Zeitfresser

Zeit ist kostbar, ich mag ihre Vergeudung nicht. Das Organisieren von Tests für Krankenhausbesuche, Ausfüllen von Anträgen für Betreute und vieles mehr, das dauernd anfällt, wenn man mit kranken und behinderten Menschen sowie Senioren zu tun hat, kostet endlos Zeit und Nerven.

Ein Anruf bei der Krankenkasse wegen Windeln, Kathetern etc. ist ein Tagesakt, die Rundreise am Anfang des Quartals, um bei allen behandelnden Ärzten die Karte einlesen zu lassen, eine Herausforderung. Abholen eines Rezepts funktioniert nur mit Nachweis der Betreuung für diese Person, was sinnig ist, keine Frage, doch hat man einmal den Wisch für genau diesen Arzt nicht dabei, obwohl die Praxismitarbeiter einen seit Jahren kennen, gestaltet sich das zum nicht machbaren Unterfangen. Ältere Menschen, die sich aus der Welt stark zurückgezogen haben, wissen nicht, dass man heute nicht in eine Apotheke geht und mitnimmt, was rezeptiert ist. Schön wäre das. Medikamente sind nicht lieferbar, Versuche, übers Netz an etwas ranzukommen kosten Zeit, Telefonate wegen Ersatzmöglichkeiten enden in der Regel in Warteschleifen Marke „Wenn Sie Fragen zu Rezepten haben, drücken Sie die 4233“ (gefühlt).

Die Unterstützung von Menschen ist ein Fulltimejob. Wenn pflegende Angehörige mal zusammenrechnen würden, was sie an Zeit mit Überflüssigem verbringen anstatt in der Zeit die Menschen zu waschen, ihnen ein gutes Essen zu kochen oder mit ihnen zu sprechen, würden sie dem Wahnsinn anheimfallen. Ein Tag in der Woche geht für Orga drauf, wenn es schwerwiegende Fälle sind. Sinnvoll geht anders. Die Zeit gehört dem Menschen, nicht der Bürokratie. So geben jeden Tag viele Menschen ihr Bestes, um ihre Familienmitglieder gut zu versorgen. Keiner weiß, wie das ist, keiner sieht es und sie sind nicht nur überfordert durch die Herausforderungen der Pflege, sondern am meisten vom Drumrum.

Deshalb heute an alle, die Menschen pflegen – ihr seid Heldinnen und Helden. Ohne euch wäre vieles nicht möglich. Euer Einsatz hilft, dass es Menschen in hilflosen Situationen besser geht. Achtet gut auf euch selbst. Gleiches gilt für alle beruflich Pflegenden, die derzeit mit Arbeit überrollt werden. Respekt vor eurem täglichen Einsatz. Viele Pflegebedürftige warten derzeit auf die Aufnahme bei Pflegediensten, die mit der Menge nicht mehr klarkommen. Der Grund: Unser Umgang mit Menschen jenseits der beruflichen Leistungsfähigkeit.

Würzburg im Abendsonnenschein mit Entspannung auf der alten Mainbrücke, im Sommer ein sehr beliebter Treffpunkt. Danke an Sigrid für das Foto.

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