Yearly Archives: 2023

Wie ist die Welt so stille

Der Mond ist aufgegangen,

Die goldnen Sternlein prangen

Am Himmel hell und klar;

Der Wald steht schwarz und schweiget,

Und aus den Wiesen steiget

Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,

Und in der Dämmrung Hülle

So traulich und so hold!

Als eine stille Kammer,

Wo ihr des Tages Jammer

Verschlafen und vergessen sollt. (…)

So legt euch denn, ihr Brüder,

In Gottes Namen nieder;

Kalt ist der Abendhauch.

Verschon’ uns, Gott! mit Strafen,

Und lass uns ruhig schlafen!

Und unsern kranken Nachbar auch!

Matthias Claudius

Sigrid hat ein feines abendliches Foto gemacht. Dankeschön!

Buchvergnügt

Buchvergnügt – da freut sich mein Bücherherz schon über das Wort. Bücher sind nicht für alle Menschen ein Paradies. Ich kenne Menschen, die lesen nicht gern. Ich kenne Menschen, die lesen, weil sie gelernt haben, dass der Aufenthalt in einem Buch bedeutet, am sichersten Ort der Welt zu sein. Ich kenne Menschen, die sammeln Bücher nach Farben, Größe oder Verlag. Oder meiden Lyrik, Krimis, Herzschmerz, was immer. Suum cuique.

Fakt ist – Lesen ist ein Geschenk, weil es voraussetzt, dass wir lesen lernen durften, also Zugang zu Bildung hatten. Lesen ist eine Form der Kultur, über die wir uns Wissen aneignen können, es dient der Unterhaltung, dem Grusel, Lachen und Weinen. Viele Filme waren Bücher, die im Kopf des Lesenden zu Epen wurden. DAS ist die Power des Lesens, je nach Literatur bevölkern tausenderlei bekannte und unbekannte Wesen unser Denken.

Bücher sind Vergnügen, sie machen oft heiter. Die besten Bilder im Netz sind doch wohl ungelogen nicht die von tollen Sonnenunter- und –aufgängen, sondern von fantastischen Bibliotheken. Welcher Bücherfreund freute sich nicht darüber. Als Kind dachte ich darüber: Wenn man das alles gelesen hat, ist man der klügste Mensch der Welt. Damals war mir der Unterschied zwischen Wissen und Weisheit nicht bewusst. Also, Bücherfreunde – seid vergnügt über eure Schätze.

 

Sandra hat das Buch am Strand fotografiert. Möge es zuvor viel Lesefreude beschert haben. Danke dir!

 

Tiefe Wurzeln

Die Bäume mit tiefen Wurzeln sind die, die hoch wachsen.

Frédéric  Mistral, 1830–1914

Bäume – endlos scheinen die Formen und eine jede hat ihren Zauber. Danke an Steffen für das wunderbare Foto aus China.

Seelenfrieden

Seelenfrieden – wundervoll. Das Wort gehört zu den drei Worten, die bei unserer Arbeit mit dem inneren Kraftteam am häufigsten genannt werden. Offenbar ist der Seelenfrieden ein tiefer Wunsch. Darin steckt der Frieden, der uns be-friedet, uns friedlich stimmt uns selbst und der Welt gegenüber, der allerdings ist in der Seele beheimatet oder darf sie befrieden.

Was die Seele ist, wollen wir freundlicherweise am Montagmorgen mal unbeantwortet lassen, um nicht in nahezu jahrtausendealte Diskussionen einzusteigen. Einigen wir uns vielleicht darauf – der Ort, an dem wir durch die Herzkraft die Schnittstelle zwischen Herz und Geist wahrnehmen. Wenn der im Frieden ist, ist alles im Frieden.

Modern wissenschaftlich sorgt Herzkohärenz durchaus für eine Art Seelenfrieden, der weit mehr als eine organische Beruhigung ist.

Seelenfrieden bedeutet nicht, dass dann „die arme Seele Ruh“ hat, sondern dass wir in unserem inneren Wesenskern ruhig, gelassen, still und freundlich allem gegenüber sind und mit wachen Ohren lauschen, offenen Händen geben und mit einem Lächeln unser Tagwerk tun dürfen.

Und weil allein das Wort schon viel auslösen kann an innerer Ruhe, Freude, Stille und Friedfertigkeit, habe ich es für den Start in die neue Woche ausgesucht.

 

Allen einen seelenfriedlichen Wochenstart.

 

Stephanies Bild von letzter Woche strahlt für mich auch viel Frieden aus. Dankeschön!

Wesens-Tiefe

In meines Wesens Tiefen spricht

Zur Offenbarung drängend

Geheimnisvoll das Weltenwort:

Erfülle deiner Arbeit Ziele

Mit meinem Geisteslichte,

Zu opfern dich durch mich.

Wochenspruch für diese Woche von Rudolf Steiner aus dem anthroposophischen Seelenkalender.

MenschenWunder

Heute: MenschenWunder. In den letzten Wochen gab es bei uns hier viel Input zum Thema Führung, Zukunftsängste und Entwicklung generell. Aus diversesten Ecken und Richtungen. Auslöser war eine Diskussion gewesen, in der es um Motivationscoaches ging und wie ich dazu stehe. Gar nicht. Es steht mir in keinster Weise zu, die Arbeit anderer zu bewerten. Mein Job ist es, meine Arbeit bestmöglich zu machen und mich jeden Tag darin zu üben.

Es stimmt – permanent flattern mir gigantische Angebote ins Haus, wie ich mich mit KI verbinden soll, weshalb es für mich überlebenswichtig ist, mehr Werbung zu machen, Podcasts aufzunehmen und bei 1000 Kongressen mit dabei zu sein. Ja. Mag sein in der Welt mancher Menschen. Nicht in meiner unbedingt. Ich habe das Privileg, mit sehr motivierten, engagierten und wunderbaren Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, sie dabei zu begleiten, ihre Wundertüte an Begabungen und Fähigkeiten zu entdecken.

Ich habe keinen Zauberstab, keine Tschakka-Gute-Laune-Peitsche. Meine Arbeit soll langfristig wirksam sein, das ist nicht „Glücksfee verteilt Keks“. Wer das haben will, wird leicht fündig, die Schreie am Markt sind laut und bunt, schrill und schräg.

Meine Arbeit hat viel mit Stille zu tun. Mit dem, was auftaucht, wenn man eintaucht. Mit dem sachten Erkunden der Schattenanteile. Mit Erkennen UND Handeln. Erkenntnis ist für mich nur ein Trostpreis, der muss ins Tun führen. Verantwortung, Disziplin im besten Sinne sind durchaus Begriffe aus meinem Wortschatz. Overnight zum Superstar – mag sein und für mich völlig okay, wenn das jemand sucht und findet und damit glücklich wird.

Mir erscheint langfristig gut aufgestellt sein, sich kennen, seine Werte definieren, Klarheit schaffen, Resilienz ausbauen, Ressourcen erkennen und nutzen durchaus sinnig. Selbst denken lernen ist wichtig. Am allerwichtigsten erscheint mir jedoch, dass der Mensch erkennt, dass menschlich sein nicht die größte Schwäche, sondern die wesentliche Stärke des Menschen ist und genau deshalb denke ich oft „Mensch, was bist du für ein Wunder.“ Deshalb ist MenschenWunder MEIN persönliches Adventskalenderwort und es kommt heute, weil an diesem Wochenende die angehenden Cardea-Therapeut:innen ihr Abschlusswochenende haben, ihre Arbeiten präsentieren und dann in ihre eigene Praxisarbeit gehen werden. Was in den zwei Jahren Ausbildung nicht alles geschehen ist, entfaltet wurde! An diesem Wochenende werden wir es erleben in den Präsentationen, die nochmal die gesamte Bandbreite dieser Gruppe aufzeigen werden. Darum geht es mir: Wer bist du? Was wirst du dieser Welt geben dürfen? Was hast du überwunden, integriert und möglich gemacht durch deine Art zu leben? Das ist mir wichtiger als Tschakkawonderland mit Glitzer, damit „es besser aussieht“.

 

MenschenWunder, lass es dir heute gut  gehen.

 

Sigrids Foto versetzt einen gleich in Feierstimmung! Danke dafür!

Ein Ende ist ein Anfang

Dankbar für zwei gemeinsame Ausbildungsjahre – an diesem Wochenende beenden unsere Cardea-Therapeut:innen ihren Kurs. Ein letztes Mal kommen wir im Kreis zusammen und erfahren, mit welchem tiefen Thema sich jede:r für die Abschlussarbeit auseinandergesetzt hat. Freude!

Glaubensheiter

Glaubensheiter! Was für Worte ihr euch wünscht. Nun gut. Glaube ist gemeinhin definiert als Vertrauen in eine Religion/ihre Repräsentanten. Vom Wort her bedeutet es „sich vertraut machen“ und erinnert damit an die Geschichte Saint-Exupérys aus dem „Kleinen Prinzen“, als der Fuchs dem Prinzen erklärt, dass sie sich erst miteinander vertraut machen müssen und wie man das gestalten kann.

Nehme ich die Beschreibung des Fuchses, kann ich mit „glaubensheiter“ viel anfangen – es bedeutet dann für mich, sich mit Freuden etwas/jemanden vertraut machen und darauf aufbauen, das gute Verhältnis Stück für Stück wie einen Baum wachsen lassen, sorgsam pflegend, freilassend, versorgend und irgendwann gemütlich = heiter in seinem Schatten sitzend.

Nehme ich es im religiösen Sinn, fällt mir meine Schwiegermutter ein, für die der Glaube Alltagshaltung war. Ihr Tag war von Gebeten rhythmisiert, in der Küchenecke brannte immer eine Kerze auf einem kleinen Hausaltar und ihr Vertrauen in die Kraft des Glaubens war endlos groß und ruhig. Sie legte alles in Gottes Hand und wusste sich aufgehoben und genau das verschaffte ihr eine Grundheiter- und –gelassenheit, die beeindruckend war.

Bei „glaubensheiter“ fällt mir auch sofort der Happy Buddha ein, der lachend da sitzt und im Frieden ist.

 

Dir einen glaubensheiteren Tag – was immer das Wort für dich bedeuten mag.

 

Kirchenrosetten sind beeindruckende Kunstwerke. Ursula hat dieses Exemplar fotografiert, lieben Dank für dein Bild!

G-rübelkeit

Grübelkeit – in dieses Wort von „Krieg und Freitag“ habe ich mich gleich verliebt. Damit beschrieb der Zeichner den Zustand, den man erreicht, wenn einem vom vielen Nachdenken übel wird.

Das wäre – ich bitte um Entschuldigung – gar nicht schlecht, wenn wir bei zu viel Nachdenken und damit das Gehirn meistens ja eher terrorisierend denn unterstützend Übelkeit bekämen, dann würden wir uns das vielleicht abgewöhnen.

Denken ist wichtig. Die Frage ist immer nur, WAS wir denken und wenn wir einen Lautsprecher anstellen würden, käme sicherlich heraus, dass der Großteil der Gedanken darin besteht, uns klein zu machen, zu beschimpfen und Glaubenssätze mantrisch zu wiederholen sowie unser Narrativ über uns selbst zu pflegen. Mit dem, was im Außen zu tun ist, mit dem Anvisieren und erfolgreich erreichen von Zielen hat das weniger zu tun, eher mit dem Gegenteil.

Grübelkeit –  fühlen wir uns alle eingeladen, diesem Übel übend entgegenzutreten mit freundlichen Gedanken, auch uns selbst gegenüber.

 

 

Kettenkarussell – nicht selten wird uns als Erwachsenen bei solchen Unternehmungen ein wenig flauer im Magen.

ZuFRIEDENheit

Zufriedenheit – ein weiteres eurer Wunschwörter (ein paar habe ich noch, aber ihr könnt gern noch welche posten, der Advent dauert ja noch ein wenig). Für mich klingt das immer wie eine Wegbeschreibung „zum Frieden“. Wenn wir zufrieden sind, sind wir mit uns im Reinen, mäkeln, meckern oder jammern nicht, sondern nehmen die Dinge so, wie sie sind. Die einen, weil das eine ihrer Grundhaltungen ist (herrlich, wenn jemand mit dem zufrieden ist, was ist, das ist so entspannend, mit solchen Menschen zusammen zu sein, denn sie sind demütig, geduldig, genügsam und freundlich sich und anderen gegenüber), die anderen, weil sie gerade einen Moment erleben, in dem alles für sie passt und sich vielleicht wünschen, dass der von Dauer wäre. Nichts ist von Dauer, alles ist im Wechsel, und Zufriedenheit ist, wie ich das Wort lese, eine innere Haltung zum Frieden, die ich bewusst wählen und üben kann.

Der Wochenspruch von Rudolf Steiner für diese Woche beschreibt Ähnliches: „Das eigne Selbst dem Weltenselbst als Glied bescheiden einzuleben“, auch das führt zu tiefster Zu-Frieden-heit.

 

Dir heute die heilsame Begegnung mit zufriedenen Menschen – vielleicht entdeckst du diesen Menschen, wenn du in den Spiegel blickst, das wünsche ich dir sehr.

 

Ursulas Hund wirkt zumindest von hinten zufrieden mit der Ruhe des Schnees. Danke für dein Bild!

 

Bescheiden einleben

Kann ich das Sein erkennen,

Dass es sich wiederfindet

Im Seelen-Schaffens-Drange?

Ich fühle, dass mir Macht verlieh’n,

Das eigne Selbst dem Weltenselbst

Als Glied bescheiden einzuleben.

Wochenspruch aus dem anthroposphischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Maike hat dieses herrliche farbstarke Foto gemacht. Freude zu euch und Dank zu Maike!

Hoffnungsstur

 

Hoffnungsstur – das war euer nächstes Wunschwort. Da muss man erst mal drauf kommen.

Ich habe echt nachgedacht, das Wort nach hinten geschoben. Dann kam der gestrige Montag. Ein Zahnarzttermin zur Kontrolle stand für meinen Bruder mit special handicaps an. Die Nacht zuvor: er schläft nicht vor Aufregung. Wir schrubben fein die Zähne, waschen ihn wie üblich, er beruhigt sich. Ich ziehe ihn an wie für eine Polarexpedition, er friert fix und wir wissen nicht, wo und wie wir auf Transport warten müssen. Fleecehose. Stiefel. Rollstuhlsack. Den Rollstuhl bauen wir bis aufs Fahrgestell runter, Motor ab, Fußstützen ab, der Aufzug beim Zahnarzt ist schmal. Der Fahrer ist pünktlich. Wir kommen gut durch den Morgenverkehr, der Rolli passt mit dem Fußsack eben in den Lift.

Beim Zahnarzt ist es voll. Meine Sorge, dass der Fahrer sagt, er muss weiter, steigt. Stephans Helferin kommt, strahlt und sagt „Junger Mann, Sie kommen mal sofort mit mir mit, ich hol den Doc, Sie können warten, er ist in drei Minuten abfahrbereit“, sagts, geht voran und ich denke nur „was für ein Lichtblick“. 50 Minuten später sitzt der junge Mann zahnkontrolliert und stolzer Besitzer von Probetuben glücklich daheim mit einem Tee vor seinen Puzzles und beruhigt sich froh.

Da kam es mir. Ich bin sowas von hoffnungsstur! Ich gebe nicht auf. Egal, wie gruselig es sein mag, wie lang ich mit irgendwem aus der Familie stundenlang auf Krankenhausfluren, vor OP-Räumen, Therapien oder sonstwas warten muss. Egal, was meine Klient:innen an Themen mitbringen und wie oft ich denke „Wie schaffst du nur den Tag, du Held:in, mit diesen Herausforderungen, wo kann ich dich dabei unterstützen?“ – ich bleib dran, ich geb nicht auf. Egal, wie oft mich irgendein Amt schockt mit Schreiben, bis wann ich was einreichen muss, sonst … Egal, ob ich denke, ich schaff das nicht – irgendwas in mir sagt: „Jo, wird auch heute Abend werden. Nimm dich nicht so wichtig, spar dir Gejammer, schau, was du als erstes Kleines machen kannst, der Rest wird schon.“ Ich glaube, ich weiß, was hoffnungsstur ist. Wobei mich dabei das „stur“ noch stört, „hoffnungsbeharrlich“ klingt halt noch so griffig.

 

Allen einen Tag voller Hoffnung, Freude und Lichtblicken.

 

Ursula hat dieses Schild entdeckt! DANKE dir!