
Freitag ist Haitag, es gibt Fisch. Was für die einen ein Freutag ist, ist für andere in der Familie ein „Echt, schon wieder Freitag?“ So ist das in Familien, immer wieder gibt es was, das einer nicht so gerne mag, die anderen durchaus. Wo mehrere Menschen gemeinsam leben, braucht es durchaus Gelassenheit. Genau das fehlt heute, so ein Miteinander, was Reibung bedeutet, Auseinandersetzung, Abrücken von eigenen Überzeugungen, sich auf andere einlassen, hinhören, Meinungsverschiedenheiten austragen und erleben, dass es nie um Rechthaben geht, weil jeder in seinem Kopf immer Recht hat. Vielen ist das zu unbequem, zu stressig, sie möchten so sein und bleiben, wie sie sind, sich nicht verändern und schon gar nicht an andere anpassen müssen. Die Egozentrik, die wir uns angeeignet haben, das Kreisen um unsere eigene Sonne als Zentrum des Universums – das macht uns schwerer kompatibel mit anderen Menschen, in allen Bereichen. Ghosting, Shaming und viele weitere Schattenseiten des Netzes funktionieren, weil wir uns nicht mehr direkt auseinandersetzen, uns real in die Augen schauen.
Wir sind eingeladen, uns an die Überlebensmechanismen der Menschheit zu erinnern: Gemeinschaft. Alleinsein ist nicht Einsamkeit, sondern gewählte notwendige Stille für einen selbst. Wir beklagen Einsamkeit, sind aber nicht bereit, von unseren Überzeugungen abzurücken, uns einzulassen, auch mal nach- und zugeben. So fehlt das Abschleifen von Ego, wir werden wie Kugeln, die Nähe suchen und sich dennoch nicht wirklich nah kommen können. Nachdem ich 24/7 mit Menschen zusammen bin (und wahrlich nicht dafür gut geeignet), erkenne ich dennoch: Gemeinsam macht stärker, hilft in schwierigen Zeiten und es ist (durchaus unfreiwillig) oft sehr lustig bei uns. Vorteil: Wir haben gelernt, sehr klar zu kommunizieren. Wir können uns gegenseitig gut auch in Ruhe lassen, ohne dass das Gefühl von „da kümmert sich keiner um mich“ entsteht. Der Umgang ist viel achtsamer, eben weil wir nicht machen können, was wir wollen und was uns einfällt. Erstaunlicherweise fühlt sich das sehr oft nicht unfrei an, weil wir die Freiheit des anderen sehr schätzen aufgrund der Nähe.
Allen einen freundlichen Freu/itag mit so viel Nähe, wie es sich für dich gut anfühlt.
Weite – Danke an Stephanie für das Foto!
