Donnerstags-Nachdenk-Input

Zuhören als Kunst – da hat Mascha Kaléko sehr Recht. Wenig Menschen hören zu. Die meisten hören kurz hin. Ab der Mitte des Satzes denken sie über ihre Antwort nach. Die zweite Satzhälfte wird nicht mehr wahrgenommen. So entstehen zahlreiche Missverständnisse. Jemandem bis zum Satzende zuhören ist ein Geschenk für den, der spricht. Erst dann über eine Antwort nachdenken bedeutet, eine Zäsur zu haben, eine Minipause. Wenn ich gerade über die Antwort nachdenke, werde ich angeblafft: „Da fällt dir nix mehr ein oder was?“ Am Telefon höre ich hektisches „Sind Sie denn noch dran?“ Ja. Ich bin dran. Das neue Zwischengequatsche stört das Nachdenken über meine Antwort und zeigt mir nur Respektlosigkeit. Ich halte es für ein Zeichen der Wertschätzung, wenn jemand aufmerksam zuhört und erst antwortet, wenn er über seine Replik nachgedacht hat. Oder schweigt, weil es keine Antwort braucht. Menschen, die schweigen können, sind ebenfalls ein Geschenk.

Das In sich hineinlauschen ist unbeliebt. Lieber folgen wir alle drei Sekunden dem nächsten Angebot, dass uns unser unruhiger Affengeist anbietet. Alle drei Sekunden Neues. Wir folgen gern, denn wenn wir in uns hineinlauschen würden, würden wir oft bemerken, dass da nicht viel zum Lauschen vorhanden ist. Es scheppert und klirrt stundenlang vom Krach der Welt in uns nach, aber es kommt wenig Eigenes zum Vorschein. Es plappert und quatscht, den ganzen Tag Sprechemojis, Floskelabtausch, Atemluft vergeudet. „Die größte Offenbarung ist die Stille“. Dazu eine Tasse Grüntee, denn „Wer Tee trinkt, vergisst den Lärm der Welt“.

Lernen wir, mit dem Herzen zuzuhören. Üben wir uns im Lauschen. Und verzichten wir nicht nur in der Fastenzeit auf überflüssiges Blabla.

Allen einen freudigen Jupitertag.

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