Wer bist du?

Zack, Freitag! Schon ist der Fasching vorbei. Hoffen wir, dass der alte Spruch nicht zutrifft: „Wer an Fasching nicht verrückt ist, spinnt das ganze Jahr“.

Wir alle stehen auf den Schultern von Giganten. Geistesriesen, Größen auf jedem Gebiet sind uns vorausgegangen. Kein Grund zur Panik, eher Ansporn, das eigene Gebiet zu finden, auf dem man groß sein kann. Das war gestern erstaunlicherweise gleich in mehreren Gesprächen das Thema: Was ist der Sinn und Zweck meines Daseins?

Als Jugendliche dachte ich – nachdem ein paar wunderbare Berufsträume realistischerweise im Sand verliefen wie Albert Schweitzer und Sauerbruch nachzueifern, dazu waren die Noten zu grottig – ernsthaft über die Karriere als Schriftstellerin nach. Natürlich nicht irgendwas. Nein! Lyrik! Totale Verknappung. Reduktion auf das Wesentliche. Mein Ideal: ein Gedicht, in dem man in einer Zeile das Universum verpackt. Ich schrieb mir die Finger wund. Egal, wie viel ich auch dachte und las, es funktionierte nicht. Es wurde besser mit der Zeit. Aber das Ziel blieb unerreichbar. Domin, Ausländer, Celan, Goethe, Schiller, Tausende. Sie alle hatten das bereits gesagt, was ich nicht mal erlebt hatte, geschweige denn, es in drei Zeilen hätte für die Ewigkeit gerinnen lassen können.

Später habe ich unzählige Bücher lektoriert, viele tausend Texte geschrieben für unterschiedliche Dinge. Ich wusste: im Grunde ist alles gesagt. Doch was mich mit 20 in tiefste Verzweiflung gestürzt hat nach dem Motto „Was sollte noch je gesagt werden, das gibt es alles schon“ (und zeitgleich gab es die fiese Werbung „gibt’s schon. Von Bosch“), sehe ich heute so: Auch wenn alles von Menschen vor uns schon erlebt, erliebt, erlitten, gedacht, getan, geschrieben oder verfilmt wurde: Es kommt darauf an, dass jeder Einzelne sein je eigenes, individuelles Leben lebt. Voll und ganz. Mit und ohne Drama, Katastrophen, Highlights. Mit Wut und Angst und Hass und Liebe und allem, was dazugehört. Weil es darauf ankommt, alles zu leben. Weil es das ist, was zählt. Weil es darum geht, den eigenen Weg zu gehen und nicht stehen zu bleiben.

Newton hat sein Ding gemacht, seine Thesen entwickelt und seine Sicht auf die Welt prägt uns bis heute. Wir stehen auf den Schultern von Giganten. Und die nach uns sollten auch die Chance haben, auf solchen Schultern zu stehen. Also bleibt die Frage: Was wirst du den Menschen nach dir hinterlassen? Ein Leben, das voll und ganz gelebt wurde, in dem es ums Ringen nach dem eigenen Weg ging, eine Story des Scheiterns und der kleinen und großen Siege hoffentlich. Eines, in dem du herausgefunden hast, warum gerade du genau jetzt lebst, weil es nötig ist, dass deine Farbe hier leuchtet. Weil du notwendig bist, um Zukunft möglich zu machen und wir uns der Giganten vor uns würdig erweisen dürfen!

Wirf die beste Version von dir selbst ins Rennen. Du hast diese eine Runde Leben. Manchmal werden Heldenlieder daraus oder es schwingt ein zarter leiser Ton der Liebe für die beste Oma der Welt. Was auch immer und wer auch immer du bist – wir brauchen dich. Ganz und in deiner vollen Größe.

In diesem Sinne einen wunderbaren Venustag.

 

Zitrusfrüchte direkt am Baum entlang des Jakobswegs. Keine Massenplantage, sondern Familienbaum. Danke an Theresa für das Foto!

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