Yearly Archives: 2021

Die Seele spannt die Flügel aus

Es war, als hätt der Himmel

Es war, als hätt der Himmel

die Erde still geküsst,

dass sie im Blütenschimmer

von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,

die Ähren wogten sacht,

es rauschten leis‘ die Wälder,

so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte

weit ihre Flügel aus,

flog durch die stillen Lande,

als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff, 1788–1857

Katja hatte zartesten Fingerbesuch. Dankeschön für dein Foto!

Von Splittern und Balken

Gestern kam das Gespräch auf die Matrixtrilogie. Der Grund ist einfach: Erstaunlich viele Menschen erleben derzeit eine Lücke zwischen dem, was im Außen geboten ist und dem, was sie innerlich denken. Wir trauen in diesen Wochen unseren Augen nicht mehr, weil vieles unverständlich wirkt.

Ich mag das Zitat von Morpheus und das Bild mit dem Splitter im Verstand, der einen in den Wahnsinn treiben kann. Viele Splitter haben wir in unserem Verstand, die wir als Balken ins Außen projizieren. Was ist die Wahrheit? Gibt es das überhaupt? Unser Gehirn erschafft seine eigene Realität, alle anderen Gehirne tun das ebenso. Wir können uns begegnen auf unseren Inseln der Realität, die des anderen kennen lernen, aber wir leben dort nicht. Wir sind nur ein Gast.

Splitter im Verstand werden auch durch unsere begrenzenden Gedanken gesetzt, unsere Glaubenssätze, Be- und Verurteilungen. So erschaffen wir uns unser eigenes Gedankengefängnis, in dem wir wie Rilkes Panther hin- und herlaufen, von der Freiheit träumen und uns als Opfer der Umstände fühlen. Splitter können eitern und massive Probleme machen. So ist das auch mit dieser Art Gedanken.

Ich muss nicht unbedingt für Erkenntnis eine rote Pille schlucken. Wer Wahrheit sucht, kann sie finden. Egal wo, egal wann. Tief im Herzen sind uns viele Wahrheiten bewusst, selbst wenn der Verstand sie leugnen mag. Folgen wir unserer Herzenswahrheit, sind wir auf unserem Lebensweg. Folgen wir ihr nicht, werden wir beeinflusst von Meinungen anderer, was gut für uns wäre. Dann sind wir Fähnchen im Wind, der sich schnell drehen kann, und kommen immer weiter weg von uns selbst.

Wer magst du sein, tief im Herzen? Welcher Wahrheit möchtest du folgen? Ist dir bewusst, dass die Welt, die dein Kopf dir spiegelt, nicht das ist, was ist, sondern das, was du daraus gemacht hast? Weißt du, dass der Schritt aus dem Gefängnis der Gedanken deine eigene Größe und Bewusstheit ist?

Allen einen erkenntnisreichen, beweglichen und bewegenden Merkurtag.

Für alle mit der tiefen Sehnsucht nach Ruhe und stillem Sein ein Foto von Stephanie. Dankeschön!

Splitter in deinem Verstand

Was du weißt, kannst du nicht erklären, aber du fühlst es. Du hast dein ganzes Leben lang gespürt, dass mit der Welt was nicht stimmt. Du weißt nicht, was es ist, aber du weißt, es ist da, wie ein Splitter in deinem Verstand, der dich zum Wahnsinn treibt. Wie es scheint, kommt das Schicksal nicht ohne einen Sinn für Ironie.

The Matrix. Morpheus zu Neo

Ganz ohne Ironie kommt Sigrids zauberhafte Rose daher. Danke!

Die Qualitäten der Tage

Ich habe nichts gegen Montage. Und doch ist mir ein Phänomen aufgefallen, das ich mit Montag oft in Verbindung bringe. An Montagen brauchen manche Dinge länger. Wenn am Wochenende andere Rhythmen das Leben bestimmen, muss sich das System erst wieder eingewöhnen. Zum Beispiel ist gefühlt am Montagmorgen mehr Saft auf den Leitungen, alles kocht schneller (über). Die Uhr geht rascher, meine These! Ich höre dann sofort logische Gegenargumente: Du hast auch heute viel mehr Wäsche gehabt wegen Wochenende (da fallen einige Tischdecken, Trocken- und Handtücher, Putzlappen an durch die Kurse am Wochenende). Da sind heute mehr Teekannen gewesen, weil du für den Tag Tee vorgekocht hast, damit wir kalten Tee haben (stimmt auch). Und weil Montag war, fallen mehr Mails an, obwohl ich sie Sonntagabend prüfe. Die Nacht auf Montag ist für viele der Punkt, mir zu schreiben, weil sie einen Termin möchten und es doch gar nicht mehr alleine geht bei dem, was derzeit alles los ist.

Dienstage haben Kracherqualitäten. Was das Gewitter für die Luft ist, ist der Dienstag für die zwischenmenschliche Stimmung. Da merkt man die Marsenergie. Da kann man auch mal was ganz fix klären, zackbumm und durch. Aus die Maus.

Der Mittwoch übt unsere Wendigkeit. Merkur, der Götterbote, hat es eilig, die viele Post mit seinen geflügelten Schuhen hin und her zu tragen und so sind auch wir aufgefordert, wie Quecksilberkügelchen zu springen.

Mein Entspanntag ist der Donnerstag. Jupiter ist weise und fröhlich, gern hätte ich drei Tage davon pro Woche. Da gehen die Dinge friedlich und fein voran. Wie Miniinseln im Fluss der Woche.

Freitag ist Venus gewidmet, im Grunde ein liebevoller Tag. Für mich der anstrengendste in der Woche, da sind die beiden Haushalte dran, weil sich das leider nicht entzerren lässt, plus Großeinkauf, da ich für zwei Haushalte und für die Schule einkaufe, damit alle am Wochenende etwas zu essen haben. Bis alles sauber ist, gewaschen, gebügelt und versorgt, für die Eltern mitgekocht und Berge Gemüse für Eltern und Schule geschnippelt sind, rauschen die Stunden so durch. Samstag und Sonntag sind Kurstage, also Begegnungen unterschiedlichster Art. Saturn, dem der Samstag gewidmet ist, beendet die Woche und der Sonntag mit der Sonnenkraft lässt uns frohgemut hineinstarten, damit wir den Mondentag erneut mit Schwung bewältigen.

So wirken die Planetenkräfte in unser Leben. Wenn wir eine Weile darauf achten, bemerken wir diese Qualitäten und können manches danach einrichten. Ein Surfer wartet suf die passende Welle, er stellt das Brett nicht aufs Wasser, wann es ihm einfällt, sondern wenn die Welle kommt. Dann wird er nicht vom Brett geworfen und hat Freude. Probiert es einfach aus, ob ihr die Qualitäten der einzelnen Tage bemerken könnt!

Für die Kneippfans unter euch (übrigens vielen Dank für eure Rückmeldungen zu diesem Thema, ich sehe – das macht euch Spaß. Frage: Sollen wir mal ein Kurswochenende zu Kneipps Säulen machen? Also Pflanzenheilkunde, Lebensordnung, Wasser, Ernährung und Bewegung? Dann gebt bitte Bescheid. Machen wir gern!): Wem es zu kalt ist zum Gießen: vergesst das morgendliche Tautreten als Immunstärkung nicht und den Gesichtsguss, wer kein Glaukom hat, denn beides ist gut als Vorbeugung für den Herbst. Wem das heute alles nicht passt und dennoch ein bisschen Frische hermuss: Ihr könnt eure Pulse am Handgelenk mit kühlem Wasser begießen, dann mit den nassen Händen in den Nacken fassen und nach oben am Hinterkopf hochfahren. Und wer dann noch mit Pfefferminzhydrolat einen Sprühstoß in den Nacken gibt, ist wach und kann – bei ausreichender Trinkmenge am Tag – Kopfweh vorbeugen.

Allen einen tatkräftigen Marstag.

 

Steffi war unterwegs und hat Sommerfarben eingefangen. Dankeschön!

Still beglückt

Möge jeder still beglückt

Seiner Freuden warten!

Wenn die Rose selbst sich schmückt,

Schmückt sie auf den Garten.

Friedrich Rückert, 1788–1866

Ein Traumeckchen in Sigrids Garten. Danke für dein Foto!

Absoluter Liebling

Was alles in 48 Stunden passt! Ein berührender Tag zum Thema Hypnotherapie. Menschen, die diesem Bereich bisher sehr fragend gegenüberstanden, haben sich am Samstag mutig in die Selbsterfahrung gestürzt und bemerkt: das ist anders als gedacht und hochgradig spannend. Wir haben auch unseren Theorieblock in Hypnotherapie abgeschlossen. Jetzt haben wir noch zwei Sondertheorieblocks – einen über Spiral Dynamics und einen über Integrales Denken nach Ken Wilber. Darauf freue ich mich sehr und die Teilnehmenden ebenso.

Am Sonntag gab es Aufstellungen. Unverhofft kommt oft – ein Herr, der aufstellen wollte, musste überraschend ins Krankenhaus (gute Besserung, lieber Frank!) und stattdessen konnte jemand vorrücken, der sonst erst im August an die Reihe gekommen wäre. Herausfordernde Themen, Welten, in die wir eintauchen durften, verschiedene Systeme. Alles bewegende Arbeiten. Die Gruppe ist aufeinander bestens eingespielt, wir können uns blind aufeinander verlassen und so erfahren die Klienten, die zum Aufstellen kommen, beste Begleitung und guten Schutz. Vieles wird klarer, erkennbarer, zeigt sich, wo Themen noch angeschaut sein mögen, aus welchem Grund Verwirrung entstehen kann und vor allem, wie man den entstandenen Knoten zu lösen vermag. Geschenke sind Aufstellungen, Geschenke an Vertrauen und Entwicklungschance.

Die neue Woche wartet mit vielen Aufgaben. Mit meiner eigenen Fortbildung hänge ich Welten hinterher, das ist nicht so schön, aber wer weiß, wie es in den Sommerferien wird, da lässt sich hoffentlich einiges aufholen. Schauen wir, ob das Wunschdenken bleiben wird.

Das Gewitter hat das Gießen erspart, aber natürlich war das für meine frisch geputzten Fenster eher kontraproduktiv. Es ist, wie es ist.

Allen einen guten Start in eine freundliche Woche. Wer sich verwirrt und verzagt fühlt, überfordert mit dem, was jetzt wieder alles möglich ist: willkommen im Club, das geht sehr vielen Menschen so. Begegnen wir uns liebevoll, geduldig und freundlich, mit einem Lächeln im Gesicht.

 

Steffi hat mich heute gefragt, welches mein Lieblingsfoto von ihr ist. Ich habe Dutzende von Lieblingsfotos von Steffi, aber da ich mich auf eines beschränken sollte – tataaa! Hier ist mein heimlichster Liebling. Unter Highlights verschiedenster Art ist es genau dieses Foto, das wie kein anderes mich anspricht. Ich liebe es und teile es heute freudig mit euch. Danke an Steffi!

Licht deiner Augen

Dein Lebensglück ist wie ein Vogel, den du liebst. Du nährst ihn mit den Körnern deines Herzens und tränkst ihn mit dem Licht deiner Augen.

Khalil Gibran, 1883 – 1931

Sigrid hat das Gerstenfeld mit den Farbtupfern fotografiert. Lieben Dank! Ist das nicht zauberschön?

Ausreichend Eis!

Wenn Wochenendkurse sind, ist Freitag viel zu tun. Seit wir teilweise zwei Haushalte versorgen, entwickeln sich die Freitage zum leichten Horrortrip. Erst für hier Großeinkauf, dann hinrasen, dort Einkaufen, Putzen, Betten frisch beziehen, kochen, schnell heim und alles fürs Wochenende vorbereiten ist die Quadratur des Kreises. Da hilft auch kein halbes Jahr Übung, in dem wir das jetzt schon so praktizieren. Für manche Fragestellungen gibt es keine guten Lösungen. Für uns eine gute Übung in Gelassenheit und Loslassen mancher Erwartungen und Vorstellungen.

Am Wochenende beenden die angehenden Cardeatherapeuten ihren Hypno-Block und wir können auch endlich wieder aufstellen. Das ist hervorragend, weil durch die Pandemie manche Menschen seit sechs Monaten auf Termine gewartet haben. Wunderbar! Aufstellungen können so viele Fragestellungen beleuchten und Menschen Perspektiven bieten! Wir freuen uns. Vor den Sommerferien ist noch ein einziger Aufstellungstermin frei, am 1. August um 14 Uhr. Wer Interesse hat, kann sich gern melden.

Wir freuen uns, dass nun vieles wieder im direkten Kontakt mit Menschen umsetzbar ist und laden euch auch von Herzen ein, zu schauen, ob etwas vom Herbstangebot euch anspricht.

Hinter den Kulissen ist seit anderthalb Jahren enorm viel passiert bei uns. Wir haben inzwischen einiges als Onlineangebote am Start, so dass ihr lernen könnt, wann ihr mögt.

Genießt das Wochenende, holt euch ausreichende Mengen Eis und versucht viel frische Luft in euer System zu bringen! Wer kann, möge an den Wald denken, denn nichts stärkt unser Immunsystem besser als lange Waldspaziergänge. Der nächste Herbst kommt bestimmt.

Was ist dein erster Minischritt?

Die Tage sind voll. Herausforderungen verschiedener Art stapeln sich. Wenn ich mir abends anschaue, was alles so gewesen ist, erlebe ich das als eine große Liste, die abgearbeitet wurde. Dann sitze ich da und frage mich nicht mehr unbedingt linear, was hintereinander weggeschafft wurde, sondern was davon zu dem gehört, was meinen eigenen Lebenssinn berührt. Wie viel davon ist für mich wirklich wesentlich, weil es zur Verwirklichung meiner Lebensaufgabe gehört und wieviel davon ist von außen aufgedrückt?

Diese Frage finde ich immer wieder wichtig, damit ich unterscheide zwischen Dingen, die ich zwar tun muss, weil sie einfach zum Leben gehören wie Wäsche waschen, einkaufen, putzen, bügeln, Dokumentation etc. und den Dingen, für die mein Herz schlägt wie die Arbeit mit Klienten, Kurse schreiben und halten und anderes. Bemerke ich bei meiner Rückschau, dass ich vieles gemacht habe, was nicht wirklich nur von mir erledigt werden kann, kann ich auch etwas stehen lassen, nicht mehr tun oder delegieren. Und ich schaue zu, dass ich bewusst Durchatemmomente einbaue. Wer viel tut, muss Zeitfenster einplanen, damit die Chance zum Durchschnaufen besteht. Dabei kann ich gut Socken stopfen, weil mein Geist mit anderem befasst ist, die Hände fein was tun, auch bügeln und denken geht gut zusammen für mich.

Zäsuren helfen, vollgepackte Tage zu bewältigen. Viele Menschen sind derzeit überfordert mit dem „neuen Normal“, weil jetzt wieder im Außen vieles geht. Gestern sagte ein Klient genervt: „Ich will nicht mehr dauernd flexibel sein müssen!“ Mein Gedanke dazu war: „Das Beste, was uns derzeit passiert, ist, dass wir ständig flexibel sein dürfen, damit wir wieder in Bewegung kommen und uns fragen: was ist mir wahrhaft wichtig?“ Seine Antwort: „Wenn ich wüsste, was ich wirklich will, wäre ich froh.“ Eine Stunde später hatte er erkannt, dass er längst weiß, was er wirklich will, aber Angst hat, das anzugehen.

Warum ist das bei vielen so? Weil wir den Ist-Zustand sehen, der uns nicht freut, und den Wunsch-Zustand, der himmelhoch über uns schwebt. Dass es da einen Weg hinauf gibt und der aus Tausenden von kleinen Schritten besteht, übersehen wir dann schon mal gern.

Deine Fragen heute also schon als Einstimmung fürs Wochenende: Was willst du wirklich im Herzen? Was wäre ein erster kleiner Minimäuseschritt auf dem Weg dahin? Wir können unser Leben lang unzufrieden sein, träumen und unseren wahren Sinn verfehlen. Wir müssen aber nicht. Ein Schritt nach dem anderen. Manche klein, manche groß. Lasst uns miteinander gehen oder überlegen, welche Stationen für deine Reise zum Ziel sinnvoll sind. Wer, wenn nicht du? Wann, wenn nicht jetzt?

Allen einen sehr liebevollen Venustag.

 

Klar kann man einen Wünscheballon steigen lassen (was bei uns glaube ich verboten ist). Du kannst aber auch schlichtweg beschließen, dich selbst auf den Weg zu machen, anstatt aufs Universum zu warten (psst: Was haben Godot und das Universum gemeinsam?). Theresa hat auch dieses Foto gemacht, Danke!

Unglücklich?

Wer sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen als sinnlos empfindet, der ist nicht nur unglücklich, sondern kaum lebensfähig.

Albert Einstein, 1879–1955

Danke für dein Foto aus Griechenland, Theresa!

Ehrfurcht

Für Joseph von Eichendorff war die Natur ein großes Bilderbuch Gottes. Auf jeder Seite gibt es viel zu entdecken und jedes Blatt preist die Schönheit der Schöpfung. Wie wichtig die Natur für uns Menschen ist, ist uns vielleicht in den letzten Monaten etwas bewusster geworden. Für viele von uns ist Natur etwas, wo man sich erholt oder was grausam zuschlägt bei Wetterunbill, wie wir es derzeit intensiv erleben.

Dass wir Natur SIND, ist ein wenig aus dem Blickfeld geraten. Menschen schlafen schlecht, was der Hauptgrund für vieles auf der Welt ist. Warum? Sie haben keinen geordneten Lebensrhythmus mehr, keinen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, das früher „otium et negotium“ genannt wurde und im Christlichen seinen Niederschlag in „Ora et labora“ fand, bete und arbeite. Wir haben Licht rund um die Uhr und starren abends auf Fernseher oder PC, so dass unser Melatonin wenig Chancen hat. Dank „Waldbaden-Hype“ geht es ab in den Wald, wo wir an Pflanzen vorbeistolpern, deren Namen wir nicht kennen oder deren Geschichten. Wir lesen über das krasse Pilznetz, das Urzeiten vor dem Internet bereits Meister allen Networkens war. Wir essen, doch dass der Humus das Entscheidende ist, dem wir unsere Nahrung verdanken, wenige Zentimeter Erde, die knapp 9 Milliarden Menschen ernährt, ist unbekannt. Die Natur war lange Zeit ein Selbstbedienungsladen, den man räubern konnte nach Belieben.

Mit dem Schwinden der Natur und der Wahrnehmung der Konsequenzen fällt unser Blick genauer auf das ehemalige Bilderbuch, von dessen Seiten wir unzählige Arten und Sorten eliminiert haben, unwiederbringlich. Manche Tiere werden in den nächsten Tagen ausgestorben sein. Eine Monokultur ist das Anfälligste, was man sich denken kann, nichts in der Natur ist mono, da ist alles auf Vielfalt angelegt, damit das System an sich überleben kann. Im Mittelalter haben die Forscher der Natur abgelauscht, was Neuerungen am Beispiel des Kreativsten sein könnten, heute ist die Frage: was kann man rausholen? Was ist das Mindestinvestment, damit der Laden weiterläuft?

Bewusstsein wächst in vielen Bereichen. Machen wir uns klar: wir sind Natur. Wir schwingen mit dem Herzschlag der Erde, sind in Resonanz, leben von und mit der Erde. Was wir essen und trinken, ist von der Erde. Wir sind aus den Stoffen gemacht, die die Erde hervorbringt. Wenn wir uns von der Urmaterie abwenden und ihr keinen Respekt entgegenbringen, nehmen wir die Konsequenzen direkt wahr.

Jeder Tag darf ein Dank an die Erde sein. Unser Augenmerk sollte täglich darauf ruhen, was wir selbst in unserem Leben tun können, damit Urenkelgenerationen auch Vielfalt erfahren dürfen, sich gut ernähren und auf einer bezaubernden blauen Murmel durchs All fliegen können – ein Wunder im All und ein restlos unscheinbares Etwas in der Weite des Kosmos. Ehrfurcht ist das einzige Wort, das dies beschreiben kann.

Allen einen lebendigen Jupitertag voller zauberschöner Momente in der Natur.

 

Sina hat im Wald ein wunderschönes Fleckchen Erde entdeckt. Danke für den Foto!

Gewaltige Mächte

Die Nacht zum Dienstag hatte es in sich. Wenn wir mal überlegen, ob der Rosenbogen hält, weht es kräftig. Er hat gehalten und ist jetzt noch schiefer als vorher, auch wenn wir am Morgen erstmal eine Stunde lang Äste abgeschnitten haben mit verblühten Rosen. Er ist einfach gigantisch schwer, der Rosenbusch, und riesengroß. Glück gehabt mit allem mal wieder bei uns.

Wetzels Text kam mir da in den Sinn, den wir vor vielen Jahren auswendig lernen und in der Sprachgestaltung im Chor aufsagen durften. Jahre hatte ich ihn vergessen, doch bei dem Wetterleuchten kamen mir die stöhnenden Blitze wieder ins Gedächtnis. Davon gab es heute Nacht genug.

Die Natur ist eine gewaltige Macht. Das Wetter macht seit Wochen vielen Menschen sehr zu schaffen. Schwüle ist nichts, was wir gut aushalten können in unseren Breiten. Trockene Hitze mag angehen, aber hohe Luftfeuchtigkeit ist schwer. Wir merken dann, dass wir nachts schlecht schlafen und bräuchten eine Siesta. Nachts helfen übrigens kalte Güsse auf die Beine oder eine Abwaschung mit kühlem Essigwasser.

In einem halben Jahr übrigens nähern wir uns bereits dem Jahreswechsel. Zeit also, das Johanniskraut einzulegen, um das kraftvolle Rotöl zu gewinnen, wer weiß, was der Winter bringt. Die ersten Teekräuter trocknen, Erntezeit ist in vielem in diesen Tagen.

Gibt es für dich persönlich auch etwas zu ernten? Etwas, das vielleicht lange gewachsen und gereift und nun bereit für die Welt ist? Kannst du in schlechten Zeiten auf Vorräte zurückgreifen, die du in Zeiten der Fülle angelegt hast? Bist du dafür dankbar?

Unsere guten Gedanken gehen heute in viele Richtungen – zu kranken Menschen, denen es nicht gut geht. Zu den Verletzten des Attentats, die hoffentlich genesen und ihr Trauma überwinden können. Zu trauernden Menschen, die Unfassbares versuchen zu begreifen. Keiner von uns weiß, wann der Zeitpunkt da ist, an dem wir abtreten. Von daher können wir jeden Tag nur immer Eines tun: so zu leben, dass wir alles gegeben haben an dem Tag, wir mit den Menschen um uns herum im Frieden sind und wir unserem Leben einen Sinn geben dürfen. Carpe diem – nutze den Tag.

Allen einen bewegenden Merkurtag.

 

Sigrid hat sicherheitshalber die Kannen gefüllt und im Bild festgehalten. Lieben Dank!

Ungewitter

Ungewitter

 

Horch und sieh! Die Blitze dröhnen
Und die dumpfen Täler stöhnen,
Die Natur im Fiebertraum
Wälzt Gewitter durch den Raum.

 

Wenn mich das Gewirr umschauert,
In der Luft der Zufall kauert,
Mahnt ein Götterbote mich:
„Dass du Mensch bist, freue dich!

Sollen all‘ die Graungewalten
Zur Bedeutung sich gestalten,
Müssen sie, dir untertan,
Deiner Macht sich schmiegen an.

Du nur schaffst durch dein Beraten
Dieses Wurfspiel um zu Taten,
Hauchst in den verworrnen Drang
Sprache, Geist und Seelenklang!“

 

Karl Friedrich Gottlob Wetzel, 1779 – 1819

 

Danke an Stephanie für das tolle Foto!