Monthly Archives: Mai 2025

Pflegealltag

Es gehen viele Viren um, Terminverschiebungen. Zeit für den Flickkasten, auf dem stapeln sich Wäscheberge. Bei der Pflege eines gelähmten Menschen geht viel kaputt, weil Anziehen anders ist. Überziehen von Unterhosen über Windeln gestaltet sich zur Zerreißprobe im wahrsten Sinn des Wortes und weil die Wäsche jeden Tag gewaschen wird, hilft das für Haltbarkeit und Stabilität auch nicht wirklich. Mein Traum: Wäsche, die richtig, richtig reißfest ist, damit man sie gut über Windeln bekommt. Unterhemden, die lang genug sind, dass sie nicht aus Hosen rutschen, aber obenrum dann nicht einen Kilometer zu breit sind. Ärmel, die für Menschen mit gewaltigem Armumfang passen, weil sie damit ihr gesamtes Gewicht ziehen, ohne dass der Rest für Riesen ist. Hosen, die ein Windelpaket berücksichtigen UND die Tatsache, dass gelähmte Beine muskellos dünn sind, aus weichem, strapazierfähigem Material. Jacken, die nicht wie Zelte sind und das Sitzen im Rollstuhl berücksichtigen.

Vieles davon gibt es. Die Suche danach – stundenlanges Recherchieren. Größenangaben sind bei jeder Firma anders. Ich habe gestern Unterhosen ausgepackt, die passen der Freiheitsstatue, also alles wieder zurück. Manchmal denke ich: Hätte ich die Zeit für meinen Bruder, wäre vieles mehr möglich. So geht gigantisch Zeit für Suchen, Probieren und Stopfen drauf. Pflege ist viel mehr als Füttern, Wickeln und ein bisschen Programm.

 

Stephanie schenkt uns Augenferien. Danke für dein Bild!

 

Was das Leben in uns hineinschreibt

Biographie – das, was das Leben einschreibt in uns. Zwei Abende in der wunderschönen Alten Synagoge in Kitzingen haben wir uns zusammengesetzt und sind den Rhythmen menschlichen Lebens gefolgt. Was sind Herausforderungen, die zum Leben gehören, Krisen als Wachstumschancen, tiefster Punkt im Leben, an dem man ganz und gar auf dem „Boden der Tatsachen“ ankommt, die Erfahrung, dass wir nicht alle Talente entfalten können, Herausforderungen im Umgang mit unseren Mitmenschen. Wie formen diese Dinge an unserem Schicksal mit und wie gestalten wir selbst unsere Biographie durch die Brille mit, die wir tragen?

Ein schöner Austausch in der Gruppe; es tauchten liebevolle Großeltern auf, das geliebte Fahrrad, das in die Freiheit getragen hat, Menschen, die uns förderten, Bremsen, Hindernisse und wie sie bewältigt werden konnten. Der Lebensbogen ist ein gewaltiges Panoramabild, ein Geschenk, wenn wir das betrachten dürfen und wertschätzen, was uns geformt hat zu der Person, die wir sind. Und wenn wir nicht die Person sind, die wir sein mögen – laden wir uns ein, sie zu werden.

Ende Juni (24. 6. und 1. 7.) werden wir an diesem wundervollen Ort das letzte Seminar vor der Sommerpause haben zum Thema „Gute Gewohnheiten anlegen“. Anmeldungen direkt über die VHS Kitzingen.

Wo erkennst du in deinem Leben einen roten Faden oder ist er dir abhanden gekommen? Wo ist der letzte Punkt deiner Lebenslinie, an dem du dir dieses Fadens bewusst warst? Kehre dorthin zurück, möglicherweise wartet der Faden an genau der Stelle, dass du ihn wieder aufnehmen magst.

 

Im Leben geht es nicht nur bergan zu Gipfeln, sondern oft durchwandern wir tiefe Täler, überqueren reißende Flüsse, verzweifeln in Wüsten und sitzen auch mal genüsslich in der Sonne und ruhen aus.

Von der Prinzenrolle zur Königswürde

Märchen beschreiben anschaulich das Abenteuer der Menschwerdung. Prinzen und Prinzessinnen ziehen aus, um Könige und Königinnen zu werden. Entwicklungsprozesse, die sich anhand unseres Lebensbogens entfalten können. Wo stehst du auf deiner Lebensbahn? Welche Gestalt hat deine Lebenslinie, wenn du sie aufzeichnest mit all ihren Brüchen, Sprüngen, Zickzackbewegungen, die vielleicht doch retrospektiv einen Sinn aufzeigen?

In Arlesheim steht dieser feine Brunnen mit der Froschkönigszene.

Bildung schlägt Botox

Da (in meinen Augen) Bildung besser als Botox ist, geht die Reise auch 2025 weiter. Der Fortbildungsrucksack ist gut gepackt UND die Zeitfenster für Stille sind eingetaktet. Alles, was an Input kommt, braucht Verarbeitung, sacken lassen, vergessen und wieder hochholen. Die Zeit des Lernens ist der eine Teil, die Zeit des Verdauens des Erlebten der wesentliche. Nur das, was dann im System implementiert werden kann, steht zur Verfügung, kann zur Quelle werden und das erst, wenn es ganz zu meinem eigenen geworden ist. Das braucht Zeit. Für mich eine sehr sinnvoll genutzte Zeit und langfristig hoffentlich für die Menschen, die ich begleiten darf. Da freue ich mich doch so recht von Herzen, dass sich ein Team als nächstes Workshopthema auf der Reise Werte und Wertschätzung erarbeiten mag. Herrlich!

Was man durch frisch geputzte Fenster alles im Garten sieht! Es hat sich doch gestern gelohnt. Mal schauen, wann ein einziger winziger Regenschauer mich an eine wertvolle Lehre aus einem Putzseminar erinnert: Putzen ist eine Liebeserklärung an die Gegenwart. Wohl wahr. Heute für dich lauter gegenwärtige Freumomente!

 

 

Ein perfekter Ort zum Denken und Sortieren ist der Innenhof am Goetheanum. In den Himmel gucken inmitten einer unglaublichen Architektur und um einen herum Gewusel, das mit mir nichts zu tun haben muss – herrlich.

Beam me up

Beam me up! Ein Ort, an dem automatisch Zentrierung und Fokussierung entsteht, ist für mich das Goetheanum in Dornach. In Gedanken durch eines der besonderen Treppenhäuser zu gehen reicht oft schon zum Ruhigwerden.

Tagesvielfalt

Heute ist unser zweiter VHS-Abend in der Alten Synagoge Kitzingen zum Thema Biografiearbeit, wir starten mit dem 4. Jahrsiebt und werden hoffentlich tiefen Austausch haben. Mal schauen, ob jemand die Einladung, eine Lebenslinie zu malen mit Kennzeichnung tiefer Erlebnisse positiver und negativer Art, aufgegriffen hat und wir erkennen, was das Leben an Fülle bietet.

Wenn es klappt, werde ich zwischendrin Fenster putzen, der Blütenstaub ist gigantisch. Klar blüht der Raps gerade, wir haben viele Felder außenherum. Die Feuchtigkeit nachts bildet Schlieren und das schaut wirklich nicht so schick aus. Ich mag es gern, wenn wir Durchblick haben.

Soeben fliegt die Holzbiene das erste Mal im Jahr unsere Beete an. Ihre Hochzeit hat sie, wenn der Muskatellersalbei in Blüte steht, wie schön, dass sie aufgetaucht ist. Sie ist die größte Biene, die wir im Garten haben, schwarzblau mit weißem Rallyestreifen auf dem Rücken die eine, ganz schwarz die andere, ein Paar vielleicht. Ich freue mich, dass die Vielfalt in unserem Garten (andere nennen das den chaotischsten Garten ever) vielen Lebewesen Entfaltungsräume bietet und wir obsttechnisch davon sehr profitieren, weil viel bestäubt wird.

Hab einen kraftvollen Marstag heute!

Alea iacta est

Manche Dinge brauchen bis zur Reife. So ging es uns die letzten Wochen mit größeren Entscheidungen und damit auch Investments. Hin und Her. Machen oder Lassen. Wenn ja, wie wäre es am besten? Am Samstag haben wir uns nochmal in Ruhe hingesetzt. Alles überlegt. Dann alles losgelassen und sind von der Maximalvariante ausgegangen – was, wenn alles möglich wäre? Würden wir das dann machen? Klares Ja und dann war es auch endlich fix durch. Wenn wir uns entschieden haben, machen wir in aller Regel zügig Dinge fest, schicken eine Order oder eine Buchung raus, in dem Fall beides. Das beendet meinerseits eine Phase des Zögerns vor großen Veränderungen, weil ich abwägen musste, ob alles auch umsetzbar ist. Die Antwort ist: Ich weiß es nicht. Aber ich werde es nie rausfinden, wenn ich es nicht probiere. Lösung: Loslegen. Machen. Erfahrungen damit machen, eventuell scheitern, in jedem Fall lebendige Entwicklung. Erste Wirkung: Ich freue mich riesig auf das Neue, auch wenn mir klar ist, wie viel Arbeit das mit sich bringt und damit einher kamen Schwung und Schaffensfreude auf. Na, wenn das kein gutes Omen ist.

Eines der Projekte hat mit Gartenumbau zu tun, genau mit diesem Teil.

Der Sinne Schein

Mein Selbst es drohet zu entfliehen

Vom Weltenlichte mächtig angezogen

Nun trete du mein Ahnen

In deine Rechte kräftig ein

Ersetze mir des Denkens Macht

Das in der Sinne Schein

Sich selbst verlieren will.

Wochenspruch von Rudolf Steiner aus dem anthroposophischen Seelenkalender.

Partnerübung in Vertrauen

Zwei Menschen. Einer hat die Augen geschlossen. Der andere führt die Person ohne Berührung, nur mit Worten durchs Haus, ins Gelände. Nach einigen Minuten wird gewechselt. Wie fühlt es sich an, geführt zu werden, wie, zu führen? Spannend, dass beim Geführtwerden das Vertrauen so eine wichtige Rolle spielt und beim Führen das Achten auf Zweige von Bäumen, die das Gesicht verletzen könnten und man nicht nur die Füße und die Sicherheit der geführten Person im Auge haben muss. Solche kurzen kleinen Übungen im Workshop machen uns bewusst, dass unterschiedliche Positionen unterschiedliche Qualitäten benötigen, wecken Verständnis und zeigen auf, wo wir mehr vertrauen oder auch mal loslassen dürfen. Danke an das Team für euer Mitmachen, die Luftballonchallenge und eure wundervolle Arbeit in den Kleingruppen. Gern wieder!

Am Wochenende endet die Eurythmiefortbildung. Meine Hausaufgaben werde ich noch schreiben, das letzte Mal. Was nehme ich mit aus diesen Wochen mit dem Tierkreis? Sehr bereichernde Begegnungen mit Menschen rund um den Globus. Die Erkenntnis, dass ich zwar grottenschlechtes Englisch spreche, einiges doch gut verstehe und intuitives Lauschen bessere Resultate bringt als zu versuchen, die Worte 1:1 simultan zu übersetzen. Ich stehe am Anfang eines neuen Lernfelds, habe ich bemerkt.

Schauen wir, wo alle Wege, die wir beschreiten, hinführen mögen. Deiner heute hoffentlich in ein wunderschönes Wochenende.

 

 

Goetheanum Dornach

Sich öffnen

Wer führt, trägt Verantwortung, wer sich führen lässt, braucht Vertrauen. Beides sind Geschenke, die wir einander immer wieder machen können in der Begegnung. Mal übernimmt der eine, mal die andere, es ist ein Geben und Nehmen. Sich öffnen braucht manchmal Mut.

 

Vor Jahren im Mai im Garten der Klinik Arlesheim aufgenommen, damals noch Ita-Wegman-Klinik.

Löwenzahnworkshop

Heute geht es in einem Firmenworkshop und Reflektion, Motivation und Achtsamkeit. Ich freue mich sehr auf diesen Vormittag. Das Team kann dann alles übers Wochenende in die Tiefe sinken lassen und nächste Woche damit starten, das Erarbeitete in den Arbeitsalltag einzubauen. Einige Wochen später werden wir Werte als Thema haben. Trittsteine auf dem Weg eines Teams hin zu mehr Eigenverantwortung, Initiativfreude und Tatkraft.

Ich merke, dass nicht zu viele Menschen im Austausch über solche Themen sind, dass wir oft in alten Routinen hängen, Neues eher befremdlich wirkt, wir Angst haben, uns mit „so was“ auseinanderzusetzen, weil wir Dinge immer „so und so gemacht haben und das war doch gut“. Ja. Vieles war gut, vieles trägt jedoch nicht mehr für die Welt, in der wir sind und die, die wir gestalten. Menschen re-agieren lieber. Oft höre ich: „Mal schauen, was die Zukunft bringt.“ Puh! Die schüttet das über dir aus, was die Resterampe hergibt. Die vielleicht anstrengendere, dafür aufregendere und mehr Spielraum schenkende Frage wäre jedoch: Welche Zukunft kann ich wie mitgestalten? Mal schauen, was heute bewegt werden mag.

Allen einen schönen Frei/utag und ein gutes Wochenende.

 

Workshops sind wie Löwenzahn – viele Schirmchen machen sich auf die Reise. Mögen sie auf gutem Boden landen und wachsen. Danke an Sigrid für das Foto!

Meisterwerke

Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott! Die Zierde der Welt! Das Vorbild der Lebendigen! Und doch …

 

William Shakespeare, Hamlet

 

Ein Meisterwerk  anderer Art hat Stephanie im Wald entdeckt. Danke für dein Bild!

Lebenswege

Biografiearbeit ist das Thema eines zweiteiligen VHS-Seminars in der Alten Synagoge Kitzingen. Unser erster Abend – offen, achtsam, liebevoll, staunend, Erinnerungen kommen hoch an Kindertage, an Krisenmomente, an Lebensfragen. Die gesamte Bandbreite des Menschseins! Nach einer kurzen Einführung schauten wir uns an, was man seit der Antike unter einem 7-Jahres-Rhythmus versteht, welche Gesetzmäßigkeiten und Themen in den einzelnen Jahrsiebten aufscheinen und wie sich darüber der individuelle Entwicklungsweg legt. Intensiver sind wir dann in die Fragen zu den ersten vier Jahrsiebten eingestiegen. Nächsten Dienstag werden wir das Thema vertiefen. Wie war der Abend? Berührend. Zart. Weit. Tiefe Themen, Fragen, Sehnsüchte, Sinnsuche, Verletzungen und Omas, die ihren Enkeln Liebe, Vertrauen und Zuneigung schenkten, Fahrräder, die Freiheit bedeuteten, Freundschaften, Erstklasslehrerinnen und wichtige Quellen von Mut, Kraft, Stärke und Resilienz. Ich freue mich schon auf unseren zweiten Abend!

 

Nicht jeder Lebensweg ist so gerade wie dieser Gartenweg in Veitshöchheim. Das wäre vermutlich auch sehr langweilig. Danke an Theresa für das Foto.