Author page: Christoph Krokauer

Gefühls-Falle

Goethe kannte auch weniger erfreuliche Tage, wie sein Zitat belegt. Das Leben kann wie eine böse Krankheit, die Welt wie ein Tollhaus aussehen und oft genug entspricht das durchaus einer sehr nachvollziehbaren Sichtweise.
Wir haben so eine leicht neurotische Angewohnheit, dass wir uns immer alles schönreden wollen. Dinge, die schlimm sind, sind immer gleich Chancen. Menschen, mit denen wir ein Problem haben, sind Arschengel, die uns bei der Weiterentwicklung helfen. Das stimmt auch, wenn man über größere Zeiträume denkt, aber in dem Moment, in dem uns Schreckliches widerfährt, sind wir noch lange nicht in der Lage, in dem auch den vielleicht wirklich notwendigen Lerneffekt zu begrüßen.
Huschen wir zu rasch über negative Emotionen hinweg, haben wir sie nicht erfolgreich „bewältigt“, sondern recht erfolglos verdrängt. Sie sammeln sich in dunklen Ecken, diese Emotionen, und wenn wir nicht aufpassen, packen sie die Keule aus und braten uns eins über.
Was wäre ein vielleicht brauchbarer Weg?
In Momenten von großem Unglück können wir uns in der Regel auf den Autopiloten verlassen und das macht auch Sinn, da ist Fühlen erstmal abgestellt. Sowie das Gröbste vorbei ist, sind wir eingeladen, uns die Gefühle anzuschauen und wahrzunehmen. Trauer, Wut, Angst, Überforderung, was immer da ist – es darf sein. Es braucht Zeit und die innere Bereitschaft, mit allem klarzukommen, was gerade ist und sich noch obendrauf packt.
Das ist mir so als Gedanke am Ende einer Woche gekommen, in der ich fast nur mit Menschen gearbeitet habe, die exakt in die Falle des Verdrängens und Gefühle Abschaltens (um dann von ihnen in einem schwachen Moment restlos überrannt zu werden) hineingeraten sind und sich jetzt die Frage stellen: Quo vadis? Ein perfekter Zeitpunkt für Bilanzierung und Neuausrichtung, oder?
Allen ein Wochenende mit lauter guten Momenten, Begegnungen und Fokussierung.

Dieser alte Olivenbaum hat auch schon viel erlebt. Wir werden knorrig, knorzig, morsch wie alte Bäume und das Leben malt seine Spuren in und auf uns. So entstehen Weisheit und in manchen Fällen auch würdevolle vollkommen zeitlose Schönheit und Güte.

Tollhaus-Momente

Von der Vernunftshöhe herunter sieht das ganze Leben wie eine böse Krankheit und die Welt einem Tollhaus gleich.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832

Der Garten von Primavera ist immer wieder schön. Gern denken wir an unsere Ausbildungszeiten dort zurück und freuen uns riesig auf den Pflegekongress im Oktober.

Was in deiner Macht steht

Wenn ich Klienten in der Praxis frage, wie ihr idealer Tag aussieht, ist er selten sehr unterschiedlich zu ihrem regulären Alltag. Er enthält nur ein paar Dinge mehr, die Spaß machen. Sie frühstücken (mit etwas mehr Ruhe und ein wenig gesünder) und treiben dann meistens Sport und gehen danach zu einer für sie erfüllenden Arbeit. Wer partnerlos ist, hat dann einen tollen Menschen an seiner Seite, wer einen Ödjob hat, einen, der mehr Freude macht.
Gehen wir dann genauer in dieses Bild hinein, stellen wir auch da oft fest – der Partner ist toll, weil wir selbst anders sind (wäre es also möglich, dass wir bei einer Veränderung unserer eigenen Person andere Menschen anziehen? Rhetorische Frage übrigens) und der Job ist toll, weil wir Ja zu dem gesagt haben, was wir im Grunde viel lieber täten.
Schon Horaz hat festgestellt, dass es an uns selbst liegt, ob unsere Tage gut werden oder nicht – indem wir selbst unseren Anteil dazu beitragen.
Veränderung kann manchmal in Sekundenbruchteilen geschehen, dann ist sie oft sehr heftig und nicht immer gleich gewünscht, weil lange Wege zur Annahme nötig sind. Leiten wir also selbst die Veränderungen auf eine gute Weise ein, wenn wir der Meinung sind, dass sie nötig geworden sind, weil das Alte nicht mehr trägt.
Die Klienten sind manchmal sehr überrascht, wenn ich ihnen sage, dass wir bei der Beschreibung eines gesunden Frühstücks und Sport und einem guten Job keine Fee verbraucht haben, sondern sie jetzt als Reserve in petto haben können. Uns ist oft nicht mal wirklich bewusst, wie viel „Macht“ wir darüber haben, wer wir sind.
Kleiner Tipp: Wir sind die Einzigen, die entscheiden, wer wir sind, spätestens mit 20 sind wir so erwachsen, dass Glaubenssätze der Eltern und Lehrer verändert oder abgelegt werden können und wir eine Vision entwickeln dürfen (in jedem Alter übrigens), wer und wie wir sein wollen. Der Rest ist wie erwartet: Mach es Schritt für Schritt, bleib dran, entwickle Ausdauer und brich aus der großen Vision, dem Lebensleitstern, machbare Ziele runter. Nicht zu klein, damit du dich nicht an dir selbst langweilst, nicht zu groß, damit dein Hirn nicht meldet, dass man das ja eh nie schafft. Oft genug erweisen sich mittlere Wege als durchaus gangbar und zielführend.
Also – wie wird dein idealer Tag heute werden? Mach ihn dir so, dass du am Abend müde und zufrieden ins Bett gehen kannst.
Das Johanniskraut beginnt in den nächsten Wochen immer mehr aufzublühen, ehe es am 24. Juni dann den Übergang in die zweite Jahreshälfte markiert

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Herzlich willkommen!!

Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen.
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
im warmen Golde fließen.

Eduard Mörike

 

Hurra! Die Homepage ist fertig und präsentiert sich in angemessenem Outfit, wie wir hoffen. Viel Vergnügen beim Entdecken der Seiten und beim Auffinden der Neuigkeiten! Es ist viel geschehen seit dem letzten Nachdenk-Input auf Facebook und ich freue mich über alle, die nun hier auf dieser Seite wie gewohnt ihren Nachdenk-Input bekommen. Es hat mich sehr berührt, wie viele Menschen mir geschrieben haben, dass sie diese kleine Auszeit im Alltagsgewusel vermissen. Ich möchte euch allen von Herzen danken für eure Mails, eure Anregungen und eure Geduld.

Herbst! Natürlich kämpfte mein Herz mit dem wuchtigen Hammerschlag von Rilke „Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß.“ Es gibt nicht so viele Jahre, die wirklich „große Sommer“ hatten. Selbst Sonnenanbeter empfanden die Hitze als beachtlich. Der Sommer hat nicht nur unsere Natur viel Kraft gekostet, vieles austrocknen lassen und auf die Probe gestellt. „Die Sonne bringt es an den Tag“, sagt ein Sprichwort und so wurden in manchen Flussbetten und ausgetrockneten Seen Dinge entdeckt, die für die Wissenschaft bedeutsam sind wie Tierknochen, aber auch Hochgefährliches wie Hinterlassenschaften aus dem Krieg. Alles taucht eines Tages wieder auf, heißt es und so ist es.

Viel ist geschehen in den letzten Monaten an Entwicklung, nicht nur der Homepage, sondern auch des Praxisprofils und der Arbeit mit den Menschen in diesen Sommermonaten.

Sehr herzlich möchte ich Interessenten einladen, an den Kursen teilzunehmen, sei es zum Reinschnuppern bei einem Vortrag oder einem Termin der der GlücksWERKstatt oder zum Praxis-Konzert am 9. 10. oder bei einem Prozess des inneren Wachsens im Rahmen des Rogerskurses oder der LebensKUNSTseminare, die im neuen Jahr Premiere feiern werden. Es gibt ein breites Angebot an Aus- und Fortbildungen, an Persönlichkeitsentwicklung und Kraftschöpfmöglichkeiten. Eine Schule wie der LebensRAUM lebt von den Menschen, die kommen und das Bild prägen, sich einbringen, sich gemeinsam mit vielen anderen auf den Weg machen zu sich selbst. Wer, wenn nicht du? Wann, wenn nicht jetzt?

Allen frohe Entdeckungen und einen guten Start in unser neues Miteinander im Blog. Herzliche Einladung zum Mitlesen und Kommentieren.

Wochenend-Nachdenk-Input

 

Ken Mogi ist Neurowissenschaftler und er ist in Japan gern gesehener Gast der Bestsellerlisten und im Radio. Er hat sich ein Thema vorgenommen, das eine tiefe japanische Lebenshaltung umschreibt: Ikigai. Ikigai ist „das, wofür es sich zu leben lohnt“, wie die Übersetzung lautet. In seinem Ikigaibuch beschreibt Mogi Menschen, die ihr Ikigai gefunden haben und er benennt die fünf Säulen, die uns helfen, unser eigenes Ikigai zu finden: 1. Klein anfangen, 2. Loslassen lernen, 3. Harmonie und Nachhaltigkeit leben, 4. Die Freude an den kleinen Dingen entdecken und 5. Im Hier und Jetzt sein. Viktor Frankl hat vor Jahrzehnten beschrieben, dass das Problem unserer Zeit der Mangel an Lebenssinn sei und wir Menschen genau an diesem Mangel am tiefsten erkranken können. Ikigai steht diesem Mangel exakt gegenüber. Mogis Buch ist eine liebevolle Darstellung des Ikigai aus Sicht eines Japaners und was er schildert, ist für Westler nicht immer verständlich, denn wir sind schneller darin, über etwas hinwegzugehen und es stehen zu lassen. Die Suche nach dem perfekten Moment, dem perfekten Geschmack, der perfekten Erdbeere ist den meisten zu mühsam. Oder wir glauben, so etwas wie Ikigai sei nur etwas für Menschen, die sich so eine innere Haltung leisten können, die erfolgreich und angekommen sind. Fehlanzeige. Ikikai ist eine innere Haltung, die jeder einnehmen kann, egal, an welchem Punkt im Leben er steht. Wer sein Ikigai, seinen Lebenssinn gefunden hat, wird nie mehr auf der Verliererseite stehen können, denn er weiß, wofür es sich zu leben lohnt, warum er morgens aufsteht und zur Arbeit geht. Diese fünf Säulen des Ikigai sind Schulungswege, die uns zum inneren Frieden leiten können, zur sorgsamen Wahrnehmung dessen, was ist, zur Sorgfalt und Andacht im Kleinen, im Alltag. Und wenn wir die kleinen Dinge wieder wertschätzen, achten, auf ihre Schönheit, Klarheit und Schlichtheit schauen, merken wir, wie Ruhe einkehrt, Demut, Freude und daraus erwächst eine sehr schöne Pflanze – Glück. Das Glück, in sich zu ruhen und zu wissen, warum man morgens aufsteht, sich anzieht und genau die Arbeit macht, die man tun will, denn sie vermehrt Ikigai und damit Sinn und Sinnhaftigkeit unseres Daseins.

Allen einen erfreulichen, sinn-vollen Tag!