Wider die Lieblosigkeit

Arthur Schnitzlers Fahrrad war offenbar einer seiner Garanten für Lebensfreude. In diesen Tagen können wir eine Menge Lebensfreude gebrauchen. Was bringt uns alles Lebensfreude? Natürlich jede Form der Bewegung, eine typgerechte Ernährung, ein schön gedeckter Tisch, ein gutes Gespräch und etwas, das uns zum Lachen bringt und vieles mehr. Leichtigkeit, auch mal ne Runde im Schnee barfuß rennen und was immer jedem frommen mag.

Was stört Lebensfreude? Unsere Klagen (bis hin zu juristischen Auseinandersetzungen klagen wir gern), unsere Jammerunkultur und unsere Lieblosigkeit plus x.

Das Wort „lieblos“ kam mir gestern in einem Text unter, in dem es um die Frage ging, ob Kinder ihren Eltern Dankbarkeit schulden. Von der Problematik eines ethisch-moralischen (und damit quasi unlösbaren) Konflikts abgesehen blieb mein Auge am Wort „lieblos“ hängen. Das ist etwas, das uns wahrhaft Lebensfreude tötet, unsere Lieblosigkeit. Meistens ist das nicht mal eine Lieblosigkeit nach außen, anderen gegenüber, sondern was viel tiefgreifender geht, ist die Lieblosigkeit uns selbst selbst gegenüber!

Wir sprechen den ganzen Tag mit uns selbst in einer oft sehr unangemessenen und hässlichen Art. Hässlich kommt von Hass, das trifft es gut. Gegen eine angebrachte Kritik ist wenig einzuwenden, hielten wir uns an die Feedbackkultur für das Arbeitsleben „draußen“: LSL = Lob – Sachkritik, sachlich formuliert – Lob im Sandwichformat, doch in unserem Kopf sieht das eher so aus: Kritik, Niedermachen, Jammern, Projizieren, Kritik, Meckern, Schlechtmachen, Schuldigen suchen, wieder Kritik, Innerer Richter, Glaubenssatzendlosschleife und totale Selbstverachtung als Versager des Jahrtausends.

Was wir unserem schlimmsten Feind nicht antun würden, wenden wir permanent gegen uns selbst an. Weshalb? Freundlichkeit ist nicht nur in Bezug auf andere Menschen essentiell, sondern auch in unserem Kopf. Lieblos trifft es gut. Wir hassen uns selbst und projizieren das nach außen, wie Sartre bereits festgestellt hat: „L’enfer c’est les autres“, „Die Hölle sind die anderen“.

Langfristig töten uns Lieblosigkeit und negative Ansprache. Wie wäre es also am Jupitertag, dem „Bringer des Frohsinns“, mit Freundlichkeit, liebevoller Ansprache in unserem eigenen Kopf, ErMUTigung und Lob für uns selbst? Fokus auf das, was gelingt, was gut ist? Was ist das Wahre, Gute und Schöne in deinem Tag, das du feiern darfst und worauf du stolz sein möchtest?

Allen einen liebevollen Jupitertag.

Das Bächlein bildet erstaunliche Eiskristalle. Wunder der Natur, festgehalten von Stephanie. Danke!

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