Vielleicht können wir am Wohnzimmer eine Schwelle hinbauen, damit der Rollstuhl mit Bruder auf die Terrasse kommt. Für ein bisschen draußen sitzen baut keiner die große Rampe auf, quetscht den Bruder auf einem zu engen Gartenweg und mehreren Stufen auf die Terrasse, sondern so hat er nur die Schwelle zu überwinden und ist da, wo ich ihn in diesem Sommer oft sehen mag: draußen im Sonnenschein. Dort kann er direkt seine geliebten Erdbeeren von den Säckchen ernten, die wir aufgehängt haben, schauen, was seine Heidelbeeren machen und die Gojibeeren neben dem Minispringbrunnen im Auge haben. Heute kommt ein Techniker und schaut, was geht.
Stufen können Hindernisse sein, die dafür sorgen, dass Menschen nicht hinauskönnen. Was für nicht gehandicapte Menschen keinerlei Gedanken wert ist, stellt für andere unüberwindbare Hürden dar. Wie hilfreich, wenn wir immer wieder mit den Augen der anderen sehen und erfahren dürfen, dass die Welt, wie wir sie wahrnehmen, oft eine andere ist. Egal, ob es um unüberwindbare Profilkanten von Terrassentüren geht, um Duscheinstiege, zu enge Türen oder um uns noch fremde Ansichten, Glaubenssysteme und vieles mehr. In den Schuhen des anderen gehen bedeutet nicht, alles gut zu heißen, sondern Verständnis zu entwickeln. So kommen wir in Kontakt. So bauen wir Brücken.
Hab einen feinen Mittwoch.