Achte den Genius loci

Kälte unter den Menschen ist ein schwerwiegendes Problem. Einsamkeit wird wie körperlicher Schmerz verarbeitet und Kälte schließt aus. Kälte entsteht, wenn Menschen Mobbing erleben, wenn Kinder nicht mitspielen dürfen, wir ausgegrenzt werden. Wärme entsteht, wenn sich Arme, Herzen oder Türen öffnen, wir uns willkommen fühlen und aufgenommen.

Es kann so einfach sein, sich wohl zu fühlen. Natürlich verwirren uns Menschen, die anders denken, sprechen oder leben wie wir. Das liegt in der Natur der Sache. Wir kennen ihr Leben, ihre Sprache, ihr Land, ihre Religion vielleicht nicht oder haben nur etwas darüber gehört, was wenig nutzt. Etwas hören heißt nicht, etwas zu wissen, sondern sorgt oft genug für Fehleinschätzungen. Wir glauben auch oft, wir müssten andere Menschen verstehen, um mit ihnen arbeiten und leben zu können. Ich fürchte, dass wir dieses Kriterium an unsere Zeit anpassen müssen. Wir werden nicht mehr warten können, ob und bis wir alle anderen Menschen, um mit ihnen über die Zukunft des Planeten zu sprechen.

Was braucht es? Die Bereitschaft, Menschen zu belassen, wie sie sind. „Urteile erst über einen Menschen, wenn du drei Monde in seinen Mokassins gelaufen bist“, heißt es in einem sehr hilfreichen Sprichwort. Wer nicht drei Monde Zeit hat, darf den Gesprächspartner einfach mal so nehmen, wie er ist. Jeder ist jenseits aller Religion, Sprache, Kultur etc. schlichtweg Mensch mit vergleichbaren Bedürfnissen, eben geprägt durch den genius loci, den Geist des Ortes, wo er lebt und agiert. Wir kennen das oft nicht, sondern brauchen einen offenen Geist, um miteinander die übergeordneten Weltthemen zu besprechen.

Vorschlag: Der Planet hat nicht mehr alle Zeit der Welt, um erhalten zu bleiben. Wie wäre es, wenn wir unsere Befindlichkeiten im Großen (damit ist die weltpolitische Bühne gemeint) und im Kleinen (das gilt für jeden Einzelnen von uns) beiseite schieben, weil sie nicht lösbar sind (wenn wir warten, bis Länder die Menschenrechte anerkennen, Kriege beenden etc. werden wir niemals vorankommen) und uns den übergeordneten Themen des Planeten zuwenden? Wenn wir da auf guten Wegen sind, haben wir die „Fremden, Anderen“ vielleicht schon etwas besser kennengelernt, falls nicht, wäre dann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen, von anderen zu lernen, zu hören und zu staunen, wie sie mit Dingen umgehen.

Für uns sind Kartoffeln ein Alltagsprodukt, in anderen Ländern ein kostbares Geschenk der Pacha Mama, der Erdmutter, die unzählige Sorten wachsen lässt – allein an diesem Beispiel können wir so vieles voneinander erfahren, neu Respekt erleben, den Horizont erweitern und erleben: So hab ich das noch nie gesehen, das ist ja interessant! Dann verändern sich auch unsere Scheuklappen, sie werden weit, im Idealfall fallen sie ganz ab.

Wärmen wir unser Herz. Sorgen wir für warme Füße und Hände und öffnen die Herzenstür für die Menschen, die Begegnung brauchen, um aus der Erstarrung zu kommen.

Allen einen kraftvollen Dienstag!

 

Das Foto zeigt die Steinstelen im Sonnenlicht. Großartig, wie sie Landschaft prägen und rahmen.

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