Freitags-Nachdenk-Input

„Aufeinander achten“ steht im Hebräerbrief. Wenn ich in die Welt sehe, bemerke ich viele Arten des aufeinander Achtens. Manche Augen sind voller Angst, weil sich jemand bedroht fühlt. Viele Augen sind voller Neid, weil der andere vermeintlich mehr hat an Besitz, an Glück, an Schönheit, was immer. Viele Augen sind wütend, weil man selbst sich nicht gesehen und wertgeschätzt fühlt. Die meisten Augen aber achten auf niemanden, denn sie sind auf Displays aller Art gerichtet. Sie nehmen nicht achtsam wahr, sondern sind im Glotzmodus, bei dem sich das Lid kaum schließt vor lauter Hinstarren, weshalb es oft für solche Augen Tropfen zur Befeuchtung braucht.

Letzte Woche war ich von einem Vater mit vier Kindern unter fünf total beeindruckt. Der Mann hatte die Ruhe weg. Er parkte entspannt im Bioladen den Kinderwagen mit drei Kindern drin und ging mit Kind Nr. 4 aufs Klo. Die drei saßen superbrav im Wagen und rührten sich nicht. Der Mann verstaute seinen Einkauf im Kofferraum, die vier standen brav auf dem Gehsteig. Kind Nr. 1 wurde ins Auto gesetzt. Als hätte man zum Wettkampf aufgerufen, rannten alle drei anderen Kinder los – jedes in eine andere Richtung. Der Mann hat eine Meisterleistung im Achtgeben absolviert, denn es war nicht wenig Verkehr. Es waren viele Menschen außenrum. Eine ältere Frau griff nach einem Kind und hielt es freundlich schützend direkt am Straßenrand fest, bis der Vater kam. Das wars. Alle anderen sahen weder die rennenden Kinder noch den suchenden Vater oder den Verkehr. Ich glaube, der Hebräerbrief ist sehr aktuell.

Nehmen wir noch den zweiten Teil dazu mit dem Ansporn zu Liebe und guten Taten, wird die Sache spannend. Stellt euch vor, ihr seid für andere eine Quelle der Inspiration, was Lebensfreude und Gutes tun angeht. Stellt euch vor, ihr geht mit bestem Beispiel voran und seid gewillt, nicht unter drei kleinen guten Taten heute nach Hause zu gehen. Und stellt euch vor, ihr würdet jemanden anlächeln, liebevoll, das Handy ausschalten und die Welt sehen, wie sie ist. Mit den drei fränkischen Puderzuckerflocken, den Tannenbäumen am Straßenrand und allem, was es zu entdecken gibt auf eurem Weg. Und am Abend, wenn ihr über den Tag nachdenkt, die guten Taten anschaut und euch daran freut, achtet ihr auch gut auf euch. Nehmt das Gefühl der Dankbarkeit wahr, die Freude über die schönen Momente des Tages und die Wertschätzung für die Augenblicke, in denen ihr aufgeweckt wurdet durch etwas, das nicht gut gelaufen ist. Dann wird das Leben lebendig. Dann können wir auch die Menschen anschauen mit Augen, in denen vielleicht Neugier auf den anderen steckt, Interesse am anderen und das Erkennen des Kindes, das in jedem anderen auch steckt und geliebt sein möchte. So, wie wir selbst angeschaut werden möchten.

Und wer das liebevoll anschauen zu seiner Lebensberufung machen möchte – heute um 16 Uhr besteht die Möglichkeit des kostenfreien Probeunterrichts im Ausbildungsgang Heilpraktiker, beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie, ebenso am 25. 1. und am 1. 2. Der neue Kurs startet am 15. März und Infos gibt es hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/hpp/

Bitte kurz Bescheid geben. Danke.

Allen einen liebevollen Venustag.

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