Wochenend-Nachdenk-Input

Das Schöne, das Wahre und das Gute – in den ersten sieben Lebensjahren ist es hilfreich, wenn Kinder das erleben können. Es ist einer der wichtigsten Grundsteine der Erziehung, die hohe Kunst ist. Nichts ist schwerer als einen jungen Menschen auf dem Weg in sein Leben zu begleiten. In diesen Wochen haben viele Eltern erlebt, dass Schule vielleicht nicht immer richtig eingeschätzt wird, wie bedeutsam die Zeit in der Schule für die Kinder ist. Wesentlich ist meiner Ansicht nach nicht das intellektuelle Vollstopfen, was viel zu früh erfolgt. Wenn die Kindergartenkinder ein Tablet vor sich haben und bevor sie wirklich ihren Körper ergriffen und gestaltet haben schon in Denkprozesse in ungesunder Körperhaltung gedrängt werden, sklerotisieren wir ihren Geist und damit auch ihren Körper. Es werden unbewegliche Menschen im Körperlichen, augenfixiert. Wer als Kind nicht gelernt hat, in seinem Körper das Gleichgewicht zu suchen und hoffentlich zu finden, hat als Erwachsener auch im übertragenen Sinne keine Balance.

Kinder müssen raus, sich bewegen, ihre Sinne entfalten. Tun sie das nicht, werden sie Kopfmaschinen, die nicht gelernt haben zu riechen, zu schmecken, zu tasten. Sie kennen nur Plastikoberflächen, aber nicht, wie unterschiedlich Baumrinden sind. Sie riechen nichts, weil sie ihren Geruchssinn nie trainieren konnten. Alles riecht! Die Welt der Düfte ist unermesslich und bereichert uns, weil Düfte mit Erinnerungen im limbischen System gekoppelt sind. Wer nicht riecht, schmeckt auch nichts, was hilft, wenn es Tütenfutter gibt oder Einheitsfraß, aber wer gelernt hat, ein Dinkel- vom Roggenbrot, eine Gartengurke mit Borretschblüten von Paprika zu unterscheiden (falls sich darüber jemand wundert, ganz einfach: bindet euch die Augen zu, püriert Zwiebel und Apfel, haltet euch die Nase zu und schaut, ob ihr schmeckt, was was ist. Ihr werdet das nicht schaffen), entwickelt auch im übertragenen Sinne Geschmack und einen Sinn für Ästhetik. Wer gelernt hat zu lauschen, mit dem Herzen zu hören, nimmt wahr, was ungesagt bleibt, zwischen Zeilen versteckt wird, Zwischentöne werden so erst bewusst.

Alle Sinne sind wichtig, unser Sehsinn wird überproportional gefordert und ist derjenige, der am einfachsten zu täuschen ist. Vielleicht achtet ihr am Wochenende einfach mal auf eure Sinne, wie ihr sie anregen und beleben könnt, macht euch klar, dass ihr fünf (in der Anthroposophie gar 12) davon habt und nährt sie gut. Wer geübt darin ist, seine Sinne zu benutzen, wird auch verstehen, warum wir sie für die Zukunft erst recht brauchen, denn da werden wir jede Fähigkeit nötig haben, um uns selbst immer wieder gut zu erden und die Kompassnadel des chaotischen Lebens neu einzunorden.

Allen ein sinn-volles/freudiges Wochenende und genug Muße für Stille.

Auch den Löwenzahn hat Manuela vor die Linse genommen. Dankeschön dafür. Heute so, morgen Schirmchenträger.

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