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Ohne Staunen

Die Menschen reisen in fremde Länder und staunen über die Höhe der Berge, die Gewalt der Meereswellen, die Länge der Flüsse, die Weite des Ozeans, das Wandern der Sterne; aber sie gehen ohne Staunen aneinander vorüber.

Augustinus von Hippo

Sigrids Foto trägt eine feine Botschaft in sich. Danke dir!

Lieblingsbeschäftigung

Lieblingsbeschäftigung – da gibt es einige. Einer meiner absoluten Lieblingsbeschäftigungen gehe ich am Wochenende nach. Am Samstag haben die Nautiluskusteilnehmenden ihren spannenden Kurstag über die Frage, wie man Rapport herstellen kann und am Sonntag geht es in einem sehr schönen Online-Seminartag um die Frage: Ars vivendi – ars moriendi. Wie können wir die Kunst des Lebens und Sterbens üben?

Es werden die beiden letzten Kurstage in diesem Jahr sein. Die Praxis ist noch offen bis Donnerstag, allerdings sind alle Termine für 2023 weg, ab 2. 1. gibt es wieder neue Möglichkeiten. Irgendwann darf dann auch mal das Jahr ausschwingen und in Ruhe zu einem hoffentlich guten Ende kommen.

 

Allen die Möglichkeit an diesem Wochenende, einer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen!

 

Nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen zählt das Bügeln von Greenscreens, aber auch das gehört immer wieder dazu.

 

Beschäftigungen aller Art

Serjosha sagt: „Man muss eine Beschäftigung haben.“ Das bedeutet noch gar nichts. Man muss wissen, was für eine Beschäftigung. Und um dies zu erfahren, gibt es nur ein Mittel: das tun, was man benötigt, was man selbst braucht, oder das, wozu einen unwiderstehlich eine Berufung drängt.

 

Leo Graf Tolstoi

 

Winterdeko – gehört auch zu den Beschäftigungen in einer Praxis.

Vorfreude

Vorfreude – ein Wort, das wir heute selten finden. Wir nehmen uns oft Vorfreude, weil wir alles schnell wollen und bekommen/nehmen.

Als Kinder haben wir für Weihnachten lange Wunschzettel geschrieben. Mit Bergen Spielsachen und Büchern darauf. Wochen warteten wir. Gefühlt Jahre! Wie lang dauerte es vom ersten Advent bis zum Weihnachtsabend! Dann rein ins Wohnzimmer, der erleuchtete Baum, Kerzen, die Krippe. Oh, die Päckchen! Von wegen! Erst das Weihnachtsevangelium. Gefühlt 1000 Lieder. Dann packen zuerst die Kleinen aus. Im schlimmsten Fall müssen die dann erst ins Bett. Und dann! Beim Anfühlen wird sofort klar: Das ist kein Geschenk von der Liste. Das sind Strumpfhosen. Socken. Ein Pullover. Unterwäsche. Gottlob, am Ende doch drei Bücher. Uff. Und dann beginnt die Vorfreude auf Ostern.

Wir freuten uns aufs Taschengeld und darauf, dass der Kaugummiautomat neu befüllt wurde. Auf Sommerferien und das erste Eis, die neuen Hefte am ersten Schultag, Chorproben, freihändiges Radfahren und Klassenausflug in den nächsten Zoo (nicht ans Ende der Welt!). Nichts kam sofort, das hatten wir gelernt. Auf alles muss man warten. Und das Beste an allem: Wochenlang sich auf etwas freuen können. Am besten mit anderen.

Heute: Wir haben uns die Vorfreude gründlich verdorben mit unserem Wunsch, alles sofort zu haben. Vielleicht freuen wir uns heute deshalb oft nicht mehr so sehr über die Erfüllung eines langgehegten Wunsches, weil er eben nicht lang gehegt, sondern kurz gedacht und 1 click buy overnight gebracht. Schade, oder? Ich bin für Vorfreude.

 

Allen einen vorfreudigen Tag. Auf etwas, das noch lange nicht kommt, aber bereits beim dran Denken so viel Herzfreude macht!

 

 

Vorfreude auf den Tag empfand ich bei diesem Sonnenaufgang in jedem Fall an einem Herbsttag im Allgäu.

 

Sich freuen

„Und ich habe mich so gefreut!“, sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut – ist das nichts?

Marie von Ebner-Eschenbach

Auch die kleine Meerjungfrau kennt Vorfreude. Danke an Theresa für das Foto!

Sternstunden

Sternstunden (mit altem Wort Sternenstunden) sind laut Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“ „solche dramatisch geballten, solche schicksalsträchtigen Stunden, in denen eine zeitüberdauernde Entscheidung auf ein einziges Datum, eine einzige Stunde und oft nur eine Minute zusammengedrängt sind (…). Also Momente, in denen sich unser Schicksal tiefgreifend verändert. Bei den Scorpions gibt es ein Lied „Moments of glory“, auch das wird oft mit Sternstunde übersetzt.

Sternstunden sind für mich die Momente im Leben, in denen etwas besonders gut gelingt, bei denen in irgendeiner Herausforderung ein neues Level erreicht wird. Manchmal habe ich darauf viel Einfluss, oft einen Anteil, häufig ist der Sternstunde viel Arbeit vorausgegangen, doch gibt es auch die Momente, in denen plötzlich etwas zustandekommt, was einen Durchbruch bringt in einer Frage, die vielleicht lange ungelöst schwelte.

In Goethes Text „Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen“ ist beschrieben, dass unser Leben anders ist je nach dem Stand der Planeten zur Sonne, durch welches Tierkreistor wir auf die Welt kommen, hat Einfluss. Das wäre ein anderer Gedanke zum Thema „Sternstunde“.

Manchmal entscheiden wir in einer Sternstunde unseres Lebens, an welchen Stern wir unseren Lebenskarren im Sinne von da Vinci hängen wollen, sprich, welchem Stern von Betlehem wir im Leben folgen wollen, um unserer Vision nahezukommen.

 

Ich wünsche dir heute eine Sternstunde, die deinen weiteren Lebensweg auf das für dich Beste prägen mag.

 

Eine unserer Sternstunden – der Tag, an dem das Nautilusprojekt an einem Tisch in der Caféteria des Goetheanums absolut konkret wurde.

 

Planetengruß

Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,

Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,

Bist alsobald und fort und fort gediehen

Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.

So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen,

So sagten schon Sibyllen, so Propheten;

Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt

Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.

Johann Wolfgang von Goethe

Sterne anderer Art  von Silke fotografiert. Dankeschön!

Dämmerungsstille

Dämmerungsstille – herrlich! Meine absolute Lieblingszeit am Tag, wenn sich die Dämmerung niedersenkt wie ein warmes, weiches wollenes Tuch, es blendet den Lärm des Tages langsam aus, fährt in Minischritten das Tempo herunter und lädt ein, einfach still zu sitzen, den Tag ausschwingen zu lassen und durchzuatmen.

Macht keiner? Keine Zeit für sowas? Genau dann wäre das eine herzliche Einladung an dich, dir diese halbe Stunde zu gönnen, so du schon daheim bist von der Arbeit um die Zeit oder vielleicht magst du es am Wochenende probieren. Wenn die Dämmerung über den Horizont kommt, wird die Welt leiser. Nicht im Außen, aber in dir, wenn du es magst. Dann siehst du, wie in den Häusern die Lichter angehen, der Verkehr weiterrauscht, die Hektik in den Vorweihnachtstagen ohne Ende herrscht und weißt: da sitzt du nun. Ganz still. Vielleicht in eine Decke gehüllt. Vielleicht mit einem Tee, ein paar Keksen nach der Arbeit. Kommst daheim an. Lässt den chaotischen Tag los. Ausatmen. Sein. Vor dem abendlichen Haushalt und was immer zu tun ist Momente, in denen man den Himmel bestaunt, dessen Farbspiel in der Dämmerung jeden Tag ein besonderes Geschenk ist, dessen man kaum gewahr wird.

Wer Kinder hat, kann das gemeinsam erleben, im Advent mit einer Geschichte bei Kerzenschein, bevor das Abendprogramm startet.

Ausatmen. Sein. Und wenn es nur zehn Minuten sind, sie machen einen gewaltigen Unterschied im Marathon des Alltags. Zehn Minuten Atmen, Sein, still werden und feststellen – was ist wirklich wichtig?

Fühl dich von der Dämmerung eingeladen, dich wiederzufinden.

 

Stephanie war abends unterwegs – im Moment, wenn sich die Dämmerung und die Nacht die Hand geben. Danke für dein Foto!

Wie ist die Welt so stille

Der Mond ist aufgegangen,

Die goldnen Sternlein prangen

Am Himmel hell und klar;

Der Wald steht schwarz und schweiget,

Und aus den Wiesen steiget

Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,

Und in der Dämmrung Hülle

So traulich und so hold!

Als eine stille Kammer,

Wo ihr des Tages Jammer

Verschlafen und vergessen sollt. (…)

So legt euch denn, ihr Brüder,

In Gottes Namen nieder;

Kalt ist der Abendhauch.

Verschon’ uns, Gott! mit Strafen,

Und lass uns ruhig schlafen!

Und unsern kranken Nachbar auch!

Matthias Claudius

Sigrid hat ein feines abendliches Foto gemacht. Dankeschön!

Buchvergnügt

Buchvergnügt – da freut sich mein Bücherherz schon über das Wort. Bücher sind nicht für alle Menschen ein Paradies. Ich kenne Menschen, die lesen nicht gern. Ich kenne Menschen, die lesen, weil sie gelernt haben, dass der Aufenthalt in einem Buch bedeutet, am sichersten Ort der Welt zu sein. Ich kenne Menschen, die sammeln Bücher nach Farben, Größe oder Verlag. Oder meiden Lyrik, Krimis, Herzschmerz, was immer. Suum cuique.

Fakt ist – Lesen ist ein Geschenk, weil es voraussetzt, dass wir lesen lernen durften, also Zugang zu Bildung hatten. Lesen ist eine Form der Kultur, über die wir uns Wissen aneignen können, es dient der Unterhaltung, dem Grusel, Lachen und Weinen. Viele Filme waren Bücher, die im Kopf des Lesenden zu Epen wurden. DAS ist die Power des Lesens, je nach Literatur bevölkern tausenderlei bekannte und unbekannte Wesen unser Denken.

Bücher sind Vergnügen, sie machen oft heiter. Die besten Bilder im Netz sind doch wohl ungelogen nicht die von tollen Sonnenunter- und –aufgängen, sondern von fantastischen Bibliotheken. Welcher Bücherfreund freute sich nicht darüber. Als Kind dachte ich darüber: Wenn man das alles gelesen hat, ist man der klügste Mensch der Welt. Damals war mir der Unterschied zwischen Wissen und Weisheit nicht bewusst. Also, Bücherfreunde – seid vergnügt über eure Schätze.

 

Sandra hat das Buch am Strand fotografiert. Möge es zuvor viel Lesefreude beschert haben. Danke dir!

 

Tiefe Wurzeln

Die Bäume mit tiefen Wurzeln sind die, die hoch wachsen.

Frédéric  Mistral, 1830–1914

Bäume – endlos scheinen die Formen und eine jede hat ihren Zauber. Danke an Steffen für das wunderbare Foto aus China.

Seelenfrieden

Seelenfrieden – wundervoll. Das Wort gehört zu den drei Worten, die bei unserer Arbeit mit dem inneren Kraftteam am häufigsten genannt werden. Offenbar ist der Seelenfrieden ein tiefer Wunsch. Darin steckt der Frieden, der uns be-friedet, uns friedlich stimmt uns selbst und der Welt gegenüber, der allerdings ist in der Seele beheimatet oder darf sie befrieden.

Was die Seele ist, wollen wir freundlicherweise am Montagmorgen mal unbeantwortet lassen, um nicht in nahezu jahrtausendealte Diskussionen einzusteigen. Einigen wir uns vielleicht darauf – der Ort, an dem wir durch die Herzkraft die Schnittstelle zwischen Herz und Geist wahrnehmen. Wenn der im Frieden ist, ist alles im Frieden.

Modern wissenschaftlich sorgt Herzkohärenz durchaus für eine Art Seelenfrieden, der weit mehr als eine organische Beruhigung ist.

Seelenfrieden bedeutet nicht, dass dann „die arme Seele Ruh“ hat, sondern dass wir in unserem inneren Wesenskern ruhig, gelassen, still und freundlich allem gegenüber sind und mit wachen Ohren lauschen, offenen Händen geben und mit einem Lächeln unser Tagwerk tun dürfen.

Und weil allein das Wort schon viel auslösen kann an innerer Ruhe, Freude, Stille und Friedfertigkeit, habe ich es für den Start in die neue Woche ausgesucht.

 

Allen einen seelenfriedlichen Wochenstart.

 

Stephanies Bild von letzter Woche strahlt für mich auch viel Frieden aus. Dankeschön!

Wesens-Tiefe

In meines Wesens Tiefen spricht

Zur Offenbarung drängend

Geheimnisvoll das Weltenwort:

Erfülle deiner Arbeit Ziele

Mit meinem Geisteslichte,

Zu opfern dich durch mich.

Wochenspruch für diese Woche von Rudolf Steiner aus dem anthroposophischen Seelenkalender.

MenschenWunder

Heute: MenschenWunder. In den letzten Wochen gab es bei uns hier viel Input zum Thema Führung, Zukunftsängste und Entwicklung generell. Aus diversesten Ecken und Richtungen. Auslöser war eine Diskussion gewesen, in der es um Motivationscoaches ging und wie ich dazu stehe. Gar nicht. Es steht mir in keinster Weise zu, die Arbeit anderer zu bewerten. Mein Job ist es, meine Arbeit bestmöglich zu machen und mich jeden Tag darin zu üben.

Es stimmt – permanent flattern mir gigantische Angebote ins Haus, wie ich mich mit KI verbinden soll, weshalb es für mich überlebenswichtig ist, mehr Werbung zu machen, Podcasts aufzunehmen und bei 1000 Kongressen mit dabei zu sein. Ja. Mag sein in der Welt mancher Menschen. Nicht in meiner unbedingt. Ich habe das Privileg, mit sehr motivierten, engagierten und wunderbaren Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, sie dabei zu begleiten, ihre Wundertüte an Begabungen und Fähigkeiten zu entdecken.

Ich habe keinen Zauberstab, keine Tschakka-Gute-Laune-Peitsche. Meine Arbeit soll langfristig wirksam sein, das ist nicht „Glücksfee verteilt Keks“. Wer das haben will, wird leicht fündig, die Schreie am Markt sind laut und bunt, schrill und schräg.

Meine Arbeit hat viel mit Stille zu tun. Mit dem, was auftaucht, wenn man eintaucht. Mit dem sachten Erkunden der Schattenanteile. Mit Erkennen UND Handeln. Erkenntnis ist für mich nur ein Trostpreis, der muss ins Tun führen. Verantwortung, Disziplin im besten Sinne sind durchaus Begriffe aus meinem Wortschatz. Overnight zum Superstar – mag sein und für mich völlig okay, wenn das jemand sucht und findet und damit glücklich wird.

Mir erscheint langfristig gut aufgestellt sein, sich kennen, seine Werte definieren, Klarheit schaffen, Resilienz ausbauen, Ressourcen erkennen und nutzen durchaus sinnig. Selbst denken lernen ist wichtig. Am allerwichtigsten erscheint mir jedoch, dass der Mensch erkennt, dass menschlich sein nicht die größte Schwäche, sondern die wesentliche Stärke des Menschen ist und genau deshalb denke ich oft „Mensch, was bist du für ein Wunder.“ Deshalb ist MenschenWunder MEIN persönliches Adventskalenderwort und es kommt heute, weil an diesem Wochenende die angehenden Cardea-Therapeut:innen ihr Abschlusswochenende haben, ihre Arbeiten präsentieren und dann in ihre eigene Praxisarbeit gehen werden. Was in den zwei Jahren Ausbildung nicht alles geschehen ist, entfaltet wurde! An diesem Wochenende werden wir es erleben in den Präsentationen, die nochmal die gesamte Bandbreite dieser Gruppe aufzeigen werden. Darum geht es mir: Wer bist du? Was wirst du dieser Welt geben dürfen? Was hast du überwunden, integriert und möglich gemacht durch deine Art zu leben? Das ist mir wichtiger als Tschakkawonderland mit Glitzer, damit „es besser aussieht“.

 

MenschenWunder, lass es dir heute gut  gehen.

 

Sigrids Foto versetzt einen gleich in Feierstimmung! Danke dafür!

Ein Ende ist ein Anfang

Dankbar für zwei gemeinsame Ausbildungsjahre – an diesem Wochenende beenden unsere Cardea-Therapeut:innen ihren Kurs. Ein letztes Mal kommen wir im Kreis zusammen und erfahren, mit welchem tiefen Thema sich jede:r für die Abschlussarbeit auseinandergesetzt hat. Freude!