Orte zum Nachdenken

DAS ist der Anblick, auf den ich dringend hoffe. Wenige Tage soll das mal wieder mein externes Denkzentrum sein am Goetheanum in Dornach. An diesen Tischen sind alle wichtigen und grundsätzlichen Entscheidungen der letzten Jahre, fast schon Jahrzehnte, getroffen worden. Da sitzen wir zwei Tage, denken nach, arbeiten die mitgebrachten Fragen ab, erstellen Visionen, brechen Ziele herunter und machen Timelines für Projekte. Das geht fix, denn kaum sitzen wir an diesen Tischen, geht das wie geschmiert. Was jeder seit Wochen und Monaten im Kopf hin und her überlegt, sich notiert hat, wird auf den Tisch gepackt. So kommen wir zügig voran.

In diesem Jahr wird es wichtige Dinge zu entscheiden geben, die die nächsten Jahre unserer Schule betreffen. Die Pandemie hat vieles verändert. Zum Glück konnten wir direkt reagieren und alles auf online umstellen, wo es notwendig war oder auf Video, wo es uns angemessen erschien. Jetzt sind wir wieder ein Stück weiter und sehen einem Herbst und Winter entgegen, den wir noch nicht einschätzen können, wo wir aber natürlich wissen müssen, wie wir auf jedwede Option – Schule vor Ort, Online, Filmmaterial etc. – antworten können. Das sind oft banale Dinge wie Timelines. Technische Fragen, für die wir Antworten organisieren müssen. Organisatorisches. Da haben wir es in vielen Jahrzehnten (heute auf den Tag genau sind wir 34 Jahre ein Team) zu einer super Arbeitsteilung gebracht.

In diesem Jahr wird es notwendig, dass ich mein kreatives Gehirn endlich wieder von der Leine lassen darf. Ich habe so viele Kursideen und Gedanken, das muss in Form gebracht werden, sprich – wie können die Ideen umgesetzt werden? Welche erscheinen sinnvoll, was ist Spinnerei?

Da ist die Disney-Strategie für uns ganz hilfreich. Ich bin Spezialist des Dreamer’s Space, dem kreativen Raum, in dem alles möglich ist. Herrlich! Dann gibt es bei Walt Disney die Sweat box, der Raum, in dem alle Einwände, jede Kritik und alles Gemecker ihre Hörer finden, was wichtig ist (nicht so mein Lieblingsraum). Der dritte Raum bei Walt Disney ist der Realisiererraum. Da geht es um Machbarkeit. Da sitzt Christoph gern und bringt jede Idee mit den Worten erstmal auf den Boden der Tatsachen: „Und wann willst du das auch noch machen?“ „Hast du mal überlegt, wie das technisch überhaupt gehen soll?“ Wenn ich nach mehreren solcher Ansagen richtig sauer werde, folgt meistens der Abbruch der Diskussionen – wir nennen das Auszeit nach dem Harvard-Konzept.

Das sieht wie folgt aus: Jeder geht auf einem anderen Weg zur Buchhandlung, ganze 20 Meter neben diesen Tischen entfernt. Schweigend arbeiten wir uns durch die Gänge und Regalreihen, treffen uns vor der Kasse. Mit unterschiedlichen Stapeln. Wenn wir uns auf einen Stapel geeinigt haben, tigern wir am Buffett vorbei, beruhigen uns bei einem herrlichen Mittagessen und so geht es bald frischer voran. Was morgens noch konfliktreich war, löst sich in aller Regel gut auf.

Wenn wir eine Einigung haben, gehen wir eine Runde durch den Park am Goetheanum, holen uns einen Kuchen und halten alle Resultate schriftlich fest. Grundlage für ein bis drei Jahre Arbeit, die daheim final ausgearbeitet wird. Alle Grundfragen stehen, die Wege sind vorgezeichnet, Terminkalender auf drei Jahre im Voraus sind geschrieben. DAS ist so krass befreiend. Vor drei Jahren waren wir das letzte Mal da, während der Pandemie ging das nicht. Ich hoffe, es klappt in diesem Jahr. Es ist ohnehin aufs Minimum reduziert, die bis auf einen Baseltag reine Arbeitstage sein werden. Dadurch hat das Gehirn wieder Ordnung, kann ich befreit loslegen, wenn alle Rahmenbedingungen stehen, und neue Kurse inhaltlich füllen. Vision -> Ziel -> Etappenziele -> Deadlines. Aus die Maus. Ohne Schnörkel auf den Punkt.

Hast du auch einen Kraftort, an dem du ausgezeichnet denken und Entscheidungen treffen kannst? Das wünsche ich dir.

Allen einen tatkräftigen Dienstag.

 

Vorfreude ist eine hervorragende Freude. Ich hoffe, es bleibt nicht wie im letzten Jahr bei dieser Freude …

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