Pflegerische Gesten

Pflege – ein vielfältiger Begriff. Wir alle wissen um die Kraft eines Menschen, der in einer vielleicht sehr schmerzhaften Krankheitssituation mit sicherem Griff wäscht oder das Notwendige tut, ruhig, erfahren und dennoch achtsam. Wenn ich meinen Bruder hier pflege, umfasst das nicht nur die Körperpflege und -hygiene, sondern auch Katheterisierung, Wundverband am Knie, das Versorgen mit möglichst gesunder Kost, angepasst an seine Erkrankungen, das Beachten der Trinkmengen, da er nur eine Niere hat, sein Programm zur Beschäftigung, angepasst an sein Auffassungsvermögen. Ich lese an seiner Mimik seinen Zustand ab, muss einschätzen, was er braucht mangels Kommunikationsfähigkeit, ob er Schmerzen hat oder ihn eine Falte an der Kleidung drückt. Ich wasche Wäscheberge und hänge in Warteschleifen für Windeln, Termine, Zuckermessgeräte und anderes.

In der Anthroposophie gibt es zwölf pflegerische Gesten. Gemeint ist die Intention, mit der eine pflegerische Handlung ausgeführt wird. Sie sind an den zwölf Sinnen orientiert und beschreiben für mich auch einen Übungsweg des Menschen, der pflegt. Nun mache ich das nicht professionell, sondern für meinen Bruder, dennoch bewegt mich dieser Aspekt der Gesten regelmäßig, formt die Beschäftigung damit doch auch die innere Haltung des Menschen, der pflegt. Mein Bruder merkt, ob ich ganz und gar „bei ihm“ bin oder im Kopf mit anderem beschäftigt und zeigt mir das deutlich.

Ein Geschenk diese Woche war die Lektüre des von Peter Selg herausgegebenen Buches „Ita Wegman und die anthroposophische Krankenpflege“. Es wird mich lange stärkend im Alltag begleiten.

Die Klinik Arlesheim, früher Ita Wegman Klinik. Nebenan entsteht ein beeindruckender Neubau.

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