
Die Themen in der Praxis sind diese Woche erstaunlich. Gleich mehrfach geht es um den jede Vorstellung übersteigenden Verlust von Kindern, um Entscheidungen, die getroffen werden müssen, denen ethisch-moralische Konflikte zugrunde liegen, um Beenden von langjährigen Freundschaften. Der Umgang mit Verlust, Tod und Trauer ist schwer, da gibt es keine einfache Lösung, sondern ein stilles Raumhalten, Begleiten und Halten von Schmerz.
Vorgestern fragt eine Kollegin: „Wie gehst du denn mit dem um, was derzeit alles so los ist? Ich muss viel mehr Pausen einlegen.“ Das kann ich gut nachvollziehen, November ist oft ein Monat, in dem sich Müdigkeit und Erschöpfung vom Jahr bemerkbar machen. Ich habe festgestellt, dass Pflege enorm erdet. Wenn ich meinem Bruder die Zähne putze, ihn rasiere, wasche, wickle, schaue, dass er trinkt und sich beim Essen nicht verschluckt bin ich extrem präsent, sonst endet es im Chaos. Dieses permanente „Hier-und-Jetzt-Training“, so anstrengend es ist, hat das Potential, alles Dramatische herunterzubrechen auf basale Dinge. Das ist hilfreich für Tage, an denen ich an meine Grenzen stoße.
