, viel mehr Schlaf, ausreichend Bewegung für unseren Körper, damit er fit bleibt und in seiner Mitte, um mit Belastungen aller Art fertig zu werden.

Jeder hat damit genug zu tun. Und alle haben wir die Aufgabe, gemeinsam mit der Weltengemeinschaft endlich anzufangen, Zukunft neu zu denken: Klima, Pandemie, Wirtschaft, Bildung, Gesundheit geht jeden Menschen auf dem Planeten etwas an. Das sind die Themen, die wir als Weltenfamilie zu lösen haben. Jetzt. Nicht irgendwann. Voll Respekt vor dem Wissen und den Erfahrungen anderer. Achtsam und bedacht. Sachlich und fern von persönlichen Befindlichkeiten. Mit weitem Blick, denn wir legen jetzt Grundsteine für die nächsten Jahrhunderte. Zeigen wir uns gegenseitig, dass neun Milliarden Menschen in der Lage sind, mit allen Herausforderungen fertig zu werden. Wenn wir bereit sind, den Kreativitätspool anzuzapfen, auch ungewöhnliche Ideen anzuschauen und aufhören, uns für die allein seligmachenden Wissenshüter zu halten. Jedes Kleinkind ist kreativer als das, was wir den ganzen Tag hören. Ehrlichkeit bedeutet, die Wahrheit zu sagen, denn sie ist Klarheit. Und alles, was wir klar erkennen, können wir auch gut angehen und an Lösungen arbeiten. Jetzt. Egal, was war – Fakten wären sinnig, bevor noch mehr Leid wächst. Im Advent sollte Vertrauen wachsen, Erwartung, dass wir losgehen und Probleme lösen, anstatt uns in die Wolle zu bekommen. Dann kann auch das Licht und damit verbunden die Wärme wieder in die Welt kommen.

Allen einen freundlichen Wochenteilungstag.

 

Schneeverwehungen können wie Meereswellen aussehen. Danke an Theresa für das Foto. Sie hat es vor einigen Jahren gemacht, als es über Weihnachten in Rottenbauer tüchtig geschneit hat.

Weltverbesserer

Wenn du zu dem Menschen wirst, den dein Hund in dir sieht, ist die Welt ein gutes Stück besser.

Das war in Tobis letztem Winter, als es richtig geschneit hat und er sich durch den Schnee wälzen konnte. Noch immer hören wir sein Tippeln über den Fußboden. Danke an Theresa für das königliche Foto eines kleinen Großen.