Donnerstags-Nachdenk-Input

Dr. Edward Bach hat sich sein Leben lang mit Pflanzen und ihrer Heilwirkung befasst und die Bachblüten entwickelt. Pflanzen sind Wunderkünstler, ein Kosmos an Vielfalt, Formen, Farben. Sie belegen, dass sie auf kargstem Boden wachsen, unter dem Eis und in der größten Hitze. Sie verbringen als Samen jahrelang im Boden, bis es in der Wüste regnet und verwandeln sie in ein Blütenmeer. Grabbeigaben aus der Antike keimen und zeigen, welche Getreide damals angebaut wurden. Pflanzen sind Heimat unzähliger Tier- und Vogelarten, für Pilze und Meister der Kommunikation untereinander. Im Grunde haben sie das Internet erfunden, denn wenn ein Borkenkäfer an einem Baum nagt, weiß das binnen Sekundenbruchteilen der gesamte Wald und kann sich schützen, weil der betroffene Baum sofort die Information über die Verbindungen der Pilzgeflechte und der Duftstoffe, die er aussendet, weiterleitet. Pflanzen können töten und retten. Es sind mächtige Wesen, vor denen unsere Altvorderen noch den nötigen Respekt hatten, den Hut zogen (vor dem Holunder, dem Eingang zu den anderen Welten) und nie auf die Idee gekommen wären, bestimmte Bäume zu fällen. Mir gefällt Bachs Bild vom Krankenhaus der Zukunft, denn in diesem Zitat verweist er auf den Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Seele.

Zu Beginn der Pandemie dachte ich, dass wir nun wieder Respekt bekommen vor der Kraft der Natur, denn wir wissen aus Erfahrung, dass die Natur das bietet, was gebraucht wird. Im März blühte so viel Thymian im Garten wie noch nie, was uns verwunderte am Anfang, doch als die Pandemie kam, wussten wir, weshalb. Thymian ist ein bewährtes Hustenmittel und hat hohe desinfizierende Kraft. Jetzt wuchern die Schafgarben – erntet sie sorgsam (und lasst genug stehen zum Aussamen!!!) und trocknet die Pflanzen. Im Herbst und im Winter werden wir sie sehr brauchen, denn aus Schafgarbe kann man einen wunderbaren Tee zur Stärkung von Leber und Galle bereiten und damit auch Leberwickel machen, mein Lieblingshelfer für depressive Klienten.

Nach dem Mittagessen (was oft nicht geht, dann eben am Abend zum Schlafengehen) einen Baumwolllappen in frisch gekochten Schafgarbentee tauchen, auswringen und so warm es vertragen wird auf die Leber (pi mal Daumen rechter Oberbauch unter den Rippen, bei der Größe vieler Lebern passt das allemal) legen, ein Tuch darüber und mit einem weiteren Tuch abdecken. 20 Minuten liegen lassen und 20 Minuten nachruhen. Wer das abends macht, legt seine Auflage einfach nach 20 Minuten weg. Da wir aus unserer Nahrung die Bitterstoffe weggezüchtet und unsere Lebensführung stark zum Schlechten verändert haben, braucht unsere Leber Hilfe. In der traditionellen chinesischen Medizin gilt sie als „General der Gefühle“, wir haben Sprichworte wie „dir ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen“.

Wir werden in naher Zukunft darauf angewiesen sein, uns wieder gut selbst zu helfen. Uns zu erinnern an die Schatzkisten-Apotheke von Mutter Natur. Die alten Regeln zur Seelenhygiene wieder herauszukramen. Uns an der Schlichtheit eines frisch gebackenen Brots zu erfreuen. Es wird zunehmend wichtig werden, dass wir wieder eine tiefe Übung in der Kunst des Lebens und der Kunst des Sterbens (ars vivendi und ars moriendi) entwickeln. Wir werden erkennen, dass Gesundheit an erster Stelle steht und wir selbst dafür zuständig sind. Gesundheit ist kein fixer Zustand, sondern eine tägliche Balanceübung zwischen Körper, Seele und Geist.

Alle drei Bereiche befinden sich bei vielen Menschen in einem unerfreulichen Zustand. Sie behandeln den Körper schlechter als ihr Auto. Die Seele wird beim „Seelenklempner“ abgegeben, der die „lockeren Schrauben anziehen“ soll (überlegen wir mal, welches Bild hinter solchen Aussagen, die ich täglich höre, steckt – der Mensch und die Seele als Maschine, die man reparieren muss), möglichst schnell, schmerzfrei und aufwandslos. Und der Geist? Ich sehe Wohnungen, da gibt es eine riesige Fernsehwand, aber keine Bücher. Keine Musik. Keine Kunst. Gegessen wird aus Fertigschalen, die man in der Mikrowelle wärmt, mit dem Esslöffel, damit man wenig spülen muss. In ganz schwarzen Momenten denke ich – wenn ein so geartetes Abendland untergeht, wäre das schlecht? „Decline and fall“ (nicht nur des römischen Reiches) durch Dekadenz.

Erinnern wir uns an unseren Auftrag auf dieser Erde! Wir haben einen Körper, unsere Seele und unseren Geist bekommen, damit wir damit Gutes tun, unser Bestes in die Welt geben, froh dem Ganzen dienen können. Kein Gärtner würde sein Handwerkszeug verkommen lassen. Jeder Koch schleift seine Messer liebevoll, bevor er das Gemüse schneidet. Nur wir „Normalos“ meinen, mit null Aufwand ein gutes Leben führen zu können. Das kann ich nur, wenn vor mir Menschen waren, die fleißig geschafft haben, damit ich nix tun muss. Befriedigend ist das allerdings nicht, denn wir wollen selbst gestalten und wirken. Ein ererbtes Vermögen ist kein „verdientes“, das merken wir.

Also – sammelt Schafgarben, ehe sie verblüht sind. Über Kopf gebündelt aufhängen und im Winter freudig nutzen. Schaut mal, was momentan draußen alles aufgetischt ist! Allen einen fröhlichen Jupitertag.

Wie ihr seht – unser Garten ist eine wilde Wüste im Moment. Und in fünf Wochen schaut es darin ganz anders aus, denn dann zieht gartentechnisch fast der Herbst ein.

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