Author page: Christine Krokauer

Zeit für unseren Klassiker

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,

Ein Birnbaum in seinem Garten stand,

Und kam die goldene Herbsteszeit

Und die Birnen leuchteten weit und breit,

Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl,

Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,

Und kam in Pantinen ein Junge daher,

So rief er: »Junge, wiste ’ne Beer?«

Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn.«

So ging es viel Jahre, bis lobesam

Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.

Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,

Wieder lachten die Birnen weit und breit;

Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.

Legt mir eine Birne mit ins Grab.«

Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,

Trugen von Ribbeck sie hinaus,

Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht

Sangen »Jesus meine Zuversicht«,

Und die Kinder klagten, das Herze schwer:

»He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?«

So klagten die Kinder. Das war nicht recht –

Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;

Der neue freilich, der knausert und spart,

Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.

Aber der alte, vorahnend schon

Und voll Misstraun gegen den eigenen Sohn,

Der wusste genau, was damals er tat,

Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,

Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus

Ein Birnbaumsprössling sprosst heraus.

Und die Jahre gingen wohl auf und ab,

Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,

Und in der goldenen Herbsteszeit

Leuchtet’s wieder weit und breit.

Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her,

So flüstert’s im Baume: »Wiste ’ne Beer?«

Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick gew‘ di ’ne Birn.«

So spendet Segen noch immer die Hand

Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Theodor Fontane

Sigrid hatte zwar keinen Birn-, sondern einen Apfelbaum vor der Linse, damit würde es jedoch auch funktionieren. Danke für dein Bild.

Bei der Herde sein

Einen spannenden Gedanken fand ich beim Studieren des großartigen Buches „Seelische Erkrankungen bei Menschen mit Behinderung“ von Walter J. Dahlhaus (aethera/Urachhaus). Dort zitiert Dahlhaus den Hinweis des Analytikers Donald W. Winnicott, dass das „Alleinsein in der Anwesenheit anderer“ ein wichtiger Zustand ist, den vor allem Kinder immer wieder brauchen, um ein stabiles „Selbst“ zu entwickeln. Das hat mich deshalb so berührt, weil ich das jeden Tag in der Pflege meines Bruders erlebe. Er ist am ruhigsten und glücklichsten, wenn er „mittendrin in der Herde“ sitzt, das normale wilde Alltagsleben sich rund um ihn herum entfaltet; er ist dabei und kann sich doch mit seinen Aufgaben befassen. Ihm gibt das die notwendige Vertrauenshülle, dass er aufgeräumt und aufgehoben ist. Irgendeiner von uns ist da oder kommt vorbei, spricht mit ihm, schaut, dass alles passt, tauscht Puzzles aus oder legt ihn hin, wenn er müde aussieht. Dann liegt er einfach mitten im Leben und schnarcht ein Viertelstündchen vor sich hin, im tiefen Wissen, dass er angstfrei loslassen kann.

Mich bewegt das sehr, weil es mir immer wieder zeigt, wie enorm wichtig für uns Menschen das Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit, Aufgehobensein ist, welchen Stellenwert das „Dabeisein“ und dennoch sein Eigenes machen dürfen hat. Das ist ein Gefühl, das wir alle brauchen und in unserer mehr egozentrierten Gesellschaft nicht mehr pflegen. Wir sind lieber einsam frei als gemeinsam in Reibungsprozessen, die Familienleben mit sich bringt. Selbiges ist eher eine Form von Egotod, vor allem wenn man pflegt.

 

Alles wild durcheinander ist von bezaubernder Anmut wie hier im Goetheanumsgarten.

Brücke sein

Eine Brücke ist der Mensch

Zwischen dem Vergangnen

Und dem Sein der Zukunft;

Gegenwart ist Augenblick;

Augenblick als Brücke.

Seele gewordner Geist

In der Stoffeshülle

Das ist aus der Vergangenheit;

Geist werdende Seele

In Keimesschalen

Das ist auf dem Zukunftwege.

Fasse Künftiges

Durch Vergangnes

Hoff‘ auf Werdendes

Durch Gewordenes.

So ergreif das Sein

Im Werden:

So ergreif, was wird

Im Seienden.

Rudolf Steiner

Wie Brücken wirkt der Beton an vielen Stellen im Goetheanum, wenn man den Blick nach oben richtet.

Viele Wege

Erstaunlich sind die Wege, die Menschen zu mir in die Praxis führen. Manche haben vor Jahren bei einem Vortrag einen Flyer mitgenommen und rufen an, weil gerade jetzt die Zeit für ein Gespräch gekommen ist. Manche lesen meinen Blog, die meisten wurden empfohlen. Das ist wunderbar, denn wenn jemand schon mit mir gearbeitet hat, ist das eine persönliche Erfahrung. Die Themenpalette, die sich jede Woche öffnet, ist spannend und unterschiedlich. Mal geht es um Coaching, um Wechsel von Arbeitsplätzen, Neuausrichtung, Burnoutprophylaxe, Begleitung durch schwere Phasen, Krisen und Nöte, Überbrückung, bis ein Kassentherapieplatz gefunden ist, Aufstellungsarbeit, Begleitung von Teams in Changeprozessen oder gar die Begleitung von Teams bei einer Neustrukturierung der Ausrichtung oder Einzelarbeit. Mal fange ich bei Adam und Eva mit den Grundlagen der Kommunikation an, mal habe ich es mit Menschen zu tun, die in diesem Bereich ein hervorragendes Wissen haben und nur an bestimmten Situationen scheitern. Mal ist es ein Termin, auf den ich mich vorbereiten kann und muss, mal ein open space nach dem Motto „schauen wir, was kommt“. Egal, wie wir uns finden – Danke für das Vertrauen. Gemeinsam Themen angehen, gerade wenn sie schwierig und heikel, herausfordernd oder ärgerlich sind, ist wunderbar, denn in den Schattenanteilen von Menschen, Teams und Unternehmen findet sich nicht selten der Goldkern.

Hol dir gern Unterstützung, BEVOR du sie wirklich brauchst. Klar können wir auch in den Brunnen steigen und bergen, was möglich ist, manchmal ist es klug, die Reißleine vorab zu ziehen und hinzuschauen, wo es klemmt UND wo die Ressourcen stecken.

Hab einen kraftvollen Marstag.

 

Einfach mal Platz nehmen und darüber sprechen, was einem auf der Seele liegt. Stephanie hat diese wunderschöne Bank im Wald entdeckt. Danke für dein Bild!

Danke, Wind

Hab Dank, du lieber Wind!

Ich bin in den Garten gegangen

und mag nicht wieder hinaus.

Die goldigen Äpfel prangen

mit ihren roten Wangen

und laden ein zum Schmaus.

Wie ist es anzufangen?

Sie sind mir zu hoch und fern.

Ich sehe sie hangen und prangen

und kann sie nicht erlangen

und hätte doch einen gern!

Da kommt der Wind aus dem Westen

und schüttelt den Baum geschwind

und weht herab von den Ästen

den allerschönsten und besten.

Hab Dank, du lieber Wind!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. 1798 – 1874

Wolkenraten – was siehst du? Stephanies Foto lässt viele Möglichkeiten zu. Danke dir!

Wundervoller Kursstart der Nautilus!

Mein Herz ist voller Freude. Wir hatten so einen schönen Start ins Nautilusjahr. Wir gehen mit wundervollen Menschen und wie es ausschaut, werden wir im zweiten Jahr wieder je eine Coaching- und Therapieausbildung aufbauen können. Das ist klasse. Wir haben uns über unsere grundlegenden Werte ausgetauscht, den Kursablauf angeschaut, die Themen erläutert und uns ein wenig beschnuppert.

Wenn du mit dazukommen magst, kannst du das bis zum 4. Oktober tun, da ist unser erster Seminartag, da schließen sich die Luken und die Nautilus geht auf Tiefgang, der nächste Start ist im September 2026.

Wir sind mit strahlendem Sonnenschein gestartet und nun regnet es, was für den Garten eine Labsal ist. Viele Trauben haben den Weg zu uns gefunden, wie wundervoll, aus ihnen wird gerade Saft gemacht. Was für ein erstaunliches und vielfältiges Wochenende! Danke an alle, die diesen Starttag zu einem besonderen gemacht haben an Neumond zur Vormichaelizeit. Nehmen wir all unseren Mut zusammen und werfen wir uns miteinander ins Abenteuer! Einen guten Wochenbeginn allen.

 

Vielleicht liegt mancher Schritt unseres Lebens noch unter Nebelschleiern, doch im Gehen werden wir unseren Weg erkennen. Danke an Stephanie für das Bild!

Innenlicht

Ich darf nun mir gehören

Und leuchtend breiten Innenlicht

In Raumes- und in Zeitenfinsternis.

Zum Schlafe drängt natürlich Wesen

Der Seele Tiefen sollen wachen

Und wachend tragen Sonnengluten

In kalte Winterfluten.

Wochenspruch aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Stephanie hat dieses leuchtende Außenlicht in der Schweiz fotografiert. Lieben Dank!

Wechsel

Der Sommer gibt nochmal alles. Vorfreude haben wir, wenn wir morgen in See stechen mit dem Nautilusprojekt zu Neumond. Der Septemberneumond ist etwas Besonderes, er läutet die Zeit ein bis zur Tag- und Nachtgleiche, dem Herbstäquinox. Es entsteht ein sehr besonderes Kraftfeld rund um Michaeli. DAS ist ein unglaubliches Kraftfeld, in dem sich oft auch das Wetter verschiebt von Sommer auf Herbst, die Dunkelheit im Außen zunimmt und wir uns an unsere Wurzelkraft und auch an unsere geistige Heimat erinnern mit all den Festen, die kommen von Halloween bis Weihnachten. Eine Zeit, die im Jahreslauf besonders ist. So nehmen wir diesen Sommertag heute nochmal als ein Kraftschenken der Sonnenenergie, wie ein Anschub vor dem Neustart morgen. Manchmal fühlt es sich einfach nur stimmig an. Dankbarkeit für den Sommer, der sich langsam verabschiedet, Freude auf das, was kommt.

 

 

Michael im Goetheanumspark.

Smiley

Wenn du lächelst, auch wenn der Tag gerade chaotisch ist, merkst du, wie sich ganz langsam dein ganzer Kopf entspannt. Gibt es keinen, den du anlächeln kannst, sei es dir wert, dir selbst ein wundervolles Lächeln zu schenken. Lass die Herzenssonne aufgehen.

Wann immer ich hier im Goetheanumspark vorbeikomme, fühle ich mich aus tiefstem Herzen angelächelt.

Einmitten

Immer wieder bei sich selbst ankommen. Dem Schleudergang der Außenwelt eine stabile Mitte entgegenstellen. Das eigene Koordinatensystem der Werte, Stärken, Schattenseiten kennen und prüfen. Sich des Körpers, der Sinne und des eigenen Temperaments bewusst werden. Achtsamkeit im Alltag leben. Gegen Angst im Außen eigenen Mut entwickeln. Über die Wunder des Lebens staunen. Erleben, dass in der unerschöpflichen Wundertüte des eigenen Selbst manche Entdeckungen warten. Der Freude folgen und sie wieder einladen ins eigene Leben. Tiefgang, um Wurzeln zu schlagen statt Oberflächlichkeit. Seinen Geist dehnen, Neues entdecken und Rechthaben loslassen.

All das erkunden wir ab 21. 9. im Nautilusprojekt. Für Menschen, die Leben leben statt ertragen wollen. Für Menschen, die wissen, dass wir nicht perfekt sind, nicht alles können müssen, Stärken UND Schwächen haben, die Lust auf Authentizität haben und weniger darauf, Erfüllungsgehilfe Erwartungen anderer zu sein. Kickstart Sonntag 9 Uhr. Ein Jahr miteinander. Dabei? http://nautilus.seelengarten-krokauer.de/

 

Stephanies Foto ist eine Einladung, dich selbst immer wieder einzumitten. Danke von Herzen!

 

Rad

Das Rad des Lebens dreht sich unermüdlich bis zu dem Tag, an dem es für jeden von uns Zeit ist, das Rad ruhen zu lassen. Feierst du das Drehen deines Lebensrads angemessen? Bist du dir dieses Wunders bewusst? Übst du das große Loslassen im Kleinen?

Rebekka hat das wunderbare Foto geschickt. Dankeschön!

Pflegerische Gesten

Pflege – ein vielfältiger Begriff. Wir alle wissen um die Kraft eines Menschen, der in einer vielleicht sehr schmerzhaften Krankheitssituation mit sicherem Griff wäscht oder das Notwendige tut, ruhig, erfahren und dennoch achtsam. Wenn ich meinen Bruder hier pflege, umfasst das nicht nur die Körperpflege und -hygiene, sondern auch Katheterisierung, Wundverband am Knie, das Versorgen mit möglichst gesunder Kost, angepasst an seine Erkrankungen, das Beachten der Trinkmengen, da er nur eine Niere hat, sein Programm zur Beschäftigung, angepasst an sein Auffassungsvermögen. Ich lese an seiner Mimik seinen Zustand ab, muss einschätzen, was er braucht mangels Kommunikationsfähigkeit, ob er Schmerzen hat oder ihn eine Falte an der Kleidung drückt. Ich wasche Wäscheberge und hänge in Warteschleifen für Windeln, Termine, Zuckermessgeräte und anderes.

In der Anthroposophie gibt es zwölf pflegerische Gesten. Gemeint ist die Intention, mit der eine pflegerische Handlung ausgeführt wird. Sie sind an den zwölf Sinnen orientiert und beschreiben für mich auch einen Übungsweg des Menschen, der pflegt. Nun mache ich das nicht professionell, sondern für meinen Bruder, dennoch bewegt mich dieser Aspekt der Gesten regelmäßig, formt die Beschäftigung damit doch auch die innere Haltung des Menschen, der pflegt. Mein Bruder merkt, ob ich ganz und gar „bei ihm“ bin oder im Kopf mit anderem beschäftigt und zeigt mir das deutlich.

Ein Geschenk diese Woche war die Lektüre des von Peter Selg herausgegebenen Buches „Ita Wegman und die anthroposophische Krankenpflege“. Es wird mich lange stärkend im Alltag begleiten.

Die Klinik Arlesheim, früher Ita Wegman Klinik. Nebenan entsteht ein beeindruckender Neubau.

Tiefste Weisheit

Es gab in diesen Mysterienschulen bestimmte Abteilungen, in denen besonders die Heilkunst gepflegt wurde und in denen sich das gesamte Wissen über die übersinnliche und sinnliche Welt konzentrierte und dann hineinfloss in die Kunst des Heilens. Da wusste man z.B. genau Bescheid über die Geheimnisse des Raumes, über die Geheimnisse der Zeit und über die Geheimnisse des Menschen Innern.

Ita Wegman, Mai 1928

Die Büste von Ita Wegman findet sich im Foyer der Klinik Arlesheim.

Läuft so

Die Tage sind sehr abwechslungsreich, um es freundlich zu formulieren. Ein Kollege nannte das pragmatisch: „Was geht denn da grad ab?“ Er bezog sich auf das Thema Erschöpfung trotz Urlaub, Gefühl von Unentspanntheit, nicht runterfahren können, Verlust von Flowerfahrung, fehlende Freude und Leichtigkeit im Alltag. Über allem das Thema Omnikrise. Und ja, wir werden das nicht überleben, spätestens in 100 Jahren dürfte jeder von uns aus dem Jahr 2025 nicht mehr wirklich körperlich existent sein (vielleicht in Teilen, wer mag das vorherzusehen).

Ja, keine lineare Abfolge von Ereignissen mehr, die wir in Scheiben verdauen können, sondern Gleichzeitigkeit. Fragmentierung von Denken und Konzentrationsfähigkeit, kein Fokus hat auch mit Eigenverantwortung zu tun. Wer dauernd aufs Handy schaut, mitten in einem komplizierten Prozess Mails checkt und durch Konsum materieller oder anderer Art abgelenkt wird, erlebt keine volle Konzentration, kein Verschmelzen mit dem, was man gerade tut, Flow genannt.

Vermutlich sind wir alle müde und erschöpft, haben Angst, sind mutlos, wütend, fühlen uns hilflos, manchmal verarscht, nicht gesehen. Zeit rinnt uns aus den Fingern, kaum mit Leben gefüllt, wir leben Tage ab ohne nennenswert atemberaubende Inhalte.

Wann hast du das letzte Mal gestaunt über die Wunder um dich herum, alles aus der Hand gelegt und deine Gesprächspartner aufmerksam angeschaut? Hast du Handy- und andere Technikpausen und liest stattdessen ein Buch die Natur? Halte bewusst Zeiten frei für fokussiertes Arbeiten, das ist Training, das wir brauchen. Nein zu Ablenkung. Ja zu bewusster Regeneration.

Einen feinen Wochenteilungstag dir.

 

Sigrid hat das Foto im letzten Herbst gemacht. Bald sehen wir das wieder. Danke fürs Bild!

Idee

Stille findest du in deinem Herzen als Antwort auf den Lärm der Welt.

Dieter hat diesen Kreuzgang fotografiert. Auch ein Ort von Stille. Danke für dein Bild!