Wir müssen keine Angst haben!

Gestern war ich meiner Zeit voraus, ich habe das Negativfasten einen Tag vorgezogen. Das lag mit daran, dass das diese Woche so krass auffallend war, wie negativ die Stimmung ist und wie bösartig auch unser Ton untereinander geworden ist.

Dann nehmen wir uns das übersprungene Türchen vor. Es ging um die Liste der Ängste. Realangst ist ein Schutzmechanismus. Dass wir vor Höhen, Feuer und reißenden Wassern Urängste haben, rettet unser Leben. Was wir aber im Alltag an Ängsten erleben, ist eher Psychofolter. Deshalb hatte ich vorgeschlagen, dass ihr euch einmal notiert, was eure Ängste sind. Macht das ruhig auch über ein paar Tage lang, es taucht ja immer wieder noch was auf. Dann priorisieren – was ist am schlimmsten, was am wenigsten belastend? Gibt es konkret Dinge, die du selbst tun kannst, um mit deinen Ängsten einen entspannteren Umgang zu pflegen oder brauchst du professionelle Hilfe? Bei Panikattacken, die wie lebensbedrohliche Anfälle auftreten, bei Phobien, die dein Leben belasten und bei einer generalisierten Angststörung, bei der die Betroffenen quasi immer und überall diverseste Ängste belastender Natur haben, braucht es professionelle Hilfe durch Verhaltenstherapeuten etc.

Sind es hingegen Befürchtungen, die hochgetriggert werden durch die allgemeine Stimmung, diffuse Gefühle, die unseren Selbstwert betreffen, die Zukunft etc., kann ein klärendes Gespräch oft weiterhelfen. Wir können den ganzen Tag Angst haben, wir müssen aber nicht. Lassen wir uns nicht anstecken von Angstschürern. Es gibt genau zwei Sicherheiten im Leben: Alles, was lebt, wird eines Tages sterben. Nichts bleibt, wie es ist. Der Rest ist offen und das kann freilich besorgen. Angst ist kein guter Ratgeber. Beenden wir das und schauen, was wir aktiv gegen unsere Angst tun können. Bewegung ist das erste Mittel. Singen. Mit jemandem sprechen. Die Angst realistisch anschauen und Strategien entwickeln, das dahinterstehende Problem zu lösen wären die ersten Schritte. Und wer gar nicht klarkommt – warum nutzt du die Zeit zwischen den Jahren nicht, um mit einem Blick von außen auf deine Themen zu schauen? Zu erkennen, was du angehen und was du loslassen kannst? Gib Bescheid, es gibt noch freie Termine in der Praxis!

Leichter fallen dürfte unser 13. Türchen mit Homeflausching. Es sich daheim gemütlich machen ist ein probates Mittel gegen Ängste. „Zuhause“ hat in diesem Jahr eine massive Umgestaltung erfahren – aus einem Ort zum Entspannen wurde der Platz der Homeschooling- und –working-Dramen. Für viele hat das dazu geführt, dass sie sich tierisch auf die Nerven gegangen sind. Dass einem klar wurde, dass das Zuhause bei manchem echt nur eine bessere Übernachtungsmöglichkeit war und dass daheim arbeiten und leben eine Herausforderung sein kann.

Es muss jetzt nicht alles zu Tode dekoriert und jeder freie Millimeter mit blinkenden Hirschen, Engeln und anderem Krempel zugemüllt werden. Less is more, was Haustierbesitzer und Eltern wissen. Es sollte das Auge erfreuen, das Herz wärmen und Gemütlichkeit ausstrahlen. Das sieht für jeden anders aus. Silber- und Chromfans haben andere Vorstellungen als die Kerzenfraktion. Jedem das Seine. Machen wir uns bewusst, dass unser Zuhause nach wie vor der Ort ist, an dem wir auftanken. Abschalten. Uns supergut ernähren, miteinander reden, uns austauschen, vielleicht miteinander spielen oder inzwischen auch Sport treiben und vieles mehr. Holt mal wieder eure Instrumente raus und macht gemeinsam Musik. Erinnert euch an Mensch ärgere dich nicht und Kranzbinden, Stricken und Sockenstopfen. Packt den Plätzchenteller schön voll und kocht euch einen feinen Tee dazu. Mit Musik auf den Ohren kann es gemütlich werden, sogar wenn ein Teil der Familie zum vierten Mal in dieser Saison die Nüsse für Aschenbrödel sehen will und den anderen dann eher der Gedanke an Gruselfilme kommt.

Unser Zuhause ist für uns lebenswichtig. In diesem Jahr hat es eine neue Bedeutung bekommen. Macht es euch so schön, wie euer Gemüt es braucht in diesem Winter. Und wer das Gefühl hat, dass alles zumüllt ist – weg mit vielem. Wir brauchen wesentlich weniger als wir meinen und das ist auch gut so.

Habt es fein miteinander. Wer genug Tee im Haus hat, ist für die meisten Fälle im Leben gerüstet.

Steffi war für uns draußen unterwegs. Bäume, die wie Federzeichnungen wirken. Danke!

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