Weitermachen, einfach weitermachen

Pflege bietet immer Überraschungen. Am Wochenende gab es krasses Auf und Ab im Gesundheitszustand des Bruders. Immer wieder versagt die Niere ohne erkennbaren Grund. Es liegt nichts Bakterielles vor. Klar, er hat nur eine Niere und bei 55 Lebensjahren bedeutet das, dass sie genau so lange die Arbeit von zwei Nieren leistet. Jetzt ist er wieder heiter aufgestellt, mir hängen solche Erlebnisse sehr in den Knochen, weil sie mich hilflos daneben stehen lassen ohne zu wissen, was zu tun ist. Mehr zu trinken geben, weniger? Medikamente ansetzen oder abwarten? Da er sich nicht äußern kann und ich auch Schmerzen durch sein Verhalten wahrnehmen muss, ist das durchaus nicht so einfach. Ich möchte nicht, dass er Schmerzen hat, weiß jedoch nicht, ob und wo ihm etwas weh tut. Wir müssen uns auch immer wieder daran erinnern, dass er durchaus auch andere Erkrankungen haben kann und wir nicht immer alles auf die Niere projizieren. Also beobachten wir den jungen Mann mit Argusaugen, jetzt  läuft alles wieder fast normal im wahrsten Sinne des Wortes. Bis zur nächsten Runde im Fragezeichenkarussell. Darauf bereitet einen keiner vor. Jedenfalls fahre ich am Abend beruhigter zum Vortrag halten, weil es ihm besser geht. Vor einiger Zeit meinte ich zum Hausarzt „Ich hätte echt Medizin studieren müssen, dann wüsste ich besser, was zu tun ist.“ Seine Reaktion war erstaunlich. Er meinte nur: „Sie kennen ihn besser als jeder andere und wissen viel schneller und zuverlässiger, was zu tun ist.“ Na dann, miteinander werden wir den Laden weiterrocken.

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