Dienstags-Nachdenk-Input

Sommerzeit ist Erntezeit. So mancher wird vom Erntesegen etwas überrascht. Manche Jahre sind für bestimmte Pflanzen nicht gut, es wächst wenig. Unser Quittenbaum trug letztes Jahr Unmengen, der Apfelbaum gar nichts, dieses Jahr ächzt der Apfelbaum unter seiner Last. So langsam hole ich den Dörrautomaten hervor, damit wir im Winter ausreichend Apfelringe am Start haben. Dafür bin ich so dankbar, dass wir solche Dinge selbst im Garten haben.

Jetzt ist auch wieder die Zeit der freundlichen Anfragen, ob man eine Zucchini wolle. Die hat dann meist die Größe, um eine Fußballmannschaft zu verjagen. So werden Zucchini, seit sie bei uns heimisch wurden, überall versteckt. In Salaten, in Kuchen, in Muffins, in Lasagne. Überall findet man etwas, das bei genauerer Betrachtung durchaus mal eine 50 Zentimeter-Zucchini gewesen sein könnte. Ich mag gern Zucchini, denn sie sind relativ geschmacksneutral und drängeln sich nicht in die erste Reihe. So gefühlt eine pro Woche von 15 Zentimetern Länge und doppelter Bratwurstdicke jedenfalls.

Schwemme – das Wort taucht dann wieder auf. Es bezeichnet ein Übermaß. Mir gefällt das Wort Fülle viel besser. Im Erntekorb die Fülle feiern, das hat was. Alles im Garten hat seine Zeit. Die Johannisbeeren sind ebenso wie die Stachelbeeren durch, jetzt reifen die Brombeeren heran und werden uns sehr erfreuen. August ist Saftkochzeit bei uns und dazu brauchen wir die Brombeeren sehr notwendig. Sie ergeben so einen herrlichen Saft. Dann folgen hoffentlich die Holunderbeeren, damit wir im Winter gewappnet sind und die letzte Verarbeitung vor den Schlehen wird Quitten gewidmet sein, deren feines Aroma Ende Oktober die letzten Wespen vor das Küchenfenster lockt.

Dieses Mitleben im Jahresrhythmus finde ich wichtig. Wir lernen daran wie nebenher, dass alles zu einer bestimmten Zeit gesät, gepflanzt werden will, reift und geerntet werden kann. Es hat alles eine große Ordnung, spannt einen Bogen zwischen Werden und Vergehen. Uns fehlt das Miterleben des Jahreskreises enorm, denn wir wären insgesamt wesentlich stabiler und besser aufgestellt, wenn wir uns eingewoben fühlten in diesen Atemzyklus der Erde. So erleben wir uns oft wie abgetrennt. Gehen wir ruhig mit dem Jahr. Essen wir jetzt die Brombeeren. Die Zwetschgen und frühen Äpfel.

Allen eine frohe Erntezeit und guten Genuss.

Sigrid hat die Zucchini im Garten fotografiert. Danke dafür!

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