Uncategorized

Jahres-Kehraus-Tage

Am Monatsende kommt immer viel zusammen, erst recht am Jahresende. Versuche, den Schreibtisch leer zu bekommen, scheitern wie immer. Ein Team-Coaching gleich zu Jahresanfang will vorbereitet, ein Artikel geschrieben, Texte Korrektur gelesen werden. Die Rechnungen müssen gemacht und verschickt sein. Dazwischen die Infobroschüre vom Friedwald, auch das will alles mal in die Wege geleitet sein, man weiß ja nie und dann – die falsche Musik bei der eigenen Bestattung muss nun wahrhaftig nicht sein. Die Patientenverfügung ist upgedatet, das macht Sinn aus meiner Sicht. Ich mag es, wenn Dinge geklärt sind. Ob man sie dann so braucht oder irgendwann wieder ändert, spielt keine Rolle, Hauptsache, die Grundlagen sind vorhanden, die Richtung ist klar.

Andere malen gerade ihre Vision fürs neue Jahr, das mache ich nicht, das habe ich in diesem Jahr oft genug gemacht, das Ziel ist klar und ob es sich noch ändert und wie der Weg wird – das weiß ich noch nicht, ich muss es auch gar nicht wissen, denn mit jedem Schritt ergeben sich stets neue Optionen und Möglichkeiten. Der Stern, dem ich folge, hängt seit Jahren an der gleichen Stelle am Himmel, da muss ich mich nicht drum sorgen, ihn finde ich blind. Er leuchtet still, leitet und wundert sich auch wenigstens nicht lautstark über meine Irrungen und Wirrungen auf dem Lebensweg. Wobei sie so nach hinten betrachtet durchaus eine gewisse Logik hatten (was manchen Weg NICHT schöner macht, bei aller Liebe – nein).

Heute ist wieder Opatag, sprich Putzen, Aufräumen, alles schön machen, damit das Jahr dort sauber endet. Dazwischen die Fahrt hin und zurück, Zeit zum Nachdenken und Genießen der Landschaft. Das ist ein Vorteil, diese Fahrtzeit hat was, in der kann ich nichts tun außer mich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren und den Rest der Zeit die Gedanken kreisen zu lassen.

Wir werden heute vermutlich den letzten Schwesternpodcast des Jahres aufnehmen, denn auch Gabi hat Omatag und wir hoffen, dass wir noch einen gemeinsamen Termin im alten Jahr finden, an dem wir beide Zeit haben.

Was immer du in diesen letzten Tagen des alten Jahres tust – hab Freude. Ob du aufräumst, Visionboards klebst, ausschläfst oder was immer du tust, tu es mit Freude und Begeisterung.

Beenden wir gemütlich mit viel Tee ein anstrengendes Jahr und erwarten gespannt das neue Jahr. Ich vermute, es hat vergleichbare Herausforderungen, wir aber viel mehr Training, oder etwa nicht?

In diesem Sinne einen tollen letzten Tag im alten Jahr.

 

An dem Strand auf Rügen wäre ich jetzt gerade auch gern. Einfach nur auf Wellen gucken hätte was. So schau ich eben auf die Wellen, die meine Schreibtischunterlage unerklärlicherweise seit Wochen entwickelt. Manches im Leben erscheint mir seltsam, daran wird auch 2022 nicht viel ändern, fürchte ich.

Ein Jahr ist nichts

Ein Jahr ist nichts…

Ein Jahr ist nichts, wenn man’s verputzt,

ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt.

Ein Jahr ist nichts, wenn man’s verflacht;

ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht.

Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt;

in eigenem Sinn genossen und gestrebt.

Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot,

das uns im Innern nicht ein Neues bot.

Das Jahr war viel, in allem Leide reich,

das uns getroffen mit des Geistes Streich.

Ein leeres Jahr war kurz, ein volles lang:

nur nach dem Vollen misst des Lebens Gang,

ein leeres Jahr ist Wahn, ein volles wahr.

Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.

Hanns von Gumppenberg, 1966-1928

So hat sich das vermutlich auch der Mammutbaum im Yosemite-Park gedacht, den Theresa fotografiert hat. Ein Jahr ist nichts, aber es läppert sich zusammen.

Sowas von 2022

Die wilde Jagd am Himmel bläst nach und nach das alte Jahr hinfort. Vermutlich wird es viele erleichtern, dass 2021 sich dem Ende zuneigt, für die meisten Menschen war das ein härteres Jahr als 2020.

Wie wird das neue Jahr?

Auf die Dinge im Außen habe ich nur begrenzten Einfluss. Zwar unterschätzen wir alle massiv unsere Macht in Bezug auf das, was außen geschieht, denn wir entscheiden mit jedem Kauf, was wir unterstützen: ob wir regional, bio, sorgsamer Anbau bevorzugen oder meinen, ein T-Shirt müsse billig sein: all das hat massive Konsequenzen in der Summe der Konsumenten. Insofern könnten wir alle täglich bei sehr vielen Entscheidungen überlegen, was sinn-voll ist und wo wir besser zurücktreten.

Auf die Stimmung im Land habe ich Einfluss. Wenn ich mies gelaunt und ängstlich bin, stecke ich damit andere massiv an. Den Dingen, denen ich meine Aufmerksamkeit schenke, gebe ich Wachstum und Gedeihen – ich habe also eine Menge in der Hand. Füttere ich die Angst, den Hass, den Zwist oder nehme ich die massiven Herausforderungen unserer Zeit sportlich und betrachte sie als krasse Übungsmatte, auf der sich meine Ansichten täglich zu beweisen haben?

Was ich sicher beeinflussen kann, ist meine innere Einstellung, meine Ausrichtung und Fokussierung. Wo ich mich persönlich einnorde, habe ich durchaus in der Hand, denn Gedanken sind frei und ich bestimme ihre Richtung. Widme ich mich dem Potential, der Schönheit der Welt, der Zukunftsgestaltung? Befasse ich mich mit New Work, wo verpflichte ich mich welchen Dingen, welchen Werten folge ich? Welchen Pfad empfinde ich als den zu mir gehörigen und gehe ich ihn oder nutze ich die achtspurige Autobahn, weil es einfacher ist?

In Franken wünscht man sich einen „Guten Beschluss“. Man schließt etwas ab in diesen letzten Tagen des Jahres. Vermutlich wünschen sich einige, dass die Pandemie sich nun abschließt und hoffen auf die Rückkehr zum vorigen Zustand – nein, das wird nichts. Die Welt hat sich verändert und wir sollten begreifen, dass Aufwachen mehr hilft als wegsperren und ignorieren.

Wir sind nicht mehr der Nabel der Welt. Das Land der Dichter und Denker präsentiert sich in der letzten Woche des Jahres als Land der Spaltung, der Unhöflichkeiten, des Beschimpfens, der Lagerbildung und argwöhnischen Betrachtung der Mitmenschen, verbunden mit der Arroganz, die uns seit einigen Jahren zu eigen ist, was uns alles zusteht, worauf wir alle Rechte haben und wie unser Standard zu sein hat. Ist das so?

Wir vergeuden unsere Energie weiterhin auf diesem Level – aus meiner Sicht gehört unsere gesamte Energie anderweitig investiert. Jenseits dieser Befindlichkeiten liegt das Feld, auf dem Zukunft geschrieben wird. Jenseits des Anspruchs, andere von unserer Meinung, unserem Rechthaben überzeugen zu müssen, beginnt die Arbeit, die jetzt zu tun ist. „Beyond fear“ lautete ein tolles Projekt von Tina Turner und Kolleginnen vor Jahren. Jenseits der Angst ist der Garten, an dem wir uns treffen, wie Rumi sinngemäß bereits im 11. Jahrhundert erkannte.

Wo wird 2022 dein Garten sein? Bleibst du im Land der Befindlichkeiten, des Rechthabens, des Zwists oder bist du dabei, wenn Zukunft gestaltet werden will, die Welt Ideen, mutige Menschen und kraftvolle Persönlichkeiten braucht? Tankst du Kraft oder verschleuderst du sie im Kampf gegen Irgendwas? Leg die Waffen nieder. Steh aufrecht und komm ins Team. Die Pandemie ist – und das schreibe ich zum xten Mal – ein Brandbeschleuniger und sie legt den Finger auf ALLES, was nicht rund läuft. Also nutze die Chance und folge dem Finger. Genau an seinem Ende beginnt die Arbeit an der Zukunft. Genau an diesen Stellen.

Wo bist du am besten aufgehoben, wo liegen deine Stärken? Folge genau DEM Finger, an dessen Ende DEINE Power gebraucht wird. DAS ist sowas von 2022. Könnte gut werden.

Allen einen freundlichen Donnerstag, den letzten 2021. Genießen wir das.

 

Amaryllis sind sensationell.

Lied zum neuen Jahr

Neujahrslied

Mit der Freude zieht der Schmerz
traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
bange Sorgen, frohe Feste
wandeln sich zu Zeiten.

Und wo eine Träne fällt,
blüht auch eine Rose.
Schon gemischt, noch e wir’s bitten,
ist für Throne und für Hütten
Schmerz und Lust im Lose.

War’s nicht so im alten Jahr?
Wird’s im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehn und kommen wieder
und kein Mensch wird’s wenden.

Gebe denn, der über uns
wägt mit rechter Waage,
jedem Sinn für seine Freuden,
jedem Mut für seine Leiden
in die neuen Tage,

jedem auf dem Lebenspfad
einen Freund zur Seite,
ein zufriedenes Gemüte
und zu stiller Herzensgüte
Hoffnung ins Geleite!

Johann Peter Hebel, 1760-1826

Sigrid hat gestern die Sekunde Sonne erwischt zwischen den Wolken! Danke für dein Foto!

Zauber des magischen Kindes

Die Rauhnacht am Tag der Unschuldigen Kinder (28. 12.) gilt als Umkehrmöglichkeit. Umkehren im Sinne von Verändern, was dich nicht mehr trägt, und die Möglichkeit, mit dem inneren Kind Kontakt aufzunehmen. Viele Menschen arbeiten mit ihrem inneren Kind oft in der Form, dass sie sich damit identifizieren, sprich fühlen, was es fühlt und so Duplikate des Leids erschaffen. Das innere Kind möchte gewertschätzt, gesehen werden und gefragt, ob das Erwachsenen-Ich an die Seite treten und es schützen darf. Dann wird es frei und kann wachsen. Dann endet Leid.

Zu den Rauhnächten passt für mich der Gedanke, das magische innere Kind wieder zu entdecken. Jenes Kind, das die Kraft der Phantasie benutzt, um damit zu fliegen, in fremde Länder zu reisen, darauf zu vertrauen, dass Wünsche Wirklichkeit werden. Jenes Kind, das keine Grenzen kennt, weil sein Geist weit und frei ist. Vielleicht mag der Eine oder Andere dieses magische Kind wieder in sein Leben einladen, das lautmalend in der Welt der Vorstellungskraft unterwegs ist, weil es den Eichendorff-Satz „Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort“ kennt und um die Kraft der Sprache weiß.

So singt und spricht das Kind seine magischen Formeln, erschafft die Welt neu, großartig, frei, liebevoll, lebendig, ohne Grenzen, in bestem Kontakt mit allem was lebt, mit einem unglaublich riesigen liebenden Herzen, mit der Neugier des noch nie Gesehenen und der Unvoreingenommenheit des Lichtwesens, das noch kein Arg kennt und sich behütet fühlt. Wenn wir heute Nacht zu diesem Kind Kontakt aufnehmen, wird es sein, als kämen wir nach einer sehr, sehr langen Reise wieder in unser wahres Zuhause. Das, in dem Magie real ist. Das Land, in dem Wunder wahr werden, weil wir die Möglichkeiten nicht begrenzen. In dem die Zukunft bereits greifbar existiert und wir uns von unserem künftigen Ich beraten lassen können, weil es nicht irgendwann so sein könnte, sondern bereits greifbar IST.

Hast du dein magisches Kind schon aus dem Exil nach Hause zurückgeholt?

Hast du es eingeladen, mit dir am Kamin zu sitzen und die Geschichten seiner Reisen zu erzählen?

Hast du gesehen, wie der Sternenstaub auf diesem Kind glitzert? Erinnert dich das an etwas?

Siehst du in seinen Augen endlose Liebe, die nicht eingrenzt, nicht fordert, sondern fließt? Zu dir?

Siehst du die Schönheit dieses Kindes, seiner Bewegungen und seiner Sicht auf das, was dir einengend, begrenzt, in the box, einsam und verlassen erscheint?

Heute Nacht kannst du es wieder in dein Leben einladen. Es wird kommen. Es wird mit dir die Welt neu erschaffen. Es wird dein Herz mit Löwenmut füllen und deine Augen leuchten lassen, denn dann bist du vollständig. Das magische Kind ist die Lücke, die dein schmerzhaft in Stücke geteiltes Leben heilt. Es macht den Unterschied zwischen „das geht doch nicht!“ zu „ich halte es für möglich“ und endet mit „woooow.“

Ich wünsche dir einen Wow-Tag. Die Rückkehr des magischen Kindes in deinem Leben. Und jede Menge Sternenstaub, damit du nicht vergisst, dass auch du Sternenstaub in dir hast. Das Universum braucht dich. Bist du da? Bist du wach für die richtigen Fragen? Bist du bereit? Nimmst du den Umkehrtag als Geschenk, aus negativen Energien positive werden zu lassen? It’s magic. Schau, was geschieht.

 

Gabis Baumfoto ist wunderbar. In wenigen Monaten schauen wir wieder staunend in die Wipfel hoch, durch das gefilterte Sonnenlicht und wissen – Wunder sind total real. Danke für dein Bild!

Zwischen den Jahren zu singen

Ich fühle wie entzaubert

Das Geisteskind im Seelenschoß

Es hat in Herzenshelligkeit

Gezeugt das heil’ge Weltenwort

Der Hoffnung Himmelsfrucht

Die jubelnd wächst in Weltenfernen

Aus meines Wesens Gottesgrund.

Aus dem Anthroposophischen Seelenkalender, Weihe-Nacht-Stimmung, Rudolf Steiner

Maikes Bergsee! Von Herzen Danke für dieses wunderschöne Foto!

Wege und Brücken

Welche Wege möchtest du 2022 neu gehen?

Welche Straße soll dein Leben nehmen? Ist es ein Kreisverkehr, bei dem du immer wieder an den gleichen Stationen herauskommst? Ist es eine Sackgasse? Eine vielbefahrene Autobahn oder dein individueller Trampelpfad durch den Dschungel des Lebens? Wo fühlst du dich wohl und wie ist es?

Wo baust du Brücken – zwischen Menschen, Meinungen, Ansichten, Getrenntem? Und wo reißt du sie ein?

Danke an Steffi für das Foto! Vergleicht mal die Perspektive beider Bilder von heute.

Erfolg oder Wert oder beides?

Versuchen Sie nicht, eine Person des Erfolgs zu werden, sondern versuchen Sie vielmehr, eine Person des Wertes zu werden.

Albert Einstein

Die ruhige Kraft eines Bergsees – so darf es in uns auch aussehen, wenn wir reflektieren. Das geschieht in der Stille, die erst Klarheit möglich macht. Danke an Katja für das Foto!

Was willst du in diesem Jahr zu Ende bringen?

Weihnachten ist nicht für alle friedlich. In mancher Familie knallt es mächtig an den Feiertagen. Erwartungen prallen aufeinander, Vorstellungen reiben sich. Zwischen den einzelnen Festorten liegen oft viele Kilometer, die auf der Autobahn, im Zug oder sonstwo zwischen den Welten verbracht werden. Nun, das Fest 2021 ist vorüber. Atmen wir durch und sortieren wir uns neu.

Die Rauhnächte sind am 21. gestartet und enden am 6. 1. Zeit, das Haus zu räuchern. Zeit, Dinge abzuschließen, die noch 2021 zu Ende gebracht werden sollen. Zeit, Geliehenes zurückzugeben. Zeit, sich zu entschuldigen, wenn noch etwas offen ist, damit man nicht mit Negativem ins neue Jahr starten muss.

Was möchtest du 2021 noch abschließen, damit du unbeschwert ins neue Jahr starten willst?

Was wird 2022 dein wichtigster Plan sein für dein Leben?

Stehst du an einer wesentlichen Gabelung in deinem Leben und du sollst dich entscheiden? Was wird dich dabei leiten?

Wer ist die Person, die zu dir Ich sagt und wie nah kommt sie dir 2022? Schaffst du Kongruenz?

Wie gelingt es dir, immer mehr zu dir selbst zu werden, immer freier zu werden von dem, was andere über dich sagen und deinen ureigenen Weg zu erkennen und Schritt für Schritt zu gehen?

Was willst du 2021 noch loslassen, was du schon so lange trägst und was dir vielleicht nicht gut tut?

Wofür möchtest du dich in dieser Woche noch bei wem bedanken und du hast es noch nicht getan?

Startet alle gut in die letzte Woche dieses besonderen, für uns alle schwierigeren 2021 (schwieriger als 2020 dürfte es für so gut wie alle Menschen gewesen sein).

 

Danke an Steffi für das Foto aus dem Winterwald.

Freundlichkeit

Wenn wir irgendetwas unterschätzen in unserem Leben, dann ist es die Wirkung der Freundlichkeit.

Mark Aurel

Die Weihnachtszeit geht immer mehr in die Rauhnachtzeit über. Bis zum 6. Januar sind die Schleier zwischen den Welten weit geöffnet.

Danke an Theresa für das Foto!

Türchen 24: Frohe Festtage!

Wir wünschen allen wunderschöne Weihnachtstage. Hoffentlich könnt ihr sie so verbringen, wie ihr euch das wünscht mit euren Lieben bei guter Gesundheit. Allen, deren Weihnachten nicht so verläuft wie erhofft: Macht das Beste daraus und versuchen wir alle, die Verbindungen untereinander mit Liebe zu stärken anstatt mit Hass, mit Gemeinschaft statt Ausgrenzung und mit Freude.

Ein schönes Weihnachtswochenende allen, egal, an welcher Stelle ihr seid – ob daheim mit der Familie, im Einsatz für Menschen draußen, auf den Straßen gute Fahrt und gute Ankunft, damit das Fest friedlich und stärkend werden kann für alle.

Weihnachten 2021

Gesegnet sei die heilige Nacht,
die uns das Licht der Welt gebracht!

Wohl unterm lieben Himmelszelt
die Hirten lagen auf dem Feld.

Ein Engel Gottes, licht und klar,
mit seinem Gruß tritt auf sie dar.

Vor Angst sie decken ihr Angesicht,
da spricht der Engel: „Fürcht’t euch nicht!“

„Ich verkünd euch große Freud:
Der Heiland ist geboren heut.“

Da gehn die Hirten hin in Eil,
zu schaun mit Augen das ewig Heil;

zu singen dem süßen Gast Willkomm,
zu bringen ihm ein Lämmlein fromm.

Bald kommen auch gezogen fern
die heilgen drei König‘ mit ihrem Stern.

Sie knieen vor dem Kindlein hold,
schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold.

Vom Himmel hoch der Engel Heer
frohlocket: „Gott in der Höh sei Ehr!“

 

Eduard Mörike, 1804-1875

Türchen 23: Her mit dem Phönixmoment!

Sebastian Kneipp vergleicht das helle Tageslicht, das die Natur ins rechte Bild rückt, mit einem Saal voller wunderschöner Kunstwerke und die finstere Nacht mit einem Kerker und macht sich Gedanken, wie es wäre, wenn wir die Sonne nicht mehr erblicken würden. Im Winter ist es lange dunkel, in manchen Ländern wird es sogar nie richtig hell in den Wintermonaten, auch das überstehen Menschen, wenn sie daran gewöhnt sind und damit umgehen können.

Das Bild von Kneipp würde ich gern auf unsere innere Finsternis beziehen, denn an der leiden wir gerade gewaltig. Die erneute Entwicklung im Außen erweckt durch den Eindruck, dass das Murmeltier täglich grüßt, nicht gerade Fortschritte Richtung Licht, Luft und Sonnenschein.

Von vielen Klienten höre ich, dass sie müde sind. Sie wollen gar nicht mehr hören, welche Beschlüsse gefasst werden und welche Auswirkungen das auf ihr Leben hat. Sie möchten den Zustand vor der Pandemie oder einen vergleichbaren als Zukunftsvision. Das ist eine Illusion, diesen Zustand bekommen wir nicht mehr.

Wir werden lernen, mit dem Virus zu leben wie mit allen anderen Viren auch. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass niemand so recht weiß, wie mit der Lage umgegangen werden soll und wenn man immer mehr vom Gleichen tut und andere Resultate erhofft, darf sich an das Einstein zugeschrieben Zitat erinnern: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Welche politische Färbung eine Regierung hat, ist unwesentlich, die Lösungsversuche sind ähnlich. Vielleicht liegt die Lösung außerhalb der Denkbox, in der wir uns seit zwei Jahren bewegen und es gäbe gute Wege im Umgang mit der Situation, wenn wir einfach mal in die Welt hinein fragen: Hey, wie können wir auf beste Weise die Pandemie bewältigen unter Berücksichtigung aller Fragestellungen? Und im Zuge der Lösung gleich das Gesundheitssystem auf neue Füße stellen, um mit den anderen offenen Baustellen weiterzumachen? Fast 9 Milliarden Schöpfergenies sind da draußen, ich bin überzeugt, wenn wir alle guten Gedanken zusammentragen, ergeben sich sehr gute Wege. Dazu müsste man als Erstes eingestehen, dass man nichts weiß. Das ist nicht schlimm, sondern weise. Niemand weiß was und schon gar nicht alles, aber zusammen wissen wir jede Menge. Es geht nicht ohne das Wissen und die Ideen, die Kreativität aller. Dann können wir auch die Energie in Lösungen buttern, anstatt uns in Grabenkämpfen zu erschöpfen.

Solange Finsternis herrscht, ist es wichtig, sich jeden Tag auf sein eigenes inneres Licht zu besinnen. Wo kannst du in deinem Alltag ein Licht für dich und andere sein, ihre Dunkelheit erhellen, ihre Traurigkeit erleichtern, mit ihnen lachen und weinen, singen und tanzen und sie ermutigen, das auch zu tun, um die Situation bei guter geistiger Gesundheit zu bewältigen? Was stärkt dich in diesen Tagen, was füllt dein Herz mit Freude? Freude vertreibt Angst, Vertrauen und Zuversicht verjagen Zukunftspanik und Vernunft in Verbindung mit kreativem Genie löst auch hochkomplexe Fragestellungen.

Jedes Problem bringt seine Lösung mit – wenn wir sie noch nicht sehen können, bedeutet das nicht, dass sie nicht da ist, nur, dass wir nicht aufhören dürfen, sie einzuladen. Das tun wir nicht, indem wir dichtmachen, sondern indem wir uns weit machen für Ideen, für Vorschläge, für Austausch. Sachlich, fundiert, gewissenhaft, mit Ernst und von tiefer Menschlichkeit und Hoffnung getragen. Wenn das im Außen noch nicht geschieht, sind wir eingeladen, die Stimmung von Zuversicht, Vertrauen ins Genie des Menschen, der immer Lösungen findet, Verbundenheit trotz äußerlicher Trennung und Lebensfreude in uns stets zu bewahren und die Flamme des Lebens zu hüten.

In diesem Sinne allen einen freundlichen Jupitertag, der der Bringer des Frohsinns sein soll – 2022 ist übrigens ein Jupiterjahr. Und jetzt in den Rauhnächten sind die Schleier zwischen den Welten offen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begegnen sich intensiv. Fragen wir unser künftiges Ich, wo es für uns hingehen mag und lauschen wir mit dem Herzen auf die Antwort.

 

Der Phönix steht im Garten von Primavera. Er verbrennt am Ende eines Zyklus, um dann aus der Asche wieder aufzuerstehen. Es ist Zeit für einen Phönixmoment.

Licht, Luft und Sonnenschein

Was ist doch für ein großer Unterschied zwischen Tag und Nacht! Vergleiche man eine schöne Mittagsstunde, wenn die Sonne recht hell scheint und keine Wolken am Firmament sind, mit einer Mitternachtsstunde, wenn es bei der größten Finsternis ganz unheimlich ist und alle Gegenstände entweder gar nicht oder nur unklar geschaut werden können! Es ist, wie wenn man einen recht großen Saal mit schönen Bildern und Kunstgegenständen betrachtet und im Gegensatz hierzu einen recht dunklen, schaurigen Kerker, wo ringsum nur Finsternis und Unheimlichkeit herrschen. Wie der Anblick eines solchen Saales das ganze Gemüt hebt und erfreut, so kann ein derartiger Kerker nur Furcht und Wehmut einflößen. Wer möchte einen solch düsteren Ort sich zu seiner Wohnstätte auswählen? Einem solchen prächtigen Saal gleicht nun die Schöpfung, wenn sie vom Licht der Sonne beleuchtet ist. Würde aber einmal die Sonne einige Wochen gar nicht mehr auf- und niedergehen, welche Folgen müsste dieses für die ganze Schöpfung haben! Wie erst würde es dem vorzüglichsten Geschöpf auf Erden, dem Menschen, ergehen? Wie würde es mit der Gesundheit und selbst mit seinem Leben aussehen?

Sebastian Kneipp, 1821-1897

Einen herrlichen Ausblick in die Berge hat man vom Balkon von Primavera in Oy-Mittelberg aus.

Türchen 22: Holundermagie

„Vor jedem Holunderstrauche möge man den Hut ziehen“, riet Sebastian Kneipp. Wie kaum ein anderes Gewächs in unseren Breiten ist der Holunder mit zahllosen Mythen und uraltem Heilwissen verknüpft. Früher gab es bei jedem Haus einen Holunderbaum, alles an ihm ist heilkräftig. Aus den Blüten wird der Fliederblütentee gemacht, der stark schweißtreibend wirkt und bei Infekten eingesetzt wird, um ins Schwitzen zu kommen. Gleiches gilt für die Beeren, die als heißer Saft auch den Schweiß anregen. Die Rinde ist heilkräftig bei Durchfall und Verstopfung.

Dem Holunder konnte man Krankheiten „anhängen“, er war das magische Tor zur Elfen- und Unterwelt, am 21. 6., dem Johannitag, konnte der, der unter dem Hollerbusch saß um Mitternacht, den Elfenkönig ausreiten sehen.

Aus den Zweigen schnitzten die Kinder Pfeifen. Der Sargtischler nahm einst Maß mit einem Zweig des Holunderstrauchs, die Reitgerte des Kutschers, der das Gespann lenkte, auf dem der Sarg stand, war auch aus Holunder. Niemals durfte man eine Wiege aus Hollerholz machen, sonst würden die Feen das Kind holen und stattdessen ein Feenwechselbalg dort lassen. An den Holunder schüttete man das Badewasser, vergrub die Zähne und band die Krankheiten hinein.

Der Holunder ist mit Sicherheit unsere magischste Pflanze. Er ist Frau Holle zugeordnet, die machtvolle Göttin an der Grenze zwischen Leben und Tod, die jetzt, wenn am 21. 12. die Rauhnächte beginnen – achtet auf eure Träume!! – mit Wotan und allerlei „Gelichter“ mit der Wilden Jagd, den Winterstürmen, über den Himmel zieht und im Alpenraum Perchta genannt wird. Deshalb wird jetzt keine Wäsche mehr draußen aufgehängt, damit sie kein Leichentuch wird. Die ungeborenen Seelen sitzen im Mantelsaum der Holle auf deren Reise um die Welt, um sich ihre Familien zu wählen, in die sie hineingeboren werden möchten.

Wohl dem, der einen Holunder im Garten oder vor dem Haus hat, diesen Schutzbaum der besonderen Art. Wer mag, startet heute mit einer großen Tasse heißen Holundersafts als Kick fürs Immunsystem und um sich gut mit den Kräften, die ab jetzt bis zum 6. Januar auf besondere Weise spürbar werden, zu verbinden.

„Weil man sich  an die überaus guten Dienste des Holunderbaumes, dieses treuen und früher so geachteten Hausfreundes, nicht mehr erinnerte, deshalb hat man ihn vielfach verworfen. Möchte dieser der alte Freund wieder zu neuem Ansehen kommen!“ Dieser flammende Aufruf Pfarrer Kneipps möge euch daran erinnern, einen Holunderbaum zu pflanzen und so ein Stück wichtige Hausapotheke im eigenen Garten zu haben.

Allen einen freundlichen Jupitertag.

 

Annemarie hat im Theilheimer Steingarten fotografiert. Herzensdank!