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Das Licht aus Geistestiefen

Das Licht aus Geistestiefen,

Nach außen strebt es sonnenhaft,

Es wird zur Lebenswillenskraft

Und leuchtet in der Sinne Dumpfheit,

Um Kräfte zu entbinden,

Die Schaffensmächte aus Seelentrieben

Im Menschenwerke reifen lassen.

Wochenspruch für diese Woche aus dem anthroposophischen Seelenkalender.

Stephanie ist in der sächsischen/böhmischen Schweiz unterwegs gewesen und schickt dieses Foto. Danke!

Mach, was andere heute nicht machen können

Was am meisten Liebe in uns weckt, sollen wir tun, rät Teresa von Avila im 16. Jahrhundert. Vor Jahren warb eine Bank „Jeder hat etwas, das ihn antreibt“. Die Japaner nennen es Ikigai, dein Grund, morgens aufzustehen.

Viele stehen morgens auf, um sich und ihre Familie gut in den Tag zu bringen – ein guter Grund. Viele freuen sich am Morgen auf die Projekte, die sie an diesem Tag angehen wollen – ein guter Grund. Manche glauben, weil sie weder Familie noch Projekte, weder Arbeit noch einen Plan haben, sei das Leben nicht wertvoll. Ikigai bedeutet nicht: Entwickle Lösungen zur Rettung der Welt. Ikigai kann klein sein – was kannst du heute tun, damit die Welt ein bisschen schöner wird? Vielleicht ein bisschen Müll am Flussufer aufsammeln, bei der Tafel mithelfen, einen Zettel aufhängen, ob jemand deine Hilfe bei Hausaufgaben, in Garten oder Haushalt braucht, weil du das gut kannst, ein Lächeln, ein freundliches Wort verschenken. Es gibt etwas, das nur du auf deine Weise tun kannst für andere – und wenn du dich für die ausruhst, die heute nicht dazu kommen.

Was magst du heute tun, was andere nicht können?

Hab einen wunderschönen Tag und einen guten Start ins Wochenende!

 

Stephanie hat dieses tolle Foto geschickt, Danke!

Tu, was Liebe weckt

Ich möchte, dass ihr nur diese Eine begreift: Es geht auf diesem geistlichen Wege nicht drum, viel zu denken, sondern viel zu leben. Was am meisten Liebe in euch weckt, das tut.

Teresa von Avila, 1515–1582

Im Japangarten in Holzkirchen, Benediktushof

Reddungsleidstelle

Gestern schlug mir ein Klient vor, mein Türschild in „Rettungsleidstelle“ zu ändern. Auch ein Plan, nur rette ich leider nicht vor Leid, ich unterstütze lediglich darin, damit umzugehen. Nein, nicht mit Leid, das uns widerfährt, darin spräche sich aus, dass ich Opfer von Umständen im Außen bin. Klar, auch das ist möglich, dass ich zur falschen Zeit am falschen Ort bin und schlimme Dinge geschehen. Vielleicht erfahren wir irgendwann, dass genau das in dem Moment die Aufgabe war, wer weiß.

Wie gehen wir mit Leid um? Indem wir uns klarmachen, dass gerade eine sehr schwer zu bewältigende Last auf uns liegt und wir deshalb müde, traurig, hilf- und ratlos sind, wütend, weinen oder wegrennen wollen. Indem wir die Situation versuchen anzunehmen, was Zeit braucht je nach Herausforderung. Und indem wir versuchen, den allerkleinsten möglichen Schritt zu machen – eventuell können wir einen Atemzug nehmen. Dann noch einen. Das gibt uns Handlungsmöglichkeiten zurück, denn wir sehen: etwas ist machbar. Vielleicht können wir aufstehen und die Last aus einer anderen Perspektive betrachten. Jemanden fragen, der solche Situationen bereits bewältigt hat. Unseren Mastermindmodus einschalten und uns sagen: Wir haben laufen gelernt und vieles mehr. Wir werden auch das schaffen. Step by step. Wenn wir etwas machen können, ist viel gewonnen.

Irgendwann verstehen wir vielleicht, was das Learning an der Sache war. Und viel später erkennen wir eventuell einen Sinn darin, sehen unser Wachstum, unseren Mut und dass wir alle Helden des Alltags sind. Immer wieder aufs Neue. Weil wir jeden Tag das Leben wagen und das ist immer wieder spannend.

 

Einen wunderschönen letzten Oktobertag für dich! Mit viel Grund zur Freude und wenig Sorge.

Das Gewicht dessen, was wir  tragen, ist unterschiedlich. Diese Figur im Garten der Klinik Arlesheim macht das mit Anmut.

Kultur befördernd

Der kulturbefördernde Füll

 

Ein wünschbar bürgerlich Idyll
erschafft, wenn du ihn trägst, der Füll.

Er kehrt, nach Vorschrift aufgehoben,
die goldne Spitze stets nach oben.

Wärst du ein Tier und sprängst auf vieren,
er würde seinen Saft verlieren.

Trag einen Füll drum! (Du verstehst:
Damit du immer aufrecht gehst.)

 

Christian Morgenstern

 

In diesem Hain in Dornach ruht die Asche von Christian Morgenstern.

Du hast nie Zeit

„Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ Diese Frage wurde mir ganz ernst gemeint gestellt, denn „du hast nie Zeit, mit mir einen Kaffee zu trinken.“ Die Antwort war vielleicht unerwartet, doch ehrlich: „Ich möchte mit dir keinen Kaffee trinken.“ „Warum?“ „Ich kann keine Zeit mit Menschen verbringen, die permanent ihr Leben beklagen, ohne je etwas zu verändern. Die Nerven und die Lebenszeit habe ich nicht mehr.“

Mein Tag ist gut gefüllt. Ich arbeite mit Herzensfreude in meiner Praxis mit Klienten an ihren Themen und mit Coachees an ihren Fragestellungen. Ich bin so dankbar, mit vielen Menschen und Teams gemeinsam etwas zu reflektieren, zu beleuchten, zu begleiten, in schwierigen Lebensphasen zu stützen und einen Raum zu geben und ihn halten zu können.

Daneben lese ich ebenfalls mit tiefer Freude die Zeitschrift Holunderelfe Korrektur, weil ich sie schlichtweg sehr mag (und nach wie vor nicht handarbeiten kann). Ich bin ein Mensch, der sich stetig fortbildet, derzeit im Bereich Ayurveda in einer herausfordernden Ausbildung.

Ich habe ein Privatleben, in dem die Vollzeitpflege meines gehandicapten Bruders, der bei uns lebt, den größten Teil an Zeit und Kraft in Anspruch nimmt. Ein Pflegefall mit seinen Konditionen ist nichts für Menschen, deren Fokus auf „in meiner Freizeit mache ich nur, was mir gefällt und gut tut“. 2 bis 4 Maschinen Wäsche am Tag. Spezialmahlzeiten. Hängen in Warteschleifen für Windeln, Katheter, Befundklärung, Terminvereinbarungen, Wundmanagement. Ich habe eine Familie, einen Garten und nein, derzeit keinen Hund mehr, der wäre vernachlässigt.

Insofern – ich trinke lieber Tee. Und ich verbringe gern Zeit mit Menschen, die ihren Krempel nicht allzu hoch hängen, Humor haben und über sich selbst lachen können und mit denen man einfach mal eine Viertelstunde rumsitzen kann ohne Geschwätz und atmen. Die Liste dieser Menschen ist überschaubar.

 

Was füllt deinen Tag und mit welchen Menschen bist du am liebsten zusammen? Wähle weise, wo es möglich ist. Und vergiss das Singen, Lachen und Freuen nicht in diesen letzten Oktobertagen.

 

Mit wem schaust du am liebsten in eine schöne Landschaft? Danke an Theresa für das Foto!

Volle Tage

Wir haben zwei Drittel des Gartens bearbeitet – das haben wir seit Jahren nicht geschafft. Nun gehen uns die Säcke aus, wir haben zudem keinen Stapelplatz mehr. Gut, dass jetzt normale Arbeitstage dran sind. Jetzt ist wieder eine Grundordnung drin. Vielleicht wird es noch was mit dem letzten Drittel, wie sind mit diesem Zwischenstand vorerst schon froh.

Im Hintergrund laufen die Korrekturen für die Winter-Holunderelfe, das wird ein feines Heft werden, sehr kuschlig!

Am Montagabend ein spannender Austausch der Lifestyle Medicine Society Switzerland zum Thema „Gewohnheiten“. Spannende Themen waren in diesem Jahr u.a. „Ernährung“, „Bewegung“ und „Schlaf“.

Wir haben so viel Wissen. Wir verstehen durchaus, dass wir selbst aufgerufen sind, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Was hält uns ab? Bequemlichkeit, negative Gewohnheiten, der Reiz von „Chillen“ und Mediennutzung und im Hintergrund der Gedanke „wenn ich was habe, zahle ich ja genug in die Krankenkasse ein“. Menschen bewegen sich erst, wenn es schmerzhaft ist – entweder am eigenen Leib erlebbar oder finanziell.

Was brauchst du, um heute einfach mal nur die Treppe zu nehmen, den Apfel zu essen, zwischendurch tiefe Atemzüge an der frischen Luft zu nehmen und  freundlich mit dir und anderen zu sein? Herzliche Einladung. Dein Tag, dein Leben.

 

Kraftplatz und auch ein wenig Mysterienstätte – Treppenhaus mit rotem Fenster am Goetheanum in Dornach.

Türen

Türen. Was finden wir hinter einer Tür vor? Ist das Eintreten mit Freude oder Spannung verbunden? Durch eine sorgsam bearbeitete Tür tritt man anders hindurch, sie lädt ein, für einen Moment zu verharren und dann erst bewusst den Raum dahinter zu betreten.

Eine Tür am Goetheanum in Dornach.

Garten- und Denkwochenende

Der Seelensommer, der im Winter geweckt werden wird – ein so berührendes Bild in dieser Woche jeden Morgen, wenn wir den Spruch aus dem Seelenkalender von Steiner lesen, zusammen mit den Gedanken zum Tag. Seit inzwischen Jahrzehnten ein Ritual bei uns. Erst über Jahre erschließt sich uns so mancher Zusammenhang, freut sich jeder von uns auf bestimmte Wochensprüche.

Am Wochenende war Gartenarbeit angesagt. In einem Teil des Gartens haben wir jetzt einen Wunschzustand – vorübergehend, Natur lehrt ständigen Wandel. Beim Wühlen in der Erde sortieren sich Gedanken, formen sich Erkenntnisse, verarbeitet sich in den letzten Tagen Erlebtes wie ein Onkologieseminar zum Thema Aromapflege, schön zu erleben, dass ich da auf guten Wegen mit den Klienten unterwegs bin. Eine Studie an der Charité belegt die Wirksamkeit der duftenden Helfer und im Praxisalltag bestätigt sich das oft genug.

Raum war für Begegnung, Gespräch, Austausch über Themen, die uns derzeit sehr bewegen – wie dankbar können wir für solche Tage sein, in denen uns das Wetter die Möglichkeit schenkt, draußen ohne Frieren gut zu arbeiten.

 

Einen guten Wochenstart für dich!

Beeindruckende Farben – Stephanie hat diese Trauben und ihre herrlichen Blätter entdeckt. Danke!

Den Seelensommer wecken

Es sprießen mir im Seelensonnenlicht

Des Denkens reife Früchte,

In Selbstbewusstseins Sicherheit

Verwandelt alles Fühlen sich.

Empfinden kann ich freudevoll

Des Herbstes Geisterwachen:

Der Winter wird in mir

Den Seelensommer wecken.

 

Der Wochenspruch für diese Woche aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Stephanie hat dieses Foto gemacht, Danke!

Kraftorte

Es gibt Tage, da höre ich nur Negatives. Katastrophe reiht sich an Chaos. Überforderte Menschen, die sich als Spielball des Schicksals erleben. Situationen, die zunächst sehr ausweglos aussehen. Verfahrene Partnersituationen, Streit, der eskaliert, Aggressionen, die an der falschen Stelle ausbrechen, Vorwürfe und Anschuldigungen, die nicht korrekt adressiert sind und Menschen, die das abbekommen, sich nicht wehren können, an sich zweifeln und letztlich verzweifeln.

Hier braucht es als Begleiter durch solche Krisen ein eigenes stabiles Standing, das auch nicht immer felsenfest gegeben ist. Woraus schöpfe ich Kraft?

Aus der Erfahrung eines vollen Lebens, das reich an Herausforderungen war und ist. Aus der Überzeugung, dass wir absolut kreativ sind im Finden guter Lösungen. Aus dem Wissen, dass vieles Sinn gemacht hat, auch wenn wir es nicht verstanden haben. Aus einer klaren Tagesstruktur, die viel mit Rhythmen im Tag zu tun hat, stärkenden Ritualen, bewussten Mahl-Zeiten, Natur und Austausch. Aus Singen, Lachen und kreativem Tun. Aus dem Wissen, dass ich nicht Lösungen zu liefern habe, sondern Vertrauen in die eigene Kraft der Klienten und Coachees. Und der Fähigkeit, einen Raum zu öffnen, in dem der Mensch so sein darf, wie er ist mit all seiner Not, seiner Verzweiflung, seiner Stärke und diesen Raum auch sicher zu halten.

Ich wünsche dir ein Wochenende voller guter Räume, in denen du gehalten und getragen bist.

 

Mein bester Kraftort überhaupt – der Garten rund um das Holzhaus von Ita Wegman in der Klinik Arlesheim.

In der Zukunft Schoß

Es ruhen in der Zukunft Schoß für meine Seele

die guten und die schlimmen Lose.

Was mir Gutes täglich erfließt,

will ich bemerken;

an ihm zeigt sich mir,

was Götter aus mir gemacht.

Was mir Schlimmes zuweilen erfließt,

will ich ertragen;

an ihm zeigt sich mir,

was ich selber aus mir noch machen kann.

Ich danke meinem guten Schicksal,

wie ich jetzt lebe.

Ich danke meiner Stärke im schlimmen Geschick

die Kraft, die im Leben mich aufwärts führen kann.

Wer glaubt, dass gutes Geschick allein fördere,

Schlimmes allein niederbeuge,

der sieht nicht das Jahr,

sondern nur den Tag.

            Rudolf Steiners

Ein Kraftort der besonderen Art zum perfekten Nachdenken – die Eremitage in Arlesheim.

Was den Geist bewegt

Viele Fragen bewegen den Geist eines Klienten: Zu seiner Arbeit, zur Partnerschaft, seine WG löst sich auf, zur Partnerin ziehen oder nicht? Die Erkenntnis, zu viel Zeit mit Medien zu verbringen. Wie schwer der Dopaminentzug ist, zeigen drei Tage ohne Netz. „Warum halte ich nicht durch?“

  1. Wir geben zu schnell auf, wenn es nach dreimal probieren nicht klappt, höre ich: „Das wirkt bei mir nicht.“ 2. Wir kehren nicht freundlich vom Abschweifen zurück, sondern verlieren uns in Anklageschleifen, wie unfähig wir sind. 3. Gedankenblähen. Wir kreieren Gedanken, keine Handlungen, das macht langfristig unzufrieden. 4. Wir glauben dem Geschrei im Kopf. 5. Wir trainieren keine Ausdauer. 6. Wir glauben, dass alles leicht sein soll, weil das Gurus sagen. 7. Wir hätten gern alles auf dem Silbertablett serviert.

Lösungsideen: 1. Dranbleiben. 2. Freundlichkeit zu sich selbst, „ah, abgeschweift, da ist das Buch, ich lese jetzt“. 3. Gankenpupse sind nicht die Realität. 4. Traue prinzipiell erstmal keinem Gedanken in deinem Kopf. 5. Nochmal dranbleiben. 6. Ja, es kann leicht sein, muss es aber gerade am Anfang nicht. Trainiere lieber, was du willst. 7. Selbst Geschafftes macht froh. Weg von zu viel Mediennutzung. Natur, direkter Kontakt mit echten Menschen, viel händisch machen (Gemüse schnippeln, Teige kneten, Garten, Holzwerkeln, stricken, Hauptsache Hand). Männer-Tipp: Bitte nicht einreden, dass alles toll sein muss, ihr euch gut zu fühlen oder zu funktionieren habt. Mentale Gesundheit brauchen alle. Traut euch bitte, darüber zu sprechen und Hilfe einzuholen.

 

Stephanie hat die Morgenstimmung mit Bodenfrost eingefangen. Danke für das Bild!

Und doch ist einer

Die Blätter fallen

 

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,

als welkten in den Himmeln ferne Gärten;

sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde

aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.

Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen

unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke: Das Buch der Bilder

 

Einmal im Jahr muss dieser Text sein. Das Foto ist aus Stephansried, wo Sebastian Kneipp aufgewachsen ist.