Author page: Christine Krokauer

Ahnenforschung

Heute löst sich von den Zweigen, was der Wind herunterrüttelt. Der Regen lässt die Quitten wachsen, das ist sehr gut.

Ein erstaunliches Wochenende. Die angehenden Heilpraktiker für Psychotherapie haben sich mutig in den zweiten Kurstag gestürzt, der erste mit „Vokabelkunde“. Da wird man das erste Mal mit den Fachbegriffen konfrontiert und bekommt eine Ahnung, wie die nächsten Monate werden. Spannend auf jeden Fall.

Am Samstag sind wir tief in die Familiengeschichte abgetaucht, denn eines der Kinder sammelt Unterlagen für einen Stammbaum. Es ist erschreckend, wie wenig wir manchmal über unsere Vorfahren wissen und wie viele Irrungen und Wirrungen es geben kann. Wir haben in der Ahnenreihe Hofmann, eine Generation zuvor steht dann in den Urkunden Hoffmann. Sigried oder Sigrid? Beide Male die gleiche Person, in Urkunden verschieden notiert. Puuh! Wenn das immer so ist, lassen sich viele Menschen gar nicht mehr nachforschen, weil durch Schreibfehler aus einem Hof-Mann ein Hoff-Mann geworden ist, was nicht nur sprachlich einen gewaltigen Unterschied ausmacht.

Auch spannend, wie eng die Umkreise früher waren zum Heiraten und wie weit entfernt heute die Ehepartner aufgewachsen sind, der modernen Zeit geschuldet. In der Ahnenforschung wird einem bewusst, was Wanderungen, Vertreibungen, Kriege mit Familien machen. Uralte Fotos haben wir angeschaut, weit über 90 Jahre alte Bilder. Manches wurde durch die Kriege durchgerettet, fand in Koffern eine Heimat und da sitzt man und überlegt: wer ist das? Menschen verändern sich im Lauf ihres Lebens, die einen mehr, die anderen erkennt man von Kindheit an und sie bleiben gefühlt konstant in der Optik, sie werden nur älter. Das ist erstaunlich, wie stark die Lebensereignisse auf Menschen unterschiedlich wirken.

Es ist tragisch zu sehen, wie junge Leben durch Kriege ausgelöscht wurden, Jungs, die gerade mal die Schule fertig hatten, dann den „Heldentod“ gestorben sind und es die „traurige Pflicht“ ist, der Familie selbigen Heldentod mitzuteilen und dass es kein Grab gibt (nicht schwer vorstellbar, was übrig blieb nach einem Bombenangriff, wenn man nichts mehr bestatten kann). Nicht einmal ansatzweise können wir uns heute diese Momente vorstellen, in denen Eltern solche Post bekommen mit dem Hinweis „die wenigen Hinterlassenschaften Ihres Sohnes gehen Ihnen auf dem Postweg zu“.

Es finden sich andere Dinge: eine Elektrikerrechnung über 6 Mark. Die Feststellung, dass ein Schuppen projektiert wird, die Genehmigung dazu und dann die Mitteilung in Sütterlinschrift, der Schuppen sei nach seiner Projektierung jetzt fertiggestellt und seiner Bestimmung zugeführt worden. Da hat er sich vermutlich gefreut, der Schuppen, über seine „Bestimmung“. Wenn schon Schuppen Bestimmungen haben, was haben dann wir Menschen? Na also, think big.

Zeugnisse aus alter Zeit. Menschen werden wieder ins Bewusstsein gerufen und wir merken – wie weit reicht unsere Erinnerung zurück? Mancher kannte keine Großeltern, geschweige denn Urgroßeltern, es sind Namen aus Berichten der Altvorderen, die man Jahre nicht angehört hat, weil nervig und uninteressant, doch irgendwann stellt man fest – jetzt weiß keiner mehr was über Namen, Schicksale, Wohnorte. Spaßig: das ist doch der und der! Nein! Doch! Auf keinen Fall, das ist der Cousin! Welcher Cousin? Das ist der Neffe von xy. Nein, der Bruder von Z. Nach langem Puzzle: Jeder hat ein wenig recht. Je nachdem, von wo aus man schaut, kann jemand sehr wohl Bruder, Cousin, Neffe und Großvater sein.

Familie. Ein Geflecht über Jahrhunderte, verwoben mit Landschaften. Auch spannend – Bauern und Hofbauern, so weit das Auge reicht und Einträge über Konfessionen. Ein Ehevertrag vom Ende des 19. Jahrhunderts! Offenbar sehr moderne Vorfahren.

Wir haben gesehen: Schnell schwinden Erinnerungen. Menschen leben in den Genen weiter und ein paar Generationen lang in Erzählungen, dann verschluckt sie der Lauf der Zeit. Wenig überdauert, wobei Kriege ihr Übriges dazu getan haben, dass gar nichts mehr da ist. Was ist Heimat, was sind unsere Wurzeln und welche Bindungen stellt Familie her?

Allen einen guten Start in eine Woche voller Momente, in denen wir uns vielleicht über Familie freuen, daran denken, etwas von den Vorfahren zu notieren für spätere Generationen und uns bewusst werden, dass wir ein Wimpernschlag in der Geschichte der Menschheit sind. Und doch kommt es auf jeden Wimpernschlag an. Gerade jetzt.

 

Den Apfel zwischen dem Herbstlaub hat Gabi entdeckt. Danke!

Dies ist ein Herbsttag!

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.

 

Christian Friedrich Hebbel

Einmal im Jahr muss das wunderbare Gedicht von Hebbel sein. Das Herbstfoto hat Katja für uns gemacht! Lieben Dank!

Treibgut des Lebens

Ich staune, was alles angeschwemmt wird im Lauf des Tages im Lebensmeer. Anfragen, Terminwünsche, Klagen, Beschwerden, Bilder, Ungerechtigkeiten und Freudiges. Leid und Laster, Liebe und Leidenschaft in allen denkbaren Lebensvarianten. Quer durch alle Altersklassen geht es – vom Baby bis zum hochbetagten Senior, wo ich gefragt werde, was denn die Medikamente auf der Liste bedeuten (fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker? Nein, lieber mich). Ich bin jeden Tag in Kontakt mit allen Varianten des Menschseins, vom tiefsten Hass über Ängste bis hin zu „ich habs geschafft!“ bei Prüfungen oder „Wir heiraten!“ Ist das nicht großartig? Ich bin dran am Menschen und drin im Leben. Meine Rolle ist oft die des Beobachters, des Metaebenen-Bewohners, der mit Abstand anders sieht und manches auch perspektivisch wieder geraderücken kann, wo es vielleicht angebracht wäre.

Doch es ist nicht nur die Rolle, die meine Arbeit in der Praxis vorgibt, es gibt auch die Rolle des Dozenten, der Kurse hält und konzipiert. Skripten schreibt, updated. Der das Gemüse für das Mittagessen schnippelt und den Kaffee kocht. Der die Tische hinstellt, misst, dass Abstände korrekt sind, nach Kursende die Waschmaschine surren lässt, damit alles wieder frisch ist am nächsten Kurstag. Ich bestelle Brot und Kuchen, kaufe ein, mache sauber. Ich schreibe Werbetexte, sorge dafür, dass sie erscheinen und achte darauf, dass auf der Homepage immer die aktuellsten Sachen zu finden sind. Das Drucken von Skripten gehört ebenso zu meiner Arbeit wie das Schreiben derselben, das Falten von Mappen am ersten Kurstag und das Dekorieren der Arbeitsmaterialien auf den Schreibtischen. Ich koche den Tee, der in der Kanne ist.

Dann gibt es die Rolle der Verwaltung. Ich mache Aquise und sorge dafür, dass Kurse beworben und gefüllt sind oder entscheide, sie abzusagen, zu verlegen und sonstiges. Ich schreibe Verträge und Praxisrechnungen. Mit der Abwicklung am Ende, dem Überprüfen der Konten habe ich nichts mehr zu tun, worüber ich so sehr dankbar bin.

Es gibt die Rolle der Mutter, der Ehefrau, der Lernenden (wir machen immer irgendeine Ausbildung, damit wir bestens aufgestellt sind und zudem unser Gehirn permanent gefüttert wird und gar nicht auf die gruslige Idee kommt, Rost anzusetzen). Und es gibt die Rolle der Tochter und Schwester, was, je älter die Familienmitglieder werden, desto umfassender werden kann.

Vieles von unserer Arbeit ist unsichtbar. Wir machen sie, weil wir unsere Arbeit sehr lieben und freuen uns, wenn das wertgeschätzt wird. Es soll hier bei uns ein Ort sein, an dem Menschen gern sind. An dem sie wissen, dass sie sein dürfen, wie sie sind. Aufgehoben, behütet für die Zeit des Aufenthalts. Begleitet, gestützt und rechtzeitig losgelassen, damit sie in ihre eigene Kraft kommen.

So schweben wir gemeinsam mit vielen Tausenden von Menschen in diesen Tagen durch das Alltagschaos, erleben die Umbrüche sehr bewusst, hören viel, sehen viel, lesen viel, denken viel und doch lässt es sich auf wenig herunterbrechen, das essentiell ist: Respekt, Achtung, Wertschätzung. Liebe, Freundlichkeit, Höflichkeit und Rücksicht, Schätzen der Vielfalt der Meinungen und Menschen, Lebensformen und Standpunkte und lernen, lernen, lernen. Wir wissen, dass wir in einer Zeit leben, in der wir die einmalige Chance haben, die gesamte Welt auf gute neue Wege zu bringen. Wenn wir nie aus den Augen verlieren, dass das bedeutet: Im Fluss des Lebens sein, Gestalten in Freiheit, Lauschen mit Liebe, Lernen vom Fremden und nicht aufgeben, sich im Hass verlieren, die Energie für Nebenkriegsschauplätze vergeuden. Sein! Mit allem, was wir sind. Das ist das Thema. Egal, an welchem Platz wir stehen im Leben und welche Rollen wir ausfüllen. Die Rolle des werdenden Menschen ist unsere wichtigste.

Allen ein schönes Wochenende mit frischer Luft und den ersten Kastanien.

 

Steffen hat diesen magischen Abendhimmel in der Rhön mit der Kamera für uns alle gemalt. Danke!

Gipfelstürmer

Wie komme ich am besten den Berg hinan?

Steig nur hinauf und denk nicht dran.

Friedrich Nietzsche

Stephanie hat die blauen Berge festgehalten. Wie klein wirkt da selbst das Schloss Neuschwanstein dagegen!

12 Minuten

Walter Moers Werke schaffen es, mich an die schönsten Kindheitsstunden zu erinnern (die Welt von Zamonien ist mindestens so spannend wie Hogwarts). Der Moment, in dem man einen Buchdeckel aufklappt. Du hoffst darauf, dass das Buch dich nach zwei Zeilen bereits in seinen Bann zieht, der Deckel über dir zuklappt, du im Buch bist und ganz sicher für die nächsten Stunden von nichts auf der realen Welt, der zu entfliehen es sich häufiger lohnt als dort zu verweilen, erreicht werden kannst. Was habe ich mir anhören müssen, ob ich taub sei, erst heftiges Rütteln trennte mich aus der Buchwelt und schoss mich in die Realität zurück.

Natürlich war ich nicht taub. Ich lauschte lediglich lieber allem, was im Buch geboten war. Was habe ich meine Kinder um Harry Potter beneidet! All die großartigen Kinderbücher der Neuzeit las ich mit ihnen und hatte die gleiche Freude, als wäre ich selbst Kind und fand es absolut selbstverständlich, dass sie damals mit Hexenhut und kostümiert um sechs Uhr morgens vor dem Buchladen standen, da wurde sondergeöffnet für die neuesten Bände der Reihe aus Hogwarts. Abends waren sie endlich durch, egal wie dick der Band war. Und dann kam die Nacht und meine Lesezeit, gggrrr, so lange warten.

Die Kinder kamen regelmäßig zu Besuch zu mir auf die Buchmesse, Jahre stand ich dort für die Verlage, für die ich lektorierte. Wir besuchten unsere Lieblingskinderbuchverlage. Wir denken gern daran, als Jean Claude Lin vom Verlag Freies Geistesleben bemerkte, dass die Kinder durch seinen Stand gingen und sagten „Das haben wir auch“, „das war sooo ein tolles Buch“ oder „das möchte ich wieder mal lesen“ und „guck mal, das haben wir noch nicht“. Er sprach die Kinder an, ob sie denn wirklich all diese Bücher gelesen hätten. Entrüstung! Natürlich! Und wie ein Springbrunnen berichteten sie. Das freute ihn riesig und sie waren stolz, dass sie ein Sudokubuch geschenkt bekamen. Das war damals gänzlich unbekannt und heute kennt es jeder. Die Bücher von Urachhaus und Geistesleben sind jeden Tag in meiner Arbeit eine Empfehlung für Familien, vor allem die Werke von Rosemary Sutcliff.

Bücher sind ein Paradies. Die größte Enttäuschung: wenn es schlecht geschrieben ist. Langeweile aufkommt. Man merkt, dass der Autor am Ende keine Ideen mehr hatte und das Projekt nur noch beenden wollte. Wechsel im Leben des Autors merkt man dann, wenn sich die Sichtweise der Protagonisten plötzlich verändert und keiner weiß weshalb. Hässliche Titelbilder, schlechte Bindung, grusliger Buchsatz mit Schusterjungen und Hurenkindern, wie es heute üblich leider üblich ist. Bücher, deren Rücken zerfallen nach drei Mal aufmachen. Farbige Umschläge, die das Auge foltern. Über all diese Äußerlichkeiten lässt sich notfalls hinwegsehen (es kommt nicht immer wie einst bei Suhrkamp darauf an, dass die Buchrücken einen Farbkreis ergeben müssen oder – schlimmste aller Qualen! – dass Bücher aus dem gleichen Themenfeld leider massiv unterschiedliche Höhen haben und so die Sortierung wahrhaft ein komplexes Unterfangen ist – alphabetisch? Inhaltlich? Nach Höhe?), aber nicht über einen schlappen Inhalt.

Dass wir alle jeden Tag unsere Form haben oder eben nicht haben, liegt in der Natur der Sache. Schreiben ist eine einsame Tätigkeit, obwohl ich natürlich erlebe, wie Autoren heute manchmal vorgehen. In 14 Tagen ist ein Buch geschrieben, weil es „geistig“ schon 20 Jahre bewegt wird. Manchmal denke ich – wie wäre das Buch geworden, wenn es 14 Monate oder 14 Jahre gewachsen wäre?

Manchmal werde ich gefragt, warum ich kein Buch schreibe. Nun, ich habe so viele Bücher geschrieben, was kaum einer weiß. Im Lektorat erlebt man vieles und als Ghostwriter ebenfalls. Das bleibt im Verborgenen und ist gut so. Vielleicht kommt das noch, das Leben liegt mit seinen Möglichkeiten täglich neu mit 24 Stunden vor mir. Bis dahin stelle ich mir jeden Tag den Wecker auf 12 Minuten für meinen Blogeintrag. Und weil er gerade geklingelt hat, die Zeit also um ist, gibt es heute nur noch eines zu tun: einen Punkt zu setzen und allen einen wunderbaren Venustag zu wünschen. Was würde die Liebe heute tun?

Steffi hat dieses herrliche betropfte Blatt im Wald gefunden. Regen, ein Versprechen der nächsten Tage, wie ich hoffe.

Funkelnde Zeichen

Ich erblickte das Alphabet der Sterne. Ein Firmament voller funkelnder Zeichen, eine unlesbare, aber wundervolle Schrift aus Licht, so alt wie das Universum.

Aus: Walter Moers: Das Labyrinth der träumenden Bücher

Das reale Labyrinth hat Stephanie fotografiert. Vielen lieben Dank!

Wider Misstrauen und Angst

Am Abend mache ich gern eine kleine Rückschauübung. Ich gehe in Gedanken den Tag rückwärts bis zum Aufwachen. Ganz ohne Wertung, einfach nur Hinschauen, was war. Erst bei diesem Rückwärtsanschauen wird mir bewusst, was alles in diesen Tag hineingepasst hat. Manchmal hat man ja das Gefühl, dass wenig geschafft worden ist, aber es ist nicht wenig, es waren vielleicht viele hundert kleine Handgriffe, Telefonate etc., die etwas bewirkt haben, aber quasi vor großen Themen wie untergehen.

Wie wichtig diese ganzen „kleinen“ Handlungen sind, erfahre ich oft erst Jahre später. Ich habe in dieser Woche mehrere Mails bekommen, die begannen mit: „Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern, ich war vor x Jahren mal bei Ihnen“. Ich erinnere mich. An Menschen, die vielleicht nur ein einziges Mal da waren und dieses Gespräch hat ausgereicht, um manches in Bewegung zu setzen. Jetzt stehen neue Themen an, es braucht einen Blick von außen und die Menschen melden sich.

Das sind Geschenke, die mir klarmachen, wie bedeutsam auch die kleinen Dinge sind. Manchmal steckt in einer Mail, einem Satz am Telefon eine Botschaft, die etwas wie umwenden, neu erkennbar machen kann.

Dabei hat mir diese schlicht anmutende Übung sehr geholfen, die aufzeigt, was alles in einem Tag geschieht, wie viele unterschiedliche Menschen andocken und wegschweben, welche Vielfalt des Lebens jeden Tag vor mir ausgebreitet wird. Von unglaublichen Schicksalsschlägen höre ich, von Meistern der Lebenskunst, vom Scheitern, vom auf die Welt kommen und sterben. Voller Respekt bekomme ich diese Lebensgeschichten berichtet, versuchen wir gemeinsam, die daraus resultierenden Aufgaben mit Würde bestmöglich zu formulieren und Schritte zu erarbeiten, die möglich sind, um mit allem gut umgehen zu können.

Oft sind es kleine Unachtsamkeiten im Alltag, unbewusst etwas gesagt, gemailt, geappt, die Verletzungen setzen. Oberflächlich mag es rasch heilen, doch unter der Wunde setzt ein Zerstörungsprozess ein, der den gesamten Organismus vergiften kann. Achten wir auf die kleinen Dinge. Schicken wir keine Mail im Zorn und voller Ärger. Reagieren wir nicht auf etwas, sondern lassen es erstmal stehen, damit wir in den Agieren-Modus kommen, anstatt wild Bälle abzuwehren, die vielleicht nicht einmal uns selbst galten!

Eine Runde Staunen in Respekt vor dem, was geschieht und voller Wertschätzung für die großartigen Lösungen, die wir finden können. Stellen wir uns auf die Seite der Resilienz in diesen Tagen, in denen die Pandemie erneut dazu führt, dass Maßnahmen ergriffen werden, um Menschen in die Vereinsamung zu bringen, Drohgebärden erkennbar sind. Menschen kommen mit unglaublichen Maßnahmen zurecht, wenn sie notwendig sind. Voraussetzung: Sie sind restlos aufgeklärt über die Fakten und darüber, ob man sie einschätzen kann oder nicht. Schwarmwissen muss nicht negativ sein. Ganz im Gegenteil. Wer Bescheid weiß, alle Fakten kennt, kann sehr kreativ werden, so entstehen vorher gänzlich unerwartete Lösungen. Angst und Vertuschung, Lüge und Bedrohung schwächen die Moral, töten das Vertrauen und erleichtern Ungutem aller Art, vor allem dem Einschüchterungsvirus und dem Misstrauensbakterium, das Eindringen und Zerstören in vormals gesunde Strukturen.

Allen einen Jupitertag, der seine freudige Energie großzügig und weise ruhig verteilen kann.

 

Dieses zauberhafte Bild verdanken wir ebenfalls Stephanie! Ist das nicht großartig?

Morgendämmerung

Prosa kann Abend und Mondlicht malen, aber um die Morgendämmerung zu besingen, bedarf es der Dichter.

George Meredith, 1828 – 1909

Diese Farbherrlichkeit hat Steffi am frühen Morgen für uns aufgezeichnet. Dankeschön!

Freut euch vor – bald gibts was Neues!

Wenn sich vier Menschen zusammensetzen, die enorm kreativ und engagiert sind und gemeinsam das Jahr überdenken und was es braucht – ratet, was geschieht! Genau! Heraus kommen eine geballte Ladung Energie und krass gute Ideen, die in den nächsten Tagen und Wochen Gestalt annehmen werden. Ich sags mal so – haltet euch den 27. 11. nachmittags frei. Bald mehr zu diesem Projekt, von dem wir denken, dass es euch genau da abholen kann, wo wir in diesem Chaosjahr stehen und euch mitnimmt in eine Zukunft, die mächtig viele Chancen am Start hat, denn auch das ist so! Freut euch schon mal vor.

Zwei Riesenkisten Äpfel sind nebenher eingemacht – im Winter muss ich nur ans Regal und habe mit einem Handgriff herrliches selbstgemachtes Apfelmus als Nachtisch für die Kurse. Oder wahlweise Zwetschgenkompott. Hach! Da ich gerade so gar keine Zeit habe, war das erstmal ein „oh nee, wann soll ich das noch machen?“, aber wenn alles dann fertig im Regal steht, ist es schon super.

Ich höre, dass der Herbstäquinox einen Wetterumschwung im Gepäck hat. Ich sage es so – alle Sonnenjünger können auch 2020 nicht meckern. Jetzt dürfen sich die Menschen freuen mit mir zusammen, die auf wallende Nebel stehen. Die das elegische Geräusch kleiner Wassertropfen lieben, die aus Spinnennetzen weinen. Das leise Plopp, wenn eine Quitte vorzeitig herunterfällt. Morgens gibt es endlich Tau fürs Tautreten. Zwischen den in allen Violetttönen prunkenden Herbstastern spannen sich die Altweibersommerfäden glitzernd im Morgenlicht. Abends früh dunkel, morgens lang dunkel bedeutet – maximal am Mittag ist es heiß. Nach einem superheißen Kurs letztes Wochenende freue ich mich auf Unterrichtstage, an denen der Regen die Scheiben herunterrinnt. Wolken werden dick und schwer und schwarz über den Himmel eilen. Die Schlehen reifen gemütlich. Der Feuerdorn glüht im Grau. Hach. Sinkende Temperaturen. Die Aussichten – der Winter naht! Ehrlich, was gibt es Schöneres als den Geruch nach Herbst, das Sammeln von Kastanien, das Leuchten der Blätter in allen zauberhaften Herbstfarben! Die ersten Schals, die ersten Teetassen. Endlich wird das Leben schön. Die letzten Rosen fallen ab, wenn man sie ins Haus mit nimmt, Kürbisse leuchten mit Lampionblumen um die Wette. Die Schleier zwischen den Welten werden feiner. Wir hören andere Geräusche, es wispert und knistert in den Ecken, die Holzgeister richten sich auf den Winter ein. Die Natur legt sich schlafen und das Geistige erwacht. Zeit des Traums, der Amulette und Schutzgebete, des Abschließens und vor allem – und das ist das Beste überhaupt – der Neuorientierung!

Ach, was habe ich darauf gewartet, dass Nächte wieder herrlich eiskalt werden, wenn man am offenen Fenster steht und in der endlich klaren Luft die Sterne wie gemeißelt stehen, der große Wagen derzeit so nah, dass man meint, einsteigen zu können und wie der kleine Häwwelmann davonzubrausen. Jetzt wird es wieder flauschig. Die Luft wird feucht, morbid, eine Mischung aus welken Blättern, Stürmen und viel Nässe von oben, der Boden darf sich vollsaugen, endlich, die Brunnen füllen sich und der Wind pfeift. Oh wie schön ist Panama, heißt es bei Janosch. Ich freue mich vom ersten warmen Sommertag an auf den Tag, an dem man das erste Mal frei atmen kann und es riecht so, wie es nur im Frühling auch an nur einem Tag ist. Der Herbst verspricht Erntedank. Vollreife. Rückzug. Besinnung. Klugheit und Klarheit, Kälte und Reinheit. Wandern zwischen den Welten. Ahnengrüße dringen durch, wir werden sehr bewusst und die Sehnsucht nach geistigem Tun wächst. Schatten in den Ecken zeigen unsere Schattenseiten und laden uns ein, zu lernen, zu forschen und die richtigen Fragen zu stellen, um über den Winter in die Antworten zu wachsen.

Ich weiß, dass die meisten von euch den Sommer lieben. Das ist euch auch in jedem Jahr sehr gegönnt. Jetzt kommen eben die Herbstfreaks wie ich auf ihre Kosten. Winde, die losgelassen werden. Blätter, die sich färben, schweben, fallen. Kastanien und Nüsse, Schlehen und Mispeln in Warteschleife. Ernte der Trauben, Äpfel, Quitten und Birnen nach und nach. Der Feldsalat, der jetzt hochkommt. Hört ihrs schon vorfreudig, wie es raschelt, das herbsttrockene Laub? Habt ihr eure Wolldecken herausgekramt und liegen die Socken bereit? (für die, die ab 21 Grad frieren)

Allen einen großartigen Merkurtag mit der Kraft der Beweglichkeit. Mögen wir uns aufmachen in eine Jahreszeit, die den Umschwung für die Welt bringen kann – nach all dem Sonnenschein, der müde und träge machen kann, kommen jetzt Klarheit und Fernsicht. Die Welt, wir, alle haben das sehr nötig.

Theresa hat einen Teil des Doms von Santiago di Compostela im Bild festgehalten. Danke!

Nebeltraum

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Eduard Mörike

Manuela hat diese dramatischen Wolken fotografiert und damit läuten wir gefühlsmäßig den Wechsel zum Herbst ein.

Bitte um Wahrheit

Zur Zeit wird bei uns viel diskutiert über Führungskultur. Wir erleben das in einigen Firmen, dass – verstärkt, nicht unbedingt bedingt durch Corona – die Umsätze einbrechen und die Worte „Konkurs“, „Umstrukturierung“, „Schließung“ im Raum stehen. Die Pandemie zwingt alle dazu, Klartext zu reden. Was lange unter Teppiche gekehrt wurde, steht nun offen da und muss angesprochen werden. Und wie sieht die Realität aus? Keine Kommunikation, Flurfunk, hintenrum Gerüchte und gegenseitige Verleumdung. Das ist in allen Bereichen zu spüren.

Ich finde, Menschen haben ein Recht auf die Wahrheit. Die ist nicht immer bequem, selten schön und doch können wir Menschen ausgezeichnet mit Dingen umgehen, wenn sie in Klarheit benannt sind. Dann schwenken wir nämlich auf der Stelle in Lösungsmodi ein, denn unser Gehirn nimmt Fakten als Fakten und arbeitet dann direkt in Richtung „was machen wir daraus“. Das würde Beziehungen, Firmen, der gesamten Welt gut tun und vor allem auch im Hinblick auf die Faktenlage bei Corona der Bevölkerung.

Wahrheit ist manchmal schwer anzunehmen, weil es auch bedeutet, Versäumnisse anzuschauen und aufzuarbeiten und das ist nicht negativ, sondern bringt voran, denn wir lernen aus Fehlern und wissen dann, was nicht mehr geschehen darf. Aber keine Wahrheit ist der Horror, denn das befeuert die Gerüchteküche. Was geschieht? Die Menschen zerfleischen sich gegenseitig, Behauptungen werden gehandelt wie sonst Aktienkurse und am Ende wird viel Hass und Verletzung erzeugt, ohne dass sich an der Unklarheit was verändert hätte.

Auch wenn es schwerfällt: bleiben wir bei der Wahrheit. Benennen wir die Dinge. Betrachten wir Fehler, Versäumnisse, Fehlhandlungen unter dem Aspekt des Lernens, denn Fehler machen alle Menschen, alle ohne Ausnahme. Wenn wir aber Fehler als Lernchancen sehen und uns gegenseitig erlauben, Versäumnisse zu benennen und dann gemeinsam zu überlegen, wie man damit umgeht, bleibt uns langfristig viel Leid erspart.

Wenn die Firmen, die ihre Mitarbeiter permanent im Unklaren lassen, die Gerüchteküche nicht beenden und meinen, durch solche Verhaltensweisen viele Kündigungen zu erzeugen, damit die Statistiken schöner aussehen, wüssten, dass die besten Ideen zur Rettung der Unternehmen von ihren Mitarbeiten und deren Familien stammen, würden sie den vielen positiven Berichten in dieser Frage folgen. So wird zerstört, wo vorher Vertrauen war. Wahrheit verschweigen, vertuschen oder umbiegen zerstört und enttäuscht. Vertrauen ist das wichtigste Kapital, das Firmen haben. Das der Mitarbeiter und das der Kunden. Ist das verspielt, ist nichts mehr zu retten.

Wahrheit bringt Klarheit. Wir brauchen Klarheit in diesem Land auf allen Ebenen. In Beziehungen, in Firmen, in der Politik und vor allem im Umgang mit der Pandemie im Hinblick auf die Mitglieder der Gesellschaft, die am meisten darunter leiden – die Jüngsten und die Ältesten. Es beginnt bei jedem. Stehen wir aufrecht in Aufrichtigkeit. Sagen wir, was zu sagen ist in Respekt, Wertschätzung und unter Beachtung der Menschenwürde. Dann kann aus Fehlern eine wunderbare neue Pflanze des Vertrauens und des Miteinanders wachsen. Alles andere ist Spielen mit Menschen, Verspielen von Wertschätzung, Respekt, Achtung und jeglichen Vertrauens in die Verlässlichkeit von Aussagen. Wir brauchen Menschen mit Mut. Dazu aufgefordert ist jeder. Sagen wir klar, was ist. Wir können mit allem zurechtkommen, aber nicht mit Unwahrheit und Unklarheit, sie berauben den Menschen der Würde und des Respekts.

Der Dienstag ist mit der Kraft des Mars versehen. Wie wäre es heute mit einem kraftvollen Ja zur Wahrheit und damit zum Neuanfang? Egal, aus welcher Krise wir hervorwachsen dürfen – es beginnt alles mit einer klaren Aussage, wie es steht.

Ursula hat uns mit auf einen Frühherbstgang genommen mit ihrem Foto. Die klare Herbstluft möge die Köpfe freiblasen. Es ist allerhöchste Zeit, bevor wir in der Winterkälte seelisch und moralisch erstarren ob der Weltlage.

Ein Männlein steht im Walde

Ein Männlein steht im Walde
Ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur
Ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem purpurrothen Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde
Auf Einem Bein
Und hat auf seinem Haupte
Schwarz Käpplein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?

Das Männlein dort auf Einem Bein,
Mit seinem rothen Mäntelein
Und seinem schwarzen Käppelein,
Kann nur die Hagebutte sein!

Hoffmann von Fallersleben, der 1860 die Lösung des Rätselliedes ergänzte

Das Foto hat Ursula gemacht, liebes Danke!

Eine Runde Umarmungen für euch

 

Der Montags-Nachdenk-Input steht auf der Homepage für euch bereit. Ich danke euch sehr fürs Mitlesen, hier der Link:

Einmal im Jahr muss es der Herbsttext von Rilke sein. Ich habe festgestellt, dass meine Sehnsucht nach diesem Text dann am größten ist, wenn ich der Meinung bin, dass mir die warmen Tage reichen. Noch immer Garten gießen, noch immer in Kursräumen sitzen und auf die Nacht hoffen, dass es abkühlt ist nicht so meine liebste Beschäftigung.

Am Wochenende hatten die Kursteilnehmer in der Heilpraktiker Psychotherapie-Ausbildung in Vaihingen im Außen sehr viel Sonne und von der Thematik her sehr viel Arbeit mit den Rubriken Organische Psychosen und dem gesamten Bereich Alkohol und Drogen. Mit der Gruppe habe ich Glück, alle sind super engagiert und interessiert, da macht es richtig Spaß. Übernächstes Wochenende bin ich schon wieder im Süden, da haben die Life Coaches ihr „Psychowochenende“ und werden mit einer Menge an Krankheitsbildern konfrontiert, die im Coaching oft unterschwellig mit sichtbar werden, aber im Grunde nicht in die Hand des Coaches, sondern in die des Therapeuten gehören. Schön, dass ich den Coaches dieses Grenzgebiet gut erläutern darf. Ich finde es wichtig, dass man erkennen kann, ob etwas noch zum Bereich Coaching oder eben schon zum Therapeutischen gehört.

Ansonsten hat mich wieder eine Kriebelfliege erwischt und mir ein dickes Loch in die Hand gebissen. Ich hoffe, dass ich bis Weihnachten damit fertig bin. Die letzten Löcher vom Mai waren gerade fein verheilt.

Wenn man Würzburg verlässt und in ein anderes Bundesland kommt, macht man schöne Erfahrungen. Baden-Württemberg ist entspannter mit der Pandemie als wir hier. Es war sehr wohltuend, Menschen zu begegnen, für die Corona weniger heftig ist, obwohl Baden-Württemberg Schulbeginn hatte und einige Kinder am Samstag, andere schon am Freitag eingeschult wurden. Insgesamt ist die Stimmung freundlich, die Menschen begegnen einander wertschätzend. Der Tankwart verabschiedete mich mit „Hend Se en schöne Dag bis zum näggschde Mal, mal gugge, wie’d Welt dann ausschaut mit euch in Bayern, gell! Na kommet Se halt zu uns, da hamm Ses schöner.“ Na also. Trotz Würzburg-Nummernschild kein Anschlag auf mich. Mir wurde ohne jede Diskussion eine herrliche schwäbische Butterbrezel gereicht.

Die Woche ist vollgepackt mit Begegnungen mit Menschen, die krasse Themen bewegen. Ich hoffe, dass wir so manchen Schritt tun, etwas in Fluss bringen können. Ich bin zutiefst dankbar für das Vertrauen der Menschen, die gerade so viel durchmachen und sich so gut aufstellen! Chapeau!

Wisst ihr was? Es ist sowas von Zeit, dass wir aus der Angstkiste aussteigen und uns daran erinnern, dass wir zutiefst im Herzen Menschen sind. Unsere Aufgabe ist es, miteinander zu wachsen, füreinander da zu sein und nicht, uns gegenseitig zu verunglimpfen. Eine Runde virtueller Hugs für euch alle.

Ich wünsche euch von ganzem Herzen einen guten Start in eine gesunde und wunderbar freundliche Woche. Möge Segen auf allem liegen, was wir tun.

 

Silke war im Allgäu und hat sich sehr gefreut, gemütliche Kühe beim Grasen zu erleben. Danke für das Bild!

Es ist Zeit

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;

gib ihnen noch zwei südlichere Tage,

dränge sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

Das wunderschöne Gegenlichtfoto hat Manuela gemacht. Danke von Herzen.

Leben ist Wandel

Im Garten haben Schneeglöckchen ausgetrieben. Ich staune und frage mich, was dann im Frühling kommen mag. Verrücktes Jahr. Die Spiere hat ebenfalls nochmals herrliche weiße Blüten angelegt. Meine Hoffnungen auf kühlere Witterung für das Wochenende mit Kursen erledigen sich soeben leider. Na gut, das bedeutet Unterricht bei kompletter Raumlüftung, bis der obligatorische deutsche Satz ertönt: „Fenster zu, es zieht!“

Das jüngere Kind hat die 30 erreicht. Ein Teil des Lebens, der überwiegend aus Wachsen, Werden und seinen Platz in der Welt finden besteht, ist vorüber. Der nächste Lebensabschnitt besteht aus weiterem Wachsen, Werden und immer wieder neu seinen Platz finden, Rollen dazu bekommen oder welche ablegen, neue Menschen im Leben begrüßen, vielleicht andere verabschieden (müssen).

Leben ist ständiger Wandel und stete Neuorientierung. Für manche ist das beunruhigend, ich finde, es macht die Angelegenheit spannend. Wir wissen niemals, was kommen mag oder ob das, was auf uns zukommt und negativ erscheint, nicht ein großes Glück sein kann und umgekehrt. Ich erlebe es oft in der Praxis, dass Klienten sagen: „Wäre ich nicht krank geworden, hätte ich mein Leben einfach so weitergelebt. Dann würde ich niemals ein so gutes Leben führen wie das, das ich jetzt leben kann. Das war ein wichtiger Weckruf für mich im allerletzten Moment.“

Lassen wir es nicht immer zum Weckruf kommen. Die sind oft sehr unangenehm. Wenn wir tief ehrlich sind, haben wir alle ein sehr klares Bewusstsein darüber, was gut ist und was nicht, was sinnvoll wäre und wo wir besser einen Schlussstrich ziehen. Wir tun es nicht. Bequemlichkeit, Gewohnheit, „wird schon“, „passd scho“ und schön weggucken, denn das funktioniert super. Das Leben sendet viele Stoppschilder, bis wir eines bekommen, dass wir stehen bleiben müssen. Dann bedeutet das oft, das gesamte Leben umzukrempeln, alles einmal anzuschauen und komplett neu aufzustellen. Vieles wäre vorab mit einigen wenig aufwändigen Änderungen schon wieder auf guten Wegen gewesen, wenn wir auf das hören würden, was unsere gute innere Führung meint.

Herzliche Einladung an diesem Tag, dieser inneren Stimme einfach mal ein Ohr zu leihen. Allen ein freundliches Wochenende mit besten Innenohren für das, was wirklich und ernstlich wichtig in unserem Leben ist.

 

Sigrid hat die herrlichen Trauben im Weinberg entdeckt. Sie reifen der Ernte entgegen.