Wir diskutieren die Aussage, dass unsere Generation Kreuzfahrten, Ausbeutung des Planeten und Freizeit im Sinn habe und wir seit 1970 hätten wissen müssen, was Sache ist. Das drückt die berechtigte Wut aus, 2025 als Mensch mit herausfordernden Themen belastet zu sein und die Annahme, dass die Generation davor wie die Made im Speck gelebt hat.

Im Dorf meiner Kindheit war die Welt begrenzt. Ich trug geerbte Rundhosen, die mit Borten verlängert wurden, bis sie zerfielen. An Jacken wurden Ärmelbündchen angestrickt, Gemüse kam aus dem Garten, der geistige Horizont zwischen Rathaus und Kirchturm verortet. Ein Lehrer wurde wegen eines Heinezitats versetzt: „Und fehlt der Pfaffensegen dabei, die Ehe wird glücklich nicht minder“. An der Uni staunten wir über Studentenaufstand und -verbindungen, hörten von Marx, Adorno. Widerstand gab es so gut wie nicht in der Dorfwelt, dafür Paradigmen und Glaubenssätze. Der autofreie Sonntag öffnete kein Bewusstsein für Ressourcen, er war Rollschuhfahren der Extraklasse. Terroristen-Fahndungsbögen waren der Schrecken unserer Kindheit, die Angst vor einem Krieg ebenso und vor Gewalt aller Art. Der Sterntitel zum § 218 war das Skandalthema, verwerflich wie Scheidungskinder! Wir sind nie geflogen, haben weder Wohnmobil noch Ferienhaus. Veränderung und Umdenken begannen durch Lebenserfahrung. Sind wir Ignoranten gewesen? Reden wir uns heraus aus Verantwortung?

Diskussionszwischenstand: Mit Wissen/Informationsumgang 2025 auf 1970 zu schauen zeigt ein anderes Bild als in dieser Zeit gelebt zu haben. Unsere Generation darf in die Rolle von Ältesten wachsen, um Unterstützung zukommen zu lassen, die Räume öffnet und dann zur Seite tritt. Es geht um Lösungen. Wir sind in Prozessen, mit Blindspots gesegnet. Im Erkennen können wir Veränderungen anstoßen und manches beitragen. Der Anfang: Das Erüben einer neuen Gesprächskultur, eine Form des Interbeings zwischen den Generationen, Meinungen und Weltsichten. Open End.

 

Wie können wir immer wieder Türen des Verständnisses öffnen? Diese Klinken finden sich am Goetheanum in Dornach.

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