Vom Tagewerk zum Werktag

Die meisten Menschen lieben den Sommer. Ich bin ja eher der frostige Nebelfan. Aber das Büchnerzitat aus Leonce und Lena finde ich schön – sich in eine Wiese legen, die Wolken beobachten und umsummt werden gehört zu den schönen Erinnerungen der Kindheit.
Was ich dem Sommer sehr abgewinnen kann, ist das Rauschen der Blätter, wenn der Wind hindurchfährt, den nach und nach einsetzenden Vogelchor ab halb vier in der Früh mit zunehmendem Crescendo, den Sommerhimmel mag ich sehr (wahrscheinlich, weil es nachts gefühlt etwas kühler ist) und ich liebe es, auf Felder zu schauen, die wie Wellen im Wind bewegt werden beim Windstoß.
Die Zeit um Johanni ist für viele Menschen eine Zäsur im Jahr, da ist Pause, da werden Dinge vor den Ferien beendet, dann wird in den Ferien Kraft getankt, um nach den Ferien mit frischem Schwung die Projekte anzugehen, die an Maria Lichtmess vielleicht entschieden wurden. Beende also alles, was deinen Ferienfrieden in einigen Wochen stören könnte, damit dein Geist zur Ruhe kommen darf.
Wir haben so sehr vergessen, wie wichtig Rhythmen für uns Menschen sind. Gestern hörte ich einen sehr beeindruckenden Satz: Aus dem Tagewerk früherer Zeiten wurden Werktage.
Das hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Früher haben die Menschen am Abend auf das geschaut, was sie bewerkstelligt haben – den Acker, der bearbeitet wurde, die Kühe, die zufrieden im Stall versorgt waren, die eingekochten Früchte im Weckglas.
Wir haben heute oft gar keinen Bezug mehr zu unserer Arbeit, können nicht mehr sehen, was wir getan haben. All das entfremdet uns sehr von dem, was wir tun, wofür wir unser Geld bekommen und wofür wir es auch wieder ausgeben. Wir leben oft ein second-hand-Leben in irgendeiner Realität, nur nicht der, in der wir wirklich sind.
Herzliche Einladung, den Dienstag, der von der Kraft des Mars beflügelt wird, als Tag zu nutzen, wieder einen Bezug zu dem herzustellen, was du als deine Arbeit tust. Die Beziehungen zu den Menschen in deiner Umgebung bewusst zu gestalten, weil es NICHT eine Sekunde selbstverständlich ist, dass wir liebende Menschen um uns haben.
Nehmen wir uns Mahl-Zeiten. Schauen wir auf unser Tagwerk – am besten schriftlich. Jeden Abend eine kleine Notiz dessen, was wir heute geschafft haben und wofür wir dankbar sind. Gehen wir täglich zur gleichen Zeit zu Bett, stehen wir zur gleichen Zeit auf. Nutzen wir die Rhythmen unseres Lebens und genießen die Pausenmomente in unserem Hamsterradalltag.
Wir haben immer eine Wahl.
Allen einen gelingenden Marstag.

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