Lernen in der Lebensschule

Immer wieder höre ich in der Praxis: „Ich konnte keine höhere Schule besuchen, das ist schlimm.“ Wer definiert „höhere Schule“? Bin ich ein klügerer Mensch, nur weil ich 13 Jahre eine Schulbank gedrückt, fünf Jahre an einer Universität, also offiziell 18 Jahre im Bildungssystem verbracht habe und das zeichnet mich dann als klugen Kopf aus? Ist ein handwerklich begabter Mensch, der sich durch Ausbildung, Gesellen- und Meisterzeit durcharbeitet, etwa weniger wert? Warum finden wir als Kinder Müllmänner super und wenn unser Kind einen Beruf in der Abfallbeseitigung ergreifen will, können wir es nicht fassen?

Bildung ist eine feine Sache. Sie ist nicht an eine Schule gebunden. Ich glaube, dass wir nicht anhand von in Schulen überlebten Jahren und Unibesuchen darauf schließen können, ob Menschen gut auf Leben oder gar Welt vorbereitet sind. Die Lebensschule (Danke an Beate für dieses tolle Wort!) ist der wichtigere Weg, sie bildet Charakter, Menschlichkeit und vielleicht Weisheit aus.

Wissen kann man erwerben bis ins hohe Alter, das ist eine Wahl, die ich treffen kann. Herzensbildung ist nicht abhängig vom Schulsystem. Die wichtigsten Fächer wären nach meiner Auffassung: Wertschätzung, Glück, Würde, Achtsamkeit, Freude entwickeln, Kunst der Kommunikation, Herausforderungen gut bewältigen können, Resilienz und Salutogenese, Bewegung, Musik, Kunst aller Art! Plus das Angebot, aus dem unglaublichen Feld des Lernens zu wählen, was einen interessiert. Ein Sprachgenie wird nicht lebensunfähig, wenn Physik ihm fremd bleibt, ein Computerspezialist muss nicht unbedingt kochen können. Folgen wir unseren Interessen auf der Basis einer Menschen-Herzens-Bildung mit Werten, können wir Meister werden. Den Rest erledigt die Lebensschule, in die wir alle jeden Tag eingeladen sind.

 

Einen wissbegierigen Freitag allen.

 

Das feine Foto heute stammt von Stephanie. Danke dir!

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