Wochenend-Nachdenk-Input

Diesen Text aus dem Werk Pandora mag ich sehr, in einer sehr bildhaften Sprache charakterisiert Goethe die Elemente. Wir haben ihn mal auswendig gelernt und in Chor und Gegenchor in einem Treppenhaus gesprochen. Da der Kurs in Sprachgestaltung immer am Abend war und die Schule auf einem Hügel liegt, hatten wir unsere Übungen oft im Anblick gigantischer Sonnenuntergänge mit Würzburg tief im Tal liegend. Als ich Steffis Foto gesehen habe, erinnerte ich mich sofort an sehr heiße Abende mit Sprachgestaltung und an diesen Text, der für mich deshalb zum Sommer gehört, der am Samstag beginnt.

Immer wieder ist es die Sprache in all ihren Facetten, die mich staunen lässt. In der Eurythmie sind es die Laute, die den Menschen so stark beeinflussen können, dass daraus sogar die Heileurythmie entstanden ist. Worte können töten oder lebensrettend sein. Sprache ist Macht. „Am Anfang war das Wort“, so steht es im Johannesevangelium. Das griechische „Logos“ bedeutet Wort und Gedanke. Gedanken haben die gleiche Macht wie Worte. So, wie Worte bergen, hüllen, schützen, stärken, können das auch Gedanken. In der Eurythmiestunde am Mittwoch ging es um „Licht strömt aufwärts, Schwere lastet abwärts“. Am Ende eines langen Tages war die Schwere gut spürbar. In der Eurythmie ist man manchmal eingeladen, in einer Bewegung die Gegenbewegung wahrzunehmen. Das setzt feines Spüren und Hineinlauschen voraus. Wenn wir innerlich nach vorn gehen, spüren wir, dass in uns auch etwas dabei nach hinten geht. So ist es auch mit der Sprache. Sind meine Worte einladend und freundlich, kommt mir auch vom Gesprächspartner etwas entgegen. Ist es ein Streit, bemerke ich bei meinem Gegenüber (allein das Wort sagt alles, oder?) ebenfalls Widerstand und Angriffslust. Der Körper ist ein Instrument der Wahrnehmung und Worte wirken tief bis ins Innerste des Menschen. „Darum achte gut auf deine Worte, …“

Allen ein schönes Wochenende.

Die Stimmung des Abends hat Steffi mit diesem Foto eingefangen. Denkt man sich Millets Abendgebet dazu, ergeben sich noch mehr Assoziationen.

 

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